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Ich sage, es ist etwas ganz Anderes für den Prediger selbst, und auch für die Zuhörer. Denn das Heilsbedürfniß will Realität, göttliche Realität der Gnade und ihrer Verheißungen, nicht nur menschliche Gedanken, nicht nur Poesie, vorübergehende Gefühlserregung und Aufschwung der Phantasie. Und es fühlt es, ungeachtet der lieblichlautenden und hochtönenden Worte, durch die biblische Phraseologie hindurch, wo die Realität und der Glaube an die Realität fehlt.

Wie willst Du als Seelsorger den Sünder zur Buße rufen, wenn Du selbst kein Vertrauen hast zu dem lebendigen und kräftigen Worte Gottes, das schärfer ist als kein zweischneidiges Schwert und das durchdringet, bis das es scheidet Seele und Geist, Mark und Gebein, und ein Richter ist der Gedanken und Sinne des Herzens? Was meinest Du mit deinem armen Menschenworte auszurichten? Wie willst Du die Zweifel einer Wahrheit und Heil suchenden Seele lösen, wenn Du auf keine ihrer Fragen antworten kannst: das ist wahr und gewiß, das will Gott, das hat Gott gethan, das thut Christus für uns und auch für dich? Wie willst Du die, vom Bewußtsein ihrer Sünde und Schuld gebeugte Seele aufrichten, dem geängsteten und zerrissenen Herzen Frieden und Trost verkündigen, wenn Du sie nicht nach Gethsemane und auf Golgotha, zum Kreuze Christi führen kannst, mit der Gewißheit, daß du sie zum wahren Versöhner und Friedefürsten führst? O, wie willst Du am Sterbebette betend, tröstend, segnend ́stehen, wenn Du selber nicht an die reale Erfüllung der Verheißungen des ewigen Lebens, der Auferstehung und der Seligkeit durch Christi Gnade glaubst?

3ch will nicht behaupten, daß die freie Theologie durch die vorzugsweise wissenschaftliche und kritische Richtung, welche sie in den Studien künftiger Prediger und Seelsorger befolgt, nothwendig zu solchem Glaubensmangel führen müsse, oder gar absichtlich führen wolle, und daß sie ihre Schüler mehr zu bloßen Moralisten und Volksbildnern im weltlichen Sinne bilden wolle, die untauglich wären, das eigentlich Geistliche und wahrhaft Christliche und Evangelische des Amtes auszuüben, daher auch, wie es bei dem Einen und Andern geschieht, das Amt bald auf. geben, um irgend einen sonstigen wissenschaftlichen Beruf, der ihnen besser zusagt, zu ergreifen. Ich will nicht behaupten, daß dieses immer und nothwendig der Fall sei. Denn Gott sei Dank! hängt nicht Alles von der Richtung der Studien ab. Ich will namentlich nicht behaupten, daß unsere Fakultät solches wolle und darauf ausgehe. Sie sagt selbst, sie wolle durch die Zweifel, die bei dem gegenwärtigen Stande der theologischen Wissenschaft nicht zu umgehen sind, zum Glauben führen, der ihr ein heilsbedürftiges Erfassen der in Christo geoffenbarten Gnade ist. Und ich glaube, es sei ihr damit Ernst.

Aber man muß doch begreiflich finden und als berechtiget anerkennen, daß offenbarungsgläubige Christen, denen die Bibel Gottes Wort ist, die die heilige Geschichte für wahr halten, denen die Heilsthatsachen als Grund ihres Glaubens feststehen, die an Jesum Christum, Gottes eingebornen Sohn, den um unserer Sünden willen Gekreuzigten und zu unserer Gerechtigkeit Auferstandenen glauben, die überhaupt alle Hauptwahrheiten des christlichen Glaubens in der objektiven, realistischen Fassung festhalten, wie fie die christliche Kirche seit dem apostolischen Symbolum in ihren Bekenntnißschriften bezeugt, daß solche Christen,

sage ich, in einer theologischen Richtung, die das Meiste von diesem Allen in Frage stellt und noch zu keinen positiven festen Resultaten gelangt zu sein scheint, für den Glauben und das kirchliche Leben Gefahr sehen. Besonders darf man sich nicht wundern, daß die indirekte Ablehnung der Anstellung des Herrn Dr. Fabri als Docenten der Theologie als ein Zeichen der Tendenz, die positiv gläubige theologische Richtung von der Fakultät fern zu halten, aufgefaßt, und die Promotion des Herrn Biedermann zum Doktor der Theologie als eine seiner theologischen Richtung ertheilte Huldigung angesehen wurde. Denn die Convenienzpflicht zu gegenseitigen theologischen Ehrenerweisungen zwischen den Fakultäten von Zürich und Bern und die Nothwendigkeit dieser Pflicht gerade beim Anlaß der Todesfeier Calvins nachzukommen, war nicht bekannt, und die wissenschaftlichen Verdienste des Herrn B. um die Theologie sind doch nicht so bedeutend, daß sie ihn vor vielen Anderen, abgesehen von seiner in den Zeitstimmen repräsentirten Richtung, deren äußerste Consequenzen am Tage liegen, zur Ehre des Doktorhutes berechtigen sollten.

Die theologische Facultät wird sich's daher gefallen lassen müssen, daß Geistliche und Laien unserer Landeskirche, und zwar nicht nur solche, die als die Fertigen bezeich net werden, sondern auch solche, welche sie als Suchende und Zweifelnde zu ihrer Gemeinde zählen möchte, ungeacht aller Achtung, die sie vor dem Charakter, der Gelehrsamkeit und der persönlichen Religiosität ihrer Mitglieder hegen, es bezweifeln, ob ihre theologische Richtung zur Bildung gläubiger und treuer evangelischer Prediger und Seelsorger die geeigneteste sei.

Ich meines Theils weiß wohl, daß der lebendige Glaube und die Liebe zu den Seelen nicht vom Studien

gang, sondern vom Lebensgang abhängt, und daß die Orthodoxie eines Lehrers nicht immer in seinen Schülern Glauben pflanzt, sondern im Gegentheil auch Zweifel und Widerspruch erwecken kann. Aber bei dem gegenwärtigen Stande der Theologie ist es auch meine Ueberzeugung, daß es an der Zeit ist, künftige Prediger des Evangeliums nicht nur in den Streit der wissenschaftlichen Ansichten hinein, sondern auch aus dem Streit heraus auf den sichern Boden des christlichen Glaubens zu führen, und ich halte dafür, dieser sichere Boden' sei nicht im christlichen Idealismus, sondern im christlichen Realismus zu finden.

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Und wie verhält sich nun die Richtung der freien, kritisch-spekulativen Theologie zur Kirche?

Es ist nach meiner Ueberzeugung schon bedenklich, daß sie zur Beseitigung der Confession führt, auf deren Grundsätze bisher die Prediger unserer Landeskirche durch ihren Consekrationseid verpflichtet werden. Denn es handelt sich nicht nur um Modifikation oder Weiterbildung, um richtigere Formulirung und Systematisirung einzelner dogmatischer Säge, sondern um Prinzipien. Namentlich das sogenannte formelle Prinzip des Protestantismus, die göttliche und alleinige Autorität der heil. Schrift in Glaubenssachen wird untergraben, nicht etwa durch eine weitere und zugleich richtigere Fassung des Inspirationsbegriffes, sondern durch eine alle Offenbarung und die thatsächliche Wahrheit der Offenbarungsgeschichte bezweifelnde Tendenz. Und damit wird auch dem sogenannten materiellen Prinzip des Protestantismus, der Rechtfertigung durch den Glauben der Boden entzogen, auf welchem die Confession den Glauben gründet. Denn der Glaube zu dem die

Confession sich bekennt, ist nicht, wie schon gezeigt worden, die subjektive Gläubigkeit unabhängig von ihrem objektiven Grund, von den Thatsachen des Heils und dem Fürwahrhalten derselben, sondern dieses Führwahrhalten in seiner Lebendigkeit, als persönliche Erfassung des thatsächlich geoffenbarten Heils. Sollte aber die Confession ganz antiquirt werden, und wir damit eine confessionslose Kirche erhalten, ohne alle andere Norm der öffentlichen Lehre als die durch die Kritik unsicher gemachte und nach dem Grade der Einsicht der einzelnen Theologen gedeutete heilige Schrift; so würden wir uns damit jedenfalls von dem historischen Zusammenhang mit der Kirche des reformatorischen Zeitalters und selbst mit der apostolischen Kirche lossagen. Alle kirchliche Lehrtradition wäre unterbrochen, und die Zukunft der Lehrentwicklung in der Kirche von der Richtung des in ihr wehenden Zeitgeistes abhängig gemacht. Die Kirche wäre nicht mehr die auf Gottes Offenbarung gegründete und von seinem Geiste geleitete Lehrerin und Erzieherin der Völker zu seinem Reiche, sondern das unsichere und wechselnde Produkt des mehr oder minder religiösen und sittlichen, und mehr oder minder von der menschlichen Wissenschaft erleuchteten Volksgeistes. Das Beispiel anderer confessionslos gewordener Kirchen, in den einzelnen Erscheinungen des öffentlich auftretenden und kirchlich geduldeten Abfalls von der christlichen Wahrheit, gibt uns kein Vertrauen zu der künftigen vom confessionellen Grund abgelösten Lehrentwicklung.

Ferne sei zwar von uns die Befürchtung, daß die christliche Wahrheit und der Glaube an sie untergehen sollte, oder daß auch die theologische Wissenschaft selbst niemals zu einer neuen, tiefern Erkenntniß der geoffenbarten Wahrheit zurückkehren könnte. Aber wir können

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