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Gewiß eine Mahnung, der ihre Richtigkeit nicht abgespro chen werden kann; nur ist die heilsame Wahrheit“ und der ,,heilige Geist" aus der Partei- und Conventikelsprache in die Sprache der Kirche zu übersehen.

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Schon ehe Hr. v. Wattenwyl seinen Privatkampf mit Hrn. Prof. Gelpke ausfocht, hatte der Streit eine solche Deffentlichkeit erlangt, daß das Presbyterium der Nydeckgemeinde den Gegenstand zu öffentlicher Verhandlung bringen zu müssen. glaubte. Ja selbst in Leichenreden konnte man Ausfälle auf die „ungläubigen Lehrer“ zu hören bekommen. Unter solchen Umständen glaubte der Dekan der Fakultät, Hr. Professor G. Studer, es sich und seinen Collegen schuldig zu sein, den Mißdeutungen der Auffäße von Professor Immer sowohl als von Hrn. v. Wattenwyl einige Worte der Erläuterung und Rechtfertigung entgegenzuseßen. In dieser Erläuterung, welche nicht, wie die frühern Auffäße, im Bund", sondern wiederum im Oberländer Anzeiger" (1855, Nr. 145) erschien, wird u. a. gesagt: „Warum hat die Fakultät nicht wenigstens mit kurzen Worten erklärt, daß jene dreifache Beschuldigung des Hrn. v. Wattenwyl auf Irrthum oder Unwahrheit beruhe? Sie that dieß nicht, weil sie der Wahrheit gemäß jene Fragen nur dann hätte verneinen können, wenn sie sich vorher über den wahren Sinn und die Tragweite derselben Aufschluß erbeten, dieß aber nothwendig zur Erörterung gewisser prinzipieller und rein wissenschaftlicher Fragen geführt hätte, für welche politische Blätter gewiß nicht der geeignete Ort sind. Mit jedem gläubigen Christen erkennen wir in der Bibel mit Dank gegen Gott die heilige Urkunde der uns gewordenen göttlichen Offenbarung und unseres Heiles in Christo; allein wenn wir nach Amt und Pflicht die künftigen Diener und Erklärer des Wortes in das innere Verständniß dieser Urkunde einführen sollen, so müssen wir in unserer Lehrmethode den Grundsaß der freien Forschung festhalten, indem wir nur den Glauben an die Bibel für den reinen Glauben" halten, der

auf Gründen der Ueberzeugung ruht und nicht blindlings einer überlieferten Lehre folgt." Die helvetische Confession, die Hr. v. Wattenwyl unserer Bibelforschung als bindende Norm und Schranke entgegenstellt, ordnet ihr Bekenntniß selbst der Schrift unter, und zwar nicht der Schrift, wie sie vor 300 Jahren verstanden werden konnte, sondern wie sie mit gewissenhafter Anwendung aller Mittel einer stets fortschreitenden, an Umfang und Tiefe gewinnenden Erkenntniß überhaupt am richtigsten verstanden wird." Es wird dann ferner treffend bemerkt: wenn durch gegenwärtigen Streit viele Gemüther verwirrt und beunruhigt werden, so trage nicht sowohl die Fakultät, welche den Streit nicht gesucht, sondern möglichst vermieden habe, als vielmehr Hr. v. Wattenwyl die Schuld, „mit seinem nichts weniger als blinden, sondern sehr fühl und schlau berechneten Glaubenseifer." Schließlich erklärt Hr. Professor Studer diesen Zeitungsstreit von Seite der Fakultät für geschlossen, was indessen einzelne ihrer Mitglieder nicht hindern könne, persönliche Angriffe nach Gebühr zurückzuweisen.“

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Die bisher angeführten Vertheidigungen hatten einzig die theologische Fakultät zu ihrem Gegenstande gemacht. Aber Hrn. v. Wattenwyl's Angriff hatte eigentlich der bernischen Landeskirche gegolten, und als Beweis für den desperaten Zustand, in welchem sich diese befinde, hatte er den Unglauben und die Irrlehre der theologischen Fakultät angeführt. Diesen Gesichtspunkt hob eine Reihe von Auffäßen im „Bund“ hervor, welche unter der Ueberschrift „Kirchliche Zustände in Bern“ das Thun und Treiben einer Partei zu charakterisiren unternahmen, die sich ausschließlich die christliche und gläubige nenne. — Es wird in denselben hervorgehoben, wie die allgemeine religiöse Gährung besonders in Bern einen trüben und giftigen Charakter angenommen habe, indem sie unter dem Einfluß politischer Agitationen und Wünsche, gesellschaftlicher Prätensionen und Absonderungen, fehlgeschlagener

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Spekulationen und Experimente groß geworden sei. Angesichts der offenkundigen Thatsachen sei es heilige Pflicht, offen über den faulen Fleck zu reden, die Situation aufzuklären und namentlich ihre sittliche Seite zu würdigen. Schon die Thatsache, daß in Bern nicht nur die verschiedenartigsten religiösen Sekten und Parteien einen günstigen Boden finden, sondern daß dieselben, mit einziger rühmlicher Ausnahme der Herrnhuter, gegen die Landeskirche agitiren, fordern diese zu einer Erklärung heraus. Hrn. v. Wattenwyl's Kriegsmanifest habe im Grunde nur geheime Gedanken errathen und verrathen. Die Tendenz sei, der „alternden“ Landeskirche möglichst viele Kräfte und Glieder zu entziehen. Diese Tendenz finde sich in Kreisen, die sich zwar dem Namen nach bis jezt zur Landeskirche halten, aber dabei den Hang zu religiöser Sektirerei schüren und die Abneigung gegen die Landeskirche befördern. Gerade von hier aus sei es gelungen, viele unter den ächten Stillen im Lande" in Allarm zu bringen, so daß selbst einer dieser Männer klagte: sie seien nun wider Willen die Lauten im Lande" geworden. Diese Partei sei übrigens weder ächt pietistisch, noch bernisch, sie sei vielmehr eine erotische Pflanze. Diese Richtung, welche besser „Methodis mus“ als „Pietismus“ genannt werde, sei selbst voll Unruhe und werde überall nur Unruhe, Lieblosigkeit, Verdammungssucht, Werkheiligkeit, geistliche Klatschsucht und Feinschmeckerei bringen; sie werde Bildung und Wissenschaft hassen und dafür Abrichtung nach allen Seiten befördern; sie werde das Christenthum zur Mode, zum „guten Ton“ zu erheben suchen und dadurch eine um so größere Abneigung gegen dasselbe pflanzen. Sodann spricht der Verfasser die Hoffnung aus, daß gerade der gegenwärtigen Agitation gegenüber die Landeskirche sich ihrer Bestimmung werde klarer bewußt werden. Die Landeskirche sei stark genug, um offen ihre Schäden einzugestehen und das Bekenntniß abzulegen, sie bedürfe fortwährend der Buße und Läuterung. Die Kirche, nach protestanti

scher Anschauung kein Staat im Staate, sondern das naturgemäße Organ zur Befriedigung der religiösen Bedürfnisse des Volkes, werde nie sich vom Staate zu trennen, sondern denselben vielmehr zu christianisiren suchen. - Der Einsender schließt mit der Bemerkung: Die Heranbildung tüchtiger Geistlicher zum Kirchendienst ist allerdings von der größten Wichtigkeit und auch wir wünschen daher, daß die Kräfte der theologischen Fakultät vermehrt werden, und zwar um so mehr, als bekannt ist, daß unter den zukünftigen Theologiestudirenden und Geistlichen bereits im Gymnasium Propaganda gemacht wird, um sie dem System dienstbar zu machen. Zwar verlautet, Hr. v. Wattenwyl mache das Anerbieten, der „unaufhaltsam ihrem Ende entgegengehenden Landeskirche" durch Anstellung eines Professors aus seinen eigenen Mitteln nachzuhelfen. Allein die Landeskirche bedarf eines solchen Danaergeschenkes nicht; sie wird schon selbst Mittel und Wege finden, in's Werk zu setzen, was ihr frommt. Möge sie nie unter die Vormundschaft eines einseitigen theologischen oder kirchlichen Systems kommen auf Unkosten des wahrhaft christlichen Lebens!"

Auf einen sehr verschiedenen Standpunkt stellte sich gleichzeitig der Oberländer Anzeiger", welcher ebenfalls in einer Reihe von Leitartikeln „Zur wichtigsten Zeitfrage" den obwaltenden Streit besprach, und zwar ohne Anspruch auf „Wissenschaftlichkeit", wie er sagte. Er suchte sich auf einen ganz neutralen Boden zu stellen, indem er die Persönlichkeit des Hrn. v. Wattenwyl einer historisch-psychologischen Analyse unterwarf und das Bekenntniß ablegte, daß ihm Manches an den Pietisten nicht gefalle, auch Hrn. v. W. und seinen Meinungsgenossen das schöne Wort Newton's zu Gemüth führte: „Ueber dreierlei werden wir uns im Himmel verwundern, 1) daß wir darin Viele antreffen, welche wir gar nicht da vermutheten, 2) daß wir Viele nicht darin finden, die wir mit Sicherheit dort erwarteten, und vorzüglich 3) daß wir selbst darin sind; dagegen aber erklärte, viel eher mit

den Pietisten gehen zu können, als mit einer modernen Wissenschaft", welche die religiöse Erstorbenheit mit ihrem fadenscheinigen Mantel decken und den Unglauben wissenschaftlich begründen wolle. - Dann kommt der Redaktor auf die mythische Erklärung zu reden. „Mythen?" ruft er aus „warum gibt es keine solchen neuen Mythen mehr, die dann etwa in zweitausend Jahren von der dannzumal modernen Wissenschaft entdeckt und beseitigt werden können? Eben so folgerichtig habe ein Gelehrter (Dupuis) bewiesen, die Geschichte Napoleon's sei ein Mythus. Allerdings liege von Seite der theologischen Lehrer nichts besonders auffallendes vor, und was dieselben etwa stoßendes vorbringen, haben sie in theologischen Büchern gelesen, wie man deren jezt viele finde. Man sollte sich daher nicht sofort stoßen und um solcher Theologie willen die ganze Landeskirche verwerfen, die daran unschuldig ist." Das hingegen erheische die Billigkeit, daß man den Studirenden auch Gelegenheit gebe, streng bibelgläubige Lehrer zu hören.

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Hatte nun so die Presse theils in fakultätsfreundlichem, theils in neutralem Sinne sich vernehmen lassen, so traten nun zwei Incidentien ein, welche den bernischen Fakultätsprofessoren günstig sein sollten, aber ihnen vielmehr zum Nachtheil gereichten. Das Eine war ein Auffah in der damals in Zürich erscheinenden „Eidgen. Zeitung“, in welchem Hrn. Professor Immer ein ungemessenes Lob gespendet wurde, und zwar auf Unkosten seiner Collegen. Daß dieser Auffaß die andern Mitglieder der Fakultät verlegen mußte, ist klar; aber allzu naiv war es doch, den Gelobhudelten selbst für den Verfasser zu halten.

Das andere Incidens war, daß nun auch der bekannte W. Rumpf in Basel sich bewogen fand, durch einige Artikel in der „Berner Zeitung“, betitelt: „Das theoLogische Lehramt und die Berner Landeskirche" die Berner Professoren in Schuß zu nehmen, in der That aber dieselben zu kompromittiren. Sie konnten in Wahrheit sagen: „Bewahre

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