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die Rückgewinnung des anatolischen Handels und mit erstaunlicher Zähigkeit wußten sie ihre Absicht durchzusetzen. Schon Hogarth (Ionia and the East p. 65) hat darauf hingewiesen, daß es zwischen der nördlichen und südlichen Handelsstraße eine Verbindung gibt, das Tal des Porsuk, das von Afiun-Karahissar, dem Gabelpunkt der Südstraße, zum oberen Sangarios geht und so durch Einmünden in die Nordstraße dem südlichen Handelsweg einen zweiten Ausgang zur Propontis verschafft. Wie es scheint, haben die Ionier zuerst, an dieser Stelle das Reich der Mermnaden zu umgehen versucht: Milet begründete in rascher Folge Abydos (vor 700), Parion (710), Kyzikos (679 oder 676) und wo die eigenen Kräfte nicht ausreichten, trat das befreundete Megara ein, dem sogar die Schlüssel des Pontos, Kalchadon (etwa 680) und Byzanz (660), anvertraut wurden. Auch Nordionien blieb nicht zurück unter Führung Phokaias, das 654 Lampsakos begründete: schon bei der Besiedelung Parions soll Erythrai beteiligt gewesen sein (Busolt, Gr. Gesch. 12 468. 3, auf den ich der Kürze wegen für alle nötigen Daten verweise). Gleichzeitig begannen die Umgehungsversuche im Süden, wo man in Kilikien den südlichen Handelsweg abzulenken bestrebt war, dabei aber mit Assyrien in Händel geriet. Sargon hat bereits mehrfach mit den lavan zu tun gehabt und eine alleinstehende, aber darum noch nicht verdächtige Nachricht des Berossos erzählt, daß Sinacherib eine ionische Flotte an der kilikischen Küste geschlagen habe. Zwar der Versuch Kings (Journ, hell. Stud. XXX [1910] 3274) diese Nachricht mit dem neugefundenen Toncylinder Sinacheribs in Beziehung zu bringen, auf dem Kämpfe in Kilikien beschrieben sind, ist als gescheitert zu betrachten. da die Ionier auf dem Cylinder überhaupt nicht erwähnt werden (H. Winckler, Orientalist. Litteraturzeit. 1910, 145 ff.), aber die von King aufgedeckten ionischen Einflüsse in der assyrischen bildenden Kunst lassen sich nicht ohne weiteres von der Hand weisen und es mögen wohl feindliche und freundliche Beziehungen abgewechselt haben, da Assyrien bei den häufigen Aufständen in den Städten Phöniziens oft für den Seeverkehr auf die ionischen und kyprischen Griechen angewiesen war. Immerhin hatten alle diese Beziehungen der Ionier keinen nachhaltigen Erfolg: schon Ardys muß die Grenzeu Lydiens bis zum oberen Sangarios ausgedehnt und dadurch auch die Verbindung über die Nordstraße in seine Gewalt gebracht haben. Milet sah sich genötigt abermals weiter auszuholen. Noch eine zweite Verbindung der Handelsstraßen gibt es, die von Diarbekir über Charput nach Siwas, die in der späteren Römer- und Byzantinerzeit die Hauptroute bildete und dies bis heute geblieben ist auch die Bagdadbahn plante ursprünglich diese Linie, bis sie auf den Einspruch der russischen Regierung aufgegeben ward. Um diese Verbindung zu gewinnen gründete Milet 630 Sinope und bald darauf Trapezunt, so daß der Handel nach Babylon fortan über die Nordostküste

Kleinasiens gehen konnte und damit allen Übergriffen der Mermnaden für immer entzogen war. So stand um 630 Ionien auf der Höhe der Macht: sein Handel nach dem Westen ging über Megara, Siris und Sybaris. nach dem Norden über Eretria, während es den Osten über Sinope beherrschte und in Ägypten eine völlige Monopolstellung einnahm. Es war die Glanzzeit Milets, in die Thales' Jugend fiel; aus dem Boden des wirtschaftlichen Wohlstandes erhob sich unmittelbar die Blüte des ionischen Geisteslebens1).

II.

Es kann hier nicht die Absicht sein, die weiteren Geschicke der Ionier, ihre Teilnahme am lelantischen Krieg, ihre Fehden untereinander und die Parteikämpfe in den einzelnen Städten zu behandeln; nur das Verhältnis zu den lydischen Königen, das für die vorliegende Frage nicht ohne Interesse ist, erfordert noch ein paar Worte. Bekanntlich erzählt Herodot, König Alyattes habe nach seinem vergeblichen Krieg gegen Milet Ruhe gehalten, wobei er wohl weniger durch die von Her. I. 18, 19 erzählten Ereignisse, als durch die Erkenntnis der Nutzlosigkeit seiner Bemühungen geleitet ward. Um so mehr muß es befremden, daß die ionischen Städte sich seinem Sohn Kroisos unterwarfen, ohne daß von besonderen kriegerischen Erfolgen des Königs die Rede ist (Her. I, 27). Dies legt die Vermutung nahe, daß Kroisos den Ioniern ungewöhnlich günstige Bedingungen geboten und sich mit einer nominellen Schutzherrschaft begnügt hat, die in einer mäßigen Tributzahlung seinen Ausdruck fand. Gerade in dieser Hinsicht pflegen Handelsrepubliken nicht sehr heikel zu sein, zumal wenn sie in ihren Geschäften völlige Bewegungsfreiheit

1) Inbetreff der Gründungsdaten der einzelnen Kolonien will ich nur so viel bemerken, daß mir die bei Eusebios und anderweit überlieferten Zahlen im wesentlichen als richtig erscheinen, natürlich innerhalb gewisser Fehlergrenzen, wie sie bei der Generationenrechnung unvermeidlich sind, auf der die meisten Zahlen beruhen werden. Wenn Hekataios seine Ahnentafel bis ins 16. Glied zurückführen konnte, so wird es in den Kolonien genug Leute gegeben haben, die ebenfalls imstande waren, wenigstens bis zur Gründung ihren Stammbaum zurückzuverfolgen, wobei denn die Generationsrechnung zu einem annähernd richtigen Ergebnis gelangen konnte. Erhebliche Fehler sind selten und leicht zu berichtigen: dahin gehört das Gründungsjahr des italischen Kyme, das auf einer Verwechselung mit dem aeolischen beruht, und dahin sind auch wohl die ersten Gründungsdaten von Sinope (ca. 780), Trapezunt und Kyzikos (757/6 vgl. Busolt, Gr. Gesch. I2 466, 2) zu rechnen. Daß sie auf eine frühere Anlage von Handelsfaktoreien gehen, ist nicht wahrscheinlich; sollte es aber nicht möglich sein, daß die assyrischen Könige, bevor Tiglath Pilesar durch die Zerstörung des Reichs von Damaskus den Zugang nach Phönizien frei machte, hier einen Ausweg für ihren Handel gesucht und in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts Sinope und Trapezunt begründet hätten? Dies wäre vielleicht die einfachste Erklärung für das doppelte Gründungsjahr: nur für Kyzikos würde sie nicht zutreffen.

setzten die

behalten: auch die flandrischen Städte, die gegen Philipp IV. mannhaft bei Kortrijk ihre Unabhängigkeit zu verteidigen wußten, haben jahrhundertelang die Schutzherrschaft der flandrischen Grafen und der burgundischen Herzöge ertragen, die ihnen die Sicherheit der Landstraßen verbürgte. Ähnlich stand es mit den loniern unter Kroisos: nach außen hin durch die Macht des Königs gedeckt, aber im Innern selbständig nutzten sie die Gunst der Lage für ihren umfassenden Handel aus, bis sich um die Mitte des Jahrhunderts im Osten das Unwetter zusammenballte, das auch ihre Blüte vernichten sollte. Freilich war eigenes Verschulden mit dabei im Spiel. Die Männer, die damals an der Spitze loniens und besonders Milets standen, als die Entscheidung zwischen Lydien und Persien herannahte, geboten weder über den richtigen, politischen Blick noch über die diplomatische Geschicklichkeit ihrer Väter: vielleicht mag die politische Erbweisheit der alten milesischen Familien in den Kämpfen zu grunde gegangen sein, die nach dem Sturz des Tyrannis zwei Menschenalter hindurch den Staat erschütterten. So begannen die Städte mit einem schweren Fehler; in einem Augenblick, wo man selbst im fernen Delphi die Notwendigkeit kluger Zurückhaltung erkannte das bekundet der berühmte Orakelspruch Ionier auf die falsche Karte und verloren. Zunächst allerdings traten die Folgen dieses politischen Fehlers noch nicht so hervor, da Kyros im wesentlichen den Vertrag mit den Ioniern auf der alten Grundlage bestehen ließ: was Priene und vor allem Phokaia erlitten, lag an ihrem eigenen Unverstand und nicht an Harpagos, dessen Bedingungen milde genug waren (Her. I, 164). Aber der König wartete doch nur auf die Gelegenheit, einen entscheidenden Schlag gegen die Griechenstädte zu führen, und diese bot sich ihm, als mit dem Zusammenbruch des babylonischen Reiches auch Phönizien in seine Gewalt geriet. Nichts ist seltsamer als das Verhalten dieses Volkes unter assyrischer-babylonischer und dann unter persischer Herrschaft. Man braucht nur die Namen König Lulis und König Ithobaals von Tyros zu nennen, um sofort an die endlose Reihe der Aufstände zu erinnern, in denen das Land die assyrisch-babylonische Herrschaft abzuschütteln versuchte. Das ist mit einem Schlag vorbei, seitdem die Städte der persischen Herrschaft unterstehen; der Großkönig hat keine treueren Untertanen gehabt, als die Phönizier, die ihm in nie erlahmendem Opfermut immer neue Flotten und Mannschaften gegen Griechenland zur Verfügung stellten. Das läßt sich nur dadurch erklären, daß die Perser systematisch. soweit ihre Macht reichte. den phönizischen Handel auf Kosten des ionischen begünstigten: es ist schwerlich ein Zufall. wenn die Karthager, die sich bis dahin im Westmeer ganz leidlich mit den Griechen vertragen hatten, nun plötzlich sich in erbitterte Gegner verwandelten (Schlacht v. Alalia 535). Der König hatte die Waffe gefunden, mit der er die stolzen Städte am ägäischen Meer bis ins Mark treffen konnte.

Und nun folgten Schlag auf Schlag die Ereignisse, die in weniger als zwei Jahrzehnten das glänzende Gebäude des ionischen Welthandels in Trümmer legten. Kurzsichtige Gemüter in Milet mochten sich noch freuen über die Niederlage Phokaias und den Untergang von Siris, die in letzter Linie dem milesichen Handel zugute kommen mußten; aber auch ihm war bereits die Axt an die Wurzel gelegt. Mit der Unterwerfung Ägyptens, die die Blüte von Naukratis vernichtete, nahm das Verderben seinen Anfang; aus den Fundschichten selbst hat Prinz (Funde aus Naukratis, S. 114) noch nachweisen können, wie fast unmittelbar nach der Eroberung der Niedergang der Handelsfaktorei eingetreten ist. Einen zweiten ebenso schlimmen Verlust brachte etwa zehn Jahre später Dareios' skythische Unternehmung, die den Schlüssel zum Pontos, Byzanz, in die Gewalt der Perser fallen ließ. Auch hier begann fast sofort der Niedergang, wie der archaeologische Befund zeigt, den v. Stern und Pharmakowsky in der Handelsfaktorei auf der Insel Berezan angetroffen haben (vgl. Klio IX [1909] S. 139 ff): mit dem letzten Jahrzehnt des VI. Jahrhunderts verschwindet die milesische Töpferei, die bis dahin fast allein geherrscht hat. Es mag in Ionien nicht an Versuchen gefehlt haben, anderweit Ersatz für die Verluste zu suchen, und Histiaios Absicht in Myrkinos, das er vom König als Lohn für seine Treue erbat, eine Kolonie anzulegen, sieht sehr danach aus, als habe er hier im Norden den Milesiern eine neues Absatzgebiet eröffnen wollen: allein mit dem Scharfblick des Hasses wußte die persische Umgebung des Königs auch das zu verhindern und den unternehmenden Mann unter den ehrenvollsten Vorwänden kaltzustellen. Dann kam der letzte Schlag: noch hatte sich Ionien nicht von dem Unglück erholt, das seinen ägyptischen und pontischen Handel betroffen hatte, als 511/0 auch Sybaris fiel, die Stütze des Handels nach dem Westmeer und der beste Markt für die Textilerzeugnisse Milets.

Geradezu vernichtend muß der Eindruck gewesen sein, den der Zusammenbruch der ionischen Handelsmacht auf die Zeitgenossen ausgeübt hat; das beweist die einzige Nachricht die aus jenen Tagen zu uns herüberklingt. Als Sybaris gefallen war, erzählt Herodot VI, 21, legten alle erwachsenen Milesier Trauer an: sie hatten allen Grund zu diesem Vorgehen, von dem uns sonst kein Beispiel aus der griechischen Geschichte überliefert ist. Zu den feiernden Hafenarbeitern und Matrosen traten nun noch die beschäftigungslosen Fabrikarbeiter und je mehr die Masse der Arbeitslosen wuchs, um so mehr wuchs der ingrimmige Haß gegen das fremde Herrschervolk, das mit Absicht all dies Unglück über Ionien gebracht hatte. Denn auch den Fall von Sybaris wird man dem Perserkönig Schuld gegeben haben und vielleicht gar nicht so ganz mit Unrecht: die Geschichte vom Arzt Demokedes (Her. III. 129-137) enthält manches Seltsame, für den, der zwischen den Zeilen zu lesen versteht. Über kurz

oder lang mußte es zu einen gewaltsamen Ausbruch hommen; als das Unternehmen gegen Naxos mißlang, das Aristagoras wohl als Ablenkung gedacht hatte, war der entscheidende Augenblick da. Wie ein Mann erhob sich Ionien: nicht einmal zur Bestrafung der Tyrannen nahm man sich Zeit. sondern ließ sie einfach laufen. Es ist nur ein kleiner Zug, aber nichts. bezeichnet besser die ungeheure Erregung des Volkes, das zum Kampf um die Grundlagen seines Daseins ging: wann hätte sich sonst ein Grieche die Gelegenheit entgehen lassen, an dem politischen Gegner und zumal an einem Tyrannen eingehend Rache zu nehmen?

Nicht politische und nationale, sondern wesentlich wirtschaftliche Ursachen sind es gewesen, die den Kampf herbeigeführt haben: das beweist auch der weitere Verlauf des ionischen Aufstandes, dessen erste Operationen noch durchaus von wirtschaftlichen Erwägungen beeinflußt sind. Darum ist der erste Schritt, den die ionische Flotte tut, die Eroberung von Byzanz, die eine Wiederaufnahme des pontischen Handels ermöglichte, und der zweite die Insurgierung Cyperns, von wo aus man mit Hilfe der dortigen Stammesgenossen den verhaßten Handelsrivalen, den Phöniziern in Herz stoßen konnte. Freilich hat hier auch der strategische Beweggrund mitgewirkt. daß man die phönizische Flotte womöglich noch im Hafen vernichten wollte. Wenn trotz dieser energischen Anfänge die Ionier schließlich doch unterlagen, so ist daran weniger die überlegene Macht des Großkönigs schuld, als die politische Uneinigkeit der Städte, der alte Gegensatz zwischen Nord und Süd, zwischen Samos und Milet. Allein diese politischen Gegensätze waren im letzten Grunde auch wieder aus wirtschaftlichen Verhältnissen erwachsen, die überhaupt in der griechischen Geschichte eine viel größere Rolle gespielt haben, als man gegenwärtig zuzugeben geneigt ist.

Berlin.

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