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Winkelblättern, secundirte wacker. Aber ohne nennenswerthen praktischen Erfolg. Die schrecklichen Exercitien fanden an den meisten Mittelschulen und Lehrerbildungsanstalten troz alledem statt, zum Segen für die studirende katholische Jugend und zum Troste für jene Eltern, welche ihrer pflichtmäßigen Sorge für die sittlich-religiöse Erziehung ihrer studirenden Söhne noch nicht abgestorben sind. 1)

Zur Verstärkung der stadträthlichen Proteste hat dann die Schönererpartei die Exercitiensache auch vor's Parlament gebracht. Am 28. März richtete Wolf, der „verbummelte Student", in einer Interpellation die Anfrage an den Unterrichtsminister, welche Schuldirektoren solche Exercitien für ihre Anstalten verlangt hätten? Und ob er, der Minister, gewillt wäre, den Exercitienerlaß zurückzunehmen und die weitere Abhaltung von Exercitien noch für heuer zu inhibiren? Denn diese Exercitien sind nichts anderes als ein neuer Vorstoß des Klerikalismus, eine Zuchtruthe für die Schule, den Lehrkörper und die Studentenschaft. Diese aufgezwungenen Bet- und Bußübungen feien auch pädagogisch verwerflich." Bezeichnend ist, daß Wolf für seine Anfrage nicht bloß bei allen seinen Clubgenossen, wie es sich ja von selbst versteht, sondern auch bei den meisten Mitgliedern der beiden deutschliberalen Parteien, der deutschen Volkspartei und der deutschen Fortschrittspartei Unterstüßung fand. Daß die „Alldeutschen“ bei ihren Hezjagden auf die Kirche und deren Diener die

1) Einem Uhrmacher in Linz, der einen Sohn am Gymnasium studiren hat, waren die Exercitien freilich kein Trost. Im Gegentheil, er ärgerte sich darüber so sehr, daß er protes stantisch wurde; und nicht bloß er, sondern auch seine ganze Familie. Und dieser Uhrmacher ist Vertreter der oberösterreichischen Hauptstadt im Wiener Reichsrath. Dort gehört er nominell zur deutschen Volkspartei, ist aber ein Schönerianer von vollgiltiger Währung. Ob die Stadt Linz mit der Vertretung durch einen Apostaten auf die Dauer sich zufrieden geben wird?

volksparteilichen Deutschen stets zur Seite haben, ist nichts Neues, wie es überhaupt offenkundige Thatsache ist, daß beide Parteien im Grunde genommen ein Herz und eine Seele sind, bezüglich ihrer politischen Anschauungen und Tendenzen gleiche Wege gehen, nur daß die Alldeutschen mehr Spektakel machen und wilder sich geberden. Daß aber auch die deutsche Fortschrittspartei den alldeutschen Hezern willige Heeresfolge leistete, könnte für den Augenblick frappiren. Indessen weiß man nur zu gut, daß diese einst so mächtige Partei vor dem rührigen und rücksichtslosen Schönererclub einen heillosen Schrecken hat; mit Recht fürchtet sie, daß es um all ihre Size, um ihre ganze Existenz geschehen ist, wenn sie mit diesem Club nicht gute Freundschaft pflege. Dann aber weiß man auch, daß den österreichischen Fortschrittsherren ein Erstarken des katholischen Denkens und Lebens geradejo verhaßt ist, wie den „Völklichen“ und Radikalen. In den 70er Jahren stand die Fortschrittspartei, auch jüdische Börsenpartei genannt, auf der Höhe ihrer Macht; mit ihren ca. 200 Stimmen beherrschte sie damals vollständig das Parlament und die Gesetzgebung. Was sie aber anstrebte und leistete, war alles auf die Zurückdrängung des Einflusses der Kirche und auf die Conservirung des josefinischen Geistes in Desterreich berechnet, im Dienste der Loge und zur Freude aller Feinde der Habsburger Dynastie. Jezt hat diese für Desterreich so verhängnißvoll gewordene Partei abgewirthschaftet. Im Wiener Parlamente zählt sie nur noch 35 Stimmen. Ihre eigenen Kinder: die Völklichen, die Alldeutschen und Socialdemokraten werden sie vollends erwürgen. Mag sie den Geistern, die sie gerufen hat und die sie gerne los werden möchte, aber nicht los werden kann, noch so dienstbeslissen sich erweisen und die demüthigendsten Handlangerdienste leisten, es wird ihr nichts nügen. Das verdiente Schicksal kann sie nicht aufhalten. Der Radikalismus fennt keinen Dank und feine Schonung.

Eine Beantwortung der Wolf'schen Interpellation ist übrigens bis jezt noch nicht erfolgt. Unterrichtsminister wohl bis nächstes Jahr! Daß

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von Hartel hat Zeit er den gerechten und unerläßlichen Schulforderungen der Kirche in allweg wohlwollend gegenüberstehe, kann man nicht behaupten; seine liberale Vergangenheit und die im Unterrichtsministerium immer noch stark herrschende liberal-bureaukratische Luft legen eher den Gedanken nahe, daß die Kirche auch beim jezigen Unterrichtsminister auf eine gerechte Behandlung wohl nicht zu rechnen habe. Gleichwohl wird er es sich doch zwanzigmal überlegen, bevor er einen lediglich im Interesse der sittlich-religiösen Erziehung unserer Gymnasialjugend erflossenen Erlaß ohne weiteres aufhebt, und eine religiöse Uebung untersagt, die unter den gegenwärtigen Verhältnissen an den Mittelschulen eine Nothwendigkeit ist und von christlich denkenden pädagogischen Fachleuten durchaus gebilligt wird. Und überhaupt fann es unmöglich Sache eines österreichischen Unterrichtsministers sein, die Verwaltung seines wichtigen und verantwortungsvollen Refforts nach den Recepten einer Partei einzurichten, welche offen Kirche und Dynastie beschimpft und hochverrätherischen Tendenzen huldigt.

-y.

LXXVII.

Dr. Fr. Frank über den Ritualmord.

In der Verlagsanstalt vorm. Manz Regensburg ist kürzlich eine starke Broschüre (327 Seiten) erschienen mit dem Titel: „Der Ritualmord vor den Gerichtshöfen der Wahrheit und der Gerechtigkeit." Verfasser ist der katholische Pfarrer und ehemalige Reichs- und Landtagsabgeordnete Dr. Frank in Königshofen, welcher schon vor mehreren Jahren eine eingehende Studie mit dem Titel: Die Kirche und die Juden" veröffentlicht hat. Jeder der sich für die „Judenfrage" interessirt, wird diese neue Publikation mit Antheil und Dank begrüßen. Die Histor.-polit. Blätter können sich nach Inhalt des Vorworts das Verdienst zuschreiben, die Anregung zu derselben gegeben zu haben.

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Der Verfasser ist durchdrungen von Liebe zur Wahrheit und Gerechtigkeit, und dürfte in einer bisher nicht erreichten Vollständigkeit Beweise dafür beigebracht haben, daß die allgemeine Anklage der Juden wegen Ritualmords auf den denkbar schwächsten Füßen steht. Gegenüber der stattlichen Reihe von Zeugen, die sich gegen den Ritualmord aussprechen (an der Spize vor allem die Päpste, hohe weltliche und geistliche Fürsten), nehmen sich die Zeugen, die den Ritualmord als jüdische Institution beweisen zu können glauben, ziemlich kläglich aus sowohl ihrer Zahl als ihrer Qualität nach. Wir räumen bei dieser Gelegenheit

gerne ein, daß wir es nach den eingehenden Darlegungen Franks nicht mehr auf uns nehmen können, Professor Dr. Rohling in diesen Fragen als Gewährsmann zu betrachten. Immerhin halte ich dafür, daß Rohling bona fide an den Ritualmord und dessen Beweisbarkeit aus dem Talmud glaubt. Aber der Glaube allein ist noch kein Wissen; subjektive Combinationen müssen als Hypothesen und dürfen nicht als Thatsachen bezeichnet werden; eben so ist das absichtliche Verschweigen von relevanten Thatsachen sehr bedenklich.

Typisch in dieser Beziehung ist der Fall von Damaskus, wie Rohling ihn erzählt, und wie er sich nach Frank thatfächlich zugetragen hat. Es dürfte zur Illustration dessen interessiren, die beiden Lesarten gekürzt neben einander zu stellen.

Nach Rohling:

Pater Thomas, geboren um 1780 zu Calangianno in Sardinien, hatte sich anfangs mit hatte sich anfangs mit Arzneikunde beschäftigt, trat dann in den Kapuzinerorden und beschäftigte sich auch ferner mit medicinischen Studien. Um 1807 für die orientalische Mission bestimmt, reiste er nach Damaskus, wo er bis zu seinem Tode 1840 als Arzt für Leib und Seele die größten Erfolge hatte. Christen, Juden und Türken rühmten gleichmäßig die Tüchtigkeit wie die Liebenswürdigkeit des Paters. Sein Wohlwollen gegen die Juden war besonders groß, ihre Seelen durch Wohlthun für Gott zu gewinnen, war ihm ein großer Herzensdrang. Alle nannten ihn einen heiligen Missionär. Als die Pest Damaskus verheerte, schloß er sich mit den Kranken ein und scheute weder Mühe noch Opfer für das Wohl seiner Mitmenschen. Die Verehrung des Mannes war daher allgemein. Selbst Sheriff Pascha, der türkische Statt= halter, welcher nachher den Prozeß gegen seine Mörder führte, ehrte ihn als Freund. Dieser heiligmäßige Mann fiel durch Judenhand. Am Abend des 5. Februar 1840 wurde er gerufen, ein jüdisches Kind zu impfen. Der Pater kam sofort; da er aber fand, das Kind sei zu krank, um die Impfung zu ertragen, wollte er nach Hause gehen. Eben wollte er an der

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