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dienst geschlagen wird und die Gemeine noch etwas dabei thut, könnte der Schulmeister wohl bestellt werden“ (S. 129). Für die Verwaltung des Kirchenvermögens wurden ex gremio senatorum eigene Behörden gewählt, deren Mitglieder vitrici, Heilingpfleger, Heilingmeister hießen. Doch gab es nur wenige reiche Stiftungen, und war im größten Theil des Jahrhunderts dem fränkischen Volke Opferfinn nicht eigenthümlich (S. 135).

Das sechste Kapitel hat die Schule zum Gegenstande (S. 136-142). Während des ganzen 17. Jahrhunderts bestanden in der ganzen Diöcese Bamberg in allen Gemeinden Schulen. Diese erscheinen durchaus als kirchliche Anstalten, für welche fast an allen Orten die Kirchenfabriken aufzukommen hatten. Die Lehrer waren wenigstens vor dem dreißigjährigen Kriege häufig keine Fachmänner, sondern Gewerbsleute, Taglöhner 2c., welche vom Pfarrer als Schulhalter aufgestellt wurden. die Besoldung aus der Schule meist eine sehr geringe war. versahen die Lehrer neben dem Kirchendienst auch das Amt des Gemeindeschreibers. Kein Wunder, daß sie, da sie die Schule gleichsam als Nebenamt besorgten, wenig befriedigten. Ein Schulzwang bestand vor dem dreißigjährigen Kriege nicht, doch werden nur zwei Pfarreieu erwähnt, in welchen die Eltern ihre Kinder nicht zur Schule schickten. Zur Sommerszeit war der Schulbesuch schwächer als im Winter und wurde selbst ganz eingestellt. Als Katechismus diente, nach Abschaffung des Katechismus Luthers, der des Canisius. Nebenher wurde das Sonntagsevangelium gelesen und erklärt.

Das siebente Kapitel ist überschrieben: Zustände im Volk (S. 143-164). Ueber die Theilnahme am öffentlichen Gottesdienste erfahren wir, daß der Besuch der Messe für gleichgiltig, dagegen die Anhörung der Predigt für die Hauptsache gehalten wurde. Der Empfang der Sakramente bes schränkte sich auf die Erfüllung der Osterpflicht, welche indeß im Ganzen nicht schlecht beobachtet wurde (vergl. die Tabelle S. 149); etwa 50-60 Proc. der Bevölkerung erfüllten die Osterpflicht, was nach Abrechnung der Kinder und Lutheraner einen normalen Zustand ergeben dürfte (S. 160). Freilich schließt der Verfasser daraus, daß selbst in relativ guten Pfarreien die Ehrfurcht gegen das Allerheiligste nur eine geringe war, daß

die Erfüllung der Osterpflicht eine mehr nur äußerliche gewesen sei. Eine regelmäßige Kinderbeichte gab es nirgends, im Gegensaße zu Würzburg, wo es auch in dieser Beziehung besser stand. Bezüglich der Volksmoralität constatirt der Verfasser aus den Protokollen, daß, während die Unkenntniß in religiösen Dingen allgemein war, der Aberglaube in den verschiedensten. Formen herrschte. Da indeß die Visitatoren berichten, daß da und dort viele Heren seien (S. 152), ist hierauf nicht allzuviel zu geben. Mit der Sittlichkeit scheint es nicht schlecht bestellt gewesen zu sein, da sich nirgends Klagen hierüber finden. Die Zahl der unehelichen Kinder war nach den (S. 155 f.) mitgetheilten Tabellen in den beiden Kapiteln Eggolsheim und Hollfeld eine nur sehr geringe. Auch Ehescheidungen waren selten, und von gemischten Ehen ist überhaupt nicht die Rede.

Als besondere Ortsgebräuche wird 1707 die Rockenstube im Kapitel Hollfeld erwähnt (und verboten), ferner das Umsingen der Knaben um das Fest des hl. Gregor d. Gr. in der Fasten zu Neunkirchen am Brand, ebenda sog. Schulhochzeiten, bei denen die Kinder auf Geheiß des Lehrers „bald dies, bald jenes" in die Schule mitbrachten und sich bei Tanz unterhielten, was völlig abgestellt werden müsse. Hingegen soll an Gregori jedes Kind ein Brezel erhalten und die beim Umsingen ersammelten Eier vom Lehrer in Gegenwart des Pfarrers an die Kinder ausgetheilt werden (S. 159 f.).

Als das culturhistorisch Wichtigste in diesem Betreffe be= zeichnet der Verfasser, daß in den alten Theilen der Erzdiöcese Bamberg Pfarrsynoden als in weiten Kreisen gebräuchlich uns entgegentreten, welche als Ueberreste oder Surrogate der mittelalterlichen Sende erscheinen.1)

Im achten Kapitel bietet der Verfasser einen Gesammt überblick (S. 165-167). Er bezeichnet als Ergebnisse seiner Forschungen: War schon im 16. Jahrhundert mehr als die Hälfte der alten Diöcese Bamberg zum Protestantismus abgefallen, so zeigte sich im 17. Jahrhundert, daß auch in

1) Vgl. über die Sende und die Pfarrvisitationen überhaupt: Lingg, Geschichte des Instituts der Pfarrvisitation in Deutschland. (Kempten 1888.)

den treugebliebenen Theilen derselben nicht bloß die alte Glaubenswärme und der alte kirchliche Sinn erkaltet, sondern auch nach allen Richtungen protestantische Anschauungen und Tendenzen an deren Stelle getreten waren Es war nur ein Schein-Katholicismus vorhanden, alles disponirt zum Prote: stantismus ... Man muß es fast als ein Wunder ansehen, daß nicht die ganze Diöcese Bamberg der Kirche abtrünnig wurde. Und doch, es wurde anders. Im Volke selbst schlummerten Potenzen, die solche Aenderung früher oder später herbeiführen mußten. Dies fränkische Volk war ja friedliebend und gutmüthig, und was wohl von höchster Bedeutung: es hatte sich einen großen Fond natürlicher Sittlichkeit bewahrt und war im Herzen doch katholisch gesinnt. Solch ein Volk war verbesserungsfähig. Und daß es zur Besserung kam, dafür sorgte die göttliche Gnade und Vorsehung Als ein Mittel in der Hand der Vorsehung muß der dreißigjährige Krieg betrachtet werden. Diese entseßlichen Jahre hatten auch das fränkische Volk wieder beten gelehrt und für die ernste katholische Wahrheit wieder empfänglich gemacht. jedenfalls dem Fortschritt des Protestantismus ein Ziel gesezt. Von dieser Zeit an tritt eine Wendung zum Besseren ein und wenn wir auch mangels der Akten nicht im Einzelnen die Wege verfolgen können, die von da an die göttliche Vorsehung gewählt hat, sicher ist, daß nur sie. herbeiführen konnte, was auf bloß natürlichem Wege kaum mehr zu hoffen war. So trat nach langem Rückschritt in der Diöcese Bamberg ein entschiedener Fortschritt ein

war die lezte Generation unserer Periode wieder auf den kirchlichen Weg gekommen, aber es galt nun, dieselbe darauf zu erhalten und die kirchliche Gesinnung zu vertiefen und zu befestigen. Das war die Aufgabe, vor die das scheidende. (17.) Jahrhundert die folgende Zeit stellte "

Mit der Schilderung des 18. Jahrhunderts soll sich der zweite Band beschäftigen. Wir sehen demselben mit Spannung entgegen. Sind wir auch nicht mit allen Einzelheiten ein verstanden und hätten wir namentlich statt manchen Details über wichtigere Punkte, vor allem über die Faktoren der Gegen reformation, über welche die Pfarrvisitationsberichte teinen Aufschluß geben, aus anderweitigen Quellen Aufklärung ge wünscht, das dürfte feststehen, daß das Buch des Herrn Dom propstes eine dankenswerthe Bereicherung sowohl der allgemeinen Kirchengeschichte als besonders der fränkischen Geschichte bildet

Bamberg.

Dr. Mar Heimbucher.

LXXXII.

Ein bayerischer conservativer Politiker, sein Werden

und Wirken.

Die Lebensläufe der Menschen sind mannigfalt und ver schieden. Den einen trägt die Gunst des Schicksals und eigene That ohne Kampf und Hindernisse von Erfolg zu Erfolg. Dem andern stellen sich auf seiner Lebensbahn Schwierigkeiten um Schwierigkeiten entgegen. Das ganze Leben ist eine Kette von Mühsalen und Mißerfolgen. Die Wirkung, welche die Betrachtung so verschieden gearteter Lebensläufe auf uns hervorbringt, ist eine unerwartete. Denn nicht jene Lebensläufe befriedigen uns am meisten, die mühelos und erfolgreich sich abwickeln. Sie erwecken nur zu leicht Neid oder hinterlassen mindestens das Gefühl verlegter Gerechtigkeit, wenn wir sehen, wie einem solchen Sterblichen unverdient des Glückes Fülle zutheil wird. Ganz anders wirken auf uns ein die Lebensläufe der zweiten Art. Sie erregen unsere Theilnahme um so mehr, je weniger äußerer Erfolg ihnen beschieden ist. Es ist, als ob wir solchen Kämpfern durch unser Mitgefühl ersehen müßten, was ihnen des Schicksals Mißgunst versagt hat. Solche Sympathie in uns zu erwecken, ist die vorliegende Biographie von A. E. Luthardt geeignet.1) Nicht

1) Mein Werden und Wirken im öffentlichen Leben von August Emil Luthardt, fgl. bayerischer Regierungsdirektor a. D. München 1901. V u. 403.

Histor. polit. Blätter. CXXVII. 12. (1901.)

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als ob dem Verfasser äußere Anerkennung ganz gefehlt hätte, aber er hat vielfach nicht erreicht, was er verdient hat, und er hat den Muth der eigenen Ueberzeugung mit unverdienter Zurücksetzung gebüßt. Das sichert ihm in unserer Zeit, wo charakterloser Opportunismus immer mehr Plaz greift, ein ehrenvolles Andenken und die Achtung auch derer, welche nicht in allwege seiner Ueberzeugung beitreten. Wir charakterisiren an der Hand seiner Aufzeichnungen seine Zeit und seine Entwicklung, seine Wirksamkeit und Weltanschauung.

I.

1824 als Sohn eines Zolleinnehmers zu Maroldsweisach in Unterfranken geboren, studirt Luthardt in Nürnberg unter dem bekannten Rektor Roth, gedenkt pietätvoll des Einflusses von Nägelsbach und des Religionslehrers Thomasius. 1842 bezieht er die Universität und wählt Jurisprudenz, da sein Vater die Kosten des medicinischen Studiums nicht bestreiten fann. 1842-44 studirt er in Erlangen, tritt in die christliche Studentenverbindung der Uttenreuther ein, der er für seine Entwicklung unendlich viel zu verdanken erklärt, besucht fleißig Turn- und Fechtboden, übersiedelt 1844-45 nach Berlin, hört dort den berühmten Pandektisten Puchta, der es besonders darauf absah, die Leute anzuleiten, daß sie juristisch denken lernten. Bei Homeyr hört er deutsches Privatrecht, bei Wilhelm Grimm eine Vorlesung über Hartmann von Aue, bei Stahl Staatsrecht, Rechtsphilosophie und Kirchenrecht, beschäftigt sich mit Hegels Philosophie, hört bei Schelling eine Zeitlang, geht aber enttäuscht weg, hospitirt einige Stunden bei L. Ranke, besucht Theater und studirt besonders Werke der bildenden Kunst und erlebt fröhliche Stunden bei den Vereinsgenossen seiner Verbindung. Ais bemerkenswerth hebt er in Berlin den allgemeinen Soldatengeist und das starke Staatsbewußtsein hervor, stellt dem gegenüber die Thatsache (?) wie wenig damals von einer bayerischen Begeisterung die Rede sein konnte. Die Franken sahen schon damals stolz auf die Altbayern herab, die Protestanten hatten feine Sympathien für die bayerischen Fürsten wegen ihrer

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