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blos dafür, das Volk geistig zu bilden und zu bessern, nein, er dachte auch an das leibliche Wohl seiner Brüder, wie aus vielen Stellen der Bibel ersichtlich. Seine Lehre war lauter und wahr, und sein Leben stand in Einklang mit seiner Lehre. Es sind nicht seine Worte allein, die ihm ein Andenken für Jahrtausende gesichert haben. Heute würde Jesus, den man bei allen Gelegenheiten so gerne im Munde führt, aber auch nur im Munde wenn er seine Brüder so vertreten würde, wie er damals gethan, gar bald mit dem Gummischlauch und mit Plößensee Bekanntschaft machen und sich nicht des zehnten. Theils der persönlichen Freiheit erfreuen, wie damals. Herr von Stumm würde die Nägel zu seinem Kreuze unentgeltlich liefern. Jesus war ein Mensch wie wir, aber einer der besten und größten, die es je gegeben, und ich glaube auch, er wollte gar nichts anderes als ein Mensch sein".

So denken die unteren Stände über Christus weithin. Für Christus als Erlöser von unseren Sünden fehlt alles Verständniß.

Der Grund dieser Erscheinung liegt außer in der Leugnung der Gottheit Christi in der Selbstgerechtigkeit, die keine Sünden bei sich anerkennen will. Hat schon der Rationalismus die Vorstellung von einem eifrigen und beiligen. Gott, der über die Sünden zürnt und den Sünder nicht ungestraft läßt, sowie den Glauben an die Ewigkeit der Höllenstrafen in den oberen und unteren Ständen zerstört, so hat der heute herrschende Naturalismus, der Gott und jüngstes Gericht leugnet, die Vorstellungen von Sünde und Verantwortlichkeit und Sittlichkeit ganz gegenstandslos gemacht. Die Folge davon ist, daß viele Sünden immer layer und layer beurtheilt werden. Die Sittlichkeit wird als Produkt nicht der eigenen That, sondern der äußeren Verhältnisse dargestellt, und damit jede Sünde entschuldigt. So wird das Sündenbewußtsein und Schuldbewußtsein infolge der naturalistischen Anschauung auch in den unteren Kreisen immer mehr untergraben. Maßgebend für das Handeln ist allein die Frage: Was bringt mir den größten Nugen

und wovon habe ich den größten Genuß?" Maxime des krassesten Egoismus.

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Der Glaube an die Unsterblichkeit ist in weiten Kreisen der unteren Stände verschwunden oder doch erschüttert. In den Antworten an Rade finden sich auch Aussprüche wie:

"

"

„Ein schneller Tod ist jedenfalls der beste; an ein Leben nach dem Tode glauben heute wohl nur noch wenige Menschen". Der Mensch wird wieder Erde, aus der sich immer neue Lebewesen entwickeln“. „Ein Leben nach dem Tode gibt es nicht. In welcherlei Gestalt sollte denn das Leben fortbestehen? Und wo sollte es denn existiren? Die geistige Thätigkeit stirbt mit dem Körper". Wenn manche in den Arbeiterkreisen Sehns sucht nach einem Fortleben jenseits des Grabes zeigen, so finden andere wieder die Unsterblichkeit schrecklich. „Ein Leben nach dem Tode gibt es nicht, denn das wäre schrecklich". Andere verleugnen den Schmerz nicht, den ihnen die Aufgebung dieses Glaubens bereitet. „Der Tod hat etwas Schreckliches an sich. Das Schreckliche würde ihm genommen werden, wenn man felsenfest an ein weiteres geistiges Leben nach dem Tode glauben könnte. Ebenso wenig ich fest an einen Gott glaube, glaube ich an ein Leben nach dem Tode. Ist man gestorben, dann ist alles, alles vorbei. Trostlos, sehr trostlos!"

Wo der Glaube an Gott erstorben oder erschüttert ist. da hat das Beten feinen Sinn. Und thatsächlich steht es um das Gebet in den unteren Kreisen schlimm. Unzählige sind des Betens ganz entwöhnt. Man lacht und spottet in weiten Kreisen über das Gebet. Die gemeinsame Hausandacht mit dem gemeinsamen Gebet ist in den unteren Ständen immer seltener geworden.

(Schluß folgt.)

LVII.

Krenz- und Querzüge durch die neuere katholische Poesie.

X. Petri-Stettenfeier Rosegger.

1. Rosegger und das Apostolicum.

Wir können ihm nicht helfen, und mag er sich noch so sträuben, und mag er noch so feierlich erklären, wie damals contra Streiten: Nie wollte ich ein katholischer Schriftsteller sein!" - wir dürfen und müssen ihn hier behandeln, denn einerseits ist der Schauplatz aller seiner Erzählungen ein durchaus katholisches Land, sind seine Gestalten und Charaktere durchdrungen von den Anschauungen der Kirche, und zwar so, daß nicht nur das äußere Verhältniß und die in seinem Zusammenhang ruhende Geschichte, sondern überhaupt alles seelische Empfinden, alles an sich noch so weltliche Trachten, auf Glaube, Lieben und Hoffen, fast möchte man sagen im Rahmen des liturgischen Kirchenjahres, hinausläuft ; andererseits ist der steierische Waldpoet ein Didaktiker, ein Culturschriftsteller, der bestrebt ist, in volksthümlicher Weise sittliche und christliche Gesinnung zu verbreiten, aber auch Dinge, die nach seiner Meinung der allgemeinen Ausbreitung des christlichen Geistes in der modernen Welt hinderlich sind, zu bekämpfen". Ein Kirchenschriftsteller ist er freilich nicht, denn einen solchen im weiteren Sinne meint seine verunglückte Definition des „katholischen Schriftstellers",

unter welchem er einen „Clerifer" versteht, der „ausschließlich im Sinne katholischer Dogmen" schreibt.

Wehe, sehr wehe thut es uns, daß wir vor einem liebevollen Eingehen auf seine wunderbare Kunst, die uns so oft in das Reich friedensvoller, erdenabgewandter Schönheit erhoben, und uns so manche stille Stunde der Zelle versüßt, eine scharfe, peinliche Scheidung vornehmen müssen. Das Messer der Kritik - ach, und Rojegger ist vom genus irritabile vatum" einer der sensibelsten. Doch er wird uns verstehen; er hat ja selbst oft betont, daß er Tadel nicht fürchte, wenn er einem gewissenhaften Eindringen in seine Werke entstamme, er hat bei jeder Gelegenheit darauf hingewiesen, daß bei ihm Leben und Schreiben ein und derselben Pflicht entspringe. Nun, die nachfolgenden Auffäße sind eine nothwendige Forderung der Zeit und unseres Gewissens. Ehre, wem Ehre gebührt, auch dem Gegner. Leider hat man sich im Kampfe gegen Rosegger manchen Fehler zu schulden kommen lassen - leidige Sache, wenn Politik und Kunst in einem Topfe gekocht werden. Wir sprechen hier unser Bedauern aus, daß man sich hat hinreißen lassen, den offenherzigen Waldnovellisten einen „Lederhosen-Dichter“ zu nennen und ihm den Rath zu ertheilen, statt des Pegasus den Ziegenbock zu reiten und „mäck, mäck!“ zu rufen. Wir werden uns einer sachlichen Ruhe befleißen, aber doch unnachsichtlich trog aller unserer Verehrung seiner Kunst der Wahrheit nachspüren. Es schmerzt uns selber nur allzusehr, daß Rosegger mit seiner Didaktik in uns sein schönes Dichterideal zerstört hat.

Ich glaube unserer katholischen Kirche von ganzem Herzen alles, was sie mir aus dem Evangelium Christi zu glauben vorstellt. Ich glaube den katholischen Cultus, weil er mich erbaut, erhebt, zu reinen Empfindungen adelt, ich glaube die Sakramente, weil ich es vermag, in ihnen die hehre Idee des Christenthums versinnbildlicht zu sehen. Ich glaube die Kirchengebote, weil sie von der Welt ablenken und uns dem Göttlichen

näher bringen sollen. Ich glaube die Lehre von der Dreifaltigkeit, von der Jungfräulichkeit der Gottesmutter, von den Wundern und der Auferstehung Christi, wenn es mir gestattet ist, sie so symbolisch zu nehmen, daß sie meiner Auffassung und meinem Herzen nahekommt. Und ich empfinde in diesem Glauben die Gnade einer großen Seligkeit."

So zu lesen in dem von Rosegger 1876 gegründeten und von ihm seither mit großem Geschick geleiteten „Heimgarten", in welchem alle seine Schriften, bevor sie zur Buchausgabe gelangen, niedergelegt sind. Alle folgenden, der Sache entsprechend langen und zahlreichen Citate entnehmen wir diesem periodischen „Tagebuche Roseggers“, ohne jedoch — aus Gründen glätterer Darstellung den Fundort numerisch zu bezeichnen, zumal da die Hauptsache dem im 20. Jahrgange (1896) veröffentlichten Credo des Redakteurs entnommen wurde.

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Also: wenn es mir gestattet ist, sie so symbolisch zu nehmen, daß sie meiner Auffaffung und meinem Herzen nahefommt". Diese fettgedruckte Restriktion ist der Schlüssel zu Roseggers Glaubensbekenntniß und erschließt uns ohne weiteres den grenzenlosen Spielraum des Subjektivismus und Eklekticismus. Damit ist aber des Waldpoeten religiöse Sondereigenheit noch nicht tief genug bezeichnet. Rosegger ist Künstler durch und durch, und der Künstler versinnlicht, indem er den Verstand nur im Allgemeinen als Regulativ seiner Stimmungen handhabt. So tritt er nun an den Glauben heran, der ihm 1) nicht mit dem Verstande erfaßt und begründet werden kann, sondern nur mit dem Gemüthe, weil er nicht abhängig ist von unserem Willen, sondern von der Nothwendigkeit der Natur, und darin besteht die „Gnade“

(,,Mein Gott läßt sich mathematisch weder bejahen oder (!) verneinen, und eine Religion, die sich auf den Verstand gründen will, anstatt auf das Gemüth, ist keine mehr") und dessen Ausdruck 2) nur ein Symbol, eine Versinnlichung

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