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tragen in die entlegensten Winkel irreligiöse Ansichten und stören den stillen Frieden gläubiger Herzen. Unter diesen Umständen werden auch Bücherverbote, so gut sie gemeint sind, unwirksam. Wer das Buch meidet, muß in der Werkstätte dessen Inhalt verkünden hören. Was folgt daraus? Auch katholische Volkskreise sind von der Flut des modernen Unglaubens umspült, und es besteht Gefahr, daß die verkommene Weltanschauung des Atheismus auch katholische Volkskreise inficire, wie sie eine große Zahl sogenannter Gebildeter bereits ergriffen hat. Daraus ergibt sich die Nothwendigkeit, auch auf katholischer Seite wachsam zu sein. Veränderte Angriffsweise fordert veränderte Taktik der Abwehr. Auch auf katholischer Seite wird man daran denken müssen, in Predigten und Broschüren mehr die Grundlagen des christlichen Glaubens, den Glauben an Gott und Unsterblichkeit, an Freiheit und Menschenwürde, den Glauben an Christus und seine Gottheit zu behandeln und darauf bezügliche Schriften massenhaft zu verbreiten. Auch das Volk verlangt heutzutage mehr Gründe und Beweise als hohles Pathos und flüchtige Rührseligkeit, man will nicht überredet, sondern überzeugt werden.

Wohl verbreitet der katholische Volksverein Flugschriften zur Wehr und Lehr, wohl vernimmt man da und dort Anläufe zu apologetischen Predigten und Vorträgen. Aber es muß noch mehr geschehen. Die Vertheidigung theistischchristlicher Weltanschauung muß ebenso systematisch auf allen Punkten aufgenommen werden, wie der Atheismus heutzutage die christliche Weltanschauung mit einem ganzen Heerbann von Agenten vom intriganten Universitätslehrer angefangen bis zum derben Agitator im Arbeiterkittel mit unerhörtem Erfolge bekämpft. Man beruft sich auf katholischer Sente sehr gerne auf die Verheißung, die Christus der Kirche gegeben hat: Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Gewiß lenkt Gott die Weltgeschichte und auch seine Kirche. Aber die Gläubigen sind dadurch nicht der

Kreuz- und Querzüge durch die neuere katholische Poesie. 629

Pflicht entbunden, mitzuarbeiten. Christus selbst und die Apostel waren unermüdlich und unerschrocken thätig in der Ausbreitung des Evangeliums. Ihr Muth, ihre Unerschrockenheit, und vor allem ihre Selbstlosigkeit muß allen denen maßgebend sein, die heute zur Vertheidigung des christlichen Glaubens berufen sind.

Würzburg.

Dr. Remigius Stölzle.

LXII.

Krenz- und Querzüge durch die neuere katholische Poesie. XI. Petri-Kettenfeier Rosegger. 2. Rosegger und die katholische Kirche.

Außer dem inneren Drange des guten Willens kann man von einem Reformator der Kirche mit Fug und Recht noch allerhand andere Dinge verlangen: Geistesbildung und Herzensbildung, im gleichen Vollmaß zugewogen. Da trat 3. B. der Cardinal Nikolaus von Cues, der Moselfischersohn, anno 1451 etwa so ausgerüstet zu seiner Mission auf den deutschen Boden. Nachdem er seinen durchdringenden, scharfen Verstand in der Schule geordneten und tiefgehenden Denkens den egoistischen Wünschen der brutalen Instinkte und den wechselnden Einflüssen des launischen Temperamentes ent= zogen, nachdem er auf Grund regelrechter humanistischer Studien in seltener Universalität und organischer Geschlossenheit seiner Geistesgaben Jurisprudenz, Mathematik, Physik, Philosophie und klassische Philologie studirt und darauf sich als Doctor in jure canonico den theologischen Wissenschaften zugewendet hatte,

ein Pfadfinder und Neubegründer auf

allen diesen Gebieten nachdem er sich als scharfsichtigen Staatsmann und Politiker erwiesen, der mit aufmerksamen Augen auf seinen großen Reisen vieler Menschen Städte gesehen und ihren Sinn erkannt," nachdem er „als ein Spiegel jeder priesterlichen Tugend" die Reform des eigenen Herzens unerbittlich durchgeführt, nachdem er, ein Kirchenfürst und Vertreter des heiligen Stuhles in den bedeutendsten Geschäften des damaligen Erdkreises, alle Regungen des kirchlichen Lebens, gleichsam seinen innersten Herzschlag erlauscht: da erst erging an ihn, den Fünfzigjährigen, die Sendung, die missio apostolica, ohne welche jeder zur That schreitende Erneuerungs- oder besser Neuerungsgedanke Anmaßung und Größenwahn sein muß. Und nun kam sein Grundsatz zur Anwendung, „daß nicht der Mensch das Heilige umgestalten müsse, sondern umgekehrt das Heilige den Menschen." Zwar milde, aber unbeugsam führte er sein Werk zum Ziele, das weder vergoldet noch lorbeer: geschmückt war. Die Sache Gottes begeisterte ihn, nicht das eigene Ich.

Und wie steht es nun diesem Geistesriesen und Willensherrn gegenüber mit Rosegger? Ein Zug ist beiden Männern gemeinsam: die schon im Knabenalter fertige Entschloffenheit zu eigenem Handeln, der erste Vorbote einer großen Willenskraft und Regsamkeit des Geistes. Das ist aber auch alles. Während dem Tusaner zum Lohne für seine Hingebung an die Kirche der Cardinalstitel „ad Sum Petrum in vinculis“ zutheil wurde, wandelte der Steyrer seinen so lange ge führten Vornamen „Petri Kettenfeier" in ein weniger romverdächtiges Peter" um. Rojeggers Leitmotiv in Religionssachen dem des großen Cardinals diametral entgegengesetzt lautet: Wie Gott die Menschen schuf nach seinem Ebenbilde, so schaffen sich die Menschen umgekehrt auch Gott nach dem ihren." Seine Reformsucht ist das miß geborene Kind zweier contradiktorischer, in seltsamer Mischung durcheinanderlaufender Eigenschaften, mit deren Hervor

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hebung in seiner Weise Rodolphe Reuß („Pâtre, tailleur et poète. Etude sur Pierre Rosegger" Paris, Fischbacher, 1890) den Waldpoeten richtig kennzeichnet: „Le sentiment religieux, si profond dans les récits de Rosegger, est un trait, que nos nous plaisons à relever tout particulièrement, puisqu'il s'y rencontre avec un autre trait de caractère, qui généralement ne va pas avec lui, avec un sentiment de libéralisme, non moins accentué peut-être“. 1)

Hier zum rechten Pendant das linke, in großen Zügen der Werdegang des österreichischen Erzählers und damit der Schlüssel zu allen seinen psychologischen Eigenständigkeiten. Rosegger (geb. 31. Juli 1843), der Sohn eines armen Waldbauern der Gemeinde Alpel bei Krieglach, empfing bei einem 1849 davongejagten und ums tägliche Brod. bettelnden „Schulmeister“ einen um so mangelhafteren Elementarunterricht, als er durch die große Entfernung vom Schullokal, durch Landarbeiten und seine körperliche Schwächlichkeit vom Besuch des Unterrichts vielfach abgehalten wurde. Das Rechnen war ihm verhaßt; je weniger er aber den trockenen Verstand übte, desto mehr ließ er die überschwellende, frühreife Phantasie ins Kraut schießen. Die auffallende Begabung machte sich unter den gutgesinnten, jedoch geistig nicht gerade sehr hoch stehenden Gemeindlern natürlich sehr bald allseits bemerklich, und so wurde der kleine Waldbauernbub zum Studium d. h. für den Priesterstand bestimmt. Verschiedene Bemühungen in dieser Richtung scheiterten an der Theilnahmslosigkeit der äußeren Umgebung, der Nachbars geistlichen, wie Rosegger immer wieder bitter hervorhebt (seine Berichte über diese Sache stimmen nicht immer überein),

1) Reuß' Anklage der Pariser Presse wegen Außzerachtlassung des ,,petit (!) pâtre styrien" fann dahin berichtigt werden, daß der Figaro" schon Mitte der 80 ger Jahre die Uebersetzung einer Roseggerschen Novelle gebracht hat.

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und ohne Zweifel auch an den selbständigen Antrieben des Knaben. Da nun dessen körperliche Constitution die Uebernahme der väterlichen Landwirthschaft nicht gestattete, jo trat er im Sommer 1860 bei einem auf der Ster" arbeitenden Schneidermeister in die Lehre. Die vier Jahre Schneiderzeit brachten Rosegger in 67 verschiedene Häuser, und das war die Schule seiner naturwarmen lebensvollen Kunst: unaus gesetzte Beobachtung des Landes und seiner Leute - war aber auch der Herd seines irrigen Denkens: unangefochtenes. autodidaktisches Grübeln und Simuliren eines reich veranlagten Kopfes, das von längst Gegebenem und Erprobtem nicht geleitet wurde, und das seinen Träger zum geistigen Beherrscher seiner tief unter ihm stehenden Mitwelt machte. Der angehende Kleiderkünstler liebte die Einsamkeit, besonders beim Kienspanlicht in stillen Nächten, die er in mehr als demo sthenischem Eifer über der aus allen Winkeln seiner Arbeitsprovinz wahllos und zahllos zusammengeschleppten Bauernliteratur verbrachte. Im 15. Lebensjahre hatte er seine ersten Dorfgeschichten und zwar nach Silberstein'schem Rezept geschrieben; damals aber verfaßte er hauptsächlich Kalendet mit allem Zubehör, die Wetterregeln nicht zu ver geffen, und legte seine Fabrikate auf den Familientisch eines von seinen Landsleuten viel besuchten Hauses auf. Durch Lob und Rath veranlaßt es war im Jahre 1864 sandte der 21 jährige Naturdichter, dessen Zukunft dem würdigen Pfarrer nicht ohne Grund Bedenken machte, eine Auswahl seiner Musenkinder an die „Tagespost“ des Dr. Svoboda nach Graz, der sofort mit einigen Gesinnungs. genossen die Weiterbildung des entdeckten Waldgenies in die Hand nahm und es für einige Jahre an der „Akademie für Handel und Industrie“, einer Grazer Privatanstalt, unterbrachte. Roseggers erstes Bändchen Zither und Hackbrett" brach unter der Vorwortägide Hamerlings („Persönliche Erinnerungen an Robert Hamerling" Wien 1891) vollends das Eis und eröffnete die Reihe seiner zahlreichen und viel

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