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Wir sehen bald, daß er 318 Leute ausrüsten kann, auch die Erzählung über die Trennung von Lot (1 Mos 13, 6 ff.) zeigt, daß es sich um große Scharen handelt. Später wird uns von Zuzügen aus der arabischen Provinz Musri (12, 16 und 20 nicht das eigentliche Ägypten ist gemeint, s. S. 156) und aus Gerar berichtet (20, 14). Wenn das auch zunächst Sklaven waren (Hagar 16, 1 und Ismaels Weib gehörten dazu 21, 21), so konnten sie doch zur Kultusgemeinschaft und später zu der Volksgemeinschaft gehören, die wir dann als ,,Kinder Israels" vorfinden. Auch wird 1 Mos 32, 8 ausdrücklich ein später erfolgter neuer Zuzug aus Haran angenommen.

Nach dem Vorbild ähnlicher orientalischer Erscheinungen (Mohammed), werden wir uns den Zug Abrahams als Eroberungszug, wenn auch in der mildesten Form, zu denken haben. Wenn es die biblische Erzählung verhüllt, so gehört das zur Idealisierung des Berichtes. Die außerbiblische orientalische Tradition, nach der ,,Abraham (dessen Vater babylonischer Feldherr war) Nimrods Heere überwältigt und das Land Kanaan an sich riß“, ist gewiß nicht rein erfunden.2 1 Mos 21, 22 setzt voraus, daß Abraham kriegerische Fähigkeit hatte und die Episode 1 Mos 14 schildert ihn direkt als Führer im Kampfe. In der jüdischen Og-Sage heißt es:,,Kühn und eifrig, gleich dem Jägersmanne (2) mit den Waffen vertraut, ist dieser Abraham." 3 Vielleicht ist die Namensänderung Abraham,,Vater des Völkergetümmels“ ebenfalls in diesem Sinne zu deuten.

Die Wanderung der Abrahamsleute.

Der Charakter Abrahams als ,,Wanderer" bietet dem Erzähler Anlaß, Mond-Motive in die Erzählung ausklingen zu lassen, wie in der Josefsgeschichte das Hinabsinken und Emporsteigen des Helden der Anlaß ist, Tammuz-Motive zu verwenden (s. unten zur Josefsgeschichte). Der Mond ist der Wanderer überall im Mythus (und der Jäger, vgl. dazu Abraham in der Og-Sage s. oben). Wenn Abraham von der Mondstadt Ur nach Westen wandert und nach Harran kommt, so soll der kundige Leser an den BelHarran denken, d. i. der Mondgott. Harran selbst heißt der „Weg“ (die Stadt war Knotenpunkt der Karawanen. So wird der Stadtname selbst zum Wortspiel, ebenso wie bei dem Fremdling von Gerar das Wort girru Pfad" anklingt. Auch die Namen werden im Sinne des Erzählers

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1) Daß dies,,Philister" waren (1 Mos 26, 1), beruht auf späterem Mißverständnis. Die Philister (Reste der Seevölker) waren damals noch nicht eingewandert.

2) S. Beer, Leben Mosis nach Auffassung der jüdischen Sage S. 40 und Leben Abrahams S. 1.

3) Beer, Leben Abrahams S. 29.

1 Mos ff.

Die Wanderung der Abrahamsleute.

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auf das Mond-Motiv anspielen. Wir lieben es ja bis auf den heutigen Tag, mit dem Sinn der Namen zu spielen. Abrahams Schwager heißt Laban (d. h. doch wohl der Mond). Er selbst heißt Abram,,,der Vater ist erhaben", d. i. Sin als abu ilâni (,,Vater der Götter") ist erhaben; oder Abraham,,,Vater des Getümmels", d. i. Sin als karid ilâni (,,Kriegsheld der Götter"). Die Zahl 318 (so viel Tage ist der Mond sichtbar) ist wohl absichtlich als Mondzahl abgerundet.

I Mos II, 28 Ur Kasdim (Ur der Chaldäer) wird als der ursprüngliche Ausgangspunkt der Wanderung genannt.1 Die Sibyllinen reden vom Lande Ur der Chaldäer (Kautzsch, Pseudepigr. 189). Es ist das Uru der Keilinschriften; der Name bezeichnet zugehörige Stadt und Landschaft.

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Abb. 52: Ruinen von El-mukaijar (Ur-Kasdim der Bibel, Heimat Abrahams).

,,Könige von Ur" haben in Babylonien die Hegemonie in der ersten Hälfte des 3. Jahrtausends nach den Priesterkönigen von Lagaš, deren bekanntester Gudea ist. Sie nennen sich auch Könige von Kingi und Urtu.2 Zu den ältesten uns bekannten Königen von Ur gehören UrGur und Dungi. Eine 2. Gruppe dieser Dynastie (die sog. ,,2. Dynastie von Ur" ist aufzugeben) hat semitische Namen: Ini (?) -Sin, Bur-Sin, GimilSin. Nach der Dynastie von Ur folgt eine Dynastie von Isin, dann eine solche von Larsa, die durch Hammurabi gestürzt wird. Hammurabi sagt auf seiner Gesetzes-Stele von sich:,,den Sin schuf, der reich machte Ur, der Reichtum nach Giš-šir-gal (Mondtempel in Ur) bringt".

Die Stadt Ur ist wiederentdeckt in den Ruinen von El-mukaijar (el-Mugheir) im südlichen Babylonien auf dem rechten Euphratufer. Es

1) Auch an Urfa knüpfen sich viele Abrahamslegenden. Das darf natürlich nicht dazu verleiten, hier die Stätte von Ur zu suchen (Rassam, Joh. Lepsius). Eine andere Abrahams-Tradition nennt Arpakšad als Urheimat. Das wären die Konsonanten von Urfa Kasdim; aber Urfa ist doch wohl nur ein moderner Name Orrhoe.

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2) Das ist geographisch - politisch dasselbe wie Sumer und Akkad, Süd- und Nordbabylonien. Nach den Vokabularen ist speziell Kingi Sumer und Urtu = Akkad.

sind hier Königsziegel mit dem Namen Uru gefunden worden, Inschriften von Dungi, Kudur-Mabug, Išme-Dagan, aber auch noch von Nabonid. Die Stadt war Hauptsitz des südbabylonischen Mondkult.1

I Mos 11, 31. Die Abrahamsleute ziehen zunächst nach Harran, der nördlichen Mondstadt, dem Hauptort des eigentlichen Mesopotamien.2 Wenn ihr Ziel schon damals Kanaan war, so ist das trotz des riesigen Bogens der gewöhnliche Karawanenweg von Babylonien aus.3

Der Mondgott heißt hier neben Sin speziell Bel-Harrân und hat als solcher einen starken Einfluß auf Syrien ausgeübt. Die Reformen des Islam knüpfen wohl vielfach an Harran an. Bis ins Mittelalter erhielten sich in diesem Bollwerk des heidnischen Kultus (Julian Apostata interessierte sich für die Stadt) Spuren des Mondkultus bei den haranischen Sabiern.

Von Harran führt der Weg bei Biredjik über den Euphrat. Sachau fand Spuren der alten Straße. In 1001 Nacht (Reclams Ausgabe Heft 20, 147 ff.) wird eine interessante Reise von Harran nach Samarien erzählt. Der Weg der Abrahamsleute geht auf der uralten Karawanen- und Kriegsstraße, die Ägypten und Babylonien verband. Als Hauptstation wäre Damaskus zu erwarten. 1 Mos 15, 2 zeigt in der Tat Spuren einer Verbindung der biblischen Vätergeschichten mit Damaskus. Die Tradition lebt noch heute in Damaskus. Josephus sagt Ant. I, 7, noch zu

1) Eupolemos (um 160 v. Chr.) bei Eusebius praep, evang. IX, 7 (Müller, Fragm. III, 211f.) sagt, Abraham sei in der Stadt Babyloniens Kamarine, die manche Oro, nennen, geboren. Kamarine, wohl aus dem Arabischen kamar Mond zu erklären, wird auch in der Sibylle (Kautzsch, Pseudepigr. 189) als Stadtname im Lande Ur" zu lesen sein.

2) Es ist aus der alten Anschauung vom urisraelitischen Leben in der Wüste heraus geredet, wenn Gunkel, Gen. 150 sagt, nach 1 Mos 12, 1 würden Abrahams Vorfahren, als sie von Haran ausgehend geschildert werden, nicht als Städte bewohner gedacht. Wenn aber Guthe, Geschichte Israels 10, sagt: „,um der Freiheit der Wüste willen hatten sie oder ihre Väter dem Kulturlande den Rücken gekehrt“, so widerspricht das nicht nur den tatsächlichen Verhältnissen der israelitischen Urzeit, sondern es enthält überhaupt eine kulturgeschichtliche Unmöglichkeit.

3) Die Wanderung Esaus, die mit denselben Worten erzählt wird, wie die Abrahams (36, 6 vgl. 12, 5), hat andre Motive; aber sie will auch als Wanderung einer Gemeinschaft angesehen sein, wie Klostermann, Gesch. Isr. 30 gesehen hat.

*) Ein Relief aus Sendjrli in Syrien bezeugt den Kultus für Syrien. In Nerab bei Aleppo wurden zwei Grabsteine gefunden, die für Priester des Mondgottes von Harran errichtet sind. In einem Vertrage des Matiilu, Fürsten von Arpad (s. S. 230), mit dem assyrischen König Ašurnirâri wird Sin von Harran an erster Stelle angerufen.

*) Assyrisch Dimašķi, in der Thutmosis-Liste aus dem 16. Jahrhundert (vgl. S. 195) timasķi.

I Mos 12, I

Die Wanderung der Abrahamsleute.

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seiner Zeit sei Abrams Name im Damaszener-Lande berühmt, und er zitiert aus dem 4. Buche der Geschichte des Nikolaus von Damaskus die folgende Geschichte:

Zu Damaskus regierte Abram, der mit einem Heere aus dem oberhalb Babylon gelegenen Lande der Chaldäer' dorthin gekommen sein soll. Und nicht lange nachher wanderte er mit seinem Volke von dort wieder aus nach Chananaea, welches jetzt Judäa heißt und wo sich die Seinen stark vermehrten.

I Mos 12, I: Ziche hinweg aus deinem Lande in das Land, das ich dir zeigen will. Das Ziel der Wanderung ist das biblische Kanaan. Wir versuchen, an der Hand der Quellen ein Bild von dem Lande zu entwerfen, das als Ziel der Abrahamswanderung gilt und das später den Schauplatz der Geschichte der,,Kinder Israel" bildet.

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1) Das ist wohl ein später Zusatz, der Harran mit Ur verwechselt. Sonst könnte sich Lepsius, der Urfa für die Urheimat hält, hierauf berufen.

2) Nicht Aharru, wie früher gelesen wurde; die Amarna - Briefe schreiben A-mu-ur-ri. Zu Amurru „,,Amoriterland" s. S. 201.

den Euphratländern und Ägypten. Den Babyloniern bot est besonders in den Zeiten, in denen der Zugang zum persischen Meer durch das in seiner geschichtlichen Bedeutung noch dunkle, mächtige ,,Meerland" verschlossen war, den erwünschten ,,Weg nach dem Meere", nach den Häfen des Mittelmeeres. Die babylonischen Karawanen und Heereszüge gelangten dahin auf demselben Wege, der in der Abrahams-Wanderung angegeben ist, über Harran, den Euphrat bei Biredjik überschreitend. Alte Datierungslisten (Scheil in Recueil d'archéologie égypt. assyr. vol. 17) zeigen, daß längst vor der Hammurabizeit die Könige von Ur, der biblischen Heimat Abrahams (s. S. 183 und Abb. 52), Beziehungen zum Westlande" hatten.1 Gudea, der Fürst von Lagaš, berichtet, daß er Bauholz vom Amanus-Gebirge geholt habe. Die auf die Zeit um 3000 zurückführenden Omina beschäftigen sich häufig mit den Ländern, durch welche die nach Westen führende Heerstraße geht (das Reich der

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Abb. 54: Silbervase des Entemena von Lagas kiššati, zu dem Harran gehört

mit dem Wappen von Lagaš (Gudea-Zeit).

Gefunden in Telloh.

und Suri) und mit dem,,Westlande" selbst.

III R 59, 5:,,Wenn am 14. Adar eine Mondfinsternis in der ersten Nachtwache eintritt, so gibt sie das Vorzeichen für den König der kiššati, Ur und Mar. Tu (Amurru)." 2

III R 58, 1:,,Wenn der Mond am 30. Tebet sich zeigt, werden Suri die aḥlamû (Nomaden) verheeren, ein fremdes Volk wird das Land Mar. Tu (Amurru) erobern."

1) Auch zu Arabien? Die zeitlichen Ansetzungen Hommels, Altisr. Überl. 37 sind nicht genügend gesichert. Zu den Beziehungen zwischen Ur und dem,,Westlande" s. 1. c. S. 57; H. Winckler, Gesch. Isr. II, 296.

2) Dieses Orakel enthält alle drei Stationen der Abrahamswanderung; denn zu dem Reich der kiššati gehört Harran, vgl. meinen Art. Harran in RPTH 3.

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