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lange, bis er vorüber ist, niedersehen. Kein Eingeborener darf sich an einem Orte, der über seinem Kopfe ist, aufhalten. Die, welche einem Chef ihre Aufwartung machen, hocken sich vor ihm nieder, legen ihren Kopf unter seine Fußsohlen, berühren seine Füße mit der inneren und äußeren Seite ihrer Finger an beiden Händen, stehen dann auf und gehen wieder fort. Es scheint, der König dürfe Niemanden abweisen, der ihm diese Aufwartung, Moe-Moea genannt, macht“ (Bibliothek der neuesten Reisebeschreibungen, Leipzig 1786, 8, 253). „Unter den Chefs giebt es ebenso viele Classen, wie bei uns, aber die wenigsten besigen große Districte, und die übrigen gehen von einem Höheren zu Lehen. Man hat mir gesagt, daß die ganze Verlassenschaft eines verstorbenen Insulaners dem Könige gehöre, der sie aber dem älteren Sohne des Verstorbenen zu geben pflege, unter der Bedingung, daß selbiger die übrigen Kinder versorge. Der Sohn des Königs führt nicht gleich von seiner Geburt an königlichen Titel und Würde, aber er erbt sie, so daß also die Regierungsform monarchisch und erblich ist" (a. a. D. S. 257). Auch die wirksame religiös-sociale Institution des Tabu oder Kapu ist Cook bekannt: „Als vor der Ankunft des Terreeobo (König in Owaihi) die Bai tabuirt war und auf unser Ansuchen an dem Tage, wo wir dem Kapitän Cook die lezte Ehre erwiesen, gleichfalls tabuirt wurde, unterwarfen sich die Eingeborenen dem Verbote auf das gewissenhafteste und strengste. Indessen weiß ich nicht, ob sie es aus Religionsgrundsäßen oder bloß aus Gehorsam gegen ihre Chefs ge= than haben. Ebenso hielten sie sich von den Pläßen, wo unsere Sternwarten aufgerichtet waren und unsere Masten sich befanden, fern, als dieselben tabuirt waren. Ob nun aber gleich diese Art von Weihung durch Priester geschehen war, so kamen sie doch in den verbotenen Raum hinein, wenn wir es verlangten, und schienen also keineswegs durch Religionsgrundsäße davon abgehalten zu werden, sondern es ist vielmehr glaublich, daß sie bloß aus Furcht uns zu mißfallen sich dem Verbot gefügt hatten. Den Weibsleuten redeten wir umsonst zu, sich zu uns zu begeben, und es ist wahrscheinlich, daß sie unserem Verlangen deshalb widerstanden, weil der Morai (Tempel) in der Nähe war, dem sie sich auf allen Inseln in diesen Gewässern niemals nähern dürfen. Ich habe schon erzählt, daß für sie gewisse Speisen tabuirt sind, d. h. daß sie selbige nicht essen dürfen. Ich muß hierbei bemerken, daß die Insulaner das Wort Tabu ohne Unterschied von Person und Sache gebrauchen; sie sagen z. B. wir sind tabuirt oder die Bai ist tabuirt. Sie bedienen sich auch dieses Ausdruckes, um etwas Geheiligtes, sehr Ehrwürdiges oder den Göttern Gewidmetes zu bezeichnen. So wird der König von Owaihi genannt Oree-Tabu, ein Menschenopfer Tangata-Tabu“ (S. 311). Bei dem in der Südsee ja so weit verbreiteten Cannibalismus berichtet unser Gewährsmann den für den Animismus ungemein bezeichnenden Zug vom Essen des Auges (meist des linken) durch den König - es ist dieselbe Idee, die sich in der bekannten

mythologischen Erzählung von dem Fressen der Seele 1) durch die Gottheit offenbart, auf die lezten Endes jener Brauch zurückführt, d. h. die Stärkung der eigenen Kraft und die Schwächung der feindlichen Macht durch dessen psychische Resorption und Vernichtung. Was speciell die Tahitier anlangt, so verhält es sich mit ihnen folgendermaaßen: „Ihre Begriffe von der Gottheit sind sehr ausschweifend und thöricht. Sie glauben, daß dieselbe der Macht eben der Geister, denen sie das Dasein gegeben hat, unterworfen ist und von denselben gegessen wird, aber ein Vermögen besißt, sich von Neuem wieder hervorzubringen. Ohne Zweifel bedienen sie sich des Ausdrucks essen deswegen, weil sie von immateriellen Sachen nur unter körperlichen Bildern zu reden wissen. Sie sehen hinzu, die Gottheit selbst frage die versammelten Geister, ob sie Willens seien, sie zu essen, und wenn die Geister diesen Entschluß gefaßt hätten, so könne sie ihn nicht hintertreiben. Die Bewohner der Erde glauben von dem, was in der Geisterwelt vorgeht, Wissenschaft zu haben; denn wenn der Mond abnimmt, so sagen sie, die Geister essen den Eatooa, und die Wiederentstehung desselben gehe von statten, wenn der Mond voll ist. Die mächtigsten Götter sind dieser Veränderung ebenso unterworfen, wie die untergeordneten Gottheiten. Sie behaupten weiter, daß alle Thiere, daß die Bäume, die Früchte und sogar die Steine Seelen haben, welche im Augenblick der Zerstörung oder des Todes zu der Gottheit aufsteigen, der sie sich anfänglich einverleiben, um hernach an den besonderen für sie bestimmten Wohnort zu gelangen. Sie sind überzeugt, daß die genaue Beobachtung ihrer Religionspflichten ihnen alle Arten von zeitlichen Vortheilen gewähre. Da sie ferner versichern, die mächtige und lebende Wirksamkeit des Gottesgeistes sei allenthalben verbreitet, so darf man sich nicht wundern, daß sie sich eine Menge abergläubischer Begriffe von seinen Wirkungen machen. Sie sagen, plößliche Todes- und alle andere Unfälle seien eine unmittelbare Wirkung irgend einer Gottheit. Wenn sich ein Mensch an einen Stein stößt und sich nur eine Zehe verlegt, so schreiben sie die Wunde dem Eatooa zu, so daß sie also nach ihrer Mythologie in der That auf einer bezauberten Erde gehen“ (a. a. D. S. 8, 362). Endlich ist auch Cook nicht die Aehnlichkeit mit griechischen Sagen entgangen, die vielfach so überraschend in den entsprechenden polynesischen Erzählungen hervortritt

1) Von den Tahitiern heißt es: „Sie glauben, die Seele sei immateriell und unsterblich, schwebe um die Lippen des Sterbenden, wenn er in den lezten Zügen liegt, herum und schwinge sich hernach zu der Gottheit auf, welche dieselbe mit ihrer eigenen Substanz vereinige, oder, nach ihrem Ausdruck, esse, da sie dann eine Zeit lang in diesem Zustande verbleibe, hernach aber an den zur Aufnahme aller Menschenseelen bestimmten Ort gelange, wo sie in einer ewigen Nacht oder, wie sie manchmal sprechen, in einer Dämmerung, die kein Ende findet, fortlebe. Sie halten nicht dafür, daß die auf Erden begangenen Verbrechen nach dem Tode ewig bestraft werden; denn die Gottheit ißt ohne Unterschied die Seelen der guten und der bösen Menschen. So viel aber ist gewiß, daß sie diese Vereinigung mit der Gottheit als eine Reinigung betrachten" (a. a. D. 8, 361). Achelis, Völkerkunde. 2

(vgl. S. 8, 366), ein Punkt, der ja von späteren Forschern, ich erinnere hier nur an Bastian, Moerenhout, Fornander und den gelehrten König von Hawaii, Kalakaua selber so erfolgreich verwerthet ist.

3. J. R. Forster.

Den eigentlichen Vertreter der romantisch angehauchten Weltanschauung am Ende des vorigen Jahrhunderts dürfen wir in dem berühmten Forster erblicken, dessen Schilderungen ja auch in der Seele AL. v. Humboldt's, wie er selbst bekennt, die Sehnsucht nach den Tropen ent= flammte (Kosmos 1) 2, 5). Maaßgebend ist für ihn, wie er in der Vorrede auseinanderseßt, immer der moralphilosophische Gesichtspunkt, welcher ja die ganze Aufklärung durchzieht: „Ich habe mich immer bemüht (so formulirt er sein Programm), die Ideen zu verbinden, welche durch verschiedene Vorfälle veranlaßt werden. Meine Absicht dabei war, die Natur des Menschen so viel möglich in mehreres Licht zu sehen und den Geist auf den Standpunkt zu erheben, aus welchem er einer ausgebreiteteren Aussicht genießt und die Wege der Vorsehung zu bewundern im Stande ist." (Joh. Reinh. Forster's Bemerkungen über Gegenstände der physischen Erdbeschreibung, Naturgeschichte und sittlichen Philosophie auf seiner Reise um die Welt gesammelt. Berlin 1783.) Diese Perspective wird auch im theologischen Sinne ad majorem dei gloriam verwerthet, abermals so recht im Sinne jener Geschmacksrichtung: „Bei Betrachtung dieser verschiedenen Stufen menschlicher Vervollkommnung müssen wir zulezt noch die Wege einer allweisen Vorsehung bewundern. Ueberall erreicht sie ihren Endzweck auf die einfachste Art, überall sorgt sie, mit mehr als Vatertreue, für das Glück des Menschengeschlechts. Von ihrer Hand gepflanzt liegen in der menschlichen Seele wunderbare Fähigkeiten und Kräfte. Es sei, daß eigene Schuld oder sonst ein unvorhergesehenes Unglück ein Völkchen zur untersten Stufe der Ausartung hinabschleudert, so liegt doch schon der Keim zur fünftigen Rettung in jeder Seele und bürgt dafür, daß das Elend eines solchen Völkchens nicht lange dauern könne. Ein glücklicher Umstand_entwickelt jene Kräfte, und sogleich strömt neues Leben durch alle Mitglieder dieser kleinen Gesellschaft, verschafft ihnen Mittel, aus ihrem Verfall wieder emporzukommen und eine bessere Stufe unter den vernünftigen Geschöpfen zu betreten. Auf diese Art kann auch der arme Feuerländer durch öfteren. Umgang mit den Europäern, durch einen Zufall, wie z. B. durch die Entdeckung einer nüßlichen Pflanze, durch die Auffindung des Eisens u. s. w. früh oder spät in seiner ganzen Art zu sein eine große Veränderung erfahren. Veränderte Art des Unterhalts, neue Kleidungsstücke, Waffen, Werkzeuge, neue Sitten und Gebräuche müssen auf seine Denkart und Wandlungen einen entscheidenden Einfluß haben, sein ganzes Gemüth um

1) Hier ist freilich eigentlich Georg Forster, der Vater, gemeint.

schmelzen, mit einem Wort, ihn retten und aus der Dummheit und Trägheit, worin er jegt steckt, gänzlich befreien. Wenn neue Ideenverbindungen, neue Begriffe den Verstand erst begrüßen, wenn der Einbildungskraft ein Feld geöffnet wird, wenn Erzählungen geschehener Thaten, wenn Gesänge und Tänze anfangen zu ergößen, dann erwacht Leidenschaft im Herzen, die große Quelle der Thätigkeit, und ergießt ihr prometheisches Feuer in alle Einrichtungen des gemeinen Wesens. Leidenschaft, die, gemißbraucht und nicht in Schranken gehalten, schon oft die schrecklichsten Uebel über die menschliche Gesellschaft verhängte, wird also hier, in der Hand des allweisen Weltherrschers ein Werkzeug, das Glück der Völker zu fördern und fie allmählig zur sanften, stillen Tugend zu leiten. Wunderreicher Gang der Vorsehung! Staunend und anbetend im Staube vor dem Vater aller Seelen hegt mein Herz den Wunsch, daß doch auch die Menschen, die noch jest im widernatürlichen Zustand leben, bald in eine glücklichere Lage kommen mögen, wo Menschlichkeit und brüderliche Liebe alle ihrer Handlungen beseelen und ihnen die Würde wieder schenken möge, die dem edelsten Werk des Schöpfers gebührt“ (S. 295).

In erster Linie wird es sich nun um die Stellung handeln, die Forster zu den Naturvölkern einnimmt; folgender Passus möge als Probe genügen: „Der Wilde, der durch irgend einen Stoß aus seinem bloß thierischen Zustande geweckt wird, dessen Geist und physische Kräfte zugleich in Bewegung gesezt, ihn auf der Leiter der Wesen um eine Stufe höher heben, ist nun zwar auf dem Wege, Etwas zu werden; allein seine wiedererlangte Thätigkeit, die keinen Zügel fühlt, reißt ihn jezt nur so viel leichter hin und läßt ihn Schandthaten begehen, wovor das Herz des gesitteten Menschen zurückbebt. Neuseeländer mit Feuerländern verglichen. find hiervon einleuchtende Beispiele. In vielem Betracht ist die Lage der ersteren viel leidlicher. Ihr ungleich sanfteres Clima erhärtet ihre Fasern. nicht, wie bei den starrenden Pescherähs; und so wie ihr Blut sich freier bewegt und den ganzen Gliederbau mehr belebt, so werden sie auch mehrerer Empfindung fähig und bereichern ihren Verstand mit einer großen Menge von Begriffen. Die Bevölkerung ist ungleich beträchtlicher, Muth und Unerschrockenheit aber auch desto allgemeiner. Gemeinschaftliche HülfeLeistung, Belehrung, Erziehung sind Folgen der unter ihnen stattfindenden festeren Verbindung. Scharfsinnig genug, um gesundes Raisonnement zu fassen, und gelehrig genug, um sich Alles, was zu ihrem Vortheil gereichen kann, zu Nuße zu machen, werden wechselseitige Zuneigungen ihnen zum Bedürfniß und größere Gesellschaften ein Mittel, sich frei und unabhängig zu erhalten. Heftige Leidenschaften sind aber ihre einzigen Führer; diese wirken bei ihnen zugleich Böses und Gutes. Daher Beispiele von Freundschaft und Treue unter Barbaren, die gleichsam aus einem edlen Enthusiasmus entspringen und bei verfeinerten Völkern bereits in Vergessenheit gerathen oder nur noch bei Roman- und Fabeldichtern anzutreffen sind. In

der That sind ihre Begriffe von Ehrlichkeit und öffentlicher Treue beinahe romantisch, aber die von Unabhängigkeit und Freiheit sind es nicht weniger und veranlassen ein beständiges Mißtrauen. Die geringsten Kleinigkeiten werden Beleidigungen und die Rache entbrennt gar bald, um auch bloß eingebildete Uebel zu ahnden 1). Von Fremden wird vollends weniger als von ihres Gleichen erduldet. Ihre Begriffe von Unabhängigkeit sind schwankend und gehen oft in Zügellosigkeit über. Sie fühlen eine Art von Begeisterung, in der sie keines Schreckens fähig sind; allein ihre Tapferkeit erwartet nicht, sie sucht vielmehr Gelegenheit. Ohne Veranlassung erregen sie in sich selbst einen rasenden Parorysmus, stürzen sich alsdann in die augenscheinlichste Gefahr und streiten mit einer Standhaftigkeit, die Verachtung des Todes anzeigt. Im Siege sind sie grausam und rachgierig; ausschweifend in allen Affecten, treiben sie auch die Rache und Feindschaft bis in's Unmenschliche und verzehren die Opfer ihrer Tapferkeit. Gegen ihre Weiber sind sie harte Unterdrücker; sie gehen mit ihnen um als Sclavinnen und verworfenen Lastthieren. Wir haben mehrmals gesehen, wie sie den Europäern den Genuß ihrer Töchter und Verwandtinnen, ohne Einwilligung derselben, verkauften. Diese barbarische Nation liebt gleichwohl den Puz und Zierrath und schnitt an den gewöhnlichsten Werkzeugen, wie an den Waffen allerlei Schnörkel und Spiralverzierungen, die bereits einigen Geschmack verrathen. Fabeln und romantische Erzählungen, Musik, Lieder, Tänze sind ihr Zeitvertreib. Sie beginnen sogar ihre Gefechte mit kriegerischem Tanz und Gesang. Auch haben sie einige Religionsbegriffe, Nachrichten von allerlei Göttern und einige Ueberzeugung von der Fortdauer abgeschiedener Seelen; doch ist, so viel wir bemerken konnten, keine Art des Aberglaubens sehr unter ihnen eingerissen. Bei gewissen Gelegenheiten, z. B. wenn Freundschaft errichtet, Friede geschlossen, Krieg erklärt oder Todte begraben werden sollen, bedienen sie sich gewisser, ihnen eigener Feierlichkeiten und Gebräuche" (a. a. D. S. 284). Dennoch ist unser Schriftsteller nicht von dem landläufigen Wahn befangen, ihnen eine höhere Glückseligkeit zuzuschreiben, wie das ja in den Augen manches europamüden Kritikers jener Zeit nur allzu oft geschah. Wenn die Glückseligkeit (so läßt er sich vernehmen), welche wir in Europa theils genießen, theils genießen könnten, von denjenigen verderbten Mitbürgern beeinträchtigt wird, welche den Lurus und die Laster nebst ihrem Gefolge eingeführt und dadurch manche neue Gattung von Elend hervorgebracht haben, so folgt daraus noch keineswegs, daß die höchste Vervollkommnung und Aufklärung, die völlige, ungehinderte Entwicklung aller Seelenkräfte überhaupt der natürlichen, bürgerlichen und sittlichen Glückseligkeit nachtheilig sei, und

1) Diese Zuchtlosigkeit des sittlichen Gefühls, die bei aller natürlichen Gutartigkeit des Temperaments gar wohl bestehen kann, ist durch die verschiedenartigsten Berichte über die Naturvölker genügend bezeugt und sollte nicht mehr bezweifelt werden. Vgl. Lippert, Culturgeschichte I, 47 ff.

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