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1 Mos 12, I

Kanaan in altbabylonischer Zeit.

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Auch wird wiederholt bezeugt, daß jener Sargon I., den man früher für eine Sagengestalt hielt, auf bestimmte Vorzeichen hin nach dem Westlande (Amurru)1 gezogen sei und daß er das Westland unterworfen habe (inîru). Ein andermal wird gesagt, daß er unter einem bestimmten Vorzeichen das Meer des Westens (tamtu ša erib šamši, das Meer der Sonnenuntergangs

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gegend) überschritten habe, drei Jahre im Westen das Land erobert, geeinigt habe, seine Bildsäulen im Westen aufgestellt

1) Dasselbe Interesse für die Ereignisse im Westlande, die man aus den Gestirnen liest, setzt die Geschichte von den ,,Weisen aus dem Morgenlande" voraus: eine Erscheinung am gestirnten Himmel zeigt, daß im,,Westland" ein König geboren ist, der auch für das alte Kulturland im Osten von Bedeutung ist. Vgl. v. Oefele in MVAG 1903 über Mt 2. Orakel von einem großen König, der im Westen aufstehen wird, unter dem Recht und Gerechtigkeit, Frieden und Freude in allen Landen herrschen und alle Völker beglücken wird" (Delitzsch, Wo lag das Paradies 133 und nach ihm Hommel, Altisr. Überl. 56 f., der annimmt, daß die ,, Weisen" Mt 2 dergleichen in den astrologischen Tafeln lesen konnten) sind meines Wissens aus den Inschriften nicht zu belegen. Hingegen möchte ich zur Illustrierung von Mt 2 auf die Bauinschriften Asarhaddons aufmerksam machen, der z. B.,,als Vorzeichen der Gnade, den Tempel Marduks (Esagila) zu betreten" astrale Erscheinungen beobachten läßt:,,die Sterne des Himmels gingen an ihrem Ort und nahmen den rechten Weg und verließen den unrechten" (BA III, 234 f.).

und ihre Gefangenen über Land und See transportiert habe (KB III, 1, 102 ff.).

Die Abb. 53-57 mögen die Kultur Babyloniens, deren Einflüsse auch in

dieser ältesten Zeit über Kanaan gezogen illustrieren.

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sind,

Ein gewaltiges, in unsre Zeit hineinragendes monumentales Zeugnis für die Heereszüge der Ägypter und Babylonier durch das ,,Westland“ ist das Defilé am Nahr el Kelb (Hundsfluß) bei Beirut, in dem Pharaonen von Ägypten und Könige von Assyrien ihre Bildnisse und Inschriften in die Felsen gemeißelt haben. Abb. 58 gibt ein Gesamtbild der Felsengruppen am linken Ufer des Hundsflusses aus früherer Zeit. Ein neueres Bild gibt es nicht. Jetzt führt eine Straße und eine Bahn vorüber; hingegen sind die Felsenwege fast ungangbar. Am rechten Ufer wurde eine Inschrift Nebukadnezars gefunden. Abb. 59 zeigt zwei der Monumente, ein ägyptisches und ein assyrisches (Asarhaddon). Leider sind die übrigen noch nicht publiziert. Als Illustration solcher Wanderung mögen Abb. 60 und 62 f. dienen.

Abb. 57: Altbabylonischer Ziegenkopf aus Fâra.

Da das,,Westland" als ein erstrebenswerter Teil des babylonischen Herrschaftsgebietes galt, so erscheint es auch bald als ein politischer Begriff. Aus dem Briefwechsel der Hammurabizeit (vgl. Peiser in MVAG VI, 144 ff.) erfahren wir, daß der Name Amurru ursprünglich eine Völkerschaft bedeutet (gleich den biblischen Amoritern), denn es ist hier von Amurru in der syrischen Wüste die Rede, die eine ähnliche Rolle spielen, wie später die Suti, Aramäer, Araber in derselben Gegend. Aber Amurru bezeichnet in dieser Zeit auch ein bestimmtes Ländergebiet, das spätere Phönizien, Palästina und Cölesyrien umfassend (Winckler, KAT3 178). Der Vater des Rîm-Sin (Eri-Aku, vielleicht der biblische Arioch 1 Mos 14), ein elamitischer König in der Dynastie von Larsa, nennt sich ad-da (,,Vater") des Westlandes. Hammurabi aber, sein Zeitgenosse und Besieger, der Süd- und Nordbabylonien (Sumer und Akkad) zu einem

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1) Es bedeutet wohl König, ähnlich wie das oft gebrauchte,,Hirte".

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Babylonien und das ,,Westland".

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Reiche geeinigt hat, nennt sich auf einer Steinplatteninschrift, die sein Bildnis zeigt (Abb. 61) und der westländischen Ištar (Ašratu) geweiht ist,,,König von Mar. Tu (Amurru)", und einer seiner Briefe (King Nr. 98) ist an Ahati, die Gemahlin des Sin-idina, gerichtet, der als rabiân (Befehlshaber) von Mar. Tu erscheint.1 Und der um 2000 regierende König der gleichen Dynastie, Ammisatana (Winckler, F. I 198 ff.), sagt:,,König von Babylon, König der Stadt Kiš, König von Sumer und Akkad, König des .2 Westlandes bin ich." Man sieht, daß das ,,Westland"

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bei der babylonischen Reichsbildung eine hervorragende Rolle spielt. Nebukadnezar I. (um 1100) nennt V R 55, 10 die A-murri-i zwischen den Lulubi und Kašši und erwähnt in einem Wechselgespräch mit Marduk (Cun. Texts XIII, 48 vgl. Winckler F. I, 542 f.) an einer leider verstümmelten Stelle nach seinem Siege über Elam das Land Mar. Tu.3

1) Mar. Tu kann nur als ,,Westland" in unserm Sinne gedeutet werden. Dafür bürgt die Erwähnung von Ašrat auf der Steinplatteninschrift des Hammurabi (Abb. 61).

2) da-ga-[]. Winckler ergänzt dagalu, des ausgedehnten" Westlandes.

3) Meißner Berl. Ph. W. 1902, Sp. 980 nimmt ein westliches und ein östliches Amurrû an. Es könnte sich höchstens um eine Verschiebung des politisch-geographischen Begriffes handeln, s. aber schon Winckler, Unters. zur altor. Gesch. S. 37, Anm. 2, KAT 3 179, wo übrigens Z. 20 f. der Drucksatz in Verwirrung geraten ist.

Ob in babylonischer Zeit das spezifisch biblische Land, das,,Land der Verheißung" im Sinne von I Mos 12, 1, zu Amurru

Abb. 59: Monumente vom Nahr el Kelb. Nach Bezold, Ninive und Babylon.

im politischen Sinne gehörte, wissen wir nicht. Es lag vielleicht jenseits der Südgrenze des Machtbereichs der babylonischen. Könige.

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Während der jahrhundertelangen babylonischen Vorherrschaft über das Westland" hat sich im Westlande selbstverständlich babylonische Kultur und babylonisches Geisteswesen ausgebreitet. Ein überraschendes Zeugnis hierfür bot der Fund von Amarna, der für die Mitte des 15. vorchristlichen Jahrhunderts bezeugt, daß man in diesem ,,Westlande" in babylonischer Keilschrift schrieb. Davon wird weiter unten (S. 200 ff.) die Rede sein. Nur eine Kulturmacht

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Abb. 60: Wanderung einer assyrischen Familie.

hätte in jener alten Zeit mit dem babylonischen Einfluß konkurrieren können: Ägypten. Daß auch Ägypten auf Kanaan geistig eingewirkt hat, ist sicher. Aber ebenso sicher ist, daß

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Babylonien und das ,,Westland".

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der spezifisch babylonische Einfluß überwog. Beides bezeugen u. a. die altkanaanäischen Funde von Taanak (S. 207 f.). Daß Ägypten politisch die Übermacht über Syrien und Palästina gewonnen hat, und zwar bald nach der Hammurabizeit, wußten wir bereits aus den ägyptischen Urkunden. Die Amarnazeit hat die Verhältnisse der ägyptischen Vorherrschaft für die Mitte des 15. Jahrhunderts lebendig illustriert.1

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Abb. 61: Steintafel aus dem Britischen Museum mit dem Bildnis Hammurabis.

Die ägyptischen Zeugnisse.

Die ältesten ägyptischen Nachrichten über das asiatische Ländergebiet, dem Kanaan im engeren Sinne angehört, scheinen. bereits die uralten Könige der 2. Dynastie, deren Gräber bei Abydos entdeckt wurden, zu geben.2 Sie reden von Konflikten mit asiatischen Beduinen, die von der Küste ins Delta herüberkamen, um Beute zu suchen. Wegen ihrer Beutesucht verhaßt,

1) Vgl. zu den ägyptischen und babylonischen Beziehungen, die in diesem Kapitel besprochen sind, bereits Fr. Hommel, Altisraelitische Überlieferung in inschriftlicher Beleuchtung, München 1897.

2) Vgl. W. M. Müller, AO V, 1.

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