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doch feststehen, daß zu der Zeit, als die Krüger-Depesche des deutschen Kaisers in England viel böses Blut machte, der französische Botschafter in London dem englischen Minister des Aeußern Frankreichs bewaffnete Hülfe in einem englischdeutschen Conflikt in Aussicht gestellt habe. 1)

Soviel ist sicher, daß in dem blutigen Streit wegen Südafrika sehr viel, weit über Transvaal hinaus, auf dem Spiele stand. Zunächst war zu befürchten, daß England um seine fruchtbringende Arbeit in Aegypten durch den Neid gewisser Mächte betrogen würde. Alles das kümmerte aber die Partei der deutschen Buren-Freunde nicht. Es sind auch solche dabei, welche dereinst die Verpreußung Süddeutschlands mit Unwillen verurtheilt haben. Jezt wird Südafrika beweint, weil es durch eigene Verschuldung England zu seinem Besieger gemacht hat. Als die beiden preußischen Führer der „Alldeutschen“, die Abgeordneten Hasse und Lehr, zur Begrüßung des Herrn Krüger mit einer Adresse nach dem Haag reisten, wurde selbst das nationalliberale Hauptblatt am Rhein stußig:

„So lange diese Leute innerhalb der Grenzpfähle sich darin gefielen, ‚den Don Quixote zu spielen und loszurennen, wo irgend in der Welt englische Windmühlen gehen', konnte man sie zur Noth gewähren lassen; wenn sie sich aber be= müßigt sehen, ihre Agitation in das Ausland zu tragen und den Namen des deutschen Volkes vor aller Welt lächerlich zu machen, so ist das eine ausschreitende Taktlosigkeit, die den Einspruch und die Erinnerung herausfordert, daß es durchaus undeutsch ist, bramarbasirend mit großen Worten hausiren zu gehen, wenn man nicht im Stande ist, ihnen auch nur die fleinsten Thaten folgen zu lassen". 2)

1) Wiener Neue freie Presse" vom 10. December 1900; vgl. Münchener Allg. Zeitung“ vom 8. Februar 1901.

2) Aus der Berliner „Kreuzzeitung" vom 13. December 1900

LII.

Die Divina Commedia in neuer Uebersetzung.

Unter dem Eindrucke der Trauer über den Hingang des neben F. X. Kraus bedeutendsten Danteforschers der Gegenwart, Scartazzini, dessen Tod uns soeben die Zeitung meldet, sind wir veranlaßt, eine neue Erscheinung auf dem Gebiete der Danteliteratur zur Anzeige zu bringen, nämlich Poch hammers Danteüberseßung in deutschen Stanzen. Mancher, der sich die Terzine als die einzige Möglichkeit der Wiedergabe des Originales auch in nicht italienischen Sprachformen vorstellt, mag über die Kühnheit erstaunt sein. Doch, wer weiß, daß Pochhammer in seinem „Führer durch die Commedia" einen Beweis congenialer Befähigung dafür gegeben, daß die deutsche Stanze ihm sozusagen das Metall geworden, durch welches er den Genius des Dichters in deutsche Formen zu bilden vermag, wird das vorliegende stattliche Buch mit dem eigenartigen Buchschmuck und dem originellen Einband mit doppeltem Interesse in die Hand nehmen.

Pochhammer gehört, um das gleich nebenbei zu bemerken, wie Scartazzini nicht der Kirche an, für welche Dante gefühlt; troßdem ja wir könnten sogar hinzufügen: gerade deßhalb — bewundern wir ihn, daß er so mit dem Genius des Dichters gerungen, so hoch sich über die Masse der „Gebildeten" emporgeschwungen, um in den drei Reichen der Göttlichen Komödie die Wege und Geschicke des ringenden, sündigenden und durch

1) Dantes Göttliche Komödie in deutschen Stanzen frei bearbeitet von Paul Poch hammer. Leipzig, Druck und Verlag von B. G. Trübner 1901. 460 S. 8.o

göttliche Gnade sich reinigenden Menschen so treu und so tief wieder zu finden. Um diesen Punkt gleich jezt abzuthun, möchten wir nicht minder dem originellen Einfall, Luther in den Mondhimmel etwa zu verseßen, eine Seite abgewinnen, von der sich die Sache hören ließe. Nur gegen das Mißverständniß, als ob die reformatorischen Ideen des Dichters Dante nur im Geringsten an der göttlichen Sendung und dem übernatürlichen Charakter der Kirche Christi, der römischkatholischen Kirche, rütteln wollten (S. 442), müßten wir Protest erheben, im Namen des Dichters. Der alte Grundsat abusus non tollit asum ist bei Dante so deutlich, so mannigfach und klar ausgesprochen, daß hier jedes Wort überflüssig ist. Wir wissen allzugut, was geistreiche und geistlose Federn in dieser Hinsicht seit Aroux und Consorten in den Dichter hineingelesen haben. Wir meinen jedoch, freisinniger und doch auf katholischem Boden stehend, hat diesen Punkt kaum ein Werk behandelt, als die Dantebiographie von F. X. Kraus, welche unserem Autor nicht fremd geblieben ist. Wir bemerken dies ausdrücklich deshalb, weil uns Pochhammer sonst fast durchweg auf der rechten Bahn zu sein scheint, die uns in des Dichters Lande" zu führen vermag.

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Der kurze Commentar. 402-460, die beigegebenen Skizzen und Karten, die Eintheilung des Ganzen, vor Allem der Realismus und die Anschaulichkeit haben so etwas Eigenartiges und Ueberzeugendes, daß sie selbst dann packen und interessant sind, wo bei älteren Autoren, z. B. einem Ottimo, Buti, von Philalethes, Witte, Notter, Wegele u. A. anderweitige begründete Auffassungen vorliegen.

Was nun die Wiedergabe des Göttlichen Gedichtes in der Form der deutschen Stanze betrifft, so geben wir dem Ueberseger vollkommen Recht, wenn er bemerkt, daß für diesen Zweck und dessen Gelingen es vor Allem darauf ankam, den italienischen Sprachgenius selbst in deutsches Anschauen und Empfinden umzugießen. Und daß dieß fein geringes Stück Arbeit ist, geben wir ebenfalls zu. Daß Pochhammers Ueberseßung wirklich eine Leistung von nicht geringer Bedeutung ist, darüber scheint uns kein Zweifel mehr zu sein. Einzelne Partien der Uebersetzung sind so gelungen, daß man wirklich deutsche

ötfter.-volit. Blätter CXXVII 7. (1901).

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Tichtung vor sich zu haben vermeint. Auch die Treue der Wiedergabe läßt selten etwas zu wünschen übrig.

Den Beweis hiefür könnten wir freilich nur durch zahl reiche Parallelen mit dem Original einerseits und mit anderweitigen Uebersehungen andererseits beibringen. Möge hier statt vieler nur die herzerschütternde Klage Dantes Purgat. VI, 76 über sein Vaterland eine Stelle finden:

Ahi serva Italia, di dolore ostello,

Nave senza nocchiero in gran tempesta,
Non donna di provincie, ma bordello.
Quell' anima gentil fu cosi presta,
Sol per lo dolce suon della sua terra

Di fare al cittadin suo quivi festa; etc.

Einer der treuesten Uebersezer, Notter, gibt die Stelle so:

Sklavin du, Italien, Schmerzensstätte,

Im großen Sturm ein Fahrzeug ohne Steuer,
Herrin des Landes nicht, nein Unzuchtbette!

Wie war die edle Seele voll von Feuer
Beim bloßen Klang vom jüßen Vaterland!
Wie war des Landsmanns Ruhm für sie so theuer!
Doch in dir stehet Hand wild gegen Hand;

Die selber sinnen drauf, wie sie sich morden,
Die Eine Mauer, die Ein Wall umspannt! u. f. f.

Bei Pochhammer:

Italia! Wehe! Sklavin! Haus der Leiden!
Du steuerloses Echiff in Sturmesfluth!
Im Laster pflegt Dein Auge sich zu weiden!
Provinzen zu regieren fehlt Dir Muth!
Sieh, was an Schatten, was ar diesen beiden
Allein der traute Klang der Heimat thut!
Indeß die Deinen nur die Waffen tragen,
Um, die derselbe Wall umschließt, zu schlagen!

Vergleichen wir noch den Eingang in den ersten Gefang des Purgatorio:

Per correr miglior acqua alza le vele
Omai la navicella del mio ingengno

Che lascia dietro a sè mar si crudele etc.

Bei Philalethes:

Durch beßre Fluth den Lauf zu nehmen, ziehet
Die Segel auf jezt meines Geistes Schifflein,
Das hinter sich so grauses Meer zurückläßt,
Und singen werd ich von dem zweiten Reiche,
Allwo sich reiniget der Geist des Menschen,
Und würdig wird, zum Himmel aufzusteigen.

Bochhammer überseßt:

Die Segel hoch! Thu' auf die Geistesschwingen,
Da beßre Fluth, mein Schiff, der Stern Dir weist !
Nicht sollst Du fürder mit der Brandung ringen!
Vom zweiten Reich, das läutert unsern Geist,
Von Himmelshoffnung will ich diesmal singen!
Die Dichtung stehe auf, die todt schon heißt!

Besonders empfunden erscheinen uns der elfte Gesang des Paradiso, die Schilderung des Lebens des hl. Franz von Assisi durch den hl. Thomas von Aquin zu sein. Wie packend versteht z. B. Pochhammer die Terzine (Parad. XI. v. 52-54): Però chi d'esso loco fa parole

Non dica Ascesi, che direbbe corto,

Ma oriente, se proprio dir vuole

in die folgende Stanze umzuformen:

Assisi sollte man die Stadt nicht nennen,

Man sollte sie als Stadt des Morgens kennen!

Ebenso ergreifend einfach ist die Ueberseßung von Parad. XXII, Parad. XXVII u. a.

Ohne uns hier in manchen interessanten Excurs über historische, literärgeschichtliche, philosophische und theologische Einzelnheiten einzulassen, möchten wir dem Wunsche Ausdruck verleihen, das Werk des Verfassers möchte vielen Lesern dieselbe Anregung, die gleiche Freude und Hochachtung bereiten, wie dem Referenten, der - trop alles Spähens einzigen Druckfehler S. 282 entdecken konnte.

München, 13. 2. 1901.

J. Bach.

einen

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