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segnet (?)". In der von mir bei Roscher, Lexikon der Mythologie III, Sp. 61 ff. übersetzten Nebo-Liturgie aus Asurbanipals Zeit heißt es:

Klein warst du, Asurbanipal, als ich dich zurückließ bei der göttlichen Königin von Niniveh,

schwach warst du, Asurbanipal, als du saßest auf dem Schoß der göttlichen Königin von Niniveh,

du hast von den vier Brüsten, die dir in den Mund gesteckt wurden, aus zweien gesaugt und in die zwei andern dich hineinvergraben mit deinem Gesicht.

Sicherlich hat sich frühzeitig mit dieser Vorstellung ein Kultus verknüpft, der mit Prostitution verbunden ist. Schon in der sog. Dibarra-Legende (KB VI, 56 ff.) ist sie von den Šamhâti und Harimâti umgeben,,,deren Händen Ištar den Mann erstattet und zu eigen gibt".2 Die Namen šamhâti und harimâti sind zugleich die gewöhnlichen Bezeichnungen für die,,Dirnen" der babylonischen und assyrischen Städte.

Aus der engen Zusammenstellung der Ištar als der im Planeten Venus sich offenbarenden Gottheit (III R 53, 34 f. ausdrücklich bezeugt) mit Sonne und Mond hat Winckler richtig geschlossen, daß der Kult auch bei ihr vier, bez. zwei astrale Phasen - Erscheinungen unterscheidet; bei der tiefgehenden astralen Kenntnis der Babylonier und bei der Klarheit des orientalischen Sternhimmels ist es sehr wahrscheinlich, daß man die Phasen der Venus gekannt hat. Diese Zweiteilung wird auch hier zugleich mit

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Abb. 14: Die verschleierte Ištar als Marmorpfahl (Ašera), gefunden in Ras el'ain.

1) S. Zimmern KAT 429, Anm. 5. In Babylon sind viele Darstellungen der Ištar mit dem Kinde gefunden worden.

2) Weder die kulturgeschichtlichen (das Weib löst sich vom Familienverbande durch die Ehe und durch die Weihe an die Gottheit) noch die religionsgeschichtlichen Wurzeln dieses Astarte - Kultes lassen sich mit den heutigen Mitteln bloßlegen. Zu betonen ist, daß neben dem Kult der Unzucht, der vielleicht eine Dekadence ist, die sexuellen Dinge (insbesondere der Phalluskult) auch unter rein religiösen Gesichtspunkten gestanden haben müssen.

3) Man hat früher den Doppel-Charakter der Ištar aus der Venus als Morgen- und Abendstern erklärt (so noch Zimmern KAT 3, S. 431, s. auch mein Izdubar-Nimrod S. 57 ff.). Als Morgenstern sei sie Göttin des

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der Offenbarung des Naturlebens in Verbindung gebracht. Nach ihren tellurischen Eigenschaften ist sie einerseits die lebentötende (vgl. Kore, Persephone), andererseits die zu neuem Leben erweckende Göttin Sommer und Winter, Tagund Nacht. Die „HölDie,,Höllenfahrt der Ištar" schildert ihre Hinabfahrt in die Unterwelt (Winter), bei der aber alles Leben erstirbt. Als Leben bringende Göttin und dann auch als

Abb. 15: ištar als Göttin der Jagd. Brit. Museum.

Göttin der Liebe ist sie verschleiert (s. Abb. 14), die entschleierte Ištar bringt den Tod.3

Die jungfräuliche Ištar ist auch Kriegsgöttin oder Jagdgöttin. So schon bei Hammurabi, aber besonders bei den

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Assyrern.,,In Flammen gekleidet", mit Köcher und Bogen, auf den Leoparden stehend wird sie dargestellt (s. Abb. 15 und 16).

Kriegs, als Nachtstern Göttin der Liebe und Wollust. Aber das ist doch wohl zu modern und raffiniert gedacht, und hat keinen Anhalt an den urkundlichen Zeugnissen; doch siehe unten Anm. 2.

1) Wir haben oben S. 23 ausgeführt, daß die Betonung dieser,,Zwiespältigkeit des Naturlebens" im Kultus,,kanaanäisch" ist. Daher also die Hervorhebung der Astarte im kanaanäischen Kult!

2) Nur in diesem Zusammenhange könnte man die Beziehung zum Morgen- und Abenstern suchen.

2) S. Winckler in MVAG 1901, 304 ff. und s. zu 1 Mos 38, 14.

Die kriegerische Ištar. Die bärtige Ištar.

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,,In der Schlacht fliege ich wie eine Schwalbe dahin", heißt die altorientalische Walküre!

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Bei dem mannweiblichen Charakter jeder Gottheit und insbesondere (s. oben S. 36) der Ištar kann es nicht verwundern, daß wir auch eine bärtige Ištar in den Urkunden finden, z. B. Craig, Relig. Texts I, 7:,,Wie Assur ist sie mit einem Barte versehen" (vgl. die Venus mit dem Bart bei den Römern). Sie ist dann nichts anderes, als eine Erscheinung des Tammuz (Attar), ihres Gegenparts.

Die Kultorte der Ištar sind in Südbabylonien Uruk, in Nordbabylonien Akkad, in Assyrien Niniveh und Arbela.

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Ramman, der in der kanaanäischen Aussprache Adad (Hadad)1 heißt, ist identisch mit dem alten Wettergott IM, der

1) Auf einer von Belck-Lehmann gefundenen präarmenischen Inschrift ist A-da-di-nirari geschrieben (Ramman-nirari). Als die im Assyrischen gewöhnlichste Lesung war sie bereits vorher wahrscheinlich gemacht.

in dem aus der Zeit Ammizadugas stammenden AtarḥasisMythus und in Eigennamen von Telloh auftaucht. Die Betonung des Ramman, der häufig in der zweiten Göttertrias (Sin, Samaš, Ištar) an die Stelle der Ištar tritt, scheint ebenfalls,,kanaanäi

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Abb. 19: Der Gott Adad, in Babylon gefunden.

schen" Ursprungs zu sein (in dem oben S. 23 geschilderten Sinne, nach dem die kanaanäischen Spuren sich bereits längst vor der Hammurabi-Zeit zeigen). Seinen Doppelcharakter (Zwiespältigkeit der Natur) konnte man bisher nur aus Sach 12, 11 (Hadad-Rimmon-Tammuz, s. z. St.) belegen. Aber da er Sturm-, Gewitter- und Regengott ist (Addu, s. unten S. 41, Anm. 1) und sein Symbol Blitzbündel und Axt1, so wird es nicht zu kühn sein, wenn wir uns seinen Charakter analog dem des germanischen Thor vorstellen: als der Gott, der den. Regen zurückhält (und Verheerung anrichtet) und vor allem als Gewittergott ist er der Verderben bringende; als der Gott, der den Regen herbeibringt, ist er der Segen spendende. Ein Bild des Adad wurde in Babylon gefunden, s. Abb. 19.

Adad-Ramman ist (besonders neben Šamaš) auch Orakelgott, s. z. B. die von H. Zimmern, Beiträge 190 ff. veröffentlichten Gebete an Šamaš und Adad. Das mag sich daraus erklären, daß sein kritischer Punkt als tellurischer Gott (s. unten Anm. 2) der alles beherrschende Nordpunkt ist, der Punkt des Sin, der ja bel purûssê Herr der Orakel ist; aus demselben Grunde ist auch Ninib Asurn I, 3,,der große Entscheider“.

Tammuz.

Tammuz ist ebenfalls eine Repräsentation für das doppelte Naturleben, wie Ištar und Adad, bei den Phöniziern Adonis. Er erscheint bereits bei Gudea und im Adapa-Mythus.2 Die Be

1) Vgl. den hettitischen Gott Tešup, s. Abb. 17, 18 und 26. Der Jupiter Dolichenus, der dieselben Embleme hat, verrät hier den Übergang vom Orient zum Okzident.

2) Hier Tammuz und Gišzida am Tore Anus, wie IV R 230, No. 2, wo allerdings von Tammuz als Sohn des Ningišzida die Rede ist, im entgegengesetzten Gebiete, in der Unterwelt. Sie repräsentieren die beiden Hälften des Jahres am Nord- und Südpunkt, wie Jachin und Boaz den Ost- und Westpunkt (s. S. 64, Anm. 2); der Punkt Anus (= Sin, s. oben

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tonung und eigenartige Ausprägung seines Kultus, die zu einer Art volkstümlichen Auferstehungsfeier geführt hat, ist kanaanäischem Einfluß zuzuschreiben, s. mein ,,Hölle und Paradies bei den Babyloniern“ (AO I, 32) S. 9f. u. S. 32. Da er im Hochsommer stirbt, ist sein kritischer Punkt ebenfalls der Nordpunkt, der Ninib-Punkt.1 Darum gehört dem Ninib der Monat Tammuz, und das Schwein (Eber), humṣiru, das ursprünglich dem Ninib heilig ist, spielt in den Tammuz - Adonis - Mythen eine Rolle. Für seine Repräsentation der beiden Seiten des Naturlebens s. die oben S. 14 zitierte Theokrit-Stelle.

Ištar und Tammuz, die beiden Repräsentanten des Lebens und des Todes in der Natur, werden in den Mythen und Sagen von den Höllenfahrten (vor allem Ištars Höllenfahrt, vgl. die analogen Mythen von Persephone und Adonis, Orpheus und Euridice) anmutig miteinander in Verbindung gebracht. Auf der VI. Tafel des Gilgameš-Epos erscheint Tammuz als Jugendgemahl der Ištar,,,dem sie Jahr um Jahr Weinen bestimmt hat."

Marduk von Babylon.

Die Gestalt des Marduk von Babylon, wie wir sie seit der Hammurabi - Zeit kennen, ist eine synkretistische, künstliche Schöpfung der babylonischen Priesterschaft, die dem Anrecht Babylons auf die Weltherrschaft die religiöse Sanktionierung gibt. Er stellt die Personifikation des gesamten Systems dar.2 Ursprünglich, bei Entstehung des Systems, mag er gewiß identisch mit dem Marduk von Eridu gewesen sein, aber für die historische Zeit sind beide Erscheinungen, die auch mit verschiedenen Ideogrammen bezeichnet werden, von einander zu unterscheiden. Marduk von Eridu scheint von jeher Sonnen

S. 27), ist als Sommersonnenwende der kritische Punkt für alle tellurischen Erscheinungen.

1) S. zu Ez 8, 14, wo die Weiber am Nordtore sitzen und den Tammuz beweinen.

2) Das ist bei dem seit Delitzschs Babel und Bibel I viel besprochenen, von Pinches veröffentlichten neubabylonischen Text 81, 11-3, 111 sehr wohl zu beachten:

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Nergal: Marduk des Kampfes,

Bel:

Marduk der Herrschaft und Regierung,

Nabu: Marduk des Geschäfts (?),

Sin:

Marduk Erleuchter der Nacht,

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