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,,Setze Sturmböcke ringsum". S. Bilder zu Nahum. Ez 5, 5 Ferusalem und rings um F. her die Länder. Jerusalem der Mittelpunkt, der Nabel der Welt. Das hat hier einen speziell religiösen Sinn, aber es entspricht der altorientalischen Weltanschauung. Jedes Land gilt als „Reich der Mitte", wie heutzutage noch China, sein Heiligtum ist Weltmittelpunkt. Für die Babylonier ist es Babylon, für den Islam Bagdad, für die Griechen Delphi (Pindar, Pythagoras 4, 131). Wenn mittelalterliche Karten die Länder der Erde um Jerusalem gruppieren (s. Abb. 135, S. 354), so entspricht das dem spezifisch religiösen Sinne unserer Stelle.

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Abb. 130 u. 131: Mythologische Ornamente aus Niniveh, auf der einen Seite
geflügelte Stiere mit Menschenköpfen darstellend.

Ez 5, 12 Pest, Hunger und Schwert sollen die Vertilgungsmittel sein s. S. 129, Z. 187 ff.

Ez 7, 2,,die 4 kanephot des Landes". Assyrisch kippât Himmels und der Erde, eig. die 4 Weltviertel. Hier die 4 Himmelsrichtungen.1

Ez 8, 1 ff. Das Kapitel gibt Zeugnis von den heidnischen Kulten, die in den Zeiten des babylonischen Vasallen Zedekia in Jerusalem aufgekommen waren (durchaus nicht nur Rückblick auf die Zeit des Manasse, s. Krätzschmar, Ezechiel z. St.). Der Tempel ist eingerichtet gewesen wie ein heidnischer. Die

1) Haupt und Jensen, vgl. ZA VI, 1, 520 erklären kippatu nach dem Aramäischen als „Wölbung“.

Ez 5, 5-8, 1 ff.

Ezechiel.

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Opposition dagegen ist nie ganz durchgedrungen.

1. Am Nord

tore (s. oben S. 332f. 356) des Tempels steht das ,,Eiferbild“.

Der Chronist (2 Chr 33, 7, 15)

nimmt an, daß es identisch sei mit der von Manasse einst errichteten (2 Kg 21, 7), von Josia beseitigten (2 Kg 23, 6) Ašera. Es ist irgend ein Bild, wie es in syrischen oder babylonischen Tempeln sich auch fand, der Chaosdrache oder dgl. 2. Die Mysterien der 70 Ältesten, die in der finstern Kammer im Tor Bildern von,,Gewürm und Vieh, die an die Wand gemalt sind", Räucheropfer darbringen. Wahrscheinlich handelt es sich um ,,Drachen" (Abb. 28) und rêmu (Abb. 94). Das Räucheropfer weist nicht notwendig auf ägyptischen Kultus. Auch die Babylonier kannten Räucheropfer (kutrinnu, vgl. S. 43). Die Sargoninschriften reden von ,,massenhaftem Räucherwerk". Schon im Gilgameš-Epos ist vom Räucheropfer vor Samaš die Rede, und

IV R 20 No. I heißt es:,,Opfer Abb. 132: Gudea-Statue mit Bauplan auf werden reichlich dargebracht,

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dem Schoß. Telloh. S. 351, Anm. 1.

Räucherwerk wird aufgeschüttet", vgl. S. 267, Anm. 3. Am Schluß der,,Höllenfahrt der Ištar" sollen die emporsteigenden Toten

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S

dem Euphrat. Oft waren sie mit Phallusdienst verbunden, dem nicht immer die Unzucht, sondern ursprünglich eine anbetende Verehrung der propagatio generis humani zugrunde lag. 3. Die

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Die

Abb. 134: Maßstab auf dem Schoße einer Gudea-Statue. im Sommer stirbt. Weiber weinen am Nordtor, weil der Nordpunkt der kritische Punkt des Tammuz ist: die Sommersonnenwende, s. S. 41 und vgl. zu Hi 37, 22. Die VI. Tafel des Gilgameš-Epos nennt ihn den Jugendgemahl der Ištar und sagt, Ištar,,nötigt ihm alljährlich Weinen auf." Wie bei den Ägyptern die Gestalt des Osiris, so verkörpert er bei den Babyloniern die Auferstehungshoffnung. Am Schlusse der ,,Höllenfahrt der Ištar" ist von seiner Flöte die Rede, durch deren Klänge die Toten zum Leben gerufen werden. Klagemänner" und ,,Klagefrauen" spielen bei seinem Kulte eine Rolle. Ein Hymnus (IVR 27, Nr. 1) sagt von ihm:

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Du Hirt und Herr, Gemahl der Ištar, Herr der Unterwelt, Herr der Wasserwohnung (?), Hirte: du bist eine Tamariske, die in der Furche kein Wasser trank, deren (Baum) krone auf dem Felde keine Zweige trägt, ein junges Bäumchen, das nicht an einem Bewässerungsgraben gepflegt N wurde, ein junges Bäumchen, dessen Wurzel ausgerissen wurde, eine Pflanze, die in der Furche kein Wasser trank."

Die Stelle erinnert an die Adonisgärtchen der Phönizier. In einem anderen Tammuz - Liede (IVR2 30, Nr. 2) heißt es:

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,,Ich (Tammuz) gehe zum Kampfe (?) hin, ich, der Herr; ich gehe, ich, der Herr, den Pfad ohne Rückkehr .. ging er, stieg hinab zur Brust der Unterwelt . . ., der Sonnengott ließ ihn verschwinden zum Lande der Toten, mit Wehklage ward er erfüllt an dem Tage,

Ez 8, 1 ff.

Ezechiel.

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da er in große Trübsal fiel, in dem Monat, der sein Lebensjahr nicht zur Vollendung kommen läßt, auf dem Pfade, da es aus ist mit den Menschen (,,der die Menschenkinder zur Ruhe bringt", fügt der Tafelschreiber hinzu), zum Wehgeschrei des Herrn, er, der Held, zum fernen unsichtbaren Lande".1

Der Tammuz der Babylonier erscheint bei den Griechen im Adoniskult wieder. Schon Hieronymus sagt: Quem nos Adonidem interpretati sumus, et Hebraeus et Syrus sermo Thamuz vocat. Auch hier wird Wanderung des Mythus anzunehmen sein; es ist nicht an literarische Entlehnung zu denken. Weiteres s. oben S. 239f.

Ez 8, 12 vgl. 9, 9.,,Jahve hat das Land verlassen und Fahve siehet uns nicht." Das ist die heidnisch-orientalische Vorstellung im Volksmunde. Die Bundeslade ist fort. So ist Jahve aus dem Lande gezogen, wie wenn etwa in Babylonien die Götterstatue ins Feindesland geschleppt worden und dadurch die Herrschaft der Gottheit über das Land vernichtet ist.2

Ez 8, 16 f. Sonnenkult, von 20 Männern (nicht 25, Sept. hat richtig 20, d. i. die babylonische Zahl, mit der der Sonnengott bezeichnet wird), die nach Osten sich wenden, im inneren Vorhof zwischen Brandopferaltar und der Vorhalle zum Tempelhause ausgeübt. Der Sonnenkult ist im ganzen vorderen Orient zu Hause. In Babylonien erscheint er in alter Zeit als Lokalkult, s. S. 35f. Nach Juda war der spezifisch babylonische Sonnendienst durch Manasse zuerst gekommen, 2 Kg 23, 5. 11; aber auch der altkanaanäische Baal-Moloch-Kult ist Sonnenkult.

1) Dieselben Gedanken finden sich in den Adonis - Liedern der orphischen Mysterien wieder: ,,Du Einsamkeitsfreund, der du nach des Jahres Horen verlöschst und leuchtest, du mit Tränen Gefeierter, Vielgeliebter, der du einige Zeit im dunklen Tartaros wohnest, aber dann, komm wenn du die Frucht zeitigst, dich wieder zu Olympos erhebst bald zu den Geweihten und empfange von der Erde die Früchte“.

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2) Man wird sich hüten müssen, aus dergleichen Redensarten religionsgeschichtliche Schlüsse zu ziehen. Zuweilen wird das vorliegen, was wir volkstümlichen Aberglauben nennen. Oft aber handelt es sich nur um eine mythologische Ausdrucksweise für einen tieferen religiösen Gedanken, vgl. S. 82. Bei der Einweihung einer großen renovierten evangelischen Kirche, der ich kürzlich beiwohnte, sagte der Geistliche im Weihegebet: „Herr, nun kehre wieder ein in deiner heiligen Stätte, segne von neuem den Altar usw." So konnte auch der Babylonier sprechen, wenn die Götterstatue zurückgebracht wurde. Und jener Prediger hat gewiß nichts Babylonisches sagen wollen. Unsre Kanzelsprache steckt voll von mythologischen Redewendungen. Jede feierliche Sprache ist,,mythologisch". Der alte Homer sagte mythos im Sinne von logos, Sprache.

Ez 8, 17 fügt hinzu - es ward auch heidnischer Kult im ganzen Lande betrieben: „Fürwahr da lassen sie ihren [Opfer-] Gestank zu meiner Nase emporsteigen", vgl. 6, 13 und s. S. 143.

Ez 9, 2. ,,Und siehe, da kamen sechs Männer von der Richtung des oberen Tores her, das nach Norden zu gewandt ist, und ein jeder hatte sein Zerschmetterungsgerät in seiner Hand; und ein Mann in ihrer Mitte, in ein linnenes Gewand

Abb. 136: Assyr. Siegelzylinder. Brit. Museum. Gipsabguß im Besitze des Verfassers.

gekleidet und ein Schreibzeug an seinen Hüften." Sieben Boten Gottes von Norden her gesendet! Vom Norden kommt das Verderben Nebukadnezars (vgl. 26, 7), aber im Norden wohnen auch die überirdischen Geister des Verderbens, s. oben

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zu Hi 37, 22. Sechs tragen je einen Hammer zum Zerschmettern. Der in der Mitte einherschreitende im linnenen Priestergewand hat ein Tintenfaß am Gürtel (wie die Schreiber noch heute im Orient). Er ist gesendet mit seinem Griffel, um vor der Vernichtung der Gottlosen, die Stimmen der Gerechten zum Zeichen der Verschonung mit dem Buchstaben Tau zu versehen. Es handelt sich um eine Stigmatisierung wie bei Kain 1 Mos 4, 15 und wie in der Apokalypse, Offbg 13, 16. Wie hat das Zeichen ausgesehen? Hieronymus sagt, daß der letzte Buchstabe im samaritanischen Alphabet einem Kreuze ähnlich gewesen sei. Das stimmt nicht zu der auf uns gekommenen samaritanischen Schrift. Wohl aber beweist die Schrift des Mesa-Steines, daß die Erklärung richtig ist. Dort wird das Tau wie ein schräges Kreuz geschrieben, vgl. altgriechisch, griechisch T. Das Jahve-Zeichen ist also

1) I Sa 2, 18 das Kleid des Knaben Samuel und 22, 18 das linnene Schulterkleid als Priesterkennzeichen der 85 Männer. Das babylonische Priestergewand ist linnen (V R 51, 47b).

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