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Auch das dürfte man wohl von ihnen erwarten, daß sie auf der Höhe einer wahren Vermittlungstheologie stehend, im Bestreben Glauben und Wissen zu versöhnen, sich von aller Sympathie und Gemeinschaft mit dem wirklichen Unglauben, mit der alle Autorität der heil. Schrift, alle Offenbarung und alle positiven Wahrheiten des Christenthums untergrabenden Negation, auch wo sie sich in ein wissenschaftliches Gewand kleidet, offen und bestimmt lossagen.

Und da ich sie für redliche Männer halte, denen es Ernst ist, die Aufgabe zu erfüllen, tüchtige Lehrer für die evangelische Kirche zu bilden, in dem sie die Studirenden. durch die wissenschaftlichen Zweifel hindurch zum Glauben führen; so möchte ich sie bitten, dieser Aufgabe gemäß die Fakultät nicht allein als eine Vertreterin der Fortschritte der wissenschaftlichen Theologie, als einen Zweig der Universitas literarum, sondern auch wirklich als eine Dienerin der Kirche, ja freilich als ein „Predigerseminar" anzusehen. Die Kirche, welche ihre Prediger von ihr empfängt und keine andere Bildungsstätte derselben besißt, wird sie doch immerhin so zu betrachten haben, und ihr in dem Maaße Vertrauen schenken, als sie in der Bildung der Kandidaten dem Glauben und den Bedürfnissen der Kirche entspricht. Diese Ansicht wird auch dahin führen, der ́praktischen Befähigung der Kandidaten mehr Fleiß zuzuwenden, als ès im Verhältniß zu ihrer wissenschaftlichen Ausrüstung bisher geschehen ist.

Es sei mir erlaubt, nach bald 40jähriger Theilnahme an den Kandidatenprüfungen, einigé Desiderien auszusprechen und zu wohlwollender Berücksichtigung zu empfehlen.

Es scheint mir, eine möglichst vollständige Kenntniß der Bibel nach ihrem historischen und religiösen Inhalte,

so wie sie vorliegt, sollte den kritischen Untersuchungen der Einleitungswissenschaft vorhergehen, damit der Studirende nicht von vornherein mit vorgefaßten Ansichten auf Grund fremder Urtheile und Zweifel an das Studium der heil. Schriften gehe. Es kommt mir vor, das umgekehrte Verfahren gleiche dem, womit in einigen höhern Mädchenschulen ein Kurs über französische Litteratur gegeben wird, ehe die Schülerinnen eine einzige Tragödie von Racine gelesen oder eine einzige Meditation von Lamartine auswendig gelernt haben. Sie lernen so nach den Urtheilen. des Lehrers über Schriftsteller absprechen, die sie noch nicht kennen. Es ist beachtenswerth, daß Jünglinge, die bereits mit der Bibel vertraut und von ihrem Geiste ergriffen, an's wissenschaftliche Studium herantreten, von den kritischen Zweifeln viel weniger erschüttert und verwirrt zu werden pflegen, als solche, welchen die Bibel bis dahin fremd war. Und es kann nicht als ein befriedigendes Resultat des Studiums der heil. Schrift betrachtet werden, wenn bei den Prüfungen sich herausstellt, daß die Kandidaten auf allerlei Fragen über Aechtheit, Abfafsungszeit, Verfasser der biblischen Bücher, Entstehung des Kanons, verschiedene Ansichten in dieser Beziehung, sammt der hier einschlägigen Litteratur, ziemlichen Bescheid wissen, dagegen mit dem historischen Inhalte der Bibel nur sehr unvollständig und oberflächlich bekannt sind, und ihnen der Wortlaut der schönsten und wichtigsten Stellen nicht präsent ist. Das Lettere würde ihnen doch für die praktische Ausübung ihres Amtes viel mehr Nußen bringen, als das Erstere.

Auch möchte ich bezweifeln, ob das Eingehen in alle Details der Dogmengeschichte für die wahre theologische Erkenntniß so nothwendig und für das künftige Predigt

amt so nützlich sei, daß sich die darauf verwendete Zeit und Gelehrsamkeit lohnte.

Dagegen glaube ich, es sollte und könnte viel mehr gethan werden, um tüchtige Prediger, Katecheten und Seelsorger zu bilden. Schon auf die Bildung des Vortrags der Liturgie und Predigt sollte mehr Fleiß verwendet wer den, ebenso auf die Bestimmtheit, Klarheit und Gewandtheit im katechetischen Unterricht. Es sollte mit größerm Ernste Sicherheit, Weisheit und religiöse Wärme in der Behandlung der Heil und Trost bedürftigen Seelen anges strebt, und dafür die köstlichste der Gaben, die Gabe des Gebetes erweckt werden. Denn wer nicht beten kann, der kann nicht Seelsorger sein. Hier stehen wir freilich an der Grenze des menschlichen Unterrichts. Denn hier fängt das Gebiet an, wo der Geist waltet, der ein Geist des Gebetes und der Heiligung ist. Aber der Unterricht kann darauf hinweisen, und das Beispiel dazu führen. Wäre es denn gar zu pietistisch, wenn der Professor der praktischen Theologie einen Gebetsverein der Kandidaten leitete? Oder wenn er sie zu seinen Gebeten am Krankenlager und bei Leichenbegängnissen mitnähme?

Endlich scheint mir, es werde den Kandidaten die Heiligkeit des Amtes, zu welchem sie sich wollen berufen lassen, während ihrer ganzen Studienzeit nicht genug an's Herz gelegt, und die sittlichen Forderungen der Vorbereitung zu demselben nicht hoch genug gestellt. Was ihnen vorgehalten wird ist nur ein höheres Lehramt, ein allerdings für das sittlich religiöse Volksleben wichtiges und daher verantwortungsvolles, doch nur ein wenig über dem Niveau anderer Beamtungen stehendes Lehramt; aber nicht ein eigentlich heiliges, im Sinne des Neuen Testaments priesterliches Amt des Vorbildes der Heerde Christi und

des Dienstes an der Gemeine des lebendigen Gottes, das die Heiligung des ganzen Menschen und das Opfer des ganzen Lebens fordert. Ach, ich weiß es nur zu gut, daß man erst spät zu dieser Auffassung des Amtes kommt, welche den Träger desselben tief demüthiget im Bewußt sein der eigenen Sündhaftigkeit und Unwürdigkeit und der mannigfaltigen Untreue, wenn man nicht von Anfang an in diesem Sinne sich demselben hingegeben hat. Aber ich meine, der Mangel an geheiligter Hingebung zum evangelischen Amte hange mit der naturalistischen Verdunkelung oder pantheistischen Verwischung der Idee des lebendigen Gottes zusammen. Denn nur der lebendige Gott ist der heilige Gott, der freie, überweltliche und übernatürliche, vollkommene Wille, der sich dem Gewissen bezeugt, und dem der Mensch sich heiligen muß, wenn er vor Ihm bestehen will. Und nur der lebendige Heiland ist Der, in welchem wir Beides haben, die Offenbarung der Heiligkeit und die Offenbarung der Liebe Gottes, die Gnade, an der wir uns genügen lassen können und die Kraft der Heiligung zu seinem Dienste.

Die angedeuteten praktischen Erfordernisse der Ausbildung der Kandidaten zum heiligen Predigtamte möge sich unsere theologische Fakultät um so mehr zu Herzen nehmen, als gegenwärtig so schnell und unmittelbar nach dem Schlusse der Studien, die Kandidaten gemeiniglich zur vollen Ausübung des Amtes berufen werden. Ohne Zweifel bildet das Amt selbst den Geistlichen vollkommener aus, als keine Studien und feine Uebungen im Seminar es vermögen, sowohl innerlich als äußerlich. Aber es ist doch gewiß vom Uebel und für das Leben der Kirche im höchsten Grade zu bedauern, wenn ganze Gemeinden zu Uebungspläßen unreifer Arbeiter werden müssen, und die

Gefahr vorhanden, daß Mancher dieser Arbeiter bei der Masse der bloß äußerlichen Geschäfte in unseren großen Gemeinden sich in eine äußerliche Geschäftigkeit verliere, und darüber die eigene Heiligung und die Pflanzung des Lebens aus Gott in der Gemeine versäume. Da thut es gewiß Noth, daß in Wahrheit das Streben der Bildung unserer Kandidaten dahin gehe, sie zu dem Glauben zu führen, der als das heilsbedürftige Erfassen der in Christo geoffenbarten Gnadë definirt worden ist, und sie tüchtig zu machen, diesen Glauben der Gemeine und den ihnen. anvertrauten Seelen aus lebendiger Fülle mitzutheilen.

Ich wende mich schließlich an die Freunde, die mit mir auf demselben Glaubensgrunde stehen, und zu deren Vertheidigung ich geschrieben habe. Auch wir sollen allezeit bedenken, daß wenn auch der Glaubensgrund fest und fertig ist, auf dem wir stehen, da die geoffenbarte Wahrheit nicht erst zu suchen, sondern gegeben ist, und als ewige Wahrheit für alle Zeiten gilt, doch weder unser Glaube noch unser Wissen fertig ist, und wir selbst in unserm Glaubensleben nicht fertig sind. Unser Wissen ist Stückwerk und unser Weissagen ist Stückwerk", und wir müssen immer sagen: „nicht daß ich's schon ergriffen hätte, oder schon vollkommen wäre; ich jage ihm aber nach, daß ich es ergreifen möchte, nachdem ich von Christo Jesu ergriffen bin." Dieß gilt, wie von der Heiligung, so auch von der Theologie und von der Kirche. Daß auf keinem andern Grunde gebaut werde, außer dem, der ge= legt ist, welcher ist Jesus Christus, das ist die Hauptsache, deren wir gewiß sein müssen; ob dann aber auf diesem Grunde Gold, Silber, werthvolle Steine, oder

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