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aber, die für die Entscheidung als solche irrelevant waren, mochten Gedächtnisfehler immerhin unterlaufen 1).

Ganz anders bei Pompeius. Dieser schrieb den vorerwähnten Brief an Cicero, wie aus dem Datum hervorgeht, mit dem eben präsentierten dienstlichen Standesrapport des Vibullius in der Hand. Die darin enthaltenen Zahlen liegen auch der dienstlichen Instruktion zugrunde, die der Armeekommandant einige Tage später an die Konsuln ergehen ließ (ad Att. VIII. 12 A). Es ist demnach ganz zweifellos, daß wir es hier mit absolut sicheren, authentischen Zahlen zu tun haben.

Caesar hat sich demnach einfach darin geirrt, daß er die Kohorten des Hirrus in das Kontingent des Vibullius einrechnete, und auf Grund dieses Irrtums die restlichen Kräfte des Domitius falsch ausrechnet.

Die Zahlen des Pompeius finden übrigens eine weitere Stütze ihrer Genauigkeit in der fortgesetzt festgehaltenen Trennung der vibullianischen und domitianischen Kohorten, die auch bei Caesar c. 15, 7 angedeutet erscheint.

Wir finden indes noch einen andern, scheinbar tiefer gehenden Widerspruch zwischen den beiderseitigen Quellen.

Pompeius erwähnt (ad Att. 12 A.) ausdrücklich, daß Domitius seine gesamte Streitkraft in die drei Städte Corfinium, Sulmo und Alba verteilt habe. Bei Caesar steht scheinbar nichts davon. Indes läßt sich auch hier eine Übereinstimmung erzielen.

In dem Rapport des Vibullius, den Pompeius a. d. IV. Id. Febr. erhielt, stand noch nichts von dieser Verteilung. Es stand darin, daß Domitius die Absicht habe, mit seinen 12 und den 14 Kohorten des Vibullius a. d. V. Id. Febr., also einen Tag früher als der Rapport in Luceria eintraf, von Corfinium abzumarschieren; Hirrus mit 5 Kohorten werde folgen. Demnach stand also scheinbar damals Domitius und Vibullius in Corfinium vereinigt, Hirrus befand sich im Anmarsch eben dorthin.

Etwa zwei Tage später ging von Luceria eine scharfe Note an Domitius ab, worin die Unterlassung einer direkten Meldung ausstellig bemerkt, der Abmarsch urgiert und für den Fall, daß zwingende Gründe den Abzug des ganzen Korps untunlich erscheinen lassen, doch die unbedingte Absendung der vibullianischen Kohorten verlangt wird. Von der Zersplitterung der Kräfte, die Pompeius später so schwer rügt,

1) Darum verwahre ich mich gleich hier ganz ausdrücklich dagegen, aus dieser meiner Deduktion ableiten zu wollen, Caesars Angaben über die Zahlen beim Feinde seien überhaupt unverläßlich. Gerade hier zeigt der Umstand, daß trotz falscher Details die Gesamtsumme richtig angegeben ist, ganz klar, daß Caesar sich die Daten, auf die es für sein militärisches Kalkül ankam, sehr wohl gemerkt und sie auch bona fide richtig wiedergegeben hat. Und daß er sich z. B. mindestens ebenso gut wie die Stärke des Domitius bei Corfinium die des Pompeius bei Pharsalos gemerkt haben wird, liegt wohl auf der Hand.

steht in diesem doch gewiß nicht schmeichelhaften Dienstschreiben kein Wort.

In den folgenden Tagen trafen im Hauptquartier des Pompeius drei Meldungen des Domitius ein, die uns zwar leider im Wortlaut nicht erhalten sind, aber sowohl bei Caesar c. 17, 1-2, als auch in den folgenden Dienstschreiben des Pompeius an Domitius und die Konsuln so ausführlich erwähnt werden, daß wir tatsächlich imstande sind sie dem Inhalte nach zu rekonstruieren. Erst aus diesen Meldungen erfuhr Pompeius, daß Domitius, der im letzten Moment den Entschluß gefaßt hatte zu bleiben, zugleich seine Kräfte in die drei genannten Städte verteilt habe.

Auf diese Art klärt sich der scheinbare Widerspruch. Domitius hatte, solange er an der Absicht des Abmarsches festhielt, aus guten Gründen Bildung der Verbände etc. die Konzentrierung seiner an verschiedenen Orten ausgehobenen Truppen in Corfinium angeordnet. Vibullius und Hirrus hatten ohnehin dasselbe Marschziel. Diese Konzentrierung ist bei Caesar angedeutet, und kam durch den Rapport des Vibullius dem Pompeius zur Kenntnis.

Als dann später Domitius den Plan faßte zu bleiben, verfügte er eine neuerliche Verteilung der Truppen in die Hauptorte seines Bezirkes. In des Pompeius folgenden Briefen finden wir nur die Tatsache dieser Teilung angegeben; bei Caesar diese nicht direkt, dafür aber die Stärke der detachierten Kontingente, nämlich für Sulmo 7 (b. c. I. 18, 1), für Alba 6 Kohorten (b. c. I. 24. 3), woraus wir, da uns die Gesamtstärke wieder aus Pompeius' Briefen genau bekannt ist, die Stärke der in Corfinium verbliebenen Hauptkraft mit 18 Kohorten berechnen können.

Wir sehen also, daß auch diese Teilung der Kräfte mit Caesars Schilderung nicht in Widerspruch steht, sondern vielmehr in ihr wesentliche Ergänzungen findet, nämlich die Stärke der einzelnen Detachements; eine Flüchtigkeit der Darstellung liegt freilich darin, daß die Teilung selbst nicht direkt erwähnt, sondern nur indirekt bestätigt erscheint.

Auch die Stelle bei Caesar c. 17, 2, wonach Domitius dem Pompeius schreibt, falls er nicht käme, wären über 30 Kohorten verloren, widerspricht dem nicht. Sie bezieht sich eben nicht allein auf die Besatzung von Corfinium, sondern auf die ganze momentan unter Domitius' Befehl vereinigte Macht, die insgesamt von ihm zum Bleiben befohlen und damit auch wirklich verloren war, wenn Pompeius sie nicht entsetzte. Die Ereignisse bestätigen dies vollkommen; die Besatzung von Sulmo fiel noch vor jener von Corfinium in Caesars Gewalt; jene von Alba verließ instruktionsgemäß auch nicht ihren Posten, solange es noch Zeit gewesen wäre sich zu retten, und als sie es schließlich nach der Gefangennahme des Domitius doch tat, war es eben zu spät, und sie fiel gleichfalls dem Sieger in die Hände; damit war tatsächlich, wie Domitius vorausgesagt, die ganze Streitkraft von über dreißig Kohorten" verloren.

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Bezüglich der Kopf zahl der beiderseitigen Streitkräfte können wir, vielleicht ohne weit zu irren, den durchschnittlichen Stand einer caesarianischen Veteranenkohorte mit 340-350 Mann, einer Rekrutenkohorte auf beiden Seiten mit 400 Mann annehmen. Das gäbe also für Caesar bei seinem Eintreffen vor Corfinium etwa 7000 Mann und 300 Reiter, nach Eintreffen der Verstärkungen 22 000 Mann mit 600 Reitern. - Auf Seite des Domitius hätten wir im ganzen 12 400 Mann; davon standen in Corfinium 7200, in Sulmo 2800 und in Alba 2400 Mann 1).

Anhang.

Die militärische Korrespondenz des Pompeius

aus den Tagen von Corfinium.

(ad Att. VIII. 11. A.)

I.

Der Prokonsul Cn. Magnus an den Imperator M. Cicero.

Luceria, am 10. Febr. 705 (22. Dezember 50).

Q. Fabius ist am 10. Februar bei mir eingetroffen. Er meldet, daß L. Domitius mit seinen eigenen 12 Kohorten und 14 Kohorten, die Vibullius ihm zugeführt, sich im Anmarsche zu mir befinde; er hätte die Absicht gehabt, am 9. Februar von Corfinium abzumarschieren; C. Hirrus mit 5 Kohorten folge nach.

Meine Meinung ist, Du solltest zu uns nach Luceria kommen; Du würdest, wie ich glaube, hier am gesichertesten sein.

(ad Att. VIII. 12. B.)

II.

Der Prokonsul Cn. Magnus an den Prokonsul L. Domitius. Luceria, am 11. oder 12. Februar 705 (23. oder 24. Dezember 50).

Es befremdet mich im höchsten Grade, daß Du nichts meldest, und ich durch Andere eher als durch Dich über die Situation informiert werde. 1) Stoffel I 228 präzisiert die Stände der alten Legionen wohl gar zu genau; dazu liegen viel zu wenig positive Daten vor. Die Nachricht bei Plutarch Caes. 32 und Appian b. c. II, 34, welche die Stärke der XIII. Legion mit 5000 Mann angibt, ist trotz ihrer Übereinstimmung durchaus unglaubwürdig; denn Caesars gallische Legionen hatten nachweislich niemals diesen Stand gehabt, am wenigsten im Bürgerkriege. Daß aber Caesar, der aus guten Gründen seine Veteranenlegionen nie ergänzt hat, und lieber ihren Stand auf weniger als 1000 Mann sinken ließ (b. Alex. 69, 1), als daß er durch Einreihung von Rekruten ihre Qualität in Frage gestellt hätte, gerade mit jener Legion, mit der er den wichtigsten und gewagtesten Schritt seiner militärischen Laufbahn tat, eine Ausnahme hätte machen sollen, ist denn doch höchst unwahrscheinlich.

Wenn wir unsere Kräfte zersplittern, so können wir dem Gegner nicht die Wage halten; nur wenn wir unsere Truppen vereinigen, habe ich Hoffnung, daß wir dem Staate und dem Gemeinwohle Nutzen bringen können. Darum: wenn Du Dich einmal entschlossen hast, wie Vibullius mir meldet, am 9. Februar mit Deinen Korps von Corfinium abzumarschieren und zu mir zu stoßen, so wundere ich mich sehr, welcher Grund Dich bewogen haben kann Deinen Entschluß zu ändern. Denn der Grund, den Vibullius mir schreibt, ist ganz unmaßgeblich: Du habest gezögert, weil Du gehört hättest, daß Caesar von Firmum aus vorgerückt und nach Castra Truentinum gelangt sei. Denn je näher der Feind herankommt, desto mehr hättest Du Dich beeilen sollen Dich mit mir zu vereinigen, bevor Caesar Deinen Marsch behindern oder mich von Dir abschneiden kann. Deshalb fordere ich Dich zum soundsovielten Male auf das Nachdrücklichste auf, wie ich es ununterbrochen in meinen früheren Zuschriften von Dir verlangt habe: daß Du so bald als irgend möglich zu mir nach Luceria kommst, bevor die Truppen, deren Konzentrierung Caesar eingeleitet, auf einem Punkte vereinigt sind und Euch von uns abschneiden. Sollten sich aber Leute finden, die Dich daran hindern unter dem Vorwande, ihre Heimstätte zu schützen, so habe ich wenigstens das Recht von Dir zu verlangen, Du mögest die Kohorten, die aus Picenum und Camerinum gekommen sind und ihr Hab und Gut ohnehin im Stich gelassen haben, umgehend an mich abschicken.

(ad Att. VIII. 12. C.).

III.

Der Prokonsul Cn. Magnus an den Prokonsul L. Domitius. Luceria, am 16. Februar 705 (28. Dezember 50).

Dein Schreiben hat M. Calenius am 16. Februar mir überbracht; Du meldest darin, Du hättest die Absicht Caesar zu beobachten und, falls er den Marsch längs des Meeres gegen mich antreten sollte, sofort nach Samnium zu mir zu stoßen; sollte er hingegen seinen Marsch über jene Gegend hinaus nicht fortsetzen, so würdest Du, sobald er näher an Dich herangeht, Widerstand leisten.

Ich bin überzeugt, daß Deine hohe und kühne Denkungsart Dir diesen Plan eingegeben hat; für vernünftiger aber halte ich es zuzusehen, daß wir nicht infolge Zersplitterung unserer Kräfte die Möglichkeit verlieren dem Gegner gewachsen zu sein, da derselbe bereits über starke Kräfte verfügt und in Kürze über noch stärkere verfügen wird. Du solltest klug genug sein, um nicht nur das ins Kalkül zu ziehen, wieviel Kohorten Caesar in diesem Momente gegen Dich verfügbar hat, sondern wieviel Truppen, Kavallerie und Infanterie, er in kurzer Zeit zusammenzuziehen im Begriffe steht. Zum Beweis dafür dient mir ein Schreiben, das Bussenius

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an mich abgesandt hat; er meldet darin und dasselbe wird mir auch von anderen gemeldet daß Curio die in Umbrien und dem Tuskerlande gestandenen Besatzungen zusammenzieht und mit ihnen zu Caesar marschiert. Wenn diese Truppen einmal in einem Raum vereinigt sind, so zwar, daß ein Teil nach Alba detachiert wird, ein Teil direkt gegen Dich vorgeht, mit der Absicht nicht zu kämpfen, sondern nur in fester Stellung Widerstand zu leisten: dann bist Du mattgesetzt und kannst mit Deiner handvoll Leute einer solchen Überzahl nicht einmal soviel Widerstand entgegensetzen, um die nötigen Requisitionen durchzuführen.

Somit fordere ich Dich nachdrücklichst auf, sobald als möglich mit allen Truppen zu mir zu stoßen. Ich habe M. Tuscilius beauftragt Dich aufmerksam zu machen, man müsse vorsorgen, daß nicht die zwei1) Legionen ohne die picentinischen Kohorten unter Caesars Augen zum Kampfe gezwungen werden. Deshalb laß Dich nicht irre machen, wenn Du hören solltest, daß ich zurückweiche, falls etwa Caesar gegen mich vorgeht; denn es muß nach meiner Meinung unbedingt vermieden werden, daß ich in den Kampf verwickelt und lahmgelegt werde. Ich bin nämlich weder imstande das offene Feld zu behaupten wegen der Jahreszeit und des Geistes der Mannschaft, noch ist es angezeigt, die Truppen aus allen Städten zu vereinigen, damit ich nicht meine Rückzugslinie verliere. So habe ich nicht mehr als 14 Kohorten in Luceria vereinigt. Die Konsuln werden alle2) Besatzungen teils zu mir führen, teils damit nach Sizilien gehen. Denn wir müssen entweder über eine starke Armee verfügen, die uns die Gewähr bietet im Angriff zu reussieren3), oder über einen brauchbaren Defensivabschnitt. Nun aber trifft keines von beiden in diesem Augenblick zu, da einerseits Caesar einen großen Teil Italiens besetzt hat, andererseits wir weder über ein so festgefügtes noch ein so starkes Heer verfügen als er. So müssen wir denn alles aufbieten, um das höchste Interesse des Staates nicht aus dem Auge zu verlieren.

So wiederhole ich denn nochmals meine Aufforderung an Dich, mit allen Truppen sobald als irgend möglich zu mir zu stoßen. Wir können auch jetzt noch den Staat retten, wenn wir in Übereinstimmung vorgehen; wenn wir uns zersplittern, sind wir machtlos. Das ist mein unabänderlicher Standpunkt.

Dieser Brief war bereits abgeschlossen, als mir Sicca Schreiben und Meldung von Dir überbrachte. Du verlangst, ich solle dorthin kommen; das halte ich für ganz ausgeschlossen, weil ich diesen Legionen zu wenig traue.

1) Von Caesar abgetretenen, unter Pompeius bei Luceria stehenden. 2) In ihren Befehlsbereich, d. i. den westlichen Teil des Kriegsschauplatzes fallenden.

3) Wörtlich: „durchbrechen zu können“.

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