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oder von Parteigeist? - Ja wohl, führe uns nicht in Vers hung, sondern erlöse uns von dem Bösen! Gott wolle die Einen vor der Versuchung bewahren, sich in der Hitze des Streits durch den Gegensatz aus einer freien Position nach der andern bis in's Lager des Unglaubens treiben zu lassen, die Andern aber vor der Versuchung, durch den Vorwurf blinder Anhänglichkeit an den Buchstaben und beschränkten Zelotismus gereizt, den Kampf auf eine Weise zu führen, daß die Schwankenden Vorwand zur Klage fänden, man habe sie genöthigt, sich in's Lager des Unglaubens zurückzuziehen.

Wir müssen nothwendig, um uns zu verständigen, darüber einig zu werden suchen, was wir beiderseits unter Glauben und Glauben verstehen. Und hiermit treten wir aus dem engern Kreis des Streites für und wider die Duodez-Fakultät Bern, und der Kritik der vorliegen= den Schrift heraus auf den weitern Kampfplay der beiden einander gegenüber stehenden theologisch-kirchlichen Richtungen. Doch wenn in diesem Kampfe eine Verständigung crzielt werden soll, so müssen wir einen gemeinsamen Boden suchen und ex concessis argumentiren. Darum wende ich mich wieder an die vorliegende Schrift, um das Gemeinsame zu finden, was die Einen den Andern als einverstanden zugeben können.

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Ich gehe also von der Definition des Glaubens aus, welche der Ungenannte gibt. Was die Freisinni"gen wollen, sagt er, ist, daß man unter dem Glauben „das verstehe, was das Evangelium darunter versteht, „nämlich das heilsbedürftige Erfassen der in „Christo geoffenbarten Gnade"; denn ich kann

mich vorläufig mit dieser Definition einverstanden erflären.

Aber nun folgt ein Gegensatz, der alles Einverständniß wieder in Frage stellt, da es heißt: „nicht ein blindes "Hangen am Buchstaben der Bibel und der symbolischen „Bücher." Gegen diesen Gegensat muß ich, ehe wir weis ter gehen, Einsprache erheben. Denn ich finde darin keinen logischen Gegensatz und keine Berechtigung, einen solchen Gegensatz zu stellen. Logisch steht dem Glauben, der ein" heilsbedürftiges Erfassen der in Christo geoffenbarten Gnade ist, entweder der Unglaube oder ein solcher Glaube gegenüber, der dieses nicht ist, der also entweder nicht aus dem Heilsbedürfniß hervorgegangen wäre, oder die Gnade in Christo nicht erfaßt hätte, oder die Offenbarung der Gnade in Ihm nicht erkennete. Umgekehrt steht logisch dem blinden Festhalten an dem Buchstaben der heiligen Schrift und der Konfession ein solches Verhalten entgegen, das entweder gar kein Festhalten, oder nicht ein blindes Festhalten, oder ein solches Festhalten wäre, das nicht bloß am Buchstaben festhielte. Was der Ungenannte einander entgegen gestellt hat, bildet keinen logischen Gegensatz.

Aber auch unberechtigt ist es, hier diesen Gegensatz zu stellen; denn es wird damit den Gegnern ohne allen Grund vorgeworfen, ihr Glaube sei nur ein blindes Festhalten an dem Buchstaben der Schrift und Konfession, und nicht ein heilsbedürftiges Erfassen der in Christo geoffenbarten Gnade. Beides muß ich aber abweisen. Weder der Ungenannte, noch sonst Jemand ist befugt, seinen Gegnern, die allerdings an der heil. Schrift und an der Konfession festhalten, weil ihr Glaube mit der heiligen Schrift und der Konfession übereinstimmt, vorzuwerfen,

sie halten nur am Buchstaben fest, und ihr Festhalten sei blind. Oder ist etwa jeder Glaube blind, der nicht im Einverständniß mit der freien Theologie wissenschaftlich deducirt und formulirt worden ist? Der Ungenannte weiß doch wohl, daß es auch ein blindes Wissen gibt, denn er hat selbst von Theologen gesprochen, „welche ohne leben„diges Verständniß des Evangeliums und der religiösen „Bedürfnisse des Menschen nur flache Aufklärung lehren, „und ihre eigene negative Weisheit an den Tag zu legen "suchen." Ich meine, solchen könnte man mit größerem Recht Blindheit vorwerfen, als denen, die gläubig am Wahrheitsgehalt, nicht bloß am Buchstaben der heiligen Schrift und der Konfession festhalten. Vollends unbefugt, ja sittlich unerlaubt, wäre es, seinen Gegnern, damit, daß man sie als blinde Anhänger des Buchstabens bezeichnet, den Glauben abzusprechen, der ein heilsbedürftiges Erfassen der in Christo geoffenbarten Gnade ist. Denn dieses zu richten, ist nicht Sache eines Menschen, sondern Gottes. Wir lassen also diese Entgegenstellung vom Glauben und vom blinden Festhalten als eine leere Phrase fallen, und kommen auf die Definition zurück, die vom Glauben gegeben wird.

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Wenn der Glaube als das heilsbedürftige Erfassen der in Christo geoffenbarten Gnade definirt wird, so kann dieß für die persönliche Gläubigkeit gelten, und zwar für den Moment, wo dieselbe als religiöse Lebenskraft in dem Subjekte sich manifestirt. Aber bei der Frage nach dem wahren Glauben, oder nach der Wahrheit des Glaubens, frägt sich nicht nur, wie geglaubt wird, sondern auch was und woran geglaubt wird; es handelt sich nicht allein um die fides qua creditur, sondern auch um die fides quæ creditur. Mit andern Worten, die Wahrheit des subjek

tiven Glaubens setzt die Wahrheit des Glaubensobjektes voraus, und der Glaube ist nicht nur eine subjektive Regung des innern Lebens, sondern auch ein Fürwahrhalten seines Objekts. Die gegebene Definition des Glaubens selbst weiset darauf hin.

Das heilsbedürftige Erfassen der Gnade sezt schon ein wirkliches Heilsbedürfniß und das bewußte Fürwahrhalten oder die Erkenntniß desselben, also die Realität der Sünde und ihre Verdammlichkeit voraus. Das Erfaffen der geoffenbarten Gnade sett ihre thatsächliche Offenbarung und das Fürwahrhalten derselben voraus. Das Erfassen der Gnade in Christo endlich sett Christum selbst und zwar nicht nur einen idealen, sondern den wirk lichen, historisch bezeugten, als Mittler und Erlöser in die Menschheit eingetretenen, wie Johannes sagt, „in's Fleisch gekommenen“ Christum voraus, und das Fürwahrhalten der Thatsachen, wodurch sich die Gnade Gottes den Heilsbedürftigen in Ihm geoffenbaret hat.

Wenn der Ungenannte sagt, das Evangelium verstehe unter Glauben das heilsbedürftige Erfassen der in Christo geoffenbarten Gnade, so ist dieß richtig, aber es ist da mit nicht Alles gesagt. Wir können z. B. das Wort Christi: „wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben“ allerdings so übersehen: wer die in mir sich offenbarende Gnade heilsbedürftig erfaßt, der hat das ewige Leben. Ebenso können wir das Wort des Apostels Paulus an den Kerkermeister zu Philippi: „Glaube an den Herrn Jesum Christo, so wirst du selig“, so umschreiben: „Erfasse heilsbedürftig die auch dir in Chrifto geoffenbarte Gnade, so wirst du selig. Aber es ist auch gewiß, daß Christus mit jenem Wort den Glauben an seine Person forderte, den Petrus bezeugte, als er sprach: „Du bist

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Christus, der Sohn des lebendigen Gottes", und daß Christus selbst nicht ohne schwärmerische Selbsttäuschung oder gotteslästerliche Anmaßung dem Glauben an ihn die Verheißung des ewigen Lebens hätte geben können, wenn er das Bewußtsein nicht gehabt hätte, der von den Propheten verheißene Messias, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist, die Sünder selig zu machen, das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt, der gute Hirte, der sein Leben läßt für die Schaafe, der Erlöser von Sünde, Tod und Verdammniß zu sein. So forderte Er gewiß in dem Glauben an Ihn das Fürwahrhalten dieses seines Verhältnisses zum Vater und zu den Menschen, dessen er sich bewußt war, und für welches nicht allein seine Lehre, sondern auch sein Leben und Thun, sein Leiden und Sterben und seine Auferstehung zeugten. Ebenso hat gewiß der Apostel Paulus im Glauben an Jesum Christum zur Seligkeit das Fürwahrhalten dessen gefordert, was ihn selbst zum Glauben an Christum, den Auferstandenen und Lebendigen geführt hatte, und was er von Christi Person und Werk verkündigte und als historisch thatsächliche Wahrheit bezeugte.

Ueberhaupt, es hat das Evangelium, das wirkliche, von Jesu selbst und seinen Aposteln verkündigte Evangelium, von Anfang an unter dem Glauben an Christum, als Bedingung zum Erfassen des Heils in Ihm, das Fürwahrhalten dessen verstanden, wovon es die historische frohe Botschaft ist, nämlich der Thatsachen, welche die Gnade Gottes in Christo offenbaren, indem sie von seiner › Person und von seinem Werk Zeugniß geben.

Das ist auch der reale Inhalt des seit 18 Jahrhunderten verkündigten Evangeliums, die objektive Wahrheit des Glaubens der christlichen Kirche im allgemeinen Sinne

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