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gegen Ischka die Grenzen der Klugheit stark verlegt hat. Auch wenn Ischka unter dem Schuße des österreichischen Altfatholicismus den in Böhmen verbotenen hussitischen Gottesdienst wieder einschmuggeln wollte, war es doch sehr unflug, ihn vom Altare weg im Ornate durch die Stadt auf die Polizei zu führen. Das nennt man Martyrer schaffen, ohne Noth. Eine staatliche Bestätigung Ischka's als altkatholischer Seelsorger in Prag ist indessen bis zur Stunde noch nicht erfolgt, ihm ist es deßhalb auch immer noch versagt, seine hussitische Thätigkeit fortzusehen.

Mag nun die Ischka-Affaire ausgehen, wie immer; jeden Falls ist es bezeichnend für die Gesinnungstüchtigkeit unserer Deutschradikalen, daß sie sich für die Sache Ischka's einsetzen, mit einem Eifer, der wirklich rührend ist. Diese Helden wollen in Oesterreich das Deutschthum retten, unterstützen aber eine Sache, welche für dasselbe eine neue schwere Gefahr in sich birgt. Mit dem Namen Hus verbindet sich die Erinnerung an eine der traurigsten Perioden der Geschichte des Deutschthums in unseren Sudetenländern. Ein schärferer Gegenjak, als er zwischen Deutschthum und Hussitismus bestand und besteht, ist nicht gut denkbar. Dem Hussitismus wieder zum Leben verhelfen, heißt die Stränge präpariren, mit denen das Deutschthum erdrosselt werden wird. Aber was ficht das Schönerer und Consorten an? Wenn nur ihr Priesterhaß wieder einmal Stillung und ihr Groll gegen die katholische Dynastie der Habsburger wieder einmal Befriedigung findet; das Deutschthum mag hinfahren. Deutschradikale und Hussiten im trauten Bunde wider Kirche und Dynastie! Welche Ironie des Schicksals!

Im Uebrigen dürfte die Sache nicht allzu tragisch zu nehmen sein. Ein Jschka ist nicht der Mann, der dem religiösen Hussitismus auf die Beine zu helfen vermöchte. Wenn auch die Czechen in Hus den Nationalhelden verehren und feiern, und wenn ihnen darum auch das hussitische Christenthum weniger unsympathisch erscheinen mag, so

werden sie dieses doch nicht us der Hand eines mit einer Tochter Germaniens verheiratheten Priesters annehmen. Das ganze Auftreten Ischka's hat deßhalb nur ephemeren Werth; daran wird auch das täppische Vorgehen unserer Polizei nichts ändern. Aber unsere deutschradikale Partei ist und bleibt vor der Geschichte gebrandmarkt als Helferin von Bestrebungen, welche in ihren Consequenzen nothwendig eine schwere Schädigung für das Deutschthum bedeuten.

Aus Böhmen.

V.

Zum Bücherwesen des Mittelalters.

(Kettenbücher.)

Zum Interessantesten des Mittelalters, das so viel Anziehendes bietet, gehört das Bücherwesen: die Schreibstuben (Scriptorien) mit ihren Schreibern, Rubrikatoren, Illuminirern und Einbindern, die Büchersammlungen mit ihren signirten Pulten 1) und den flach aufgelegten Büchern in guten Bänden bezeugen uns die Hochachtung und Liebe, welche die Altvordern zu den Wissenschaften trugen.

Wollte ein Schüler der berühmten Sorbonne in Paris die Bücher benußen, so durfte er nur im Talar und mit dem Birett die Bücherräume betreten, jedenfalls aus Hochachtung vor den Meistern der Wissenschaft, deren Werke hier geborgen.

1) Auch in Heidelberg lagen die Bücher auf Pulten; manchmaj lagen 30 Bücher auf einem dieser Pulte.

lagen. Sorbonicus ad bibliothecam non accedat nisi ornatus toga et pileo quadrato. So die erste Vorschrift in der Bibliothekordnung aus den achtziger Jahren des 15. Jahrhunderts.1)

Nicht bloß einzelne Bücher lagen an einer Kette, sondern ganze Sammlungen, und zwar damit sie nicht entwendet, aber auch damit sie nicht einem Einzelnen entliehen würden, sondern zum beständigen, sofortigen, gemeinsamen Gebrauch jederzeit bereit lägen, daher Theile einer Sammlung angekettet, andere als nicht angefettet da lagen. Ein Bücherkatalog der Sorbonne vom Jahre 1289 sagt am Schluffe,2) es sei eine Bibliothek eingerichtet pro libris cathenatis ad communem sociorum utilitatem, welche Abtheilung die häufiger gebrauchten Bände enthielt gegenüber den seltener verlangten.

Ganz unverhohlen spricht sich die Inschrift der öffent lichen, allerdings erst in der Neuzeit entstandenen Bibliothek zu Amsterdam über den Zweck der Ankettung aus :

Miraris autem, cur cate nella e libros

Ligent, locis ultro quasi haud aptis suis?
Rem verbulo disce: Illud est, fur ne domum
Exportet, aut in auctionem perfidus.

Probi videntur saepe, qui sunt improbi.")

Zu einer früheren Zusammenstellung von Nachrichten über Kettenbücher in diesen Blättern 4) lassen sich als Nachlese immer wieder weitere das Interesse weckende und verdienende

1) Gleich nach dem Gotteshause solle die Bibliothek zur Pflege der Tugend und guten Sitte dienen, daher war über der Bibliothek zu St. Albans in England zu lesen:

Cum studeas, videas, ut sit virtus et honestas

Hic et ubique tibi causa finalis studendi.

Digby-Kobler S. 147.

2) Kirchenley. 8. v. Sorbonne. S. 524.

3) Sweertius, Selectae christiani orbis deliciae. Col. 1625 p. 735.

4) CXII, 325 (1893) dieser Blätter

Urkunden und Nachrichten geben, die wir einem größeren Leserkreise nicht länger vorenthalten sehen möchten.

Häufig wird in den Schenkungsurkunden vom Schenkgeber ausdrücklich verlangt, daß ihre Büchergeschenke an Ketten zu legen seien.1)

Pfalzgraf Friedrich schenkte 1474 einen Pergamentdruck des Catholicon an die Heiliggeistkirche zu Heidelberg, und zwar ad divini cultus augmentum et ad promovendum s. scripturae eloquium nec non pro augmentatione studii omnium personarum ecclesiae nostrae s. Spiritus membrorum universitatis studii nostri heidelbergensis, und dieses Catholicon solle dann im Chore dieser Kirche cathenis ferreis befestigt und zum Gebrauch der berechtigten Personen immer daselbst bleiben, ibi ad communem usum permaneant. Das Anketten schließt also den gemeinsamen Gebrauch geradezu ein.2)

Schon Friedrich's Vorgänger, Ludwig III., 1410-36, bestimmte in seinem Vermächtniß, ut omnes libri in ecclesia S. Spiritus ponerentur et cathenarentur atque sic cathenati in praedicta liberaria perpetuo permanerent.3)

Im Jahre 1333 bekennt der Convent der Dominikaner zu Jena, daß ihr Mitbruder Günther von Schwarzburg dem Hause geschenkt habe tria volumina s. Thomae doctoris. (nostri) super evangelia videlicet Mattheum, Marcum et

1) In mittelalterlichen Kirchen sieht man öfters die Seitenschiffe bis in halbe Höhe gewölbt, Emporen gleichend: hier lagerten die Bücher. So war es in Heidelberg in der Heiliggeistkirche, wo die berühmte Bibliothek (codices Palatini) lag, bis Leo Allatius sie nach Rom abholte. Aehnliche Emporen in Hermannstadt, Sevilla. S. Wattenbach, Schriftwesen. 3. Aufl. S. 620. Auch St. Stephan in Mainz (14. Jh.) hat solche überwölbte Seitenschiffe.

2) Mone in der Zeitschr. für Gesch. des Oberrheins. XIV, 147. 3) Acta Acad. Theod. Pal. I, 405; Wilken, Heidelb. Univ.-Bibl. S. 174, 90. Jm J. 1545 heißt es, die Bücher des M. Brechtel seien noch nicht an Ketten gelegt, deßhalb noch zu thun.

Joh. ad (nostram) librariam conventus in cathenis ponenda.1)

Johann Capistran sandte seinem Convent in Capistro gewisse Bücher, von welchen er einige als incatinandi bezeichnet.

Der Stiftspropst Heinrich (v. Ehrenfels) zu St. Peter in Mainz machte 1440 sein Testament, welches eine Reihe von Büchern enthält; seiner Stiftskirche St. Peter schenkte er ein Exemplar der Decretalen nebst dem Speculum judiciale, aber ita quod kathenentur in librariam et non vendantur, non alienentur nec concedantur extra librariam eorum.2)

Hermann Dwerg, latinisirt Nanus (Zwerg) aus Herford,3) Doktor der Rechte und Protonotar des apostolischen Stuhles, gestorben zu Rom 1430 und begraben in Maria Maggiore, gedenkt der Heimat in seinem Testament: er verlangt ein sehr einfaches Begräbniß, ein ihm gehöriges Haus in seinem Geburtsorte soll zu einem Asyl für sechs arbeitsunfähige arme Leute eingerichtet werden; seine Vaterstadt erhält 600 rhein. Gulden zum Ankauf einer jährlichen Rente behufs Aussteuer dürftiger Mädchen; der Stiftskirche der hl. Pusinna in Herford überwies er seine Bücher, diese sollen an Ketten gelegt werden sic ut alienari et permutari non possint. 4)

Mehrfach werden aus nahe liegenden Gründen gerade der Chor, Chorstühle einer Kirche als Verwahrort

1) Hesse, Urkt. über . . . Vermächtnisse von solchen Büchern, welche angekettet werden sollen, in Naumann's Serapeum XIX, 17. 41, woselbst eine Urkunde von 1514 mitgetheilt wird betreffend Schenkung von sieben theolog. Büchern seitens des Kanzlers H. Seyfried von Weimar an die Pfarre St. Peter und Paul daselbst, die Bücher sollen „angekettet . . . . werden ewiglichen." 2) Joannis, Rer. mog. II, 491.

3) Im Paderborn'schen.

4) Monatsschr. f. rheinisch-westfäl. Geschichtsforschung (Pick). 1877. III, 421.

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