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hier nicht ohne Rückwirkung bleiben nnd wird im Volke das katholische Bewußtsein wie anderwärts wecken helfen. Das gesammte vorige Jahrhundert hindurch hat das katholische Volk für die Kirche kämpfen müssen. In Deutschland, Frankreich, Belgien, Holland, England hat es schon tröstliche Erfolge aufzuweisen. Wohl die beste Bürgschaft, daß es auch im alten Kaiserstaat und in Spanien den Kampf bestehen wird, der gegen sein theuerstes Gut losgebrochen ist. Die Sache der Kirche wird immer mehr zur Sache des Volkes, dies ist das Zeichen der Zeit. Auch Spanien berechtigt in dieser Hinsicht zu allen Hoffnungen.

Der Rückschlag der Krieges mit Amerika ist in dem wahren Spanien, bei dem arbeitenden, strebenden, schaffenden Volke ein ganz anderer gewesen, als in der versumpften parlamentarischen Welt, welche das Land bedroht und aussaugt. Es gab sich allenthalben eine große Regsamkeit auf wirthschaftlichem Gebiete fund, zu welcher die aus den Siedelländern zurückgekehrten Spanier namhaft beitrugen. Sie hatten ihre Betriebe aufgeben müssen, brachten aber ihre Betriebsamkeit und Erfahrung, vielfach noch sehr bedeutende Geldmittel zurück, die sogleich zu neuen Unternehmungen gebraucht wurden. In den südlichen Provinzen wurden Kaffee-, Zuckerrohr-, Baumwoll- u. a. Pflanzungen angelegt, welche sich bewährten, Ertrag liefern, daher vervielfältigt werden. Spanien wird daher Bedürfnisse selbst erzeugen, welche es bisher aus seinen Besizungen und anderen überseeischen Ländern bezogen hatte. Sein Ackerbau wird dadurch nicht eingeschränkt, sondern zum Fortschreiten angeregt, so daß er mehr Getreide, Vieh u. s. w. liefern wird als bisher. Die großen Latifundien, welche in mehreren Provinzen der sachlichen Ausnügung des Bodens Hindernisse bereiten, werden unter dem allgemeinen Fortstreben weichen, sich umgestalten müssen. Die wirthschaftliche und sonstige Entwickelung wird allenthalben in schnelleren Gang kommen.

Spanien hat, wie auf der Pariser Weltausstellung ein

stimmig bestätigt wurde, in den letzten Jahrzehnten bedeutende Fortschritte auf allen Gebieten gemacht. Die Ruhe während der lezten Jahre der Regierung Isabellas hatte sich fruchtbar erwiesen. Aber auch seither ist tüchtig gearbeitet worden, wie gewissenhafte Berichterstatter mehrfach in ausländischen, auch deutschen Blättern (z. B. Voss. Ztg. in Berlin) bestätigen. Vor mehreren Jahren, als noch Niemand an Kirchenverfolgung dachte, brachte der gewiß unverdächtige Pariser „Temps“ Briefe eines des Landes fundigen Reisenden, welche ein geradezu entzückendes Bild des Aufschwunges der baskischen und katalonischen Provinzen bieten. Wer das Land seit dem Carlistenkrieg (25 Jahren) nicht mehr gesehen, erkennt es nicht wieder. Ueberall wohlangebaute Felder, Weinberge und Gärten, üppige Wiesen und Weiden, lange Reihen schöner Obstbäume, dichte grüne Wälder, wohlhabende Dörfer. Die Städte haben sich vergrößert und verschönert; allenthalben neue Gebäude, Fabriken und Betriebe, Steigerung des Bergbaues. Alle Städte und größere Orte sind elektrisch beleuchtet, durch elektrische Bahnen miteinander verbunden. Fast alle elektrischen und sonstigen Betriebe sind mit spanischem Gelde gegründet, werden von Spaniern geleitet. Es herrscht ein allgemeiner Aufschwung des Wohlstandes, der Betriebsamkeit und der Bildung in Stadt und Dorf, welcher das Auge erfreut. Der Bericht erstatter betont aber auch den gleichzeitigen Fortschritt der Kirche in ihren Anstalten. In jeder Stadt neue große, prachtvolle Kirchen, Klöster und Schulen. Die Klöster be fassen sich fast alle mit Unterricht und Wohlthätigkeit, besizen große Waisen- und Krankenhäuser. In Bilbao zählt der Schreiber allein vier große neue kirchliche Anstalten, worunter eine Hochschule. Dabei überall Zufriedenheit. Ohne es zu beabsichtigen, bestätigt der Berichter, daß hier der kirchliche Fortschritt Hand in Hand mit dem wirthschaftlichen, geistigen und sonstigen Fortschritt geht. Ein anderer Berichter zählt in Barcelona, für seine 530,000 Ein

wohner, 267 von Geistlichen, Mönchen und Nonnen geleitete Schulen. Sollten die kirchlichen Anstalten, welche die staatlichen Anstalten überflügeln, nicht etwa auch dazu beigetragen haben, daß Barcelona eine derjenigen Städte Europas ist, welche in lezter Zeit die größten Fortschritte auf allen Gebieten errungen, eine der reichsten, betriebsamsten Handelsstädte der Welt geworden? Uebrigens ist Barcelona auch diesmal in erster Reihe zur Vertheidigung der Kirche eingetreten. Namentlich fand, am 10. April, eine Versammlung von sechstausend Arbeitern statt, um Einspruch gegen die Klosterheher einzulegen.

Die kirchlichen Zustände sind in Spanien ebensowenig zur Vollkommenheit gediehen, wie in anderen Ländern und zu anderen Zeiten. Wie überall, so sind auch dort die Heze gegen die Ordensleute, die gegen die Klöster ins Werk gesezten Ausschreitungen der beste Beweis, daß es nicht so schlecht steht. Wegen unthätiger Priester und Ordensleute, bei denen das geistige Leben erschlafft ist, regt man sich nicht auf. Immer und überall haben sich die Priester und Ordensleute, welche eifrig im Gotteshaus, in der Schule und wohlthätigen Anstalten wirken, mitten im socialen Leben stehen und streben, den schlimmsten Feindschaften, Anklagen und Verfolgungen ausgesezt. Von Verfehlungen spanischer Priester und Ordensleute wissen selbst die zünftigen Kirchenfeinde kaum etwas zu berichten. Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn ein Land viele Priester und Ordensleute stellt. In Spanien wurden vor einigen Jahren amtlich 4 Cardinäle, 9 Erzbischöfe, 46 Bischöfe, 23,648 Weltpriester, 37,363 männliche und 20,550 weibliche Ordensleute gezählt. Das kirchliche Vereinswesen ist sehr bedeutend, macht Fortschritte, ist namentlich auch von Frankreich her vielfach angeregt worden. Es findet ein Austausch zwischen beiden Ländern statt. Manche Spanier leben in französischen Klöstern, während seit der durch die Märzdekrete (1881) begonnenen Verfolgung auch Ordensleute nach Spanien übersiedelt sind.

Die kleinere Zahl weiblicher Ordensleute mag auffallen. Jedoch dürfte hiezu auch der Umstand beitragen, daß Spanien eines, ja das Land ist, worin am fleißigsten geheirathet wird. Meist wird jung geheirathet, es gibt weniger sizengebliebene Jungfrauen als anderswo. Die natürliche Mehrung der Bevölkerung (jezt an 20 Mill.) ist sehr stark, deßhalb auch die Auswanderung. Diese geht nach den spanischen Ländern Amerikas, besonders Argentinien, außerdem aber meistentheils nach Algier. Dort leben gegen hunderttausend Spanier, die sich durch Fleiß und Betriebsamkeit sehr bald Auskommen und Wohlstand erringen, durch Sittsamkeit und Wohlverhalten sich als gute Bürger bewähren. Sie halten an heimischer Art fest, haben Priester, Schulen, Zeitungen ihrer Sprache. Wegen ihrer sittlichen und körperlichen Vorzüge werden die spanischen Mädchen auch gern von Franzosen, Deutschen und anderen Ansiedlern heimgeführt, versicherten wiederholt französische Blätter. Die in Amerika lebenden Spanier steuerten zehn Millionen zu dem Strieg wegen Cuba bei, wohl der beste Beweis, daß sie wirth schaftlich sich gut stehen und ein weiterer Beweis der Gesundheit des spanischen Volkes, troß der traurigen politischen Verhältnisse, Wirkungen einer langen Geschichte.

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LXIX.

Die Freiheit der Kunst und die Socialdemokratie."

Es ist noch in aller Erinnerung, wie in der vorjährigen tiefgehenden, die ganze deutsche Nation erfassenden Kunstbewegung die Socialisten für die volle Freiheit der modernen Kunst gegenüber jeglicher Einschränkung durch Sittengesetz oder Gesezesvorschrift eingetreten sind. In einem Dankesschreiben sprach der „Goethebund zum Schuße freier Kunst und Wissenschaft" dem Führer der bayerischen Socialisten, Georg von Vollmar, seine Anerkennung für den mannhaften Kampf gegen die kunst- und freiheitfeindlichen Paragraphen" aus. Derselbe konnte in seiner großen Reichstagsrede vom 15. März ausrufen :

Es habe ihn namentlich gefreut, daß in den Kreisen der protestirenden Künstler der Vertreter der Socialdemokratie die Freiheit von Kunst, Wissenschaft und Literatur am nachdrücklichsten vertheidigt hat“. „Man wird mit Recht nach wie vor erkennen, daß durch den Kunstparagraphen mit der Freiheit. der Kunst auch die Kunst selbst bekämpft wird, geradeso wie beim Umsturzgeseß mit der Freiheit der Wissenschaft die Wissenschaft selbst bekämpft worden ist. Deßhalb leisten wir Socialdemokraten auch hier entschiedenen Widerstand... Die Social

1) Schlußartikel der Studie: „Die moderne Kunst in der neueren socialistischen Literatur". Die früheren Artikel erschienen in Band 126, S. 411, 465, 569, 787, 891.

Histor. polit. Blätter CXXVII. 10. (1901).

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