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LXXXV.

Ein Stück Klostergeschichte aus dem 18. Jahrhundert."

Während man in jüngster Zeit auf katholischer Seite vielfach bemüht ist, die Geschichte des Mittelalters und besonders der sogen. Reformation in ihrem wahren Lichte auf Grund der historischen Forschung und der Thatsachen darzustellen und die Berge von Entstellungen, Fälschungen und Vorurtheilen zu beseitigen, womit man auf akatholischer Seite jene Zeiten verlästert und verschrien hat, entbehrt die Geschichte der Kirche und der kirchlichen Institute in den der Säkularisation vorausgehenden Zeiten vielfach noch einer gründlichen Darstellung und Rechtfertigung. Es ist darum jede literarische Erscheinung mit Freuden zu begrüßen, welche diese Zeit der Gährung und drohenden Katastrophe behandelt und so einen Beitrag liefert zur Kenntniß jener Zeit und jener Verhältnisse vor der großen Umwälzung und dem Sturme, welcher die katholische Kirche. in Deutschland in ihren Grundfesten erschütterte und sie zu vernichten schien.

Professor Endres gibt uns in seiner Biographie des Fürst abtes Frobenius Forster von St. Emmeram zu Regens:

1) Frobenius Forster, Fürstabt von St. Emmeram in Regens burg. Ein Beitrag zur Literatur- und Ordensgeschichte des 18. Jahrhunderts. Von Dr. J. A. Endres, Professor am töniglichen Lyceum in Regensburg. Freiburg im Breisgau, Herder'sche Verlagshandlung 1900. (Straßburger Theologische Studien IV. Bd. 1. Heft.) X. 114 S. gr. 8°.

burg einen werthvollen Beitrag zur Kenntniß jener Zeit. Die vorliegende Biographie zeichnet uns das anziehende Bild eines auf der Höhe der Zeit stehenden und die Bedürfnisse seiner Zeit verstehenden Kirchenfürsten, der im Bewußtsein seines erhabenen Amtes und der damit übernommenen Verantwortlichkeit mit Eifer und Verständniß dahin arbeitete, die Wissenschaft und das wissenschaftliche Streben in seiner Klostergemeinde und auch außerhalb derselben in den übrigen Benediktinerklöstern Bayerns zu heben; sie schildert uns einen Ordensobern, der sich be= mühte, das klösterliche Leben und den rechten Ordensgeist unter seinen Mitbrüdern zu fördern. Zugleich aber erhalten wir einen Einblick in das wissenschaftliche Streben und Schaffen, sowie in das geistige und sociale Leben einer ganzen Kloster= gemeinde, eines jener kirchlichen Institute im vorvorigen Jahrhundert, welche vielfach von den Kirchenfeinden als abgestorben und für die Aufhebung und Beseitigung reif erklärt wurden. So erweitert sich die Biographie des Fürstabtes Forster zu einer gedrängten Geschichte der ehrwürdigen Benediktiner Abtei St. Emmeram, ja theilweise des ganzen Benediktinerordens in Bayern im 18. Jahrhundert; denn St. Emmeram stand damals an der Spiße der geistigen Bewegung und des wissenschaftlichen Strebens in den Benediktinerklöstern Bayerns. Es ziehen in dem Buche eine Reihe von Namen vorüber, welche im 18. Jahrhundert einen guten Klang hatten und auch in weiteren Kreisen, namentlich in der Literaturgeschichte, bekannt geworden sind. Es ist darum von hohem Interesse, diese anziehend geschriebene Biographie zu lesen und so einen Einblick in das wissenschaftliche und geistige Leben einer Klostergemeinde in dem der Säkularisation unmittelbar vorausgehenden Jahrhundert zu gewinnen. Professor Endres war wie kaum ein Anderer befähigt, dieses Lebensbild zu schreiben; hatte er doch seit Jahren sich mit seinem lieben „Emmeram" beschäftigt und uns manchen werthvollen Beitrag1) zur Geschichte der Reichs

1) Wir nennen hier folgende Arbeiten;

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a) Die neu entdeckte Confessio des heiligen Emmeram zu Regensburg von Dr. J. A. Endres. Separatabdruck der römischen Quartalschrift. Regensburg, Coppenrath. 1895;

abtei St. Emmeram und ihrer Bewohner oder anderer zu Emmeram in Beziehung stehender Personen gerade aus dem 18. Jahrhundert geliefert.

Fürstabt Frobenius Forster war im oberbayerischen Dörschen Königsfeld an der Ilm am 30. April 1709 geboren und starb hochbetagt im 83. Lebensjahre am 11. Oktober 1791 zu Regensburg. Sein Leben fiel nahezu mit Anfang und Ende des 18. Jahrhunderts zusammen. Er stand somit auft der Grenzscheide jener Zeitepoche und jener geistigen Wandlungen, welche den endgiltigen Uebergang aus den mittelalterlichen Verhältnissen in unsere moderne Zeit bezeichneten. Er war Zeuge und Mitbegründer eines Wiederauflebens seines Klosters nach den schweren Schlägen des dreißigjährigen Krieges und unter seiner Regierung gelangte St. Emmeram zu neuer hohen Blüthe; aber Forster sah auch die Vorboten des kommenden Sturmes und er war bemüht, seinerseits nach Kräften dem= selben entgegenzuarbeiten und sein Kloster auf jene geistige Höhe emporzuheben, welche es gegen die drohenden Stürme und Gefahren schüßen sollte. Neben zwei Brüdern, von denen der eine in die Gesellschaft Jesu eintrat, der andere in das Benediktinerkloster Scheyern, das er nachmals 23 Jahre lang als Abt regierte, wählte auch Johann Michael den Klosterberuf und fand um Allerheiligen 1727 Aufnahme in der alten Reichsabtei St. Emmeram zu Regensburg. Unter Abt Anselm Godin de Tampezzo (1725-1742) wurde das alte Reichsstift St. Emmeram im Jahre 1732 zur Fürstabtei erhoben und in demselben Jahre wurde Forster als einer der jüngsten in die

b) Beiträge zu der Biographie und den literarischen Bestrebs ungen des Oliverius Legipontius. Studien und Mittheilungen aus dem Benediktiner- und Cistercienser-Orden 19 (1898) 1 F., 182 ff.;

c) Das philosophische Studium zu Salzburg am Vorabend der Aufklärungsperiode. Histor.-polit. Blätter 121 (1898) 266 ff.. d) Ein geistlicher Fürst des 18. Jahrhunderts. Histor-polit Blätter 123 (1899) S. 81 ff. und 157 ff.;

e) Correspondenz der Mauriner mit den Emmeramern von Dr. J. A. Endres. Roth, Stuttgart und Wien. 1899.

Reihe der Patres aufgenommen. Nach dem Tode des Abtes Anselm am 21. September 1742 ward Johann Baptist Kraus zum Fürstabt von St. Emmeram gewählt, ein hervorragender Mann, der schon unter Abt Anselm an der Hebung des Klosters theil hatte und als tüchtiger Dekonom die Mittel zu Anselms großartigen Unternehmungen, namentlich zu seinen zahlreichen Neubauten und zur glanzvollen Restaurirung der Klosterkirche bereit stellte, welche den damaligen Aufschwung des Klosters nach Außen bekundeten. Schon als junger Kleriker war Kraus 1) im Anfang der zwanziger Jahre auf Betreiben des P. Kaspar Erhard an den Hauptsiß der Mauriner St. Germain des Près nach Paris gesandt worden, damit er dort den wissenschaftlichen Betrieb der theologischen Studien und besonders die gelehrte Arbeitsmethode der Mauriner kennen lernte. Aber erst als Abt war es ihm vergönnt, die Resultate seiner Studien in Frankreich und die dort gemachten Erfahrungen zur Reform des Studienwesens in seinem Kloster zu verwerthen. Das philosophische Studium suchte er durch Aufnahme und Förderung der exakten Wissenschaften, namentlich der Mathematik und Physik, sowie überhaupt der Naturwissenschaften zu heben und dasselbe in einer den modernen Forschungen entsprechenden Weise durch Aufnahme der sogenannten „eklektischen" Philosophie gegenüber der peripatetischen" um= zugestalten. Auch das Studium der Theologie sollte eine Reform und Umgestaltung im Sinne einer „positiven oder dogmatischen" Theologie im Gegensaß zu der bisherigen „spekulativen oder scholastischen" Studierweise, durch allseitige Rückkehr zu den kräftig fließenden Quellen der Väter und überhaupt der Tradition und Geschichte erfahren.

Gerade diese literarhistorische Seite betont E. in seiner Schrift, und sehr interessant sind seine Ausführungen über die wissenschaftlichen Bestrebungen in den Klöstern Bayerns im 18. Jahrhundert und besonders über das Eindringen eines neuen Geistes und einer neuen Denkweise in die bisherige Art und Weise des Studiums und des Betriebs der Wissenschaften.

1) S. den citirten Aufsaß: in geistlicher Fürst im 18. Jahrhundert, Histor. polit. Blätter 123 S. 85.

Es war ein Ringen der neuen „dogmatisch experimentellen“ Methode mit der althergebrachten peripatetischen", zugleich aber auch ein Eindringen der neuen Ideen in die überlieferten Disciplinen, und sehr bezeichnend nannten sich jene Männer, welche eine Vereinbarung der alten und neuen Richtung in der Philosophie anstrebten, mit Vorliebe „Eklektiker“ und ihre Philosophie die philosophia eclectica im Gegensatz zu den ausschließlichen Vertretern der alten wie der neuen Philosophie.

Unter den jüngeren, befähigten Mitgliedern der Convents von St. Emmeram that sich besonders unser Frobenius Forster hervor, weßhalb er mit seinem jüngern Ordensbruder Georg Rothfischer im Jahre 1745 vom Fürstabt Kraus an die Universität Salzburg geschickt wurde, damit er dort Philosophie docire. Forsters philosophische Richtung war eklektische Philo sophie. Er verurtheilte eine engherzige Abschließung gegen die neuere, namentlich kartesianische und Leibniz-Wolfsche Philosophie; er suchte das altüberlieferte Erbe unveräußerlicher Wahrheiten in der alten Philosophie zu bewahren, aber auch die Ergebnisse der neueren Forschungen und die Fortschritte in der Methode für die Philosophie nußbar zu machen nach dem Grundsaß des jüngeren Plinius: „Ich gehöre zu jenen, welche die Alten bewundern; deßwegen verachte ich aber nicht, wie es von einzelnen geschieht, die Talente unserer Zeit." Forster hat nicht ein umfassendes System philosophischer Weltanschauung hinterlassen, noch weniger war er auf dem Gebiete der Philosophie bahnbrechend gewesen, so daß ihm „eine beachtenswerthe Stellung in der Geschichte zuerkannt werden müßte; vielmehr ist seine philosophische Doktrin nur um ihres symptomatischen Charakters willen von Interesse, den sie für die eklektische Richtung um die Mitte des 18. Jahrhunderts auf katholischer Seite besißt“ (S. 22). Sehr schön schließt E. seinen Exkurs über die Philosophie Forsters mit Rücksicht auf den gegenwärtigen Stand der christlichen Philosophie mit den Worten, in denen er seine eigene philosophische Richtung darlegt (S. 36): „Unser Verhältniß zur peripatetischen Philosophie ist wieder ein anderes geworden. Der Katholicismus hält an der aristotelischen Tenkweise fest', vgl. von Hertling, das Princip des Katholicismus und die Wissenschaft. 56.

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