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An 98.96

PARVARD COLLEGE

NOV 19 1920

Walker fund

Drud der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Etuttgart.

Vorrede.

Nur mit einigen Worten soll der Zweck des vorliegenden Buches angedeutet werden, denn die eigentliche wissenschaftliche Rechtfertigung muß ein Werk selbst erbringen. In erster Linie liegt nach meiner Ansicht ein unabweisbares Bedürfniß vor, einen einigermaaßen erschöpfenden Einblick in die Geschichte der Völkerkunde zu gewinnen, um daraus ihre Aufgabe zu begreifen. Eine solche Entwicklung eristirt aber bislang schlechterdings nicht, so daß der hier unternommene Versuch diese Lücke auszufüllen berufen ist. Daß aber nur aus einer solchen historisch-kritischen Untersuchung die richtige Perspective für die Beurtheilung der höchst verschieden artigen Richtungen und Strömungen hervorgehen kann, welche für die Entstehung unserer Wissenschaft in Betracht kommen, scheint uns keines Beweises bedürftig. Es möchte auffallen, daß in dieser Darstellung der sociologischen Auffassung, auch in der rein theoretischen Darlegung, ein vielleicht auf den ersten Blick ungewöhnlich großer Raum zugefallen ist. Für den Kenner der einschlägigen Verhältnisse jedoch und für Jeden, der sich die Mühe nimmt, einige von diesen sociologischen Ausführungen unmittelbar auf die Probleme der modernen Ethnologie anzuwenden, wird der unmittelbare organische Zusammenhang beider Disciplinen bald eine unumstößliche Thatsache werden. Namen und Ausdrücke thun schließlich nichts zur Sache, und so verschlägt es nichts, ob wir mit Bastian vom Völkergedanken oder mit Post von den großen elementaren Geseßen des socialen Daseins sprechen - der maaßgebende sociologische Gesichtspunkt ist selbst bei äußerster Beachtung geographisch-historischer Beziehungen ich denke hier besonders an Razel- unabweisbar. Daraus mag es sich rechtfertigen, wenn ich eben diesem sociologischen Element, das übrigens bezeichnender Weise mehr oder minder auch in den übrigen betheiligten Wissenschaften zur Geltung gekommen ist man denke nur an die Universalgeschichte oder an die Geographie in ihrer allgemeineren Fassung! — eine eingehende Betrachtung geschenkt habe. Zweitens lag es mir daran, durch eine allseitige Orientirung über die Aufgabe und Stellung, welche

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der Völkerkunde innerhalb des Kreises anderer Wissenschaften zukommt, die vielfachen Irrthümer und Mißverständnisse, welche von verschiedenen Seiten aus ihr entgegengebracht werden, aus dem Wege zu räumen und eine gerechtere, objectivere Würdigung vorzubereiten. Auch in dieser Beziehung kann nur die geschichtliche Betrachtung das zutreffende Kriterium der Beurtheilung ermöglichen, und schon aus diesem Grunde war jene inductive Analyse unvermeidlich. Gleichfalls in dieser Hinsicht glaubt die vorliegende Darstellung eine beherzigenswerthe Anregung zu geben, indem in der That bislang außer gelegentlichen und verstreuten Bemerkungen keine vollständige Arbeit der Art vorhanden ist. Ganz besonders gilt das der Philosophie, für die eine eingehende, sorgsame Verwerthung des umfangreichen Materials, wie es in unerschöpflicher Fülle die moderne Völkerkunde enthält, mehr als je Noth thut. Nur auf dieser umfassenden Induction kann sich eine allen Stürmen troßende Philosophie, d. h. eine Erkenntniß unseres Geistes und der Welt aufbauen; eine empirische Entwicklungsgeschichte des menschlichen Bewußtseins, nicht eine dialektischspeculative, liegt in der That in den Archiven der Völkerkunde verborgen, und es kommt nur auf den kundigen Seher und scharfsinnigen Denker an, daraus eine umfassende philosophische Weltanschauung, wie wir sie zur Zeit noch nicht besigen, herzustellen. Auch in diesem lezten und entscheidenden Sinne möchte die vorliegende Darstellung, deren klaffende Lücken Niemandem klarer sind als dem Verfasser, den ersten hoffnungsvollen Versuch wagen. Wenn endlich die Untersuchung troß ihres streng wissenschaftlichen und die neuesten Ergebnisse der Völkerkunde berücksichtigenden Charakters sich an den großen Kreis der Gebildeten wendet, so glaube ich auch in dieser Beziehung nicht irre zu gehen; denn meines Erachtens ist es ein, übrigens in England und Frankreich schon längst überwundenes und nur noch in gewissen gelehrten Schichten bei uns zäh festgehaltenes, Vorurtheil, daß wissenschaftliche Gründlichkeit und Genauigkeit sich nicht mit populärer Behandlung vertrage. Auch der Laie wird, wie ich zuversichtlich hoffe, hier Anregung nach den verschiedensten Richtungen finden, falls er nur Interesse und ein gewisses Verständnis für die großen culturhistorischen und ethnologischen Aufgaben der Zeit mitbringt.

Bremen, December 1895.

Achelis.

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