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Klarheit des Urtheils getrübt hat. Abgesehen von manchem Anerkennenden urtheilt Münkel, daß der von uns aufgestellte Begriff von lutherischer Kirche, Amt 2c. nicht lutherisch sei. Er hätte um so vorsichtiger sein sollen mit diesem Urtheil, als er den für diese Behauptung verheißenen Beweis nirgends giebt, vielmehr da, wo er den Ansatz dazu nimmt, gleich wieder und immer wiederholt bekennt, der Beweis, was in diesen Fragen lutherisch sei oder nicht, ließe sich nicht mit Evidenz führen. Ist es ja doch eine unbestreitbare Thatsache, daß über die in Frage stehenden Streitobjecte,,Kirche, Amt, Kirchenregiment“ die symbolischen Bücher divergirende Elemente unvermittelt neben einander stellen, so daß mit gleichem Recht die verschiedenartigsten Theorien ihre Uebereinstimmung mit den Symbolen unserer Kirche behaupten können. So beweist Münkel denn auch das Unlutherische unserer Position schließlich nicht aus den lutherischen Symbolen oder den alten Dogmatikern, sondern aus einem Citat von Huschte! welcher selbstgeständlich in diesen Fragen mit unseren alten lutherischen Dogmatikern in scharf ausgeprägtem Gegensaß sich befindet. Mag nun Münkel die Huschke'sche Anschauungsweise für lutherisch halten, ja mag er sie für die einzig richtige halten, so beweist er mittelst der von ihm vorgebrachten Gründe doch nur, daß unser Standpunkt unhuschkisch, aber nicht, daß er unlutherisch sei. Ein Räthsel bleibt es uns freilich immerhin, wie Münkel bei seiner Ansicht, als ob die Breslauer Lutheraner die rechtmäßige lutherische Kirche in Preußen seien, dennoch auch Anerkennung für die Position der landeskirchlichen Lutheraner. haben kann. Wir unsererseits kennen kein Ja-Nein, sondern nur ein Entweder-Oder, und sagen, hat M. mit jener ersten Behauptung Recht, so bleibt uns nichts übrig, als

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zu den Separirten überzutreten. Aber wir hoffen, in unserer geschichtlichen Darlegung den Beweis geführt zu haben, daß Münkel's Anschauung geschichtlich nicht begründet ist.

Indem der Verfasser denn nun den dritten Theil seiner Geschichte der Oeffentlichkeit übergiebt, kann er ein starkes Bangen nicht unterdrücken. Sicher ist, daß wenn er die Schwierigkeiten, die sich bei der Ausführung aufthürmten, zuvor überschaut hätte, er sich nicht an das Werk gemacht haben würde. Eine geschichtliche Darstellung bis in die gegenwärtigen Tage hinein fortzuführen, ist eine verantwortungsschwere Aufgabe, bei welcher ein einigermaßen gerechtes Urtheil zu fällen nur demjenigen möglich ist, der in seiner Arbeit durch Vieler Gebete getragen wird. Daß dieses lettere hier der Fall gewesen sei, das hat der Verfasser vielfach gespürt; aber trotzdem erfüllt ihn der Blick auf die gelieferte Arbeit mit Bangen.

Eine Hauptschwierigkeit bot der Umfang der zu Gebote stehenden Quellen dar. Wenn man aus mehreren Tausenden geschriebener Briefe, aus Hunderten von Broschüren und von Jahrgängen der verschiedenen Tagesblätter, aus zahlreichen Aktenstücken, zum Theil durch Reisen und mündliche Erkundigungen den Stoff in überfließender Fülle*) gesammelt hat, ist es schwer zu ordnen und zu sondern, indem man die zur Erlangung sicherer Nachrichten verwandte Mühe gern als Maßstab ihrer Wichtigkeit mit in Anrechnung bringt, und so in Gefahr geräth, minder Wichtiges zu scharf zu betonen**).

*) Den S. 66 verheißenen Nachtrag sind wir um der Reichhaltigkeit der Quellen halber genöthigt, als Monographie erscheinen zu lassen.

**) Den_theuren Brüdern in Pommern, Posen, der Mark, Schlesien, Sachsen, Westfalen, welche so treulich sammeln und zusammenstellen geholfen haben, fagen wir hier unseren herzlichen Dank.

Eine andere Schwierigkeit bot der Gegenstand selbst dar. Die Union hat ja bisher eine Proteus-Natur gezeigt; glaubte man sie in einer Gestalt sicher gefaßt zu haben, so nahm sie in den Schriften ihrer Vertreter sofort eine andere an, und wurde nicht müde, längst widerlegte Argumente allzeit von Neuem vorzubringen. Jul. Müller, Moll, Nitsch, Jacobh, Hofmann, Stier, Bunsen, Gelzer, Jonas, Eltester, Sydow, Krause bieten eine Stufenfolge von rechts nach links, auf welcher jeder der genannten Namen einen anderen Begriff mit „Union“ verbindet. Um aus diesem Gewirre herauszufinden, blieb kein anderer Weg übrig, als der geschichtliche, nämlich nachzuweisen, wie allmälig alle gedachten Namen sich um besonderer geschichtlich nachweisbarer Interessen willen zu besonderen Unions - Standpunkten consolidirt und gruppirt haben. Nun aber sind die gedachten unter einander so verschieden, daß wir ihre Entwickelung im Einzelnen zeichnen mußten, und doch wieder so verwandt, daß wir manchen Anschauungen und Argumenten wiederholt begegnen, was ohne Ermüdung nicht abgeht. Diese Ermüdung mußte sich an einzelnen Punkten um so mehr steigern, als die Unionisten den unwiderlegbarsten Beweisen der Confessionellen vielfach bloßes Ignoriren entgegenstellten, und also ihre Gegner nöthigten, immer wieder die unwiderlegten Argumente ins Treffen zu führen. Der Zeitabschnitt, in welchem die Confessionellen ihr gutes klares Recht ohne allen Erfolg immer wieder aufdeckten, hatte für sie selbst etwas sehr Erschlaffendes, muß nicht dessen Darstellung auf den Leser denselben Eindruck machen?

Eine andere Schwierigkeit bot die Entwickelungszeit dar, welcher unser Geschichtsabschnitt angehört. Wo die Bartheien noch im brennenden Kampfe stehen, trübt sich

der Blick so leicht, und man geräth beim besten Willen, nur Gerechtigkeit und Wahrheit reden zu lassen, so leicht in Ungerechtigkeit wider den Gegner. Andererseits dürfte es für unsere Gegner eben so schwierig sein, auch unserer Darstellung Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Schiefe Urtheile, Mißverständnisse u. s. w. werden kaum zu vermeiden sein.

Endlich war die größte Schwierigkeit die Stellung, die wir dem bestehenden Kirchenregiment gegenüber einzunehmen haben, dessen Maßnahmen wir ja von dem durch uns vertretenen Standpunkte aus nicht immer für ersprießlich erachten konnten. Da lag die Aufgabe ob, mit keinem Worte derjenigen Ehrerbietung zu mangeln, welche wir der kirchlichen Obrigkeit überall schulden, und doch wiederum die Wahrheit nicht zu verleugnen, da wo wir Mißgriffe aufdecken zu müssen uns verpflichtet sahen. Da war beides, Reden und Schweigen, gleich gefährlich; beides sowohl vor Menschen, als vor Gott.

Alle gedachte Schwierigkeiten hätten uns wohl zurückschrecken mögen, wenn nicht das Gebot des Herrn uns drängte: „Wer mich bekennet vor den Menschen, den will ich wieder bekennen vor meinem himmlischen Vater, und wer mich verleugnet vor den Menschen, den will ich wieder verleugnen vor meinem himmlischen Vater", und wenn nicht diesem Gebote die Verheißung zur Seite stände, daß der Herr es den Aufrichtigen gelingen lassen will. Der Verfasser hat die völlige Ueberzeugung erlangt, daß die landeskirchlichen Lutheraner und die von ihnen vertretene Sache von Rechts und Links her Gegenstand der ungerechtesten Verfolgung geworden ist, und daß es daher des vom wahren Thatbestande Unterrichteten Pflicht ist, für den ungerecht Geschmähten den Mund aufzuthun und die

Wahrheit durch Darlegung geschichtlicher Thatsachen an das Licht fördern zu helfen. Er verfolgt hiermit keinen Haß oder Bitterkeit, sondern sieht, nachdem er selbst durch die Macht der Wahrheit gezwungen worden ist, den früher eingenommenen Standpunkt eines ungerechten Unionismus aufzugeben, und indem er sich bewußt ist, die wahre Union, d. h. diejenige, die allein mit Gottes Wort verträglich ist, als Hauptziel seines kirchlichen Strebens beibehalten zu haben, es als einen den Gegnern sowohl Separirten als Unionisten schuldigen Liebesdienst an, wenigstens das Satansbollwerk der Verleumdung aus dem Wege räumen zu helfen, damit redliche Seelen ihr Urtheil rektificiren, und aufhören, Männer zu schmähen, die des Herrn Jesu Werk treiben, und eine Sache zu verfolgen, die des Herrn Jesu Sache ist. Giebt es bei diesem Werke Nackenschläge, so sind uns auch diese um des Herrn willen willkommen.

Und somit möge denn dies Buch in Gottes Namen in die Oeffentlichkeit ausgehen. Möge der geneigte Leser um der erwähnten Schwierigkeiten willen Nachsicht üben im Urtheil, und möge der Herr, dem dies Buch mit Einfalt zu dienen sucht, seine Bahnen lenken und seine Frucht selbst schaffen.

Cammin, 14. Juni 1860.

W.

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