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daß er die Gnade haben möge, Einrichtungen zu treffen, die auch uns Katholiken in katholischen Sachen Gehör verschaffen, und zwar ein geregeltes, regelmäßig wiederkehrendes.“ 1) Aber Windthorst ist nicht mehr dazu gekommen; die Beschwerden sind die alten geblieben, ja jogar von Jahr zu Jahr zugewachsen.

Am 5. September 1899 hat der Kaiser in Straßburg bei der Tafel, an der auch der katholische Clerus vertreten war, eine Rede gehalten, in welcher der nachher viel besprochene Sag vom alleinigen Schuße vorkam: „Vor allem aber auch möchte ich den edlen Herren der Kirche, die einen so großen Einfluß auf unsere Bevölkerung haben, an's Herz legen, daß sie mit ihrer ganzen Arbeit und mit Einsegen ihrer ganzen Persönlichfeit dafür sorgen, daß die Achtung vor der Krone, das Vertrauen zur Regierung immer fester und fester werde; denn in den heutigen bewegten Zeiten, wo der Geist des Unglaubens durch die Lande zieht, ist der einzige Halt und der alleinige Schuß, den die Kirche hat, die kaiserliche Hand und das Wappenschild des Deutschen Reiches".2)

Zum Besten der katholischen Bedrängnisse ist aber die kaiserliche Hand nicht zu bemerken gewesen. Am 12. Juni 1900 traf der Kaiser zur Mansfelder Jubelfeier in Eisleben ein und hielt eine feierliche Rede, in die auch Gustav Adolf hineinbezogen war: „Je höher die Schwierigkeiten, desto fester das Ziel in's Auge gefaßt. Derjenige, der mir das großartige Beispiel gegeben hat, das ist der Reformator, vor dem wir hier stehen, und auch der, dessen Pokal ich hier in Händen. halte. So können auch wir auf unsere evangelische Sache dieselbe Devise anwenden, und wollen sie hoch und heilig halten, solange einer von uns lebt und Nachkommen hat." Ein Berichterstatter erinnerte sich dabei an das Wort von den „minderen Brüdern“, das Prinz Ludwig von

1) Berliner „Germania“ vom 19. April 1890.

2) Berliner „Germania“ vom 7. September und „Kölnische Volkszeitung" vom 8. u. 9. September 1899.

Histor. polit. Blätter CXXVII 1. (1901)

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Bayern einmal fallen ließ.1) Zum kaiserlichen Geburtstagsfest (24. Januar 1899) hatte derselbe hohe Herr gesagt:

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Die deutschen Katholiken verlangen ja nichts Anderes als volle Gleichberechtigung mit den deutschen Protestanten, und zwar vom Reiche, im Reiche, in jedem einzelnen Staate des Reiches, dieselbe Gleichberechtigung, deren sich in dem zweitgrößten Staate des Deutschen Reiches die Protestanten, obwohl eine Minderheit der katholischen Mehrheit gegenüber, erfreuen".

Dr. Lieber hat sich auch auf das Reichsgesez vom 25. Juli 1900 über die Rechtsverhältnisse der deutschen Schutzgebiete berufen, welches im Wesentlichen mit den Forderungen des Toleranzantrags des Centrums übereinstimmt. Von protestantischer Seite hatte es allerdings nicht an Widerstreben gegen solche Gleichstellung der Katholiken gefehlt;2) aber das Bedürfniß der Colonien war zu schreiend. „Ist es nicht ein beschämender Zustand,“ sagte Herr Lieber, „daß in den Schußgebieten des Deutschen Reiches erlaubt ist, was in den Einzelstaaten dieses mächtigen Deutschen Reiches verboten ist und verboten bleiben soll solange, bis nicht die Einzelstaaten sich herbeilassen, von sich selbst aus Wandel zu schaffen?" In zweistündiger Rede hat darauf der bayerische Abgeordnete Dr. Pichler ein Bild der empörenden Eindrücke entworfen, welches die Rechtlosigkeit der Katholiken in einzelnen protestantischen Ländern, namentlich in den lutherischevangelischen Musterstaaten Sachsen, Braunschweig und Mecklenburg darbiete. Abgesehen von den Aergernissen bei der Schloßfirche von Wechselburg ist auch Preußen an der Tyrannei nicht unbetheiligt geblieben: die Missionsverbote gegen Ordensgeistliche in Herting und Bensberg und das Verbot von Vorträgen des P. Andelfinger in Bochum, welchem sogar die Versendung der Stimmen von Maria-Laach" durch den

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1) „Kölnische Volkszeitung“ vom 13. Juni 1900.

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2) Parität in unseren Colonien“ s. „Kölnische Volkszeitung" vom 6. Oktober 1894.

Oberverwaltungsgerichtshof als verbotene Ordensthätigkeit gerügt wurde. Bei dem Katholikentag in Bonn erkärte der Abg. Lieber: „Seit jenem Erkenntniß ist die Lage für uns deutsche Katholiken in der Frage des Jesuitengesetzes unerträglich geworden."1) Es erfolgte denn auch nicht nur der neue Appell gegen den Bundesrath, welcher den lezten. Beschluß des Reichstags bezüglich der Aufhebung des Jesuitengesezes nicht einmal einer Antwort gewürdigt hatte, sondern auch der Toleranz-Antrag im Reichstag.

Wie es nun mit dem Antrag im Ausschuß gehen wird, steht dahin. Von den anderen Parteien außer dem Centrum verlangt er den Einen zu wenig, den Anderen zu viel. Jedenfalls darf man dabei nicht gleich an volle „Parität“ denken. Die stünde noch auf einem ganz anderen Blatte. Was würde sich in Preußen ändern au den Zuständen, die ein hochgestellter protestantischer Beamter einmal einem Katholiken gegenüber geschildert hat: „In meiner langen Dienstzeit habe ich schon viele Beamte angestellt. Die meisten waren, wie in Berlin natürlich, evangelisch. War einmal ein einzelner Jude darunter, so sah man's ihm ja gleich an. Wenn ich aber die Leute nach ihrem Religionsbekenntniß fragte, und sie mit der Antwort zögerten oder eine verlegene Miene annahmen, wie ein Angeklagter, der schon vorbestraft ist, konnte ich regelmäßig ergänzen: Sie sind wohl katholisch', und es traf immer zu. Daraus geht, so meinte der Herr, doch hervor, daß die Katholiken das Gefühl haben, ihr Bekenntniß sei für sie ein Odium in evangelischen Augen, ein Hinderniß in der Laufbahn. Das ist nicht gut, denn dadurch bekommen die Katholiken das Bewußtsein, geborene Opposition gegen den Staat zu seyn, und leider gibt's viele extreme Protestanten; die das befördern, indem sie in dem Auftreten eines Bischofs, ja sogar im Bau einer katholischen Kirche oder dem Erscheinen

1) „Kölnische Volkszeitung" vom 27 December 1899 und 14. September 1900.

eines katholischen Priesters in der Diaspora eine ähnliche Provocation sehen, wie im Ausstecken einer rothen Fahne durch die Socialdemokraten. Ich bin für wirkliche Parität, denn der Staat kann nur auf solche Unterthanen sich völlig verlassen, die das Bewußtsein haben, keine Stiefkinder zu seyn. So dieser hohe Beamte, aus dessen Aeußerungen ich nur noch das Wort anführen möchte: bloß ein einziger Katholik habe bei seiner Anstellung sofort laut und kräftig, ja mit einem gewissen überlegenen Stolze gesagt: er sei katholisch- und der, fügte er hinzu, ist jetzt mein bester Beamter."1) Kurz vorher war von der Paritätsforderung als „neuer Fahne" des Centrums viel die Rede. Das conservative Hauptblatt in Berlin hat sich aus den katholischen Organen im Westen und Osten Preußens deren Beschwerden gesammelt, ohne Angst zu verrathen. Und in der That, was hat sich seither im Wesentlichen geändert?

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„Das Ziel der (preußischen) Katholiken ist für eine Reihe von Jahren festgelegt: es ist die vollständige Gleichberechtigung mit den protestantischen Mitbürgern. Dieses Ziel aber kann nur erreicht werden durch ein zielbewußtes Centrum. Eigentlich drehen sich sämmtliche Beschwerden unsererseits um diesen Mittelpunkt. Denn es ist unparitätisch im höchsten Grade, wenn man den protestantischen Pastoren bedeutend höhere Staatszuschüsse gewährt als den katholischen Geistlichen; wenn man die protestantischen Diakonissen in jeder Beziehung be= günstigt und den katholischen Orden die größten Hindernisse in den Weg legt; wenn man die Prediger in der SchulAufsicht läßt, katholische Geistliche aber davon ausschließt und die katholischen Schulen mit weltlicher Aufsicht beglückt; wenn man bei beantragten Ordensniederlassungen erst bei Protestanten und Juden anfragt; wenn man über Interna der katholischen Kirche protestantische Räthe entscheiden läßt. 850 protestantische Geistliche verwalten die Kreisschulinspektion gegenüber 50 kathol= ischen Geistlichen; 2000 katholische Lehrer in Posen stehen unter 33 evangelischen Schulinspektoren. Katholische Schüler

1) Aus Berlin Kölnische Volkszeitung" vom 7. September 1894.

werden immer noch von den stiftungsmäßig katholischen Gyinnasien verdrängt und diese für Protestanten und Juden reservirt durch die Bestimmung, daß nur ein Drittel der Schüler von auswärts seyn dürfe; die Interessen der Katholiken werden im Cultusministerium neben 40 protestantischen Räthen von vier katholischen Räthen vertreten. Ordenspersonen dürfen keine wissenschaftlichen Vorträge halten, sofern dieselben nur etwas über Religion enthalten. Der Religionsunterricht befindet sich nach dem noch bestehenden Erlasse vom 18. Februar 1876 noch immer vollständig in den Händen des Staates. Das find unerhörte Zustände. Das Gute haben die letzten Verhandlungen sicher gehabt, daß durch sie wieder manchem vertrauensseligen Katholiken die Augen geöffnet worden sind, der vielleicht gemeint hat, der Culturkampf wäre schon längst zu Ende. Mit den schönen Worten des Ministers ist uns nicht gedient. Die Katholiken verlangen keine Bevorzugung, sondern Gerechtigkeit!" 1)

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VII.

Zur Geschichte der altchristlichen Kunst und Liturgie.

Die christliche Kunst in ihrem Entstehen zu beachten, den Werdeprozeß derselben in Wort und Bild zu erörtern, zählt allzeit zu den anregendsten und dankbarsten Aufgaben, welche dem Kunst und Culturhistoriker gestellt bleiben. Diese Anschauung bekräftigt auch das uns vorliegende jüngste Buch des geschäßten P. Stephan Beissel S. J., in welchem mehrere, bisher vereinzelt erschienene kunstgeschichtliche Abhandlungen des genannten Verfassers eine wesentlich erweiterte, durch zahlreiche Juustrationen belebte Zusammenfassung erhalten haben.2)

1) Berliner „Kreuzzeitung vom 4. April 1894.

2) Bilder aus der Geschichte der altchristlichen Kunst und Liturgie in Italien. Von Stephan Beissel S. J. Mit 200 Abbildungen. Freiburg, Heider, 1899. (M. 7.)

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