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galten die Asiaten den Ägyptern von jeher als verächtliche Barbaren,,,Sandbewohner", von denen man ungern redet. Die zahlreichen Grenzbefestigungen im Delta, deren bedeutendste ,,die Fürstenmauer" ist (s. S. 193),,,bestimmt die Asiaten abzuwehren", bezeugen, wie groß die Asiatengefahr den Ägyptern erschien, wenn sie auch in ihren Denkmälern nicht viel davon reden (s. Abb. 62 und 63). Der erste Feldzug nach Asien herüber ist uns unter Apopy I. von der 6. Dynastie (2500) bezeugt. Bei den fünf Feldzügen dieses Königs, die durch die Sinaihalbinsel gingen und dann zu Schiff gegen asiatische Gebiete nördlich von Palästina sich richteten, werden die Syrer als Rebellen behandelt und bestraft:,,Das Heer warf ihre festen Burgen um, schnitt ihre Weinstöcke und Feigenbäume (!) ab,

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Abb. 62 und 63: In Ägypten Einlaß begehrende semitische Familie.

warf Feuer in ihre Lagerplätze (?), erschlug viele Zehntausende von Truppen und schleppte viele Gefangene fort". Wenn man hieraus schließen darf, daß Teile von Palästina bereits vor der 6. Dynastie, also zur Zeit der großen Pyramidenerbauer, Ägypten tributpflichtig waren, so haben wir andrerseits ein indirektes Zeugnis dafür, daß in der folgenden Periode während der politischen Schwäche der 7.-11. Dynastie (2500-2000 vor Chr.) in Syrien mächtige Staaten entstanden sind. Wir müssen das aus der Tatsache schließen, daß die Monumente der mächtigen 12. Dynastie keine Spur von einem Einfluß auf Syrien zeigen, und finden die Tatsache bestätigt durch die respektvolle Art,

1) In der Sinuhe-Erzählung (S. 193) findet der Flüchtling bei der Grenzbefestigung,,Wächter auf der Zinne".

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Ägypten und Kanaan.

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mit der eine auf uns gekommene Erzählung aus dieser Zeit von syrischen Fürsten redet.

Eine ausführlichere Kunde von dem Lande, zu dem Kanaan im engeren Sinne gehört, verdanken wir nämlich einer ägyptischen Papyrushandschrift, die das Leben des Sinuhe1, eines Fürsten und Gefolgsmannes am Hofe Usertesen I. (etwa um 2000 v. Chr.) erzählt. Das Gedicht, das die Ägypter zu ihrer klassischen Literatur rechneten und durch viele Jahrhunderte hindurch in ihren Schulen als Musterstück benutzten, gibt uns zugleich eine lebendige und für die folgenden Untersuchungen hochwillkommene Darstellung des Beduinenlebens im alten Palästina. Sinuhe ist aus irgend einem Grunde vom Hofe des Königs über die Landenge von Suez nach Asien geflohen (,,über die Fürstenmauer").2 Er blieb erst anderthalb Jahre in Kedem3, wo er Ägypter (als Kaufleute?) ansässig findet, und kommt dann zum Fürsten „des oberen Tenu". Der setzte ihn,,an die Spitze seiner Kinder" und verheiratete ihn mit seiner ältesten Tochter. Dann heißt es:

,,Er ließ mich einen Teil seines Landes auswählen, von dem Auserlesensten, das er besaß, auf der Grenze zu einem anderen Lande. Es war das schöne Land Jaa. Es gibt Feigen in ihm und Weintrauben und es hat mehr Wein als Wasser; es ist reich an Honig und hat vieles Öl und alle Früchte sind auf seinen Bäumen. Es gibt Gerste darin und Weizen und alle Herden sind ohne Zahl. Und viel war auch, was mir zukam ..., als er mich zum Fürsten eines Stammes machte, von dem Erlesensten seines Landes. Ich machte Brote als Tageskost und Wein als tägliche Speise, gekochtes Fleisch und Gänse als Braten. Dazu noch das Wild der Wüste, das man in Fallen für mich fing und mir brachte,

1) P. 3022 des Berliner Museums, zuletzt übersetzt bei Erman-Krebs, Aus den Papyrus der Königl. Museen zu Berlin S. 14 ff. Vgl. auch W. M. Müller, Asien und Europa, S. 38 ff.

2) Ähnlich wird der historische Hintergrund der Flucht Mosis vom ägyptischen Hofe nach Midian zu denken sein. Er war eine politisch mißliebige Persönlichkeit geworden, vielleicht auf religiösem Gebiete. Die biblische Überlieferung hat Spuren davon in der Erzählung von der Ermordung des Ägypters. Die Legende weiß mehr davon. In Wirklichkeit war dies gewiß nur der Anstoß, nicht der Anlaß zum Exil des Moses.

3) Ostland, d. h. wohl die Gegend um das Tote Meer.

*) Erman meint, es sei wohl dasselbe Land, das um 1500 v. Chr. das,,obere Retenu" heißt und Palästina bezeichnet. Es zerfiel in zwei Distrikte, deren südlicher Teil Ken'ana hieß, der nördliche 'Emur (Kanaan und Amoriterland). Unter dem unteren Retenu" verstand man die syrische Tiefebene. Phönizien hieß Keft, seine Bewohner Fenech (Erman, Ägypten S. 680).

5) So heißt bei Sargon Cypern. Er sagt: ana Ja-' nagê ša mat Jatnana, d. h.,,nach Ja-', dem Insellande von Jatnana“.

Jeremias, A. Test.

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außerdem was meine Hunde erbeuteten. Man machte mir viele .. und Milch in jeder Zubereitung. So verbrachte ich viele Jahre und meine Kinder wuchsen zu Starken heran, ein jeder als Held seines Stammes. Der Bote, der nach Norden zog oder zum Hofe südwärts reiste, verweilte bei mir. Ich nahm alle Leute auf; ich gab dem Durstenden Wasser und brachte den Verirrten auf den Weg und wehrte dem Räuber. Wenn die Beduinen in die Ferne zogen..., um die Fürsten der Völker zu bekriegen, so beriet ich ihren Zug.

Dieser Fürst von Tenu ließ mich viele Jahre der Befehlshaber seines Heeres sein, und in jedem Lande, zu dem ich zog, war ich ein Held .... bei den Weideplätzen seiner Brunnen; ich erbeutete seine Herden, ich führte seine Leute fort und raubte ihre Nahrung; ich tötete die Menschen in ihm mit meinem Schwert und meinem Bogen, durch meine Märsche und durch kluge Pläne.

Das gefiel ihm und er liebte mich; er wußte, wie tapfer ich war und setzte mich an die Spitze seiner Kinder. Er sah, was meine Arme vermochten.

Es kam ein Starker von Tenu und verhöhnte (?) mich in meinem Zelte; er war ein ... der nicht seines Gleichen hatte und hatte ganz Tenu bezwungen. Er sagte, er werde mit mir kämpfen; er meinte, er werde mich schlagen; er dachte meine Herde zu erbeuten ... für seinen Stamm.

Da beriet jener Fürst mit mir und ich sagte: „Ich kenne ihn nicht. Er greift mich an wie ein kämpfender Stier inmitten der Kühe, den ein Stier der Herde stößt. ... Ein Stier, wenn er den Kampf liebt .... ist er voll Schrecken vor dem, der ihn prüft? Wenn sein Herz nach Kampf steht, so sagt er seinen Wunsch."

In der Nacht bespannte ich meinen Bogen, ich rüstete meine Pfeile, ich schärfte (2) meinen Dolch und schmückte meine Waffen. Als es tagte, kam Tenu herbei und seine Stämme waren versammelt und die Länder neben ihm hatten sich angeschlossen. Wenn sie an diesen Kampf dachten, so brannte jedes Herz für mich, die Weiber und Männer schrien und jedes Herz hatte Mitleid mit mir. Sie sprachen: „Gibt es denn keinen andern Starken, der gegen ihn kämpfen konnte?"

Da ergriff er seinen Schild, seine Lanze und seinen Arm voll Speere. Aber nachdem ich seine Waffen herausgelockt hatte, so ließ ich seine Speere neben mir vorbeifliegen, nutzlos auf die Erde, so daß einer auf den andern traf. Da kam er auf mich los (?) und ich schoß ihn, daß mein Pfeil in seinem Nacken steckte. Er schrie und fiel auf seine Nase und ich fällte ihn mit seiner Lanze. Mein Siegesgeschrei stieß ich auf seinem Rücken aus und alle Asiaten schrien. Ich pries den Gott Month, aber seine Leute trauerten um ihn. Dieser Fürst Amienschi schloß mich in seine Arme. Da führte ich seine Habe fort und erbeutete seine Herden und was er mir zu tun gedacht hatte, tat ich ihm an. Ich raubte, was in seinem Zelte war und plünderte sein Lager. Davon ward ich groß und weit an Schätzen und reich an meinen Herden."

Später wurde Sinuhe am ägyptischen Hofe wieder in Gnaden angenommen. Nachdem er seine Habe seinen Kindern vermacht, so daß der älteste Sohn die Führung des Stammes er

1) Die Erzählung erinnert in vielen Zügen an David und Goliath.

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Ägypten und Kanaan. Sinuhe-Erzählung.

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hielt und der Stamm und alle Habe ihm gehörte, seine Leute und alle seine Herden, seine Früchte und alle seine süßen (Dattel)bäume, zog er gen Süden (heim nach Ägypten).

Die Beduinenstämme Palästinas stehen also in engster Verbindung mit dem Kulturlande Ägypten. Ihre Scheichs verkehren nach dem Zeugnis des Papyrus gelegentlich (auch vorher ist von einem Beduinen die Rede, der in Ägypten war) am Hofe des Pharao und wissen Bescheid über die Vorgänge in Ägypten. Gesandte ziehen mit schriftlichen Botschaften zwischen dem Euphratland und Ägypten hin und her. Diese asiatischen Beduinen sind durchaus keine Barbaren, die barbarischen Völker, die der ägytische König bekämpft, werden ausdrücklich im Gegensatz zu ihnen genannt. Die Beduinenscheichs schließen sich selber zu Kriegszügen zusammen gegen die Fürsten der Völker"; in unserem Gedicht ist Sinuhe ihr Führer und Berater, wie Abraham 1 Mos 14 im Kampfe gegen die Könige.

Tuthmes III. (um 1600), unter dessen Herrschaft wohl die babylonische Vorherrschaft über Kanaan auf Ägypten übergegangen ist, hat an der Tempelmauer von Karnak in Theben. eine Liste der von ihm unterjochten kanaanäischen Städte hinterlassen (s. Abb. 64). Unter den Namen befinden sich die biblischen Ortschaften Akzib, Beroth, Beth-Anoth, Gibea, Hazor, Jibleam, Laisa, Megiddo, Ophra, die Hafenstädte Akko, Beirut, Joppe, ferner Damaskus u. a. Auch der Negeb, der später zu Juda gehörende „Südgau“ wird erwähnt. Der merkwürdigste Name aber unter den eroberten Ortschaften ist Jakob-el.2

Allmählich sind die Ägypter bis zum Euphrat vorgedrungen, dem,,Wasser von Naharena", den sie wegen seines für die Ägypter unnatürlich scheinenden Laufes ,,das verkehrte Wasser" nannten, „auf dem man nach Norden fährt, wenn man stromauf fährt". Seti I. (um 1400), der Vater Ramses II., nennt unter

1) Zuletzt besprochen von Maspero, Sur les noms de la liste de Thutmes III., vgl. Histoire ancienne S. 256; W. M. Müller, Asien und Europa 161 f. 191. 196.

2) W. M. Müller, Asien und Europa, sucht den Ort in Mittelpalästina; Šanda in VAG 1902, 90 ff. will ihn am Jabbok finden und als Variante von Penuel erklären. Die Identifizierung mit dem Jakob der Vätergeschichte ist schon deshalb unsicher, weil der Name Ja'kub-ilu bez. Ja'kub auch in babylonischen Kontrakten zu Hammurabis Zeit vorkommt. Der andere vielbesprochene Name ist Išpar, das Joseph-el zu lesen sein soll. Auch hier ist für alle Fälle zu notieren, daß Jašup-ilu in Hammurabis Kontrakten vorkommt; vgl. Hommel, Altisr. Überlief. 95; III passim.

seinen Eroberungen Beth-Anath (Jos 19, 38; Ri 1, 33) und Kirjath - Anab (,,die Weintraubenstadt" Jos II, 21) und Jenu'am auf der Tempelmauer zu Karnak (Abb. 64), auch die phönizische Stadt Tyrus. Ramses II. hat uns in seinen Inschriften eine genaue Schilderung seines Sieges über die Hettiter in der Schlacht von Kadesch hinterlassen (s. Erman, Ägypten S. 696 ff.). Wir erfahren hier, daß der Hettiterkönig unterjochte Scharen

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Abb. 64: Tuthmes - Liste an der Tempelmauer des Amonstempels in Karnak; Außenwand des Allerheiligsten.

,,aus allen Ländern, die zum Gebiete des Chetalandes, des Landes Naharena und des ganzen Kedelandes gehören ", um sich gesammelt hat und daß sich Ramses beklagt, daß ,,die Vorsteher der Bauernschaft und die Großen, denen das Land des Pharao untergeben ist", ihm darüber nicht berichtet haben. Die Schlacht von Kadesch hat die Entscheidung nicht gebracht. Der endgültige Friedensschluß, der die Kämpfe zwischen Ägyptern und Hettitern auf kanaanäischem Gebiete beendete, wurde durch einen Staatsvertrag besiegelt; übersetzt bei Messerschmidt AO IV 1, 6ff.; W. M. Müller in MVAG 1903, 193 ff.

1) Ist Janûn auch hier gemeint? Vgl. S. 199, Anm. 2.

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