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behre, welche ihm die Betrachtungen über das Verhältniß der Abstammung 1) zur Sprache verleihen können. Indem wir die Einheit des Menschengeschlechts behaupten, widerstreben wir auch jeder unerfreulichen 2) Annahme von höheren und niederen Menschenrassen. Es giebt bildsame, höher gebildete, durch geistige Cultur veredelte, aber keine edleren Volksstämme. Alle sind gleichmäßig zur Freiheit bestimmt, zur Freiheit, welche in roheren Zuständen dem Einzelnen, in dem Staatsleben bei dem Genuß politischer Institutionen der Gesammtheit als Berechtigung zukommt“ (Kosmos I, 382). Im Uebrigen hat ja der berühmte Naturforscher sich streng auf das phyfische Naturgemälde beschränkt, wie sein Ausdruck lautet, und das eigentliche Völkerleben im systematischen Zusammenhang nicht in den Kreis seiner Betrachtung gezogen; die bekannten, häufig angeführten Worte lauten: „Von den fernsten Nebelflecken und von kreisenden Doppelsternen sind wir zu den kleinsten Organismen der thierischen Schöpfung in Meer und Land und zu den zarten Pflanzenkeimen herabgestiegen, welche die nackte Felsklippe am Abhang eisiger Berggipfel bekleiden. Nach theilweise erkannten Gesezen konnten hier die Bestimmungen geordnet werden. Geseze anderer, geheimnißvollerer Art walten in den höchsten Lebenskreisen der organischen Welt: in denen des vielfach gestalteten, mit schaffender Geisteskraft begabten, spracherzeugenden Menschengeschlechts. Ein physisches Naturgemälde bezeichnet die Gränze, wo die Sphäre der Intelligenz beginnt und der ferne Blick sich senkt in eine andere Welt. Es bezeichnet die Gränze und überschreitet sie nicht" (a. a. D. S. 386).

V. Anthropologisch-prähistorische Betrachtung.

Wir müssen, um nicht ungerechte Vorwürfe auf uns zu laden, zu= nächst einige Vorbehalte machen; in erster Linie gilt das dem Begriff der Anthropologie. Die Entstehung und verschiedenartige Bedeutung dieses Wortes spiegelt so recht die bezeichnenden Wandelungen, welche der Sinn dieses Ausdrucks im Laufe der Zeit erlitten hat. Zuerst scheint, wie Bastian angiebt, dieser Name als Benennung einer bestimmten Wissenschaft in Deutschland mit Magnus Hund's (Dr. theol. et med.) Anthropologia de natura hominis (Leipzig 1501) aufgekommen zu sein (Vorgeschichte der Ethnologie S. 7), und diese in der Hauptsache abstracte, philosophische

1) Auf die voreiligen Schlüsse aus der Höhe der Cultur im Allgemeinen auf die Sprache im Besonderen weist unter Angabe verschiedener Beispiele auch Razel hin, Völkerkunde (2. Aufl.) I, 32 ff., Peschel, Völkerkunde S. 133 ff.

2) Aehnlich wie Peschel, Völkerk. S. 156, der mit Recht nur verschiedene Entwicklungsstufen annimmt, die aber durchaus nicht durch die Raffe als solche schon prädeterminirt sind (vgl. auch Razel, Völkerk. I, 17 über den Begriff der Natur- und Culturvölker); endlich sind die pessimistischen Schilderungen über niedrig stehende Völkerschaften bisweilen nicht frei von einer gehässigen Tendenz.

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Färbung ist

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Anthropologisch-prähistorische Betrachtung.

natürlich mit nicht geringen Schwankungen und Nüancirungen bis zum Anfang, ja fast bis zur Mitte dieses Jahrhunderts maaßgebend geblieben, obwohl auch gelegentlich naturwissenschaftliche und insbesondere zoologische Tendenzen sich bemerklich machen. Im Uebrigen ist es beachtenswerth, daß die Anthropologie in pragmatischer Hinsicht, wie Kant sie im Gegensaß zu der physiologischen faßte, die es nur mit der Erforschung dessen zu thun habe, was die Natur aus dem Menschen mache, sich eigentlich noch in derselben speculativen Fassung bei den Vertretern des modernen Jdealismus findet, z. B. bei dem jüngeren Fichte (J. H.), trozdem auf dem Titelblatt der Zusaz prunkt: Anthropologie. Die Lehre von der menschlichen Seele, neubegründet auf naturwissenschaftlichem Wege, und troßdem beide Bücher ein Zeitraum von über fünfzig Jahren trennt. Diese in der Hauptsache aus dem Individuum als solchem deducirende Untersuchung, die deshalb nur nothgedrungen eine Anleihe hin und wieder bei der verhaßten Naturforschung macht, kann für uns nicht in Betracht kommen, deshalb auch nicht das umfassende Werk Mar Perty's: Anthropologie als Wissenschaft vom körperlichen und geistigen Wesen der Menschheit (3 Bände 1874), obwohl hier manches positive Material mit in den Kreis der Untersuchung gezogen ist. Aber auch hier entscheidet leßten Endes die Speculation 1), um nicht zu sagen die Mystik, und so ist denn auch seine Anregung wenigstens für die Völkerkunde völlig ohne Erfolg geblieben. Ebenso wenig können wir uns an dieser Stelle mit der Anthropologie in dem umfassenden Sinne des Wortes befassen, der mit den körperlichen, äußerlichen Bezügen auch die geistigen Berührungspunkte mit einschließt; die eigentliche psychische Seite dieser Disciplin bleibt vielmehr einer späteren Würdigung vorbehalten, wo wir die gegenwärtige Völkerkunde zu behandeln haben. Wir beschränken uns somit auf die physische oder somatische Anthropologie, wie sie auch wohl genannt wird, indem wir ihre Aufgabe und Stellung zur Ethnologie an einigen hervorragenden Vertretern jener Wissenschaft schildern. Diese Entwicklung ist uns eben nicht Selbstzweck, sondern dient nur als Mittel dazu, die verschiedenen Strömungen, welche sich schließlich in der umfassenden Völkerkunde vereinigen, zu erfassen und zu bestimmen. Dasselbe gilt mutatis mutandis von der Prähistorie, dieser specifisch modernen Disciplin „des Spatens“; auch hier dürfen wir nur einige Ideen hervorheben, die für die Zukunft unserer Wissenschaft bedeutungsvoll) geworden sind: Eine abschließende, womöglich auch chronologisch in sich zusammenhängende Entwicklung der urgeschichtlichen Forschung liegt nicht in unserer Absicht.

1) Vgl. z. B. Gerland, Anthropol. Beiträge, alle 1875 I, 2 u. 28 ff.; vielfach erinnert übrigens Perty an den genialen und mystischen G. Th. Fechner, vgl. besonders die kleine Schrift: Einige Ideen zur Schöpfungs- und Entwicklungsgeschichte der Organismen, Leipzig 1873.

2) Das Ende der zwanziger Jahre unseres Jahrhunderts bestimmt Bastian als

1. 3. C. Prichard.

Wenn wir mit diesem Schriftsteller beginnen, so hat das seinen besonderen Grund in dem Umstand, daß sein Buch 1): Researches into the physical history of mankind oder auch natural history of mankind (zuerst 1813 erschienen) bahnbrechend gewesen ist und mehrere Decennien hindurch man könnte fast sagen ein kanonisches Ansehen behauptet hat; jedenfalls stellt es eine encyclopädische Uebersicht über das ethnographische Wissen seiner Zeit dar, und es ist deshalb für die ungemein rasche Entwicklung der Ethnologie bedeutsam, wie sehr sich unser geistiger Horizont schon erweitert hatte, als Anfang der fünfziger Jahre die ersten Schriften von Waiß und Bastian erschienen. Der Hauptzweck des Werkes ist es, wie die Einleitung bemerkt, Thatsachen zur Lösung der Frage zu sammeln, ob alle über die Oberfläche der Erde zerstreuten Menschenrassen bei der Verschiedenheit, die sie unter einander im Körperbau, in den Gesichtszügen, in der Farbe, sowie in den Sprachen und Sitten zeigen, die Nachkommen eines einzigen Urstammes sind oder ob sie von mehreren ursprünglichen Familien ausgegangen sind. Weder die Bibel (deren Autorität der Verfasser aller Hochachtung ungeachtet für dieses Problem ablehnt), noch geschichtliche oder philosophische Erwägungen können hier die Entscheidung abgeben; diese kann vielmehr nur durch die naturwissenschaftliche Induction erfolgen. Das allgemeine Resultat aller dieser Betrachtungen (so wird das Ergebniß zusammengefaßt) ist offenbar dies, daß wir keine hinreichende Gewißheit über den Gegenstand der folgenden Untersuchung erhalten können, weder durch geschichtliche Zeugnisse, noch durch Gründe, die sich auf allgemeine Wahrscheinlichkeit stüßen; es bleibt uns nur übrig, sie mittelst der Forschungen über die Naturgeschichte der organischen Welt zu suchen. Wenn wir den hier sich darbietenden Weg einschlagen, so löst sich diese Untersuchung in die beiden folgenden Fragen auf: Erstens hat in der organischen Welt überhaupt die Natur den Plan verfolgt, für jede besondere Species nur ein einziges Stammpaar hervorzubringen oder hat sie vielmehr dieselbe Species von mehreren verschiedenen ursprünglichen Stämmen entstehen lassen und sie überallhin verbreitet, oder mit anderen Worten: Läßt sich

den eigentlichen Wendepunkt für die Weltanschauung, als die Epoche der Wiedergeburt dieses Dioskurenpaares im Kreise der Wissenschaften, der Anthropologie und der Ethnologie, wobei es für die spätere Verbindung mit der Urgeschichte als bedeutungsvoll gelten darf, daß als der durchgreifendste Hebel Edwards' Brief an Thierry wirkte (1829); denn in dieser Arbeit sah die Société Ethnologique, deren Memoiren (1834) sie an der Spige des ersten Bandes reproduciren, l'origine de la formation de la Société!" (Vorgesch. d. Ethnol. S. 17). Unter Anderem heißt es in diesem Brief: Erst seit Kurzem hat das Studium des Menschen begonnen. Seltsam, gerade dasjenige, was uns am meisten interessiren müßte; weil es uns am nächsten berührt, ist am stärksten vernachlässigt u. s. w.

1) Uebersezt von R. Wagner in 4 Bänden. Leipzig 1840.

jede einzelne Species in der ganzen organischen Natur je auf einen gemeinschaftlichen Ursprung zurückführen? Zweitens: Gehören alle Menschenrassen zu einer Species? sind mit anderen Worten die natürlichen Eigenthümlichkeiten, wodurch sich verschiedene Menschenstämme unterscheiden, von der Art, daß sie durch allmählige Abweichung von einem ursprünglichen Typus entstanden sein können, oder muß man sie als beständige und daher speci: fische Merkmale ansehen? (I, 9). Darnach wird nun in großen Zügen die Verbreitung der Pflanzen und Thiere (von den kleinsten und unscheinbarsten an) nach den verschiedenen botanischen und zoologischen Provinzen verfolgt, so daß sich Prichard (der stets sehr behutsam etwaigen Collisionen mit der Bibel auszuweichen sucht) folgendermaaßen entscheidet: „Die verschiedenen Arten organischer Wesen wurden ursprünglich vom Schöpfer 1) in gewisse Gegenden gesezt, wohin sie ihrer Natur nach ganz besonders passen. Jede Species hatte nur einen einzigen Anfang von einem einzelnen Stamm; wahrscheinlich wurde ein einziges Paar, wie Linné vermuthete, zuerst an einem besonderen Ort in's Dasein gerufen, und den Nachkommen blieb es überlassen, sich auf eine so weite Entfernung vom ursprünglichen Mittelpunkt ihres Daseins zu verbreiten, als die ihnen verliehenen Kräfte der Ortsveränderung oder ihre Fähigkeit, Wechsel des Klimas zu ertragen, und andere Naturwirkungen erlaubten. Wir haben nun die Frage zu prüfen, ob alle Menschenrassen im zoologischen Sinne zu einer Species oder zu mehreren Species gehören. Sollte es sich zeigen, daß nur eine Menschenspecies eristirt, so würde die allgemeine Analogie in der organischen Welt uns zu dem Schlusse leiten, daß es nur eine Urrasse giebt oder daß das ganze Menschengeschlecht von einem Stamm herkommt. Es ist um so unwahrscheinlicher, daß beim Menschengeschlecht, als zu einer Species gehörig, mehrere Stammrassen eristiren sollten, da das Vermögen der Ortsveränderung, unterstügt durch die Hülfsmittel des menschlichen Scharfsinnes, größer ist als bei den unvernünftigen Thieren“ (I, 102). Will Prichard nun auch einen kaum von der neueren Forschung mehr zu verfechtenden principiellen Unterschied in physiologischer Hinsicht zwischen Menschen und Thieren fest= halten und erklärt er z. B. sehr naiv den Umstand, daß wir kein Volk in der That ohne Sprache antreffen, daraus, daß diese Fähigkeit von einem Urstamm auf die verschiedenen Zweige des Menschengeschlechts vererbt sei, so wird man sich anderseits gern seiner Ansicht von der psychischen Gleichartigkeit des Homo sapiens anschließen (obwohl auch dies Moment wieder zur Errichtung einer unübersteiglichen Schranke zwischen den Lebewesen. verwendet wird). Die Sprache, gewisse technische Fertigkeiten (Feuerbereitung, Schmuck u. f. w.), religiöse Gefühle lassen sich überall constatiren. „Wenn wir uns von allen vorläufigen Eindrücken in Bezug auf unsere

1) Diese antiquirte theologische Ansicht wird u. A. gebührend von Gerland zurückgewiesen. Anthropol. Beiträge. Halle 1875 I, 20.

Natur und unseren geselligen Zustand freimachen und das Menschengeschlecht und die menschlichen Handlungen mit den Augen eines Naturforschers betrachten können, ungefähr wie der Zoologe die Lebensart und die Gewohnheiten der Biber oder Termiten beobachtet, so würde uns von den Gewohnheiten des Menschengeschlechts und ihrer Art zu leben in verschiedenen Theilen der Welt wohl Nichts mehr auffallen, als eine überall mehr oder weniger deutlich wahrnehmbare Rücksichtnahme auf einen Zustand nach dem Tode oder auf einen von barbarischen sowohl, als von civilisirten Nationen angenommenen Einfluß, der von unsichtbaren Ursachen auf den gegenwärtigen Zustand, wie auf die künftige Bestimmung ausgeübt wird. Dieser Einfluß ist seiner Art nach verschieden nach den Gefühlen der verschiedenen Nationen, aber an sein Dasein wird überall geglaubt. Die Feierlichkeiten, die man bei allen Nationen für den Todten anstellt, die verschiedenen Ceremonien des Verbrennens, Begrabens, Einbalsamirens, Mumificirens, die Leichenbegängnisse, die feierlichen Züge, die dem Verblichenen folgen, wie wir sie Jahrtausende hindurch in jedem Lande der Erde finden — unzählige, über alle nördlichen Gegenden der Welt zerstreute Grabhügel, welche vielleicht die einzigen Ueberbleibsel längst untergegangener Geschlechter find die Morais, Pyramiden, Todtenhäuser und die riesigen Monumente der Polynesier -die prachtvollen Pyramiden der Egypter und Anahuac die Gebete und Litaneien, welche für die Todten, sowie für die Lebenden in den christlichen Kirchen, in den Moscheen und Pagoden des Ostens abgehalten werden, so wie es früher in heidnischen Tempeln ebenfalls geichah die Macht der Priester oder heiligen Kasten, welche es dahin gebracht haben, daß man sie als die Ausleger des Schicksals und als Vermittler zwischen den Göttern und Menschen ansieht — heilige Kriege, die aus Fanatismus für irgend ein metaphysisches Dogma Länder verwüsteten mühsame Pilgerschaften, die jährlich durch verschiedene Gegenden der Erde von Tausenden weißer und schwarzer Menschen angestellt werden, die Vergebung der Sünde an den Gräbern von Propheten und Heiligen suchen — alle diese und eine Menge ähnlicher Erscheinungen in der Geschichte barbarischer und civilifirter Völker müssen uns zu der Annahme leiten, daß das ganze Menschengeschlecht in tief eingegrabenen Empfindungen und Gefühlen sympathisirt, die ebenso geheimnißvoll in ihrer Natur, als in ihrem Ursprung sind. Diese gehören unter die auffallendsten und merkwürdigsten psychischen Erscheinungen, welche dem Menschengeschlecht eigenthümlich sind, und wenn sie sich bei Menschenrassen auffinden lassen, die physisch von einander sich unterscheiden, so folgt daraus, daß das ganze Menschengeschlecht einer allgemeinen moralischen Natur theilhaftig ist; blicken wir dabei auf das Gesez zurück, daß verschiedene Species in ihren psychischen Eigenthümlichkeiten verschieden sind, so wird durch eine umfassende Beachtung der Analogien in der Natur bewiesen, daß sämmtliche menschliche Individuen nur einen einzigen Stamm bilden" (I, 215). Diese psychische Gleichartigkeit

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