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weit mehr katholische als protestantische Elemente finden. Sie machen sich durch ihre Unbotmäßigkeit bemerklich, und sind, nachdem sie das römische Joch abgeworfen, feineswegs gewillt, ihren Nacken unter das protestantische zu beugen. Die vierte Kategorie kann man als Freunde und Liebhaber der Evangeliums bezeichnen. Sie bekennen offen, daß sie im Protestantismus die reine Lehre, die christlichen Tugenden gefunden, welche sie im Katholicismus vergebens gesucht haben. Aber auch diesen gegenüber ist die größte Vorsicht geboten, denn sie pflegen nicht selten die Beweggründe, durch die sie sich bestimmen ließen, zu verbergen. Ein Beispiel muß genügen. Ein Expriester bot seine Dienste an, erhielt die vakante Stelle und wirkte eine Zeit lang nicht ohne Erfolg. Auf einmal war er verschwunden und kehrte einige Zeit darnach mit einer Dame zurück, die er in seiner früheren Pfarrei fennen gelernt hatte. Er hatte dieselbe geheirathet und wünschte jezt eine selbständige Stelle, erhielt aber den Laufpaß".

Aus anderen Quellen erfahren wir, daß die Indolenten, eine Versorgung suchenden ausgesprungenen Priester weniger gefährlich sind, als die Ehrgeizigen, vom modernen Zeitgeiste Angesteckten, welche alle vom Gesetz und der Tradition gezogenen Schranken niederreißen wollen und den Calvinismus nicht weniger streng kritisiren als den Natholicismus. Der vornehme Ton, den diese begeisterten Anhänger der modernen Kritik anschlagen, der Spott, mit dem sie die Grundlehren des Calvinismus als veraltet abweisen, wirkt verblüffend auf die Orthodoxen und erfreut die Herzen der jüngeren Generation, die allen Bekämpfern der älteren Richtung zujubelt. Es gehört eine Verblendung ohnegleichen dazu, in den aus gesprungenen Priestern eine Stüße des Protestantismus zu sehen, da sie die schon so wie so zu zahlreichen antichristlichen Parteien in ihrer Maulwurfsarbeit unterstügen. In einem anderen Zeitalter hätte man wohl behauptet, diese abgefallenen Priester seien Emisfäre der Jesuiten, eigens damit beauftragt

den Samen der Zwietracht unter den Protestanten auszusäen; heutzutage glaubt man solche Ammenmärchen nicht länger, man sagt sich vielmehr, die Pastoren hätten sich von den Expriestern eines Besseren nicht versehen können!

Bei Reveilland „Los von Rom Bewegung“, im „Chrétien Français" und „La Vie Nouvelle" finden sich Briefe abgedruckt, in denen katholische Priester erklären, sie seien im Herzen protestantisch, könnten aber die Maske noch nicht abwerfen, und schickten, um ihren guten Willen kundzugeben, ihren Beitrag zur Förderung des protestantischen Werkes unter den Katholiken. Weit entfernt diese Männer aufzufordern, einer Religion zu entsagen, an die sie nicht mehr glauben, fordert man sie auf zu bleiben und sich vorzubereiten. Der katholische Priester, der die priesterlichen Funktionen ausübt, Beicht hört und andere Sakramente spendet, begeht natürlich eine weit größere Sünde als der protestantische Prediger, der eine Lehre predigt, an die er nicht glaubt; ihn aufzufordern sich und andere zu betrügen, heißt ihn herabwürdigen, mit heiligen Handlungen ein freches Spiel treiben. Der oben angeführte G. Meyer ist daher mit Recht entrüstet über diese Gutheißung der Heuchelei, die bisweilen durch die zugefügte Klausel solange er es mit seinem Gewissen vereinbar finde“, eingeschränkt wird. Würden die Katholiken protestantischen Predigern, die Katholiken werden wollen, Aehnliches erlauben, dann würde man von ihren corrumpirenden, die Wahrhaftigkeit und Sittlichkeit untergrabenden Lehren sprechen, aber bei protestantischen Predigern findet man das in Ordnung. Nun, die Katholiken fönnen sich nur dazu gratuliren, daß man an sie einen strengeren Maßstab anlegt, daß die Laren und Lauen anderswo sich eine Zufluchtsstätte suchen und religiöse Ansichten hegen können, die mit ihrem Bekenntniß in Widerspruch stehen. Convertiten zum Katholicismus gehen in ihren Angriffen vielfach zu weit, anerkennen aber in der Regel den guten Glauben und die persönlichen Tugenden ihrer protestantischen

Freunde; die Schriften der abgefalleuen Priester verurtheilen die katholischen Lehren sowohl als ihre Bekenner und entwerfen uns ein Idealbild des französischen Protestantismus, das unwillkürlich ein Lächeln abnöthigt. Die Flugschrift Meillons L'Ancien Prêtre et le Ministère Evangélique" hat in dieser Beziehung das Menschenmögliche geleistet. Was uns besonders empört, ist der Umstand, daß er troß seiner befleckten Vergangenheit den Sittenrichter spielen will.

Diese Expriester betonen beständig, was sie aufgegeben, wie sehr sie mit Armuth zu kämpfen, wie wenig sie geachtet werden, wie andere Expriester durch übel angebrachte Concurrenz ihnen die Mittel zum Unterhalt verkümmern. Der Herausgeber des „Chrétien Français“ führt Klage über den Expriester Corneloup und behauptet, daß er auf seinen Bettelreisen zu Gunsten des Heims für Expriester ihm die Abonnenten abspenstig gemacht habe. Dieses Heim existire überhaupt nicht, in Courbevoie sei wohl die Familie Corneloups untergebracht, Erpriester würden daselbst nicht aufgenommen. Die im In- und Ausland gesammelten Gaben würden für Familienzwecke verwendet (Chrétien Français 7. Febr. 1901). Corneloup hat, so viel wir wissen, diese Anklage nicht widerlegt. Wer den Chrétien Français", „Prêtre Converti" liest, fühlt sich abgestoßen durch das beständige Jammern über die Armuth und die großen Opfer, die man bringen müsse, durch die Eitelkeit und Selbst: gefälligkeit, welche die Expriester in den von ihnen abgefaßten Lebensabrissen zur Schau tragen, über den Mangel an Taft und Schamgefühl, der sich in diesen Notizen offenbart. Wahrhaft, solche Männer werden die Grundlagen des Katholicismus nicht untergraben. Der erste Aft nach ihrer Befchrung ist bei den meisten dieser Expriester das Eingehen einer Heirath mit einer alten Bekannten. Diese Herren, die beständig gegen den Cölibat donnern, können nicht warten, bis sie eine Stellung erlangt haben, die sie in den Stand sest, eine Familie zu ernähren. Eine Entsagung, wie sie

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Tausende von Weltleuten üben, ist diesen modernen Aposteln unmöglich, deßhalb ziehen sie mit dem Klingelbeutel herum, halten Vorlesungen nicht bloß in Concertsälen, sondern auch in Wirthsstuben. Daß solche Männer ungescheut und ungestraft die katholische Kirche und ihre Diener beschimpfen dürfen, ist eben auch ein Zeichen unserer Zeit; daß sie jedoch weit weniger gefährlich sind, als die Freimaurer und Freidenker, geht schon daraus hervor, daß sie meist nur unter Fremden Zuhörer finden. Der geborne Franzose kommt ein oder zwei Male aus Neugierde und bleibt dann weg.

LXXXI.

Zur Culturgeschichte der Erzdiöcese Bamberg.

Die Geschichte mehrerer deutscher Diöcesen und ihrer Bischöfe ist in neuerer Zeit theils im Ganzen, theils in besonderen Detailsabhandlungen zur Darstellung gekommmen. Speziell die Geschichte Bambergs durch Joh. Looshorn, Heinrich Weber und andere. Diesen reiht sich nunmehr an der dermalige Dompropst von Bamberg, päpstlicher Hausprälat und Geheimfämmerer Dr. jur. utr. et theol. Mag Lingg, der vor Kurzem den ersten, dem hochwürdigsten Erzbischof von Bamberg gewidmeten Theil einer dreibändigen Culturgeschichte der Diöcese und Erzdiöcese Bamberg" veröffentlicht hat. 1) Da dieses Werk in mancher Beziehung ein Novum bildet und nicht unwichtige Beiträge zu einer erst noch zu schreibenden

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1) Kulturgeschichte der Diöcese und Erzdiöcese Bamberg seit Beginn des siebenzehnten Jahrhunderts auf Grund der Pfarr-Visitations= Berichte. Erster Band: Das siebenzehnte Jahrhundert. Kempten, Jos. Köjel. 1900. 174 Seiten. (M. 2.80.)

deutschen Culturgeschichte der drei lezten Jahrhunderte liefert, dürfte eine nähere Würdigung desselben angezeigt sein.

Der Verfasser bearbeitete seine Culturgeschichte lediglich auf Grund der geistlichen Visitationsberichte, soweit diese im Archiv der jeßigen Erzdiöcese Bamberg heute noch vorhanden sind. Die wichtige Vorfrage, von deren Lösung zugleich die Werthung des Buches zum Theile abhängt, ist: Bilden Pfarrvisitationsberichte eine in allweg zuverlässige Geschichtsquelle, und sind sie für sich allein ausreichend, ein erschöpfendes Bild der Culturzustände eines Bisthums zu bilden?

In der Einleitung (S. 2) verbreitet sich der Verfasser selbst über den Werth der Pfarrvisitationsberichte als Geschichtsquellen. Er bemerkt mit Recht, daß sie, auf unmittelbarer Anschauung beruhend, fast durchweg nur Fakta, nicht etwa bloß Reflexionen oder Privatansichten der Visitatoren enthalten, daß sie ferner sämmtlich den Charakter amtlicher Dokumente an sich tragen, welche, solange nicht das Gegentheil bewiesen. wird, als wirkliche Thatsachen enthaltend angesehen werden. müssen. Wurden doch die vom Visitator einvernommenen Personen als: katholische Gemeindebeamte, Mitglieder der Kirchenverwaltung, Lehrer, zum Zeugeneid aufgefordert (S. 5). Ist sonach nicht zu bezweifeln, daß die Visitationsprotokolle, deren correkte Ueberlieferung vorausgeseßt, als Duelle geschicht: licher Wahrheit zu gelten haben, so dürfte indeß ebenso gewiß sein, daß aus denselben ein erschöpfendes Bild wenigstens der religiösen Zustände in einem Bisthume und für die Dauer eines vollen Jahrhunderts nur dann gewonnen werden kann, wenn die Visitationen einmal entweder über die ganze Diöcese oder mindestens über den größeren Theil derselben und zugleich über die verschiedenen Gebietstheile des Visthums sich erstrect haben, und wenn sie ferner in regelmäßiger zeitlicher Aufeinanderfolge, etwa alle 15 bis 20, höchstens alle 30 Jahre, jedenfalls nicht in allzuweit auseinanderliegenden Zeiträumen. vorgenommen worden sind. 1)

1) Nach dem Tridentinum c. 3. de ref. sess. XXIV foll det Bischof seine Diöcese alljährlich, und wenn sie von großem Umfange ist, alle zwei Jahre visitiren, bezw. visitiren lassen.

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