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festen Zusammenfügung seiner Theile, auf seinen Eisenbahnen und Verkehrswegen, die sich leicht beschüßen lassen, auf der Selbständigkeit der einzelnen Staaten. Weder New York, noch Philadelphia, noch Washington kann als das Herz der Republik bezeichnet werden, diese und andere Städte können in die Hände des Feindes fallen, ohne daß dadurch das Herz getroffen wird. Ganz anders ist das Verhältniß in England und Frankreich, weil Paris und London die eigentlichen Mittelpunkte sind. In Folge dessen kann ein Krieg mit Amerika nicht durch einige Hauptschläge entschieden werden, sondern wird sich nothwendig in die Länge ziehen. Sollte indeß Amerika die Philippinen und noch weitere Inseln beschen, so müßte es darauf gefaßt sein, dieselben an seinen Gegner zu verlieren. Englands Schwäche liegt in dessen Zersplitterung. Amerika wird hoffentlich die Fehler Englands nicht nachahmen.

Amerika und England sind von jeher als natürliche Gegner betrachtet worden, der Mißerfolg der einen Macht war von jeher ein Gegenstand der Schadenfreude für die andere; die englischen Besizungen im Norden und Südosten grenzen an das amerikanische Gebiet und liefern manche Produkte, welche der Republik fehlen. Gleichwohl hat sich bis herab auf die jüngste Zeit fein freundschaftliches Verhältniß entwickelt. Es blieb den Imperialisten vorbehalten, eine Theorie der Blutsverwandtschaft und der gemeinsam politischen Interessen zu entwickeln, welche mit den Thatsachen im grellsten Widerspruch steht. So weit wir über diesen Gegenstand ein Urtheil fällen können, haben die amerikanischen Regierungen den Auslassungen eines Mahan und anderer Amerikaner wenig Beachtung geschenkt. Sie ließen sich zwar die Dienste, die ihnen England gegen Spanien geleistet, gefallen, aber zu Gegenleistungen oder zur Begünstigung Großbritanniens ist es noch nicht gekommen, Amerika geht seine eigenen Wege in Südamerika, in China und ist durchaus nicht geneigt im Bunde mit England die übrige Welt zum Kampje heraus

zufordern und sich in Träumen von künftigen Siegen der teutonischen über die lateinischen Raffen zu wiegen. Die unglücklichen Mißerfolge in Transvaal, die bittere und gereizte Stimmung aller europäischen Völker gegen England, sind der Schrift an der Wand vergleichbar, die vor einem Bund mit England warnt. Je offener und nachdrücklicher England um ein Bündniß mit Amerika wirbt, desto spröder wird lezteres sich zeigen, oder sich die Hände binden lassen. Englands Feinde können, um die Freundschaft oder Neutralität der amerikanischen Bundesstaaten zu erkaufen, demselben Canada oder britisch Westindien anbieten, die jedenfalls weit wünschenswerther sind als Eroberungen auf dem südamerikanischen Festlande. Ein Bündniß mit dem übrigen Europa gegen England ist gefahrlos, denn England ist außer Stande, die amerikanische Flotte zu vernichten oder in den amerikanischen Häfen zu blockiren. Durch ein Schuß- und Truzbündniß mit England würden an die Republik weit größere Anforderungen gestellt werden, sie müßte eine Flotte nach Ostasien schicken, oder die Seeverbindungen mit England beschützen und zu dem Zweck ihre Kriegsflotte stetig vermehren. Erregte die spanische Flotte im Jahre 1898 so große Besorgnisse, bis sie sich thörichter Weise in den Hafen einschließen ließ, was würde erst die Folge sein, wenn zahlreiche Kreuzer die amerikanischen Gewässer unsicher machten? Nein, ein anglo-amerikanisches Bündniß erscheint als ein Ding der Unmöglichkeit und wäre es auch nur darum, weil feiner der Contrahenten die zweite Rolle zu spielen sich verstehen würde.

Die Völker sind nicht länger wie Figuren auf dem Schachbrett, die man nach Belieben hin und her schiebt. In einem Lande, wo das Unabhängigkeitsgefühl so stark entwickelt ist, wo Sympathien und Antipathien so oft den Ausschlag geben, wo der Parteigeist so stark entwickelt ist, kann keine Regierung es wageu, dem tief eingewurzelten nationalen Vorurtheil den Krieg zu erklären und den

natürlichen Feind als wärmsten Freund darzustellen. Die Yankees, auch wenn sie einstimmig ein englisches Bündniß befürworteten, was feineswegs der Fall ist, fönnen den Ausschlag nicht geben, die Abkömmlinge der Iren, der Deutschen würden jedenfalls das Bündniß bekämpfen und die Thatkraft des Volkes lähmen. Die Nationalitätsfrage ist eine so heikle, daß die Regierung sich zweimal bedenken wird, bevor sie dem Volke einen Krieg, den es verabscheut, aufdrängen wird. Die Angliederung des Südens an den Norden ist schon von Anfang an in's Auge gefaßt worden und ist schon durch den Namen Vereinigte Staaten Amerikas (nicht Nordamerikas, wie man in deutschen Büchern wohl liest) angedeutet, aber die Schritte, die man bisher gethan, ein engeres Bündniß zu Stande zu bringen, waren von keinem besonderen Erfolg begleitet. Der Krieg mit Spanien hat, weit entfernt die Kluft, die Nord und Süd trennt, zu überbrücken, dieselbe nur erweitert und den Plan gereift, der nordamerikanischen Union eine südamerikanische entgegenzusehen, an deren Zustandekommen die europäischen Mächte das größte Interesse haben. Das Benehmen der letteren in der Venezuelafrage zeigt, wie übel sie die Einmischung der Vereinigten Staaten in die Angelegenheiten Südamerikas vermerkten. Hätte England größere Festigkeit an den Tag gelegt, so hätte es auf wirksame Unterstüßung seitens der übrigen europäischen Mächte rechnen können. Ob England überhaupt gut daran gethan, eine Allianz mit Amerika zu suchen, ist eine Frage, auf die wir nicht eingehen können.

Einer Nation wie der amerikanischen das Horoskop zu stellen, ist eine sehr mißliche Sache, es können politische Constellationen eintreffen, die alle Berechnungen und Voraussagen der Politiker zu Schanden machen; eines ist jedoch sicher, die amerikanische Diplomatie wird in den nächsten Jahren wiederum ein gemäßigtes Tempo anschlagen. Ueberstürzungen wie in England, wo man häufig erst überlegt, nochdem es schief gegangen, werden von den vorsichtigen

Amerikanern vermieden. Aus dem Kriege mit den Filippinos haben sie jedenfalls gelernt, daß es leichter ist ein Land zu erobern, als es zu behaupten, daß die Angliederung eines neuen Landes um so schwieriger wird, je weiter es von dem eigentlichen Schwerpunkt entfernt ist. Die Amerikanisirung der Territorien im Süden und Westen, welche im Laufe des 19. Jahrhunderts erobert oder durch Kauf erworben wurden, bereitete deßhalb so wenige Schwierigfeiten, weil amerikanische Pioniere in den dünn bevölkerten Distrikten sich niederließen und der Regierung die Wege bahnten, weil die große Republik auf tausend verschiedene Weijen einen Anziehungspunkt bildete, und von diesem Mittelpunkte aus die Leben gebenden Kräfte bis zu den äußersten Enden vordrangen. Der Kaufmann, ja selbst der Gelehrte und der Missionär fann, wie die Geschichte Ostindiens zeigt, nie den Ansiedler ersetzen, nie und nimmer der Sauerteig werden, der die trägen Massen in Gährung bringt.

Die Vereinigten Staaten bedürfen der Ruhe und Sammlung, die Gegner der imperialistischen Politik müssen versöhnt, müssen davon überzeugt werden, daß ihre Besorgniß, man strebe einen Umsturz der Verfassung an, suche auf den Ruinen, die man schafft, eine militärische Diktatur zu gründen, durchaus nicht berechtigt sei. Wir glauben, daß Mc Kinley während seiner zweiten Amtsdauer in conservative Bahnen. einlenken und das Vertrauen seiner Landsleute rechtfertigen werde, die ihn von neuem mit der Oberleitung betraut haben. Die Annäherung an Rußland, die zuwartende Stellung in der chinesischen Frage, die kühle Reserve gegenüber den Anerbietungen Englands sind nur eine Bürgschaft dafür, daß man auf die öffentliche Meinung Rücksicht nimmt und feineswegs gesonnen ist, die Errungenschaften der Vergangenheit auf's Spiel zu sehen und zu der ungelösten amerikanischen Frage noch eine asiatische zu fügen.

Eine kleine, aber rührige Partei, als deren Hauptvertreter Alfred Mahan gelten kann, sagt eine engere Verbindung aller teutonischen Mächte voraus; wir werden seine Ansichten in einem späteren Auffag prüfen.

A.

X.

Adam Weishaupt, der Gründer des Ordens der Illuminaten, als Gegner des Königsberger Philosophen

Immanuel Kant.

Von Prof. Dr. J. Bach.

,,Nulla porro falsa doctrina est, quae non aliqua vera intermisceat." Augustinus.

Ueber Adam Weishaupt und die Illuminaten weiß jeder Gebildete etwas, oder wenigstens meint er etwas zu wissen. Und doch gäbe es vielleicht noch manche Bibliothek und manches Archiv, in welchem „Material“ zur Geschichte des Illuminatenthums zu finden wäre, wenn auch wesentlich Neues, das der Mühe werth wäre, kaum da noch zu treffen sein wird. So interessant die Geschichte der menschlichen Thorheiten auch sein mag - um ein „Narrenschiff“ zu schreiben muß man das Zeug und den Geschmack eines Sebastian Brant haben. Sonst wird die Sache langweilig. In der lezten Zeit hat sich das Interesse bewährter Forscher auf's neue diesem Thema zugewendet. Wir haben kein Bedenken, die fleißigen Arbeiten eines Dr. Ludwig Wolfram und des Gymnasialprofessors Dr. Joseph Hartmann in Ingolstadt über A. W. zu begrüßen.1)

1) Dr. Ludwig Wolfram. Die Jlluminaten in Bayern und ihre Verfolgung, in 2 Theilen. Programm des humanist. Gymnasiums

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