in psychiatrischer Beleuchtung Eine Kontroverse von Dr. H. Schaefer Oberarzt a. D. der Irrenanstalt Friedrichsberg in Hamburg Mangel an natürlich-menschlichen Ge- fühlen, insbesondere an Familiensinn 69 Einleitung. In den letzten Jahren hat die Psychiatrie eine neue Art biographischer Darstellung, die Pathographie, gezeitigt. Man durchforscht das Leben bedeutender Persönlichkeiten, um an ihnen krankhafte Züge nachzuweisen. Es wird nicht wundernehmen, daß bereits auch das Leben Jesu in den Kreis einer derartigen Betrachtung hineingezogen worden ist. Vier Schriften kommen besonders in Frage. Ihre Autoren sind sämtlich Protestanten, die in der Art ihrer Auffassung eine gewisse Steigerung darbieten. J. Baumann1), Professor der Philosophie in Göttingen, stellt an Jesu,,Nervenüberreizung" fest, O. Holtzmann2), Professor der Theologie in Gießen, erklärt ihn für einen,,Ekstatiker", E. Raßmussen3), Dr. phil. und cand. theol. in Kopenhagen, für einen,,Epileptiker", und de Loosten 4) (Dr. G. Lomer), Irrenarzt in Neustadt i. H., für einen ,,Paranoiker“. 1) Die Gemütsart Jesu, nach jetziger wissenschaftlicher, insbesondere jetziger psychologischer Methode erkennbar gemacht. Leipzig 1908. 8°. 80 S. 2) War Jesus Ekstatiker? Eine Untersuchung zum Leben Jesu. Tübingen und Leipzig 1903. 8°. VIII u. 143 S. 3) Jesus, Eine vergleichende psychologische Studie, übertragen und herausgegeben von Arthur Rothenburg. Leipzig 1905. Kl. 8°. XXV u. 166 S. 4) Jesus Christus vom Standpunkte des Psychiaters, Eine kritische Studie für Fachleute und gebildete Laien. Bamberg 1905. Kl. 8°. 104 S. |