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mit gleichem Arbeitsaufwand geschrieben, wenn er mehr in die Tiefe als in die Breite gegangen wäre, wenn er den Sardonyx seines Talentes nicht nur oberflächlich gerigt, sondern kräftig angeschnitten hätte, um die Doppelschicht der Kamee zur vollen Wirkung gelangen zu lassen. Immerhin steht er jedoch Culturromanen Dahn'schen Schlages gegenüber achtunggebietend da.

Er hätte so viele Gelegenheit gehabt, das oder jenes seiner Stücke aus der persönlichen Triebfeder heraus in eine höhere Sphäre, zum klarwirkenden, vom Herzen zum Herzen sprechenden, voll ergreifenden Kunstwerk zu erheben. Aber er hat es sich leicht gemacht und durch eine billige Ausrede seinem dichterischen Gewissen über die Skrupeln hinübergeholfen: „Ich kann es unmöglich hindern, wenn sich das Leben und die Wirklichkeit nicht nach schriftstellerischen Regeln richten und sich selbst vom scharfsinnigen Kritikus nicht den Gang der Ereignisse vorschreiben lassen“.

Mit diesen Ausführungen werden wir wohl eben so sehr den Zorn der Maygemeinde auf uns laden, wie es schon früher einmal der Fall war. Thut uns leid, aber wir können das Urtheil nicht ändern, das am Schluffe der meisten Bücher Shatterhands hieß: Schade um den Mann!

XIII. Die „Literarische Warte”.

Die Leser der Histor polit. Blätter werden sich noch des Urtheils erinnern, das wir vor einem Jahre über die ersten Nummern der Lohr'schen Monatsschrift für schöne Literatur" gefällt haben. Wir standen mit unserer Ansicht nicht allein, glaubten uns aber vorderhand mit kurzen Bemerkungen begnügen zu müssen, da einerseits der neue Wein in seiner Brausezeit vor endgiltiger Verforfung stilles Abwarten verlangt und andererseits, weil der nordische Wind, der dem jungen Bäumlein durch die Blätter pfiff, gerade scharf und kräftig genug war. Ein rechter Frühlingssturm hat auch seinen Werth hier wie dort. Nun hat sich die „Warte“

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834 Kreuz und Querzüge durch die neuere katholische Poefte.

durch ihren provisorischen Zustand durchgerungen und präsentirt sich im Gewande einer vornehmen schönwissenschaftlichen Zeitschrift großen Stiles, welche Kritik und Produktion in gleicher Weise zu ihrem Berufe erkoren hat. Wir sind noch lange nicht mit allen ihren Ansichten einverstanden, aber wo gilt das „tot capita, tot sensus" mehr, als auf dem subjektiven Gebiete der Kunst! Unsere Stimmung dem jungen Unternehmen gegenüber ist ein freudiges „e pur si muove", um so cher, als wir die Nothwendigkeit einer Ergänzung der „Dichterstimmen“, des bisher einzigen Organes, stets gefühlt haben. Heemstede's Zeitschrift faßt in erster Linie die katholische Literatur Deutschlands ins Auge und sucht den heimischen Erzeugnissen zu ihrem guten Rechte einer toleranten Anerkennung und paritätischen Justiz zu verhelfen. Sie hat damit schon vieles erreicht, freilich wer will es ihr zur Schuld anrechnen noch lange nicht das Ende ihrer Hoffnung. Es ist Unkenntniß der Thatsachen, sie ohne weiteres der Engherzigkeit und Einseitigkeit anzuflagen. Ein verneinender Standpunkt gegenüber der akatholischen Moderne lag den „Dichterstimmen“ seit ihrer Geburt nicht unberechtigter Weise im Blute. Der Kampf ums Recht sieht scharf auf Grenzpfahl und Markstein. Anders liegen die Verhältnisse bei der „Literarischen Warte“. Sie sucht die große Gesammtbewegung vom Wartthurm katholischer Weltanschauung gleichmäßig zu überblicken, worin jedoch noch lange keine wesentliche Rivalität gegen die ältere Schwesterzeitschrift liegen muß. Die zahlreichen Beiträge fertiger und werdender Künstler berechtigen zu den schönsten Hoffnungen. Die Führung liegt in der Hand eines fein1) Von den aufstrebenden Talenten machen wir besonders auf Philipp Witkop aufmerksam, der mit der überraschend ausdruckfähigen Unmittelbarkeit seines echt lyrischen, stark persönlichen Empfindens Großzes verspricht, wenn er mitleidlose Selbstzucht walten läßt und vor allem sich nicht dazu hergibt, vom curulischen Sessel seines jungen Ruhmes herunter als ein neu aufgelegter „blutiger Oskar“ zu richten, ehe er besißt.

sinnigen Aesthetikfers. Darum: Excelsior! Das Programm, das einst Sacher-Masoch seiner „internationalen Revue" gab, ohne es zu halten, schreiben wir der jungen Monatsschrift ins Album ein; es lautet: „Mögen andere in der Tiefe, wo die finsteren, brutalen Naturgewalten herrschen, sich in Haß und Neid bekämpfen, begeifern und zerfleischen, wir wollen mit unseren Freunden stets oben bleiben, auf der Höhe, wo das Licht wohnt".

P. Ansgar Pöllmann O. S. B.

LXXX.

Zur Charakteristik der Los von Rom-Bewegung
in Frankreich.

Der Protestantismus hat seit den vier Jahrhunderten seines Entstehens viele Wandlungen durchgemacht, aber eine Eigenthümlichkeit treu bewahrt. Statt seine Angehörigen zu belehren, zur Führung eines wahrhaft christlichen Lebens anzuweisen, hat er von jeher sein Hauptaugenmerk darauf gerichtet, seine Grenzen zu erweitern, neue Anhänger zu gewinnen. Je mehr der Rationalismus, Materialismus und die freigeistigen Richtungen im Schooß des Protestantismus an Grund und Boden gewonnen haben, desto nothwendiger schien es, Katholiken anzulocken. Die schlimmen Erfahrungen, die man mit letteren machte, denn sie waren in der Regel sittlich anrüchige, glaubenslose Gesellen, schreckten die Fanatiker unter den Protestanten nicht ab, während die, welche vom Calvinismus abgefallen waren, in den katholischen Ueberläufern willkommene Bundesgenossen erblickten. Während des

ganzen 19. Jahrhunderts hat es nie an Priestern gefehlt, welche entweder von Anfang an feinen Beruf hatten oder denselben infolge ihrer Unklugheit oder gewisser Laster (z. B. Trunfsucht, Unkeuschheit) verloren. Die meisten dieser ausgesprungenen Ordens- und Weltpriester erwählten sich einen weltlichen Beruf und verheimlichten ihren Stand und Charakter; gaben somit weniger Aergerniß als ihre Nachfolger, die Évadés.

Seitdem die Protestanten unter den katholischen Priestern Propaganda zu machen angefangen haben und dieselben zum Abfall zu verlocken suchen, hat man von den Uebertritten ehemaliger Priester zum Protestantismus großes Aufsehen gemacht und dieselben zu einer Los. von Rom-Bewegung aufgebauscht. Suchen wir vorerst die Zahl der Ausgesprungenen (évadés) zu ermitteln. Mit der Nachricht, daß während zehn Jahren schon mehr als 300 Priester vom Glauben abgefallen seien und daß sich täglich neue anmeldeten, welche um Aufnahme in die für sie errichteten Zufluchtstätten bäten, ist uns natürlich nicht gedient. Abbé Meillon, jezt protes stantischer Pfarrer, nennt 200; in einem dem „Chrétien Français" beigefügten Cirkular sinkt die Zahl der Abgefallenen auf 100, in einem an die katholischen Priester gerichteten Aufruf jüngsten Datums auf 80 herab. Eugen Reveilland, aus dessen in Deutschland veröffentlichter Broschüre Los von Rom-Bewegung die deutschen Zeitungen geschöpft haben, hütet sich wohl, die niedrigeren Zahlen anzugeben, oder die Thatsachen, welche auf die Priester und die ganze Bewegung ein schlimmes Licht werfen, zu berichten. Ursprünglich ein Freigeist und Bekämpfer des Christenthums warf er sich auf einmal zum Vorfämpfer der abgefallenen Priester auf und da er den Widerspruch zwischen seinem und ihrem Glauben zu auffallend fand, betete er und ließ beten um die Gnade seiner Bekehrung, die denn auch nicht lange auf sich warten ließ. Die Verlogenheit und Gehäffigkeit, die sich auf jeder Seite seines Buches fund gibt, läßt uns die Aufrichtigkeit seiner Beweggründe bezweifeln, auch be

andern suchen wir vergeblich die guten Früchte, die der gute Baum bringt, die christlichen Tugenden. Die Expatres Raymonde und Elisée wurden wegen Verbrechen gegen die Sittlichkeit vor Gericht gestellt und schuldig gefunden, der Expriester Charbonnel, der so viel von sich reden machte. und eine Allerweltsreligion gründen wollte, hat sich als Socialist vom reinsten Wasser entpuppt, ein anderer hat sich, von Schwermuth übermannt, ins Wasser gestürzt, wieder andere bekämpfen sich in den Zeitungen aufs heftigste und beschuldigen einander der Schwindelei und des Betruges.

Manche protestantische Pastoren, welche durch die Évadés Bekehrungen unter den Katholiken zu machen, oder doch die katholische Kirche schädigen zu können hofften, fühlen sich sehr enttäuscht und meinen, man hätte diese Männer ermuthigen sollen, in der katholischen Kirche zu bleiben, andere mahnen zur Vorsicht und mißbilligen die Ernennung von Expriestern zu Pastoren. Gustave Meyer, der Herausgeber von ,,Le Christianisme au XIX Siècle", gibt folgende Charakteristik der Évadés, die er in vier Kategorien unterbringt. Er schreibt unterm 9. Juni 1900: „Der ersten Kategorie gehören die Unwürdigen an, welchen die strengen Anforderungen des Cölibats unerträglich waren. Troß der sorgfältigsten Nachforschungen und der größten Vorsicht sind die schmerzlichsten Enttäuschungen für uns nicht ausgeblieben. Die zweite Kategorie besteht aus Menschen, die in höherem oder geringerem Maße den Glauben verloren haben. Sie sind im großen Ganzen respektable Menschen, welche noch unsicher hin und her schwanken und, weil sie von schweren Glaubenszweifeln heimgesucht werden, in den weltlichen Stand zurücktreten wollen. Es ist sehr bedenklich, durch derlei Leutchen die Katholiken bekehren zu wollen, denn weit entfernt, für andere Führer zu sein, bedürfen sie der Leitung und Oberaufsicht. Der dritten Kategorie können wir die Fahnenflüchtigen einreihen, die Freidenker, die von einem Mischmasch, von einer Weltreligion träumen, in der sich

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