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der

Religion Jesu Christi.

Bon

Friedr. Leop. Grafen zu Stolberg.

Vierzehnter Theil.

Neue unveränderte Ausgabe.
Mit Bewilligung des Verfassers.

Wien, 181 8.

Gedruckt und verlegt bey Carl Gerold.

Hamburg, bey Perthes und Beffer.

911

58759e

1817

V14

Des Zweeten Zeitlaufs Zwölfter Zeitraum.

Von der Theilung des römischen Reichs durch Theo dosius 395, bis zur Verheerung Roms durch Alarich 410.

1.

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Der Glanz des römischen Reichs ging unter mit

Theodosius dem Großen. Seine längst gefährdete Sicherheit ward von außen und von innen mehr als je bevrohet.

2. Die großen Eigenschaften und die Tugenden dieses Kaisers hatten ihm Ehrfurcht und Liebe der Unterthanen, Achtung und Bertrauen des Auslandes erwor ben. Weder diese noch jene Empfindungen konnten auf seine Söhne übergehen, die dem großen Vater so un gleich waren. Dazu hatte er, mit einer Verblendung, welche sein sonst so schönes Andenken befleckt, dem achtzehnjährigen Arkadius den Rufinus zur Seite gestellt, dem zehnjährigen Honorius den Stilicho, zween Mans ner, von deren eigennügigen und vermeß'nen Schwungsucht zu erwarten war, daß sie nicht anstehen würden, ihrer eignen Größe das Wohl, der beyden Fürsten und der beyden Reiche aufzuopfern.

Claud. de

3. Stilicho, ein Bandale, von dessen Geburt selbst der schmeichelnde Claudian nichts zu sagen weiß, als daß sein Vater einige Reutergeschwader seines Volkes unter Valens angeführt, hatte sich, durch Geistesgaz landibus ben und Lapferkeit, unter Theodofius, zum Feldherrn Stilich. 1. des Fußvolks und der Reuterey aufgeschwungen, und der Kaiser hatte diesem Fremdling seine Nichte Serena, XIV. Theil.

37. 38.

Tochter seines von ihm beweinten Bruders Honorius, nach dem er seinen zweeten Sohn nannte, zur Gemahlin gegeben, auch diesen, als er starb, ihm anempfohlen, fonach mit ihm die Verwaltung des abendländischen Reiches, bis der Knabe die Herrschaft würd' antreten fónnen.

4. Arglistiger und schamloser als Stilicho, war Rufinus, der Präfectus Prätorio im Orient, ehrgeizig wie er, strebte wie er nach dem Purpur, beneidete ihm den Glanz, den ihm die Gemahlin gab, ward aber zugleich durch diesen Vorgang ermuntert, auch Verbindung mit dem kaiserlichen Hause zu suchen, und ward in seinen Wünschen unterstügt durch das Hofgesinde, welches, dem Günstlinge dienstbar, seine Macht zu be gründen wünschte, weil es alles von ihm zu hoffen und zu fürchten hatte. Diese Höflinge fuchten den kaiserlichen Jüngling dahin zu stimmen, daß er die Tochter des Rufinus zur Gemahlin wählen möchte.

5. Während diese Sache mit wahrscheinlichem Erfolge betrieben ward, beklagte sich Eucherius, Großoheim des Kaisers, bey diesem über Lucianus, Comes des Orients, der ihm eine ungerechte Bitte versagt hatte. Dieser Lucianus, ungleicher Sohn jenes Florentius, der in den legten Regierungsjahren des Constantius Präfectus Prätorio in Gallien gewesen, und mit Recht feines Amtes von Julia entseget worden, war, durch. Empfehlung des Rufinus, zu seiner Würde gelanget ; daher Arkadius diesem, in böser Laune, das vermeynte Unrecht des Lucianus vorwarf.

6. Bösewichter bereuen es oft bald, wenn eine gute Handlung ihnen entfahren ist. Rufinus grämte fich, einen Mann zur zwoten Würde des morgenländischen Reichs erhoben zu haben, der sie nach Grundfäßen der Pflicht zu verwalten entschlossen war. Er war ihm im Wege, und durch an ihm geübte Rache hofte der Günstling, sich beym Kaiser wieder einzuschmeicheln.

7. Heimlich, mit kleinem Gefolge, reiste Rufin gen Antiochia, wo er bey Nacht ankam, ließ fogleich den Comes in Bande legen, ihn vor seinen Richtstuhl führen, obschon niemand ihn angeklagt hatte, und ihn so geißeln, daß er den Geist aufgab.

8. Die ganze Stadt ward erregt durch diese Abscheulichkeit; sie zu fühnen ließ er einen herrlichen Säulengang bauen, welcher an Pracht alle Gebaude des schönen Antiochia übertraf.

9. Welche schlechte Meynung mußte Rufinus vom jungen Kaiser hegen, dessen Gunst er durch solchen Frevel wieder zu gewinnen hofte! In der That fehen wir nicht, daß er an ihm gerüget worden; gleichwohl gereichte er ihm, auf zufällige Weise, zum Falle. Eutropius, ein entmanneter Kämmerling, nugte seine Abwesenheit, um den Plan seines Ehrgeizes zu vereitlen.

Zosim. V. 2.

Hist. Eccl.

10. Bauto, ein edler Franke, der als Feldherr die Philost. Gunst des Gratianus und des Theodosius, und die Achtung des Heeres erworben, hatte sterbend seine zarte und schöne Tochter Eudoria dem Feldherrn Promotus empföhlen, welchen nicht lange darauf Rufinus, aus Rache, weil jener ihm einen Backenstreich gegeben, durch f. G. d. R. Meuchelmord hatte tödten lassen.

11. Eudoria war noch zu Constantinopel, in der Familie des Promotus.

12. Eutropius unterhielt den jungen Kaifer von ihrer Schönheit, und zeigte ihm ihr Bild. Arkadius hatte nie Neigung zur Tochter des Rufinus empfunden, würd' aber in seiner Gegenwart sich wohl schwerlich eine andre schön zu finden ermuthiget haben. Iht ward er entflammt von den schönen Zügen der Eudoria, entschloß sich, der Tag zum Beylager ward auf den 27sten April festgefeßt, alle Anstalten zur kaiserlichen Hochzeir wurden getroffen; aber der Kämmerling, welcher sein Herz an getäuschten Hoffnungen des Rufinus im vollem Maße weiden wollte, erhielt von Arkadius, daß die Wahl der künftigen Kaiserin nicht bekannt ward.

13. Rufinus kam, gleich nach verübtem Frevel, aus Antiochia heim gen Constantinopel, fand das Hoflager und die Stadt beschäftiget mit Zurüstung zur nahbevors stehenden hochzeitlichen Feyer, und da der Kaiser und der Kämmerling allein um das Geheimniß wußten, so kann man sich leicht vorstellen, welche Huldigungen dem vermeynten künftigen Schwäher des Kaisers dargebracht

wurden.

14. Am bestimmten Tage ging, geführt vom Oberkämmerling Eutropius, aus dem Palaste der ganze Hof,

3. C. XIII. XLV. 14.

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