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wollen. Oder aber, was uns wahrscheinlicher vorkommt, Sie halten selbst nicht Alles für historische Wahrheit, was uns in der Bibel erzählt wird wenn vielleicht auch nur im Alten Testament, wer gibt Ihnen dann das Recht, der historischen Forschung Halt zu gebieten, sobald sie weiter geht, ,,als Sie zu gehen für gut fanden?

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Endlich trat auch ein Correspondent des „Kirchenblattes für die reformirte Schweiz“ (Nro. 14) für das gute Recht der Fakultät energisch in die Schranken. Der Artikel schließt mit folgenden Worten: Wir freuten uns daß unsere Fakultät durch Ertheilung des Doktorhutes an Herrn Prof. Biedermann und an Herrn Pfarrer Bungener ungescheut an den Tag gelegt hat, daß sie wissenschaftliche Tüchtigkeit, bedeutende Leistung und sitttliche Reinheit bei allen Richtungen zu ehren weiß, wie es sich gebührt. Man muß keinen Begriff von der Stellung einer theologischen Fakultät an einer Hochschule haben und keine Ahnung davon, daß sie durch die Ertheilung der Doktorwürde noch lange nicht alle Aeußerungen und Lehrmeinungen des Betreffenden als die ihrigen anerkennt, wenn sie ihnen auch damit ihre Berechtigung innerhalb der Kirche zuspricht, um ihr zumuthen zu können, ihre Ehren nur Einer Richtung zu ertheilen.“

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Zu bedauern ist, daß ein kleiner Formfehler, der in der usfertigung der Fakultäts-Erklärung begangen wurde („Eidg. Zeitung“ Nro. 153), die Sache in das Gebiet der Persönlichkeit hinüberzuziehen drohte (s. Berner Blatt Nro. 79 u. 80) Es ist zwar möglich, daß in kürzerer oder längerer Zeit der Eine oder der Andere der Betheiligten in den Fall kömmt, sich persönlich erklären zu müssen; aber niemals sollte die Persönlichkeit anders als um der Sache willen in Betracht kommen.

Ob damit der Streit geschlossen ist wer kann es wissen? Wir unsererseits gehören zwar zu denen, welche einen ehrlichen Krieg einem faulen Frieden vorziehen; aber ein ehrlicher Krieg ist doch nur ein solcher, der zu einem ehrlichen

Frieden führt. Einen solchen aber dürfen wir, bei der unausfüllbaren Kluft der Meinungen und nach den hier und anderwärts gemachten Erfahrungen kaum hoffen. Vermuthlich wird auch dieser Streit entweder in den Sand verrinnen oder die Gemüther noch mehr gegen einander verbittern. Möchte die theologische Fakultät in Bern - möchte die ganze christliche freisinnige Partei entweder durch ihr Schweigen beweisen, daß sie lieber Unbill leidet als Unbill zufügt, oder solche Erklärungen ablegen, die vor allen Urtheilsfähigen ihr gutes Christenrecht darthun!

Schlußbetrachtung.

Wir haben den dreifachen Verlauf dieses Streites so objektiv als möglich dargestellt; wir haben die Argumente von Freund und Feind mit derselben Ausführlichkeit und möglichst mit den eigenen Worten der Verfasser reproduzirt und weder die Schwächen der einen noch der andern Seite verhehlt. Nun aber liegt uns ob, aus den Thatsachen das Fazit zu ziehen und den Leser in den Stand zu seßen, nicht nur in die Details dieses Streites hinein, sondern auch das Ganze desselben zu über blicken.

1. Eine Vergleichung der Art und Weise des Auftretens der Gegner der Fakultät zeugt von einer Entschiedenheit und einem Selbstgefühl, das von dem gemäßigten Tone der Fakultät und ihrer Freunde seltsam absticht. Wir finden es daher ganz begreiflich, daß der große Haufe den Erstern zustimmt; denn dieser geht immer denen nach, welche durch ihr anmaßendes Gebahren handgreiflich beweisen, daß sie an sich selbst glauben. Bescheidenheit und Mäßigung hat nie der Vielen Gunst. Zudem sind die Argumente oder vielmehr Behauptungen der Gegner von der Art, daß sie dem großen Haufen

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imponiren. Dieser muß daher finden, die Gegner der Fakultät seien mit ihrem Glauben fir und fertig und haben also unbestreitbar Recht, während die Fakultät mit ihren Freunden erst untersuchen und prüfen wolle. Jene haben also die Wahrheit, diese suchen sie erst!" Wer wollte sich nicht lieber an die Ersteren halten? Dieß ist denn auch allerdings der Unterschied zwischen Hrn. Fellenberg und Genossen, und der theologischen Fakultät: jene sind fertig, diese sind es nicht. Aber es kommt darauf an, womit man fertig ist! und ob dieses Fertigsein ein wahres oder bloß ein gemachtes und eingebildetes ist! Die Gegner der Fakultät sind nicht nur fertig mit den Grundwahrheiten des Christenthums; sondern sie sind auch fertig mit solchen Fragen, die gerade in den lebendigsten Zeiten der christlichen Kirche immer offen gewesen sind: mit den Fragen über den Umfang des biblischen Kanons, über die Ausdehnung des Inspirationsbegriffs, über den Begriff der Gottheit Christi und deren Verhältniß zur Menschennatur, das vom 1ten christlichen Jahrhundert an bis zum 19 ten immer verschieden aufgefaßt worden ist. (S. Dorner, Geschichte der Lehre von der Person Chrifti). Es fragt sich aber auch, ob das Fertigsein der exklusiv-Gläubigen nicht bloß ein gemachtes und eingebildetes sei. Sie ärgern sich darüber, daß von den Vertretern der modernen Wissenschaft Alles (?) in Frage gestellt werde. Freilich wer z. B. das Neue Testament nur in der deutschen Ueberseßung liest, hat gar Vieles nicht zu fragen und ihm scheint da Alles fest und unbeweglich. Aber wer das h. Buch im Grundtext liest, der wird schon Manches „fragen“ müssen, weil es ihm nicht sogleich klar ist, und wird auf diese „Fragen“ sich etwa in Commentaren Raths erhohlen müssen. Wenn ein solcher nun gar den Grundtert mit Luthers oder Piskators Uebersehung vergleicht, so wird er sich „fragen“ müssen, ob das auch richtig überseßt sei, und er wird in manchen Fällen daran zweifeln müssen, und da fängt, um mit den „Evangelischen“

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zu reden, schon die „Zweifelstheologie“ an. Noch mehr: schlagen wir die Ausgaben des griechischen Testamentes von Griesbach, Lachmann oder Tischendorf auf, so erblicken wir da auf jeder Seite unter dem Tert eine Wolfe von Zeugen", freilich von Zeugen für die Verschiedenheit der Lesarten. Hier wird also gefragt" werden müssen, welches die ursprüngliche Lesart sei; es wird vielleicht nicht selten gezweifelt werden. müssen, ob der Tert, nach welchem unsere gangbare Uebersegung gemacht worden, der richtige sei. Also auch hier „Zweifelstheologie!" Natürlich, der Laie, der dies alles nicht weiß, und der soi-disant Theologe, der es nicht wissen will, hat gut fertig" zu sein, entschieden aufzutreten in Sachen, welche gar nicht entschieden sind, und diejenigen als Zweifelstheologen anzuschwärzen, welche jene und noch viele andere Dinge eben wissen müssen und gerade deshalb wissen, daß sie Vieles nicht wissen. - Schon Calvin, auf den sich die exclusiv Evangelischen mit Vorliebe berufen, hat gesagt: „Ce sont les plus ignorants, qui sont les plus hardis.“

2. Die Hauptfrage ist aber: sind die Lehrer an der Berner Hochschule wirklich ungläubig, wie man sie darstellen will? Freilich die Doktorirung von Biedermann! Aber aus unserer aktenmäßigen Geschichtsdarstellung sollte sich ergeben haben, daß dieselbe ein Gegendienst war, den man der Schwesteranstalt in Zürich erwies, wie die Doktorirung von Bungener ein Dienst, den man den Genfern erwies, und daß die Fakultät damit gar keine Solidarität mit allen theologischen Ansichten dieser Männer übernahm, sondern einfach die wohlverdiente Anerkennung ihrer akademischen und literarischen Thätigkeit aussprechen wollte. Die Gegner würden übrigens Mühe haben, ihre Anklage gegen Biedermann als einen „Irrlehrer, der die Hauptlehren und Hauptsachen des Christenthums läugne,“ vor einem kompetenten Forum zu behaupten. Die Berner Fakultät war übrigens schon angefochten und einige Professoren derselben als Irrlehrer gebrandmarkt worden,

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lange bevor sie Biedermann zum Doktor ernannt hatte. Was wird ihr denn eigentlich vorgeworfen? Die Anklagen von 1854, 1855-56 und von 1864 differiren ein wenig, doch nicht so, daß man sie nicht zusammenfassen könnte. Sie sind folgende: a) Die studirenden Jünglinge werden daselbst zum Zweifel und Unglauben verführt; die Theologie, welche da gelehrt werde, sei eine Zweifelstheologie"; b) die evangelische Geschichte werde zum großen Theil in Sagen und Mythen verwandelt, vor allem das Kindheits-Evangelium und die Auferstehungsgeschichte; c) der Glaube der Reformatoren und der Bekenntnißschriften werde als Köhlerglaube verächtlich gemacht. Authentische Beweise für das Gegentheil vorzubringen, sind wir zwar hier nicht im Falle; aber aus genauen Erkundigungen, wofür wahrscheinlich Beweise und Collegienhefte beigebracht werden könnten, ergibt sich: daß Hr. Prof. Gelpke, welcher neben der Kirchengeschichte auch Einleitungswissenschaft vorträgt, dieselbe so positiv vorträgt als das irgend auf andern Universitäten geschieht; ein Hauptbeweis dafür ist, daß dieser Lehrer das Johannesevangelium, diesen Zankapfel zwischen den positiven und negativen Theologen, mit den erstern für ächt und apostolisch erklärt. Ferner ergibt sich, daß Hr. Prof. Studer seit den 14 Jahren seines Professorates an theologischer Gediegenheit wesentlich zugenommen hat und daß seine Anschauungen und Erklärungen des Alten Testamentes im Ganzen mit den Lug'schen übereinstimmen. — Es ergibt sich, daß Hr. Prof. Immer in dem Kardinalpunkte von der Inspiration der h. Schrift wesentlich mit Tholuk und mit R. Rothe übereinstimmt, und die Lehre vom Tode Christi ganz auf Grund von Jesaj. 53. erklärt. Aber die Kindheits- und Auferstehungsgeschichte, ohne deren Annahme man nach H. Fellenberg weder Weihnachten noch Ostern feiern kann!"Wir geben in Beziehung auf die Kindheitsgeschichte und die übernatürliche Empfängniß bloß folgendes zu bedenken: Wie kommt es, daß weder Paulus noch Johannes in ihren

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