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118 W. J. Beckers, Kosmologische Kuriosa der altchristlichen Gelehrtenwelt.

ja als unanfechtbare Urkunde galt, in dem Punkte ein auffallendes Stillschweigen beobachtete, was in den Augen der patristischen Exegeten nicht ohne Grund sein konnte. Die überwiegende Anzahl von Autoritäten erklärte sich daher gegen diese, von einer Minderheit allerdings verteidigte Möglichkeit. Zöckler sagt hierüber: „Einige der älteren Väter reden wenig vertrauensvoll von diesen Ländern jenseit des Weltmeeres. Tertullian spottet einige Male bitter über Theopomps Meropis im fernen Norden. Irenäus und Hilarius meinen wenigstens, es sei Gott allein bekannt, was jenseit des Ozeans sei, die Menschen vermögen darüber nichts zu wissen." Erst das 16. Jhrh. sollte Licht in diese Frage bringen und alle Zweifel definitiv beseitigen; denn ehe nicht auf direkte Forschung begründete Resultate vorlagen, war die Verwerfung von Antipoden, sowie von transozeanischen Ländern schließlich verzeihlich.

Den Vorstellungen vom Bau der Welt entsprachen auch anfänglich die bildlichen Darstellungen, deren erste von Kosmas herrührt. Sie rücken uns aber auch recht deutlich den tiefen Fall der Wissenschaft von der stolzen lichtvollen Höhe des Altertums vor die Augen. Die Zeichnung ist roh, die Vorstellungen sind verworren, und alles ist ins Ungefähre und Unbestimmte gestellt.

Das aber ist gerade das Hauptmerkmal des ganzen Zeitabschnitts, Mangel an Klarheit, Mangel an Einheitlichkeit. Exakte Beobachtung war den Vätern fremd, physikalische Kenntnisse eigneten ihnen durchweg nicht, und so verstiegen sie sich zu den kühnsten und unhaltbarsten Behauptungen. Im Altertum wurden diese Probleme in den Kreisen hochwissenschaftlich geschulter Gelehrten gelöst, die frommen Denker aber traten mit religiöser Befangenheit an solche Fragen heran und untersuchten die Gegenstände in der Natur nicht nach ihren kausalen Bedingungen hin, sondern leiteten sie aus übersinnlichen Ursachen ab. Daher gab es keine eigentliche Forschung, die die Bedingung und Vorstufe der Erkenntnis bildet. Falkenberg (Mark).

am nächsten liege, weil dort der aus dem Paradies wehende Wind unmittelbar seine wohltätige Kraft auf die Bäume des Landes ausübe und aromatische Früchte an ihnen hervorsprießen lasse, ähnlich wie erst der Luftzug den Blütenstaub von den männlichen Palmen auf die weiblichen zu tragen vermöge. Der Erzbischof Basilius von Nowgorod verlegte das Paradies sogar ins weiße Meer. Unwillkürlich wird man an die griechische Hyperboreersage erinnert.

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Historisch-metrologische Forschungen.

Von C. F. Lehmann-Haupt.

1. Herodot's Berechnung der persischen Tribute.

II1).

Die zweite der rückschrittlichen Äußerungen, auf die ich oben anspielte, rührt von H. v. Fritze her2). Sie mag hier im vollen Wortlaut wiedergegeben werden.

„Neben Typenerklärung und richtiger Zuteilung der Münzen steht also das methodische Durchführen einer auf stilistische Beobachtungen gegründeten Chronologie der vorkaiserlichen Gepräge als hauptsächliches Erfordernis augenblicklich im Vordergrund der numismatischen Forschung. Erst nach dieser unerläßlichen Vorarbeit wird es an der Zeit sein, an die Aufstellung der griechischen Metrologie heranzugehen. Denn ohne die mit Hilfe der Archäologie (aber nur so!) zu gewinnende feste chronologische Grundlage sind metrologische Untersuchungen ein Unding. Überdies bedroht eine dabei angewandte Methode noch auf ganz andere Weise die griechische Münzkunde mit der Gefahr heilloser Verwirrung.

Sie bezeichnet sich als „vergleichende Metrologie", vergißt aber, daß für ihre Zwecke alle Prämissen fehlen. Wenn man die kroiseïsche Mine im französischen Pfund sowie im stadthannoverschen und altholländischen Troypfund stecken sieht und dies als Beweis für ihre größere Verbreitung gegenüber der Dareikenmine anführt, ferner den Umstand, daß im Mittelalter ein Nebeneinander leicht erhöhter bevorzugter Normen gegenüber der gemeinen bestand, zur Illustration antiker Gewichtsverhältnisse verwertet und ähnliches mehr (vgl. K. Regling, Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. LXIII (1909), S. 703), so sollten solche bedenklichen Spielereien doch so lange unterbleiben, bis das Altertum aus sich selbst begriffen werden kann. Und das liegt hier noch in weitem Felde. Denn ganz abgesehen davon, daß für die überwiegende Masse der griechischen Münzen eine zuverlässige Chronologie erst noch zu schaffen ist, wird es selbst, wenn dies für das eine oder andere Gebiet geschehen, zur Erzielung metrologischer Resultate von einiger Stabilität keineswegs genügen, alle erreichbaren Münzen einer einzelnen Stadt oder Landschaft prüfen und zu wägen. Die Zeit der griechischen Metrologie wird gekommen sein, wenn die griechischen Münzkorpora mit genauen Wägungen für die gesamten Länderkomplexe des Mittelmeerbeckens vorliegen. Das hat auch jüngst H. Willers

1) Vgl. Klio XII, S. 240-248.

2) Nomisma VI (1911), S. 31 ff.

mit allem Nachdruck im Vorwort zu seiner „Geschichte der römischen Kupferprägung“ (1909) betont, wo er unter energischer Ablehnung der sogenannten vergleichenden Metrologie seine Ansicht wie folgt zusammenfaßt: „Diese Methode ist nichts weiter als eine mathematische Spielerei und hat im Laufe der Zeit zu einer gänzlichen Lahmlegung der Untersuchungen über die griechischen Münzfüße geführt. La metrologia non è scienza è un incubo klagte gelegentlich ein italienischer Historiker, ich möchte sie lieber eine methodische Verirrung nennen. Wie weit die ägyptischen und babylonischen Gewichtssysteme auf die griechischen und italienischen eingewirkt haben, entzieht sich noch völlig unserer Kenntnis, soviel ist aber schon heute sicher, daß diese Einwirkung sich nicht kurzweg in Brüche bringen läßt. Jedenfalls müssen wir in erster Linie die griechischen und römischen Gewichtssysteme aus den Denkmälern selbst ermitteln und einstweilen den Orient ganz beiseite lassen. Nach dieser Richtung ist bisher aber so gut wie nichts geschehen. Mathematische Spielereien sind ja auch bequemer als die Arbeit, die erhaltenen Gewichte und Münzen Stück für Stück auf ihre Echtheit zu untersuchen, sie richtig zu datieren und dann genau zu wägen. Wer eine solche Arbeit nicht leisten kann oder will, hat kein Recht über metrologische Dinge mitzureden." Wenn E. J. Haeberlin in einer Kritik des Willersschen Buches (Zeitschrift für Num. XXVIII, 1910, S. 387) meint, die weitgehende Abneigung des Verfassers gegen die vergleichende Metrologie werde dem Kenner nur ein Lächeln abgewinnen, so mag er für das italische Münzwesen, wo die Dinge anders liegen, die Verurteilung der genannten Methode mit Recht als zu weitgehend empfinden, für die griechische Numismatik aber gilt sie ohne Einschränkung. Was Willers' sehr beherzigenswerte Worte zum Ausdruck bringen, ist, wenigstens zum Teil, schon Nomisma I (1907), S. 22 angedeutet worden (vgl. auch Berliner philol. Wochenschrift, 28. Jahrg., 1908, Nr. 18, Sp. 559 f.). Daß, wie Willers hervorhebt, für die Ermittlung der griechischen Gewichtssysteme aus den Denkmälern selbst bisher so gut wie nichts geschehen ist, nimmt deshalb nicht wunder, weil jeder, der mit Überlegung an solche Themata herangeht, die notwendige Voraussetzung, eine auf breiter Basis gewonnene Datierung der Münzen, vermissen muß. Es kann daher Zurückhaltung auf metrologischem Gebiet nicht dringend genug angeraten werden. Die Hauptaufgabe der griechischen Numismatik ist zunächst, die chronologische Forschung, auf diesem Felde ist jeder ernsthafte Mitarbeiter willkommen zu heißen."

Charakteristisch ist für diese Anschauung, daß sie die vergleichende Metrologie in Italien gelten lassen, für Griechenland verwerfen will, als ob, wenn überhaupt eine Verkehrsgemeinschaft für die alte Welt bestand, die u. a. in dem Zusammenhang der Normen ihren Ausdruck fand, Griechenland von ihr ausgeschlossen geblieben wäre.

Noch auffälliger ist, daß v. Fritze die Gefährdung der griechischen Numismatik seitens der vergleichenden Metrologie durch lauter Beispiele darzutun sucht, die mit Griechenland, wenn es eine vergleichende Metrologie nicht geben soll, nichts zu tun haben. Mit ähnlichen rückschrittlichen Äußerungen) hat es von Fritzes Erlaß gemein, daß er von mathematischen Spielereien spricht, wo es sich um die Ergebnisse 1) Vgl. o. Bd. XII S. 242.

ernstester, in ihrem gesamten Gange eingehend dargelegter Untersuchungen handelt und das hauptsächlich deshalb, weil diese Dinge sich nicht „in Brüche bringen lassen".

Schade, daß der Verfasser der Geschichte des römischen Münzwesens von dieser Belehrung nicht mehr profitieren kann. Wahrscheinlich hätte er sonst auf v. Fritzes Ansuchen die Erkenntnis, daß sich das römische Pfund und die euböisch-solonisch-attische Mine wie 3:4 verhalten, als mathematische Spielerei geopfert, weil 3/4 bezw. 4/3 Brüche sind.

Ich habe inzwischen an anderer Stelle 1) die beiden Grundsätze formuliert und eingehend belegt, die als Axiome der vergleichenden Metrologie zu gelten haben und deren Nichtanerkennung jede Verständigung ausschließt.

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1. Das mathematische Verhältnis der Normen, natürlich sofern sie zunächst unabhängig und ohne Rücksicht auf jenes festgestellt worden sind, hat den Wert einer vollgültigen, der Metrologie eigentümlichen Quelle. Wo Normaleinheiten einander gleich sind, oder untereinander im Verhältnis des Teils zum Ganzen stehen, ist bis zum strikten Beweise des Gegenteils ein Verkehrs- und Kulturzusammenhang anzunehmen. Denn die Frage, ob den äußeren Übereinstimmungen die innere Wahrscheinlichkeit verkehrs- und kulturgeschichtlichen Zusammenhanges entspricht, hat sich in so vielen Fällen als zu bejahen oder bejahenswert erwiesen, daß der Beweis, ein solcher Zusammenhang bestehe nicht, denjenigen obliegt, die ihn im Einzelfalle leugnen wollen."

,,Daß erfahrungsmäßig auf dem Gebiet des Maß- und Gewichtswesens eine außerordentliche Zähigkeit herrscht man kann geradezu von einem metrologischen Trägheitsgesetz sprechen kommt dabei grundlegend

in Betracht."

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„Diese äußeren Übereinstimmungen sind für uns also deshalb von Wert, weil sie uns innere Zusammenhänge mit mathematischer Deutlichkeit erkennen lassen?)."

2. Für die Bestimmung der antiken Gewichtsbeträge sind zwar zunächst die erhaltenen Gewichtsstücke, namentlich die mit Nominalbezeichnung verschenen, in erster Linie als Leitsterne zu benutzen. Da

1) Vergleichende Metrologie und Keilinschriftliche Gewichtskunde, Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft [ZDMG], Bd. 66 (1912) S. 607. 695. Auch separat erschienen. Dort sind auch (S. 646 ff.; 655–674) die Entstellungen, von denen oben (Bd. XII S. 248 m. Anm. 2) die Rede war, so eingehend beleuchtet, so daß auf sie hier nicht mehr zurückgegriffen zu werden braucht.

2) Darauf habe ich von Anfang an nachdrücklich hingewiesen, s. Hermes XXVII (1892) S. 549 Anm. 1 und Das altbabylonische Maß- und Gewichtssystem als Grundlage der antiken Gewichts-, Münz- und Maßsysteme. Kongr[eßvortrag] 1893, S. 206 [42] ff.; vgl. jetzt ZDMG a. a. O. S. 609.

von ihrem

aber erhaltene Normalgewichte naturgemäß zu den Seltenheiten gehören, die Gebrauchsgewichte im Altertum aber durchaus nicht immer die wünschenswerte Genauigkeit in der Justierung zeigen Erhaltungszustand ganz abgesehen -, so ist ein Mittel zur genauen Kontrolle erforderlich. Ein solches bietet sich in den Gewichtsbeträgen der Münzen in Edelmetallen, Gold, Silber, Elektron, die sämtlich einen bestimmten Bruchteil des in dem prägenden Orte gültigen Gewichtes darstellen."

,,Da nun die geprägte Münze die Fortsetzung des als Kurant in abgewogenen Stücken umlaufenden ungeprägten Metalls ist, so geben uns die Münzen kontrollierende Aufschlüsse auch für die Zeit vor der Erfindung der Prägung. Natürlich sind nicht alle auf uns gekommenen Exemplare wohl erhalten und auch in der Ausprägung wird es im Altertum vielfach nicht an Ungenauigkeit gefehlt haben. Doch sind von wichtigeren Münzsorten der antiken Welt so zahlreiche Exemplare und Reihen erhalten, daß man ziemlich sicher sein kann, auch völlig wohlerhaltene unter denselben zu finden."

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Im Sinne dieser Grundsätze ist es nun allerdings von der höchsten Bedeutung für Metrologie und Numismatik, daß die leichte babylonische Gewichtsmine gemeiner Norm (491,2 g =3⁄41⁄2 römische Pfund) sich nicht bloß wiederfindet im hellenistischen Ägypten als Iroλuaïz ură und als römisches Provinzialgewicht (Irakız ura), sondern auch bis in unsere Tage fort gelebt hat in Gebieten, die einst, sei es direkt römische Provinzen, sei es dem römischen Herrschaftsgebiet benachbart und daher dem Handelsverkehr von dort aus besonders zugänglich gewesen sind, so daß wir sie auch finden im französischen Pfunde und im holländischen1), wie im hannöversch-friesischen Pfunde 2).

Und nicht minder bedeutungsvoll ist es, daß das 1/60 dieses Gewichtes, der leichte babylonische Goldstater gemeiner Norm (8,19 Gramm), als kröseischer Goldstater und als Aureus Caesars (8,10 g, mit einem Abzug von 1% für den Schlagschatz)") wiederkehrt, wie dessen 50 faches, die leichte babylonische Goldmine gemeiner Norm (5% der leichten Gewichtsmine gemeiner Norm), einerseits in Etrurien im Altertum nachweisbar ist1), andererseits im russischen Pfunde (409,3 g) fortlebt, mit dem als Unterabteilung der Solotnik, das Goldstück (russ. zoloto = Gold), als ein 1/100

1) Zum Vorstehenden s. meine Abhandlung Über altbabylonisches Maß und Gewicht und deren Wanderung [BMGW], Verhandlungen d. Berl. anthropol. Gesellsch. 1889, S. 262 f.

2) Verhandl. Berl. anthropol. Ges. a. a. O. und 1893, S. 25.

3) Hermes 36 (1901), S. 131, vgl. Hermes (1892), S. 535 Anm. 2.

4) Klio VI, S. 528 Anm. 1.

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