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Seiten die Bekehrungsapostel mit gewinnendem Lächeln, langsam und vorsichtig!"

In diesem Gassentone geht es durch alle „Mittheilungen“. Anstand, Wahrheitsliebe, Ehrlichkeit, Vernünftigkeit: alles wird mit Füßen getreten. Freilich ist auch etwas anderes nicht von solchen zu erwarten, welche den lüderlichen Ulrich von Hutten zu ihrem Patron und Vorbild sich erkoren haben. Merkwürdig aber ist, daß die Innsbrucker deutschradikalen Helden und mit ihnen viele deutsche Protestanten noch des Glaubens sind, sie könnten mit derartigem literarischem Schmuze die erlöschende Los von Rom-Bewegung am Leben erhalten; noch merkwürdiger, daß es in Desterreich und selbst in Deutschland Leute gibt, welche sich diese Sudeleien zuschicken lassen und dafür jährlich vier ganze Kronen oder Mark bezahlen, und das Merkwürdigste ist, daß diese Sudeleien in Tirol, im heiligen Lande Tirol, producirt werden. Welche Ironie des Schicksals!

Eine noch größere Ironie des Schicksals aber ist es, wenn unsere Deutschradikalen. im Interesse der Los von RomHete, sich auch noch des czechischen Hussit is mus annehmen, des Hussitismus, des Todfeindes alles Deutschthums. Man höre nur!

Im Jahre 1895 trat der katholische Priester Ischka, zuletzt in Liebeschütz bei Saaz, Diöcese Leitmerit stationirt, aber mit seiner geistlichen Behörde auf gespanntem Fuße lebend, zum Altkatholicismus über. Weil Czeche, fand er jedoch bei den österreichischen Altkatholiken, die alle „stramm deutsch“ sind, als Geistlicher keine Verwendung. Er ging nach Wien, heirathete und widmete sich dem rechtswissenschaftlichen Studium an der dortigen Universität. Bald jedoch begab er sich in die Schweiz, erlangte den Doctorgrad und ließ sich vom altkatholischen Bischof Herzog in den Schweizer altkatholischen Klerus aufnehmen. 1897 finden wir ihn auf dem Altkatholikentage in Wien. Hier trat er mit Eifer für die Gründung einer czechischen Nationalkirche auf

altkatholischer Grundlage ein. Traute man ihm nicht, oder trug man Bedenken, in jenen schwülen Tagen der Herrschaft der Badeni'schen Sprachenverordnung sich überhaupt mit den Czechen einzulassen: kurz, die strammdeutschen Altfatholiken lehnten es ab, sich mit Ischka und seinen czechischnationalen Kirchenplänen weiter einzulassen. 1898 verließ Ischka die Schweiz. Er wandte sich nach Prag, wo er ein czechisch-nationales Kirchenblatt, den „Narodni Katolik" (Nationaler Katholik) gründete. Auch trat er in mehreren Versammlungen in Böhmen und Mähren als Redner auf, für eine czechisch nationale Kirche werbend. Es gelang ihm, sowohl in Prag wie in Neupaka, einige Anhänger zu gewinnen. Nun bewarb er sich wieder um die Aufnahme in den Verband des altkatholischen Klerus in Desterreich; aber die altkatholische Synode wies ihn wiederum ab. Die Badeni'sche Sprachenverordnung war noch nicht aufgehoben und unsere Altkatholiken wollten noch nicht auf den Ruhm verzichten, nur Priester deutscher Nation in ihren Reihen zu haben und zu dulden.1)

Um bei seinen Connationalen mehr Einfluß zu gewinnen, spielte sich Ischka in seinem Blatte als ein Ultraczeche auf. So erklärte er in der Nummer vom 27. September 1900, daß er nichts Anderes erstrebe, als die autonome nationale czechoslavische Kirche nach den alten katholischen Grundsägen, entsprechend der cyrillischmethodenschen und hussitischen Tradition der czechischen Nation." In derselben Nummer forderte er zu Sammlungen für die Errichtung einer Kirche in Prag auf, wobei er hervorhob, daß diese Kirche vom reinen und ehrwürdigen hussitischen Geiste erfüllt sein solle und in welcher bei

1) Der altkatholische Bisthumsverweser einen Bischof haben die österreichischen Altkatholiken noch nicht ist übrigens selbst nichts weniger als ein Sohn Germaniens. Sein urczechischer Name Milosch Czech deutet wo anders hin.

allen gottesdienstlichen Handlungen und der ganzen Messe nur die czechoslavische Sprache zur Anwendung kommen solle und die zum glorreichen Andenken des Magisters Johann Hus Bethlehems-Kapelle heißen werde." 1) Also Wiederaufrichtung des hussitischen Kirchenthums war das Ziel Ischka's. Nun ist aber dieses Kirchenthum in Desterreich seit Ferdinand II. verboten. Weder das Toleranzedikt Joseph's II., noch die interconfessionellen Geseze der siebziger Jahre konnten ihm etwas nüßen, da es überhaupt nicht mehr existirte. Eine Neueinführung aber bedarf der staatlichen Genehmigung. Ohne diese Genehmigung mußte Ischko nothwendiger Weise mit den Behörden in Conflikt gerathen. Diesem Conflikte suchte er damit vorzubeugen, daß er nun wiederum Alles daran sezte, in den Seelsorgsflerus der in Desterreich staatlich anerkannten altkatholischen Religionsgemeinschaft aufgenommen zu werden. Diesmal hatte er Glück. Im Mai 1900 erhielt er die Aufnahme. Aber wem hat er sie zu verdanken? Unseren Deutschradikalen!

Diese heldenhaften Urgermanen waren schon längst mit Wohlgefallen der Wühlarbeit des Czechen Ischka gefolgt. Gern wären sie gleich im Anfange offen für ihn eingetreten, hätten sie nicht gefürchtet, durch ihre Protektion Ischka bei seinen Landsleuten in Mißkredit zu bringen und seiner Los von Rom-Aktion gleich von vornherein jegliche Aussicht auf Erfolg zu rauben. Sie hielten sich darum flug zurück. Als jedoch Ischka einen Anhang gewonnen hatte und es sich nun darum handelte, diesem Anhang eine feste Gestaltung zu geben, da hielt es die deutschradikale Partei an der Zeit, den czechischen Los von Rom-Rufer unter ihren Schuß zu nehmen. Der befannte Karl Wolf, Schönerer's Generalstabschef, verlangte in seiner „Ostdeutschen Rundschau“ die Aufnahme Ischka's in den Verband des altkatholischen Seelsorge

1) Vgl. Wiener „Reichspost“ vom 5. November 1900.

flerus Desterreichs.

Der altkatholische Synodalrath beeilte.

sich natürlich der Forderung Wolf's zu entsprechen.

Nun fühlte sich Ischka sicher. Von jezt ab hielt er an verschiedenen Orten öffentlich „altkatholischen" Gottesdienst, aber nach „hussitischer Tradition", denn er theilte das Abendmahl unter beiden Gestalten aus. Die Behörden ließen ihn vorerst gewähren. Als er jedoch im Juli auf der in der Moldau bei Prag gelegenen Sophieninsel in einem großen öffentlichen Saale wieder seinen hussitischen Gottesdienst halten wollte, schritt die Prager Statthalterei mit einem Verbote ein, mit Berufung darauf, daß Ischka als altkatholischer Seelsorger von Staatswegen noch nicht anerkannt sei; zugleich erließ die Statthalterei an alle Bezirkshauptmannschaften die Aufforderung, der Agitation Ischka's besondere Aufmerksamkeit zu widmen, die Bevölkerung in entsprechender Weise vor dieser Agitation zu warnen, alle Versammlungen, in welchen er Reden hielte, wohl zu überwachen und darüber eingehend Bericht zu erstatten.

Gegen das Verbot der Abhaltung öffentlicher Gottesdienste protestirte sowohl Ischka als auch der altkatholische Synodalrath; letterer recurrirte an das Ministerium. Mittlerweile richtete Ischka in einem Privathause ein größeres Lokal zu einer Kapelle ein, und am 21. Oktober feierte er hier zum ersten Male vor einem größeren Publikum wieder seine hussitische" Messe. Die Statthalterei erhielt davon Kenntniß. Sofort machte sie den altkatholischen Synodalrath darauf aufmerksam, daß Ischka, weil vom Staate noch nicht anerkannt, zur Vornahme einer öffentlichen geistlichen Amtshandlung nicht befugt sei, auch nicht in einer Kapelle, und daß er (der Synodalrath) selbst Ischka die Weisung geben solle, jeder öffentlichen seelsorgerlichen Thätigkeit sich zu enthalten, bis der beim Ministerium eingelegte Rekurs seine Erledigung gefunden hätte.

Am darauffolgenden Sonntage, am 28. Oktober, fand sich indessen Ischka wieder in seiner Kapelle ein; seine „alt=

katholische" Gemeinde war bereits versammelt, und er begann seine Messe. Er war bis zum Evangelium gekommen, als die Polizei in der Kapelle erschien. Der führende Beamte

trat an den Altar heran und forderte Ischka auf, den Gottesdienst sofort einzustellen. Ischka achtete dieser Aufforderuug nicht. Inzwischen wurde das anwesende Publikum veranlaßt, sich aus der Kapelle zu entfernen. Kaum war dies geschehen, forderte der Beamte neuerdings Ischka auf, die Messe abzubrechen. Derselbe lehnte dieses mit der Begründung ab, daß eine Unterbrechung der einmal begonnenen Messe unstatthaft sei. Nun wurde Ischka für verhaftet erklärt und, bekleidet mit dem Ornate wie er war, auf das Polizeicommissariat geführt. Hier legte er seine Meßkleidung ab, ward zu Protokoll vernommen und gab auf die Frage, wann er wieder Gottesdienst zu halten gedenke, keinerlei Antwort. Vom Polizeicommissariate weg ging er auf kürzestem Wege wieder in die Kapelle zurück, um seinen Gottesdienst zu vollenden. Die Polizei stellte sich wiederum ein und verhaftete Ischka zum zweiten Male, aber erst, nachdem derselbe mit seiner Messe zu Ende war. Die Kapelle selbst ward nun unter Polizeiaufsicht gestellt.

Gegen dieses Vorgehen der Prager Polizei trat nicht bloß Ischka, sondern auch der altkatholische Synodalrath auf. Letterer beschloß am 6. November: 1. beim Ministerium wegen Verlegung der den Altkatholiken durch das Staatsgrundgesetz gewährleisteten Rechte und Beleidigung ihrer religiösen Gefühle Beschwerde zu führen; 2. gegen jene Personen, welche in die Kapelle drangen und den Priester im Ornate durch die Stadt führten, bei der Staatsanwaltschaft die lage wegen des Verbrechens der Religionsstörung und öffentlicher Gewaltthätigkeit zu erheben; 3. bei Zusammentritt des Reichsrathes eventuell die Hilfe aller jener Volksvertreter anzurufen, denen an der Glaubens- und Gewissensfreiheit friedlicher Staatsbürger etwas gelegen ist." Es ist nicht zu verkennen, daß die Prager Polizei in ihrem Einschreiten

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