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und um die übersinnlichen Dinge sich nicht zu kümmern. Auch zeigt die Erfahrung aller Zeiten und schon die der Gegenwart, daß die einseitige Pflege der materiellen Intereffen zu Roheit und Sittenverderbniß führt. Aber freilich: Der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geiste Gottes, es ist ihm eine Thorheit und er kann es nicht erkennen." Die materialistische Weltanschauung bekämpft er mit guten Ausführungen (34 ff.). Den oft mit Unrecht geläugneten Zusammenhang von Religion und Politik hat Luthardt schon früh erkannt.

„Es wird mir immer klarer, schreibt er schon 1848, wie sehr die religiöse Ueberzeugung in allen Verhältnissen und auch in der Politik sich ausprägt. Troß der anscheinend vollständigen Uebereinstimmung ist meine politische Anschauung von Grund aus geschieden von der der rationalistischen Liberalen. Das Ziel ist äußerlich angesehen das gleiche; dagegen zeigt sich in der Art und Weise der Bethätigung die nicht wegzuschaffende Scheidewand. Es ist nach meiner Meinung das innerste Wesen der Selbstgerechtigkeit und der eigenen menschlichen Ueberschäßung, welches den modernen Radikalismus erzeugt hat; der Sinn für Pietät, die Ehrfurcht vor etwas Höherem ist verschwunden.“

Wir übergehen seine treffenden Bemerkungen über das heutige Turnwesen, über das allgemeine Wahlrecht und seine Mängel, über das Fachreferentensystem, über die Notenskala bei dem juristischen Staatsfonkurs, über die Nothwendigkeit confessionell getrennter Volksschulen, über Lessings Kritik der Offenbarung, und notiren noch einige Ausführungen über Christenthum und Liberalismus.

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Welt und Christenthum sind nicht unversöhnliche Gegensäße, denn das Christenthum soll die Welt erobern. Nicht die Welt als solche ist Feind des Christenthums, sondern der Weltgeist, welcher im Diesseits seine volle Befriedigung sucht. Jede Obrigkeit ist von Gott, sagt der Apostel; folglich ist die Welt mit ihrer Staatsordnung an sich nichts Widerchristliches, nicht etwas, mit dem der Christ sich nicht befassen dürfte,

sondern im Gegentheil etwas von Gott Gewolltes, welchem gegenüber der Mensch die Pflicht hat, es als eine Gottesgabe dankbar zu erkennen und in einem Gott wohlgefälligen Zustande zu erhalten. Darum müssen wir den christlichen Sinn in unserem Volke pflegen und stärken, damit das öffentliche Leben immer mehr vom Geiste des Christenthums durchdrungen werde. Denn unser Volk besteht mit verschwindenden Ausnahmen aus Getauften: es ist also ein christliches Volk und will ein solches sein."

Den direkten Gegensatz zur christlichen Weltauffassung bildet die liberale Weltanschauung. Diesen unüberbrückbaren Gegensah, den viele nicht zugeben wollen, und den der Liberalismus verschleiert, erkennt Luthardt klar und betont ihn bei jeder Gelegenheit.

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Der politische Liberalismus der von uns gelesenen Zeitungen hatte uns nicht so empfindlich verlezt als ihr kirchlicher. Aber bei näherem Zusehen erkannten wir, daß der kirchliche Liberalismus nicht etwas Zufälliges ist, sondern die natürliche Folge des liberalen Geistes, daß politischer und kirchlicher Liberalismus aus einem und demselben Ursprunge fließen, nämlich aus dem Geiste der Selbstherrlichkeit, welcher den Menschen lediglich auf sich stellt, von der Freiheit des Einzelnen und seinem Selbstbestimmungsrechte ausgeht und von einer uranfänglich über dem Menschen stehenden Autorität nichts wissen will".

Wir müssen es uns versagen, aus der Fülle von treffenden Urtheilen über Freiheit, Legitimität, Staat und Kirche, über den Begriff conservativ, über die gottentfremdete Weltanschauung des Liberalismus, die mit einer „kleinen Blumenlese aus der Allgemeinen Zeitung, diesem stolzen Organ für Gebildete" illustrirt wird, über Kampf ums Dasein, über Ordnung und freie Concurrenz, über Gewerbefreiheit, über die Gefahren des Liberalismus auf sittlichem Gebiete, über Socialismus, über das Coalitionsrecht noch mehreres mitzutheilen. Wir schließen diese Blumenlese mit

dem wahren, aber viel zu wenig beachteten Saz: „daß nur conservativ gesinnte Männer wahrhaft conservativ regieren können".

Biographien laufen leicht Gefahr, langweilig zu werden. Das ist bei dem vorliegenden Buch nicht der Fall. Es ist anregend geschrieben und fordert auch da, wo ihm ein Katholik widersprechen muß, zum Nachdenken heraus. Auch sind solche Bücher verdienstlich nicht bloß durch die Blicke in die Vergangenheit, sondern noch mehr durch die Winke, welche sie für die Zukunft geben. In diesem Sinne hat der Verfasser das Recht zu schreiben: „Das nachwachsende Geschlecht aber soll durch diese Aufzeichnungen in der Ueberzeugung bestärkt werden, daß jedes Erkennen und jeder Fortschritt in der Bildung des Charakters, jeder Erfolg im Leben, auch das Festhalten des Errungenen, und selbst der Genuß des Ausruhens durch strenge Arbeit erkämpft werden muß. Denn auch aus den vorliegenden, auf ein verhältnißmäßig enges Gebiet beschränkten Erinnerungen ist ersichtlich, welche Anstrengung es die Zeitgenossen gekostet hat, diejenigen Einrichtungen und Zustände zu schaffen, auf denen die Gegenwart mit Erfolg weiter bauen kann, und die doch wieder stets von neuem sicher gestellt und verbessert werden müssen. . . . Meine politischen Kämpfe gehören einer Zeit an, in welcher manche folgenreiche Entscheidungen getroffen wurden. Es war die Zeit eines siegestrunkenen, terroristischen Liberalismus,1) gegen dessen Ausschreitungen angekämpft werden mußte. Gegen den Strom schwimmen ist eine harte Arbeit; aber es war mir Gewissenspflicht. Und es blieb nicht erfolglos. Die conservative Partei in Bayern trat

1) Dieser terroristische Liberalismus, im öffentlichen Leben parlamentarisch bankerott, feiert heute noch seine Orgien in den Fakultäten unserer Universitäten durch möglichste Ausschließung fatholischer Gelehrter - wir sagen das trop Lojjen.

als etwas Neues auf den politischen Kampfplay; sie mußte sich ihre Duldung in heißem Streite erringen. Durch viel Feindschaft und Verleumdung ging es hindurch. Allmählich haben sich die Gegner an ihr Dasein gewöhnt, die Leidenschaften haben sich abgekühlt, und die Bemühungen der Conservativen haben es dahin gebracht, daß es in vielen Stücken besser geworden ist. Die Erinnerung an die da maligen Ausschreitungen des Liberalismus auf politischem wie auf firchlichem Gebiete soll eine Mahnung zu fort. währender Wachsamkeit und unermüdlicher Ausdauer im Kampfe sein, damit jene Ausschreitungen nicht wiederkehren. Die durch diesen Kampf veranlaßten, theils fritischen, theils positiven Erörterungen sollen zeigen, daß der Liberalismus als einseitiges Princip nicht geeignet ist, die Grundlage für eine gedeihliche politische Entwicklung zu bilden, daß vielmehr nur die christliche Weltanschauung die Räthsel der Welt und des Menschenlebens befriedigend zu lösen vermag und als die zuverlässigste Grundlage auch in allen politischen und socialen Verhältnissen sich erweist".

Würzburg.

Dr. Remigius Stölzle.

LXXXIII.

Die Frauenfrage.

VII.

2. Die radikalen Frauenrechtlerinen.

Ohne übernatürliche religiöse Hilfe erhoffen die gemäßigten Frauenrechtlerinen blos von einer verbesserten „naturgemäßen“ Erziehung eine bessere Zukunft für die Frau, ohne die gegenwärtige Gesellschaftsordnung wesentlich verändern zu wollen. Vom christlichen Standpunkte aus mußten wir diesen Bemühungen einen durchgreifenden Erfolg absprechen. Viel entschiedener, um nicht zu sagen rücksichtsloser, als wir, äußern die radikalen Frauenrechtlerinen nach der andern Seite hin ihre Unzufriedenheit über die gemäßigte Richtung. Ihr Vorwärtsdrängen ist vom naturalistischen Standpunkte consequent. Es vollzieht sich in folgenden Stadien. Zunächst fordert der linke Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung absolute politische Gleichberechtigung mit dem Manne. Das neue Jahrhundert hat der Berliner Verein „Frauenwohl“ mit einer Petition an das preußische Haus der Abgeordneten eingeleitet, worin die Einführung des allgemeinen, geheimen und direkten Communal-Wahlrechts für Männer und Frauen gefordert wird.) Diese Forderung wurde von den socialdemokratischen

1) Frauenbewegung 1901 n. 2. Beilage. Histor..polit. Blätter CXXVII. 12. (1901)

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