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schiedenen Stände in engsten Verkehr zu einander traten und die socialen Unterschiede mehr in Vergessenheit geriethen. Die Feier derartiger Feste war ein mächtiger Hebel des Gemeinsinnes, die gemeinsame Freude schloß die Herzen eng aneinander und bot eine reiche Entschädigung für die Sorge und den Druck des Alltagslebens (S. 224). Es verdient Dank, daß der Verfasser die alten Urkunden vielfach selbst zur Sprache kommen läßt. Etwas knapp und daher in manchen Punkten nicht ganz kritisch genau ist die Schilderung der wirthschaftlichen bezw. socialen Lage gehalten.

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4. Einer mühevollen, aber verdienstlichen Arbeit unterzag sich Professor Wasserrab durch die Feststellung der Hauptanwendungen des Begriffes social". Wer den inhaltlich wie formell vollendeten Vortrag, den Professor Wasserrab auf dem Münchener Gelehrtencongreß über dieses Thema gehalten hatte, verfolgt hat, wird das Erscheinen desselben im Druck freudig begrüßen. Es zeigt sich, daß Begriffe oft ein eigenthümliches Geschick haben, und daß sie durchaus nicht in dem Verhältniß, in welchen die Häufigkeit ihrer Anwendung wächst, auch an Klarheit und Bestimmtheit gewinnen. Eher trifft das Gegentheil zu, daß ein Begriff, sobald er sein Anwendungsgebiet erweitert und aus dem streng wissenschaftlichen Sprachgebrauch in den Wortschaß des Lebens übergeht, seine fest umrissene Bedeutung einbüßt. Nun ist kein Wort in der Gegenwart populärer geworden als der Begriff „social", und ein jeder glaubt sich desselben ohne Schwierigkeit bedienen zu können, weil jedermann das volle Verständniß davon zu haben vermeint. Leben wir doch in der socialen Aera, im Jahrhundert der Socialpolitik, in welchem die sociale Gesezgebung eifrig am Werk ist. Kurzum, es gibt kaum ein Wort, dessen Bedeutung einleuchtender und selbstverständlicher schien. Und doch ist die Sache bei weitem nicht so einfach, als es den Anschein hat; und durch den vulgären Gebrauch) ist das Wort social" (mit der Menge seiner Zusammenseßungen) zu einem Schlagwort im schlimmsten m geworden, an dessen Gebrauch sich viele Mißverständnisse angesezt haben. Die Mode hat sich dieses Wortes be

mächtigt (S. 5).

Wasserrab stellt eine dreifache Grundbedeutung von „social"

fest, nämlich im Sinne von staatlich-politisch und gesellschaftlich, oder im Sinne von gesellschaftlich im Gegensatz zu staatlichpolitisch, oder endlich nur auf bestimmte Theile der Gesell= schaft und des Gesellschaftslebens bezüglich, also z B. Volksgliederung, Gesellschafts- bezw. Wirthschaftsorganisation u. s. w. besonders mit Rücksicht auf die wirthschaftlich schwächeren Volksklassen (S. 29 f.).

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5. Der Streit im socialistischen Lager über den „Marxismus“ ist bekanntermaßen durch die rücksichtslose Kritik Bernsteins an den Hauptsäßen des Marxistischen Systems brennend geworden. Unter dem Marxismus“ faßt man folgende Hauptelemente zusammen: erstens die materialistische Geschichtsphilosophie, nach welcher die ganze Geschichte der Vienschheit nichts anderes ist als die Geschichte von Klassenkämpfen, und der geistige Lebensproceß der Völker nichts als der Refler der ökonomisch-technischen Entwicklung; zweitens, den ökonomischen Werthbegriff, nach dem die Substanz des Werthes in der in einem Produkt krystallisirten gesellschaftlichnothwendigen Arbeitszeit zu erblicken wäre. Dazu kommt als Drittes die Theorie von den sogenannten immanenten Gesehen der kapitalistischen Entwicklung (Krisen-, Verelendungsund Zusammenbruchstheorie).

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Schon in einer früheren Schrift über das Ende des Marxismus“ hat sich Paul Weisengrün als einen gewiegten Kenner des Marxismus und als einen scharfen, aber objektiven Kritiker desselben erwiesen. War er doch ehedem selbst ein gläubiger überzeugter Anhänger desselben, und war es ihm nach eigenem Geständnisse nichts Leichtes gewesen, von lang gehegten Anschauungen sich los zu machen. Durch diesen geistigen Entwicklungsgang wurde der Verfasser in hervor ragendem Grade zur kritischen Untersuchung des Marxismus befähigt.

Von Bedeutung ist die schon gleich zu Anfang gemachte Feststellung, daß Mary gar nicht von Haus aus Nationalökonom war und auf Grund seiner wirthschaftlichen Erkenntnisse zu seinen Aufstellungen gelangte (S. 58), er brachte vielmehr gerade umgekehrt gewisse fertige, aprioristische Vorstellungen mit, als er an das Studium des kapitalistischen Wirthschafts

systems herantrat. So mußten sich auch unter seinen Händen die Thatsachen formen und gruppiren, wie es die Rechtfertigung jener aprioristischen Vorstellungen erheischte. Marx war vollständiger Materialist, und insofern hat er durch die consequente Anwendung des Materialismus auf die Geschichte und den Ausbau desselben nicht geringe Bedeutung. Bei der kritischen Analyse der materialistischen Geschichtsphilosophie gesteht Weisengrün mit Recht auch den ökonomischen Faktoren eine gewisse Bedeutung zu (S. 97), aber er zeigt zugleich in prächtigen Ausführungen, wie auch wieder die Psyche auf die Technik einwirkt und sich als das Beherrschende erweist (S. 173). Und so habe der Marxismus mit seiner Geschichtsbetrachtung höchstens insofern Werth, als er als heuristisches Princip" zur Anwendung gelangt.

Der Verfasser mußte sich selbstverständlich in seiner Kritik des Marrismus auch mit dem Kapitalismus und dessen Lebensfähigkeit auseinanderseßen, und in dieser Beziehung bietet er eine lebenswarme, sehr gelungene Schilderung von Typus des modernen Geldmenschen (S. 175 ff.). Die feinsten Züge in Kunst und Literatur werden in die psychologische Erklärung socialer Vorgänge verwoben.

Die Durchführung einer eingehenden Analyse und Kritik des ökonomisch-philosophischen Gedankengebäudes, wie es Karl Mary geschaffen hat, erforderte selbst eine hervorragende philosophische Durchbildung, welche der Verfasser denn auch in hohem Grade besißt. Daß ihn seine moderne „erkenntnißtheoretische Grundauffassung dazu verführt, alle und jede „Metaphysik" als unreal abzulehnen, ist bedauerlich, aber auf diesem Standpunkt begreiflich. Auch vom ökonomischen Evolutionismus, wie er durch Herbert Spencer und neuerdings, wenn auch mehr gemäßigt, von Professor Bücher vertreten wird, hat sich der Verfasser nicht frei erhalten. Man braucht übrigens mit den philosophischen Erörterungen nicht im Allem einverstanden zu sein, und kann doch der hier geleisteten Kritik des marxistischen Systems uneingeschränkten Beifall spenden. Walter.

Berichtigung. Im 7. Heft S. 510 oberste Zeile muß es statt „entartet“ heißen entwerthet".

LXVIII.

Spanien in der allgemeinen Heze gegen die Kirche.

Ein böser Geist geht in Europa um. Es scheint, daß das zwanzigste Jahrhundert mit einem allgemeinen Culturkampf beginnen soll. Ueberall sind Vorbereitungen getroffen, hat der Sturm schon begonnen, deßhalb müssen auch die allgemeinen Ursachen dieser Erscheinung erörtert werden. Die Wirksamkeit der geheimen Gesellschaften, Presse, Bücher und Literatur, selbst die geringere oder größere Entfremdung der Miassen von der Kirche durch das staatliche Schulwesen, genügen nicht zu deren Erklärung. Jedenfalls eine Hauptursache der Kirchenfeindschaft besteht darin, daß namentlich im alten Jahrhundert eifrig daran gearbeitet wurde, Gott aus der Welt- und Völkergeschichte zu streichen. Dies geschieht hauptsächlich dadurch, daß die Geschichte grundsäglich gegen die Kirche geschrieben, diese als die feindliche, störende Macht hingestellt wird. Alle Gebrechen und Verfehlungen Einzelner werden sorgsam hervorgesucht, erfunden, herausgeklügelt, um, grell ausgemalt, mit abgefeimter Geschicklichkeit ausgebeutet zu werden. Die Verdienste der Kirche werden geläugnet, nur nothgedrungen und unter Vorbehalt zugegeben, aber stets entstellt und verkleinert, die Feinde und Bedränger der Kirche aber vertheidigt, gerechtfertigt, verherrlicht. Ist es doch soweit gekommen, daß die christlichen Blutzeugen als ihre verdiente Strafe erleidende Empörer, Staats

Hiftor.-polit. Blätter CXXVII. 10. (1901.)

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verbrecher hingestellt werden können. Damit fallen der göttliche Charakter und Ursprung der Kirche, das Walten der Vorsehung in der Weltgeschichte von selbst weg.

Für die protestantischen und liberalen Gelehrten gipfelt ohnedies die Weltgeschichte in Luther und der französischen Revolution. Alle Ereignisse und Thatsachen werden verschroben und zugestußt, um als Untergrund zu dienen, von dem die kirchlichen und politischen Revolutionäre sich um so großartiger, strahlender abheben. Daß Deutschland und Oesterreich eigentlich durch die Kirche geschaffen worden, der Papst durch Verleihung des Kaiserthums die Vereinigung der deutschen Stämme zu einem Volke, sowie die Zusammenfassung der einzelnen Völker zu dem jezigen österreichischen Kaiserstaat ermöglicht hat, davon erfährt man in den meisten heutigen Geschichtsbüchern nichts. Sogar troß unserer zahlreichen katholischen Geschichtschreiber entbehren wir heute noch eines volksthümlichen Handbuches, das an der Hand der Thatsachen und Ereignisse nachweist, welche unendliche Verdienste die Päpste von Anbeginn bis heute sich in Deutschland erwarben, wie ohne ihr Wirken deren Dasein und Geschichte sich eigentlich gar nicht erklären ließen. Um Protestantismus und Revolution zu rechtfertigen und zu verherrlichen, wird seit Jahrhunderten ein Berg von Vorurtheilen, Anklagen, Verleumdungen, Lügen und Lästerungen gegen die Kirche aufgehäuft. Diese kirchenfeindliche Geschichtschreibung be herricht die öffentliche Meinung, zum Theil wohl auch in manchen fatholischen Kreisen. Deßhalb ist es leicht, die öffentliche Stimmung gegen die Kirche aufzubringen.

In Desterreich kommt die durch die interconfessionellen Geseze bewirkte Entfremdung der Massen von der Kirche hinzu. Die Los von Rom-Heze ist die Wirkung der kirchenfeindlichen und dadurch vaterlandslosen Geschichtschreibung und Erziehung. Sie fußt auf Unglauben und Haß Oesterreichs. Josefinismus, vaterlandloser Geschichtsunterricht, interconfessionelle Schule haben die nationalen Gegensäße bis

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