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sogenannten conservativen Ministeriums nur taube Ohren zu haben. Im Unterhause ertheilte der erste Lord des Schazes, Arthur Balfour, dem Iren Redmond auf die Anfrage, was die Regierung zur Beseitigung der für die Katholiken beleidigenden Stellen der Deklaration zu thun beabsichtige, eine Antwort, die weder seiner Stellung als Staatsmann, noch der hohen Bedeutung der Sache auch nur annähernd entsprach. Er sei „kein besonderer Bewunderer der in der Deklaration angewandten Worte", indeß besize die Frage hoffentlich auf lange Zeit keine praktische Bedeutung mehr. Mit anderen Worten: Es soll alles beim Alten bleiben, eine Vorlage zur Beseitigung des Aergernisses wird nicht eingebracht und bei dem nächsten Thronwechsel werden dann wohl die blasphemischen Worte wiederholt. Ob Redmond mit der Bemerkung, solange der Eid bestehe, werde a dem Könige sein Jahrgeld verweigern, das Richtige getroffen, soll nicht untersucht werden. Sachgemäß dagegen hob der Ire O'Brien hervor, es dürfte doch zweifelhaft erscheinen, ob die Regierung an die „gößendienerischen“ katholischen Kapläne im Heere und in der Marine künftig noch Gehälter auszahlen werde. Balfour sagte zu, daß hier keine Aenderung eintreten werde. Im Oberhause beantwortete Marquis von Salisbury, der Ministerpräsident, eine Anfrage des Lords Braye über den Eid mit dem Bemerken, er bedauere dessen Wortlaut, könne aber eine Abänderung nicht zusagen.

Lassen wir uns, bemerkt das „Tablet" mit Bezug auf Balfour, durch eine derartige Sprache zu Narren halten, dann verdienen wir diese Behandlung. In der That muß das Eisen geschmiedet werden, solange es heiß ist. Rühren sich die Katholiken jezt nicht, sondern erst nach Ablauf von Jahren, dann wird man ihnen entgegnen: Dem König bereitet ihr sein Grab vor seinem Hintritt. Die Sache der Katholiken ist übrigens so heilig, das an ihnen begangene Unrecht so schreiend, daß die Nation in ihrem gefunden Sinne sie nicht verlassen wird. Wenn der politische Fanatismus

des 17. Jahrhunderts die protestantische Thronfolge in England nur mit solchen Abschwörungsformeln stüßen zu können glaubte, dann wird es der politischen Weisheit des 20. Jahrhunderts doch gelingen, dieses Ziel mit ehrbaren Mitteln, wie sie der Rechts- und Culturstaat heute verlangt, zu ers reichen. Im Interesse aller Unterthanen, der Katholiken wie der Protestanten, aber liegt es, daß eine Abänderung der Eidesformel vor der feierlichen Krönung erfolge. Denn bei der Krönung hat der Monarch zu geloben, die vom Gesez errichtete protestantisch-reformirte Religion aufrechtzuerhalten“ und außerdem „die Einrichtung der vereinigten Kirche von England und Irland unverleßlich zu schüßen“. Also neue Gewissensbedenken, da Krone und Parlament schon 1869 die etablirte anglikanische Kirche in Irland beseitigt und über deren Güter verfügt haben.') Dem König diese Unwahrheit zu ersparen, das ist eine häusliche Angelegenheit der Protestanten. Den englischen Katholiken ist ihr Ziel flar vorgezeichnet und ebenso der Weg, auf dem es zu erreichen ist. Möchten die Mittel dazu: Entschlossenheit, Muth, Ausdauer nicht versagen.

Aachen.

Alfons Bellesheim.

1) Ausführliche Darstellung des Untergangs der etablirten Staatskirche Irlands bei A. Bellesheim, a. a. D. 3, 601–17.

XLVIII.

Manegold von Lautenbach

Ein Beitrag zur Philosophiegeschichte des 11. Jahrhunderts.

(Schluß.)

So glaubt Manegold zu erweisen, daß in der alten Philosophie, daß speziell in den Schriften eines Macrobius verderbliche Irrthümer enthalten seien. Allein es war nicht nur der Gegensatz zwischen heidnischer Philosophie und christlicher Offenbarungslehre, welcher seine Denkweise beherrschte. Derselbe ergibt sich für ihn, wie wir deutlich wahrnehmen können, aus dem tiefer liegenden zwischen Wissen und Glauben überhaupt. Manegold gehörte nicht zu jenen Geistern, welche dem Frieden zwischen Vernunft und Glauben das Wort redeten, sondern zu jenen, welche den Gegensatz betonen. Seine Absicht ist, zu zeigen, wie abweichend zumeist und verschieden die von oben kommende Unterweisung und die feinen Hirngespinste der Menschen lauten. 1) Wenn er eine Grenzlinic zwischen dem Vernunftund Glaubensgebiete zieht, so geschieht es nicht, um ein beiderseitiges Recht zum Zwecke eines friedlichen Einvernehmens festzustellen, sondern um ein vermeintliches Unrecht der Vernunft zu kennzeichnen. Ungefähr zwei Jahrhunderte

1) Quam inconvenientes in plerisque et dissonae sint coelestis institutio et humanorum versutiae figmentorum. Ib. c. 12 Migue 155, 170 B.

mußten bekanntlich noch vorübergeben, bis fid die Ecolainf über das Verhältniß von Verrurit urd Offenbarung, Wien und Glauben klar wurde. Maneaold ist der Meinung, daß auf dem Erkenntnißgebiete durch die übernatürliche Crdnung die natürliche ihr Recht verloren habe, daß die Tbatiachen der übernatürlichen Ordnung eire Iritant bilden gegen allgemeine Erfahrungsiäße. In dieiem Einne verwendet er besonders zwei Glaubensdogmen, die Geburt Chriin aus der Jungfrau Maria und seine Auferitebung. Durch das erstere werde der ganzen philosophicken Tenfreie die Grundlage entzogen. Wenn man vorher geichlossen: Si peperit, cum viro concubuit, jo habe die Geburt Chrifti aus der Jungfrau die Geltung dieies Sazes aufgehoben. 1) Das Dogma von der Auferstehung aber strafe den Philosophen Lüge, welcher dem Menschen die Eigenschaft der Sterblichkeit zuschreibe. Denn Christus, der Gottmenich, jei auserstanden und werde nicht mehr sterben. Und so existire ein Mensch als animal immortale. Da ferner die Uniterblichkeit auch denen zugeführt wird, welche Christus nachfolgen, so kommen Gott und Mensch durch die Weisheit und Gnade in einer Definition überein, welche der Philosoph durch die Einführung eines vorübergehenden, unwesentlichen Merkmals habe trennen wollen. 2)

1) Secunda (nativitas, jo genannt im Unterschied zu dem Hervorgang aus dem Vater) propter insolitum nascendi modum totius philosophicae rationis evacuat firmamentum. Constanti namque consequentia proponebant: Si peperit, cum viro concubuit. Verum natus est puer fortis, angelus consilii, philosophus castitatis et per venerandam de perpetua virgine nativitatem praedictam propositionem cassavit. 1. c. c. 14, Migne 155, 163 A.

2) Mentitur ergo philosophus enuntians omnem hominem esse animal rationale mortale, quia Christus resurgens ex mortuis jam non moritur, mors illi ultra non dominabitur. Ac pro hoc quidam homo factus est animal immortale . . . et sic

Es ist zu bemerken, daß diese Aeußerungen nicht lediglich im Sinne einer rhetorischen Figur auftreten, sondern daß sie als Belege gelten wollen für den Unwerth der philosophischen Denkweise gegenüber der theologischen. Daß der hier kundgegebene Standpunkt auf die Unmöglichkeit aller Wissenschaft als naheliegende Consequenz hinausführt, mochte Manegold, falls es ihm überhaupt zum Bewußtsein kam, um so weniger Bedenken bereiten, da „der Schöpfer, wie er meint, die Freunde des ewigen Lebens nicht zum Studium weltlicher Philosophie, die sich fast ganz auf Vergängliches bezieht, berufen hat“.1)

Fragen wir nach den Impulsen, welche die eigenartige Stellung Manegolds zu der Wissenschaft bedingen, so ist oben bereits des Zusammenhanges gedacht worden, welcher in der damaligen Zeit des Kampfes zwischen der kirchlich politischen und der allgemeinen Geistesrichtung bestand. Die päpstliche Partei, zu deren entschiedensten Anhängern in Deutschland Manegold zählt, war eine Reformpartei. Ihr großes Ziel ersah sie darin, der allenthalben um sich greifenden Verweltlichung Einhalt zu gebieten. Je mehr sich diese legtere seit dem 10. Jahrhundert auch des wissenschaftlichen Gebietes bemächtigte, je mehr die Vorliebe für die alte Literatur wuchs, je beabsichtigter der Hinweis auf einen angeblichen Widerspruch zwischen Wissen und Glauben hervortrat, je bereitwilliger einzelne Dialektiker in diesem Antagonismus auf die Seite des Rationalismus traten, desto mehr fühlten

(collata homini immortalitate) per Christi sapientiam et gratiam sub una definitione conveniant (= deus et homo), quos mortalis philosophus per infatuatam prudentiam transitoria qualitate dividebat. 1. c. c, 22, Migne 155, 171 B. 1) Non enim creator temporis ad dimetiendas plagas coeli et planetarum concursus sive motus siderum discernendos seu ad mundanae philosophiae studium, quod totum pene circa peritura expenditur, amatores perennis vitae vocabat. Ib c. 20, Migne 155, 168 B.

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