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Wie ein Falter der Puppe sich entwindet, so entwand sich bekanntlich die junge Kunst des Christenthums den Grüften und Sarkophagen des heidnischen Roms. Selbstverständlich ist daher auch der erste Abschnitt des Beissel'schen Buches den alt christlichen Grabdenkmälern gewidmet, und was die Museen Roms und die Kirchen Ravennas hiervon heute noch bergen, wird eingehender Erörterung unterstellt. Es ist anregend, zu sehen, wie in schüchternen Anfängen die Zeichen der neuen Heilslehre an den Särgen und Gruftplatten sich einstellen, wie in den Reliefsculpturen die heidnischen Bilder des Orpheus vom guten Hirten, etwas später vom ernstthronenden Christus, wie die Arbeiten des Herkules durch Darstellungen der Wunder Jesu, die Schwärme der Tritonen und Nereiden vom Durchzug durch das rothe Meer oder dem Bilde des Jonas, dem beliebten biblischen Vorbild für die Auferstehung, allmählich verdrängt werden. Müssen wir auch vorausseßen, daß der einigermaßen gebildete christliche Leser mit dem im ersten Abschnitt behandelten Thema bereits ziemlich vertraut sein dürfte, so wird das zweite Kapitel Die altchristliche Basilika" dafür sicherlich auch Jenen, die in der Kunstgeschichte nicht Fremdlinge sind, manchen aufklärenden, werthvollen Gesichtspunkt darbieten.

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Die frühe Verwendung des Hauptinnenraums eines altrömischen Hauses für den christlichen Gottesdienst weiß Beissel auf Basis des Grundrisses vom Hause des Pansa in Pompeji (S. 49 ff.) höchst anziehend und überzeugend nachzuweisen. Es ist sicher einleuchtend, daß der christliche Opferaltar im Tablinum dort Aufstellung fand, wo der bisherigen antiken Sitte gemäß der geheiligte Herd mit den Penaten des Hauses seinen Ehrenplay eingenommen hatte. Das Schema der KirchenBasilika ward somit schon hier in der römischen Hauskapelle gefunden. Daß bei den in der konstantinischen Periode erstehenden Kirchen auch die Einwirkung der öffentlichen Foren Basiliken mit in's Gewicht fallen mußte, ist ebenso erklärlich, wie die an Hand allmählich gemachter Erfahrungen für den christlichen Cult sich nöthig oder vortheilhaft erweisende Verbesserung und Ausgestaltung der immer zahlreicher sich erhebenden neuen Gotteshäuser. Tie an diese Ausgestaltung der Basilika sich knüpfenden, vielfach noch streitigen Fragen, wie Ostung des

Chores, Anlage und Zweck der Thürme 2c. finden bei Beissel unter Hinweis auf Roms und Ravennas ehrwürdige Bauwerke eine höchst anregende Behandlung.

Besonders eingehende Beachtung erhalten im 3. und 4. Kapitel die Bilder der Katakomben und die monumentalen Mosaikmalereien der nachkonstantinischen Zeit. Bekanntlich ist in künstlerisch-technischer Hinsicht die Verwandtschaft der antikrömischen Dekorationsmalerei mit dem farbigen. Schmucke der Katakomben eine sehr enge; es schieben sich eben, wie bei der Plastik, in die übernommenen Formen zunächst nur neue Symbole und figurale, eine besondere räumliche Ausdehnung nicht beanspruchende Vorführungen ein. Wie zur Uebersicht über die in den Reliefsculpturen verwertheten alt- und neutestamentlichen Sujets, ist dem Buche auch hinsichtlich der frühen. Gemälde eine informirende Tabelle eingefügt, aus der wahrzunehmen, daß in den Katakomben die Darstellung des guten Hirten die höchste Zahlenreihe aufweist. Beissel knüpft hieran die Bemerkung, daß die Vorliebe für dieses Bild wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem für die Römer geschriebenen LukasEvangelium (XV, 5) stehen dürfte. Neben den Hinweisen auf die allmähliche Feststellung der Typen des Christusantliges und jener der ersteren Apostel, sowie auf die Ausbildung der freilich vielfach der antiken Kunst abgelauschten Gesten für gewisse Handlungen und Gemüthszustände fesselt uns besonders die einläßliche Erörterung der sogenannten Dranten, von denen wohl die meisten, soweit sie an Gräbern sich finden, als Bilder der zur Seligkeit hinübergegangenen Seelen der Christen anzusehen sind. Die Darstellung der vom Leibe geschiedenen, aufwärts gerichteten Seele finden wir ja noch in der mittelalterlichen Kunst, besonders auf zahlreichen Bildern des Todes Mariens.) Sollte nicht in diesen hier angebrachten, Christus zustrebenden betenden Figürchen die Aehnlichkeit und der Zusammenhang mit den in den Katakomben sich findenden Oranten zu

1) Papst Hadrian I. schenkte nach Maria Maggiore ein goldenes Antipendium mit dem getriebenen Bilde des Todes der Gotte s mutter, deren Seele vom Heiland in Empfang ge= nommen ward.

erkennen sein? Die merkbaren Unterschiede, welche hinsichtlich der künstlerischen Gestaltung zwischen den früheren und späteren Katakombenmalereien sich zeigen, werden von P. Beissel ausdrücklich betont. Er bezeichnet u. a. die Figuren der Frühzeit als in lichten Farben und kühnen Strichen schwebende Phantasiegebilde auf luftigen Hintergründen, während die späteren in ihrer ernsten Haltung die Noth und Plage des irdischen Lebens und der damaligen politischen und kirchlichen Verhältnisse wiederspiegeln". Hier ist wohl etwas zu viel gesehen! Die Ursachen solcher Wandlung des Ausdrucks in den bildlichen Darstellungen sind im vorliegenden Falle sicherlich zunächst in dem allmählichen Eichmindern oder Versagen des künstlerischen Könnens zu suchen. Beissel verhehlt ja auch die hieraus sich ergebenden Gebrechen nicht; er deutet flar die providenzielle Fügung an, welche es zuließ, daß die antike Kunst noch so lange dauerte, um dem jungen Christenthum das Wiegenkleid zu weben. Bei ihrem Ausscheiden blieb dann immerhin so viel Erbe zurück, um den Neubau der christlichen Malerei nicht völlig hilflos beginnen zu müssen.

Wie aus den Katakombenbildern, so erwuchsen besonders aus den Musivgemälden der christlichen Ikonographie die wichtigsten und schwierigsten Aufgaben. Die hierauf bezüglichen gelehrten. Erörterungen, vor allem auch die begeisterte Schilderung, die der Verfasser von den Mosaiken Roms und Ravennas zu geben weiß, bilden eine überaus anziehende Lektüre. Nicht volle Befriedigung boten uns hingegen die auf das Verhältniß zwischen römischer und ravennatisch-byzantinischer Kunstweise gerichteten Bemerkungen. Der warme Enthusiasmus, der den Verfasser für Rom und dessen frühchristliche Kunst beseelt, läßt ihn in ziemlich schneidiger Weise gegen jene Kunsthistoriker polemisiren, welche in den Mosaifen Ravennas eine Einwirkung byzantinischer Kunstbestrebungen wahrzunehmen glauben. Wir verkennen die Berechtigung einzelner, zunächst gegen Schnaase und CroweCavalcaselle gerichteter Argumente gewiß nicht, aber alle Säße, die Beissel gegen Byzanz' Kunstbedeutung und Einfluß in's Feld führt, möchten wir nicht unterschreiben. Es bringt doch der ewigen Roma und ihren Verdiensten keinen Eintrag, wenn man annimmt, daß die mannigfachen Beziehungen, die Byzanz

mit Ravenna verknüpften, nicht ohne Einwirkung auf die Kunstform und kunstgewerbliche Thätigkeit der genannten Stadt bleiben konnten. Beissel selbst sagt in seiner hierher bezüglichen. Einleitung (S. 147): Einen etwas anderen Charakter als die römischen Mosaiken zeigen die zu Ravenna." Woher kommt dann dieser etwas andere Charakter, wenn er nicht durch byzantinische Einflüsse bewirkt ist?

Um einer auf dem jüngsten 5. katholischen Gelehrtenkongreß gegebenen Weisung, die Kritik ja nicht zu vernachlässigen, möglichst Rechnung getragen zu sehen, hätten wir gewünscht, daß P. Beissel seine kritische Sonde auch in anderen Punkten ebenso rege zur Anwendung gebracht hätte, wie in der „byzantinischen Frage". Wir möchten z. B. die von dem Verfasser (S. 18) angeführte Meinung des verdienten P. Grisar, daß in den am Sarkophag des Junius Bassus sich findenden, deutlich auf Thaten des Moses und des Erlösers hinweisenden sieben Lämmergruppen zugleich auch Andeutungen über die Heilsgeschichte des J. Bassus gegeben seien, nicht ohne jede Einwendung hinnehmen. Solche Deutung scheint uns eine sehr gequälte. Die Neigung mancher Archäologen und Kunstgelehrten, an den alten Werken womöglich noch mehr finden zu wollen, als zu finden ist, führt nicht selten zu bedenklichen und verwirrenden Folgerungen und dehnt. das an sich riesige Gebiet christlicher Symbolik und Mystik derart in nebelhafte Weiten, daß schließlich auch das klarste Auge sich kaum mehr zurechtzufinden weiß.

Zwei weitere Kapitel des vorliegenden Buches beschäftigen sich mit dem Mobiliar der römischen Basiliken. Auf Grundlage des liber pontificalis werden die zahlreichen, aus den edelsten Stoffen gefertigten kirchlichen Einrichtungsgegenstände vorgeführt; vor Allem erfährt der Altar und die beim heiligen Opfer dienenden Geräthe eine eingehende Würdigung, in der kunstgeschichtliche und liturgische Gesichtspunkte enge ineinandergreifen.1) Es ist erstaunlich, welcher Reichthum an 1) Bei Erörterung der Lampen und Kelche, unter denen im achten und neunten Jahrhundert schon manche eine „sächsische“ Stilform befunden, bezeichnet Beissel (S. 257) den berühmten Thassilokelch zu Kremsmünster als „das bekannteste, bis heute erhaltene kirchliche Werk solcher sächsischer Meister." In Bezug auf

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Zur Geschichte der altchristlichen Kunst und Liturgie. Edelmetallen, Teppichen und dergleichen Dingen in Rom's Kirchen sich zusammenfand, wie Päpste, Fürsten und Völker im Gabenspenden förmlich wetteiferten. Die Hegemonie Rom's spiegelt sich wahrlich in den Wänden seiner Kirchen und in der Fülle der Opfergeräthe, welche über den Apostelgräbern und Märtyrergrüften sich ansammelte.

Der vorlegte kurze Abschnitt ist den Taufkirchen gewidmet. Da wir die einstige Herrlichkeit des lateranischen Baptisteriums, welche durch die Vandalen ihre Beeinträchtigung sand, nur mehr aus den Berichten des Papstbuches kennen, so muß uns die in ziemlicher Ursprünglichkeit erhaltene große Taufkirche S. Giovanni in Fonte zu Ravenna von ganz besonderem Werthe sein. Sie zählt überhaupt zu den schönsten Werken, welche aus frühen Jahrhunderten auf uns gekommen. sind, und vollständig schließen wir uns dem begeisterten Lobe Beissel's an, welches er diesem ehrwürdigen Baudenkmale und seiner tiefsinnigen musivischen Ausschmückung spendet.

Der überaus feierliche Charakter der alten Kirchen und Baptisterien stand in wunderbarem Einklange mit all' den sakramentalen Handlungen und weihevollen Verrichtungen, die in denselben vor sich zu gehen hatten. Daß in Rom, wo die christliche Liturgie ihre erste Ausbildung erhielt, die gottesdienstlichen Formen ihren imposantesten Ausdruck finden mußten, ist klar. Im engen Anschluß an den Ordo Romanus I, dessen Kern auf Papst Gregor d. Gr. zurückzuführen sein dürfte, behandelt daher der Verfasser in einem Schlußartikel die Vom päpstliche Messe im achten Jahrhundert." Einzuge der päpstlichen Prozession in die für den Gottesdienst abwechslungsweise bestimmte Stationskirche, bis zu dem nach Schluß der Feier im Lateran stattfindenden Mahle, das als leßte Erinnerung an die altchristlichen Agapen sich darstellt, werden wir mit den vielen wichtigen Details vertraut, aus denen das eigentliche Meßopfer sich zusammenseßte. Diese

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den genannten Kelch möchten wir auf eine anregende Abhandlung von M. Fastlinger,Beilage zur Augsb Postztg." 1899, Nr. 67 und 68) verweisen, worin u. A. die hohe Wahrscheinlichkeit dargethan ist, daß der Verfertiger des Kelches ein in Altbayern jebhafter Romane gewesen sein dürfte.

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