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Für die Beantwortung dieser Frage genügt eine sehr einfache Erwägung. Als Antonius in Saxa rubra anlangte, wurde ihm der Brand des Kapitols und der Tod des Sabinus gemeldet (S. 299). Ist es glaublich, daß die Nachricht von diesen am 19. Dez. geschehenen Ereignissen, um deren eilige Beförderung an Antonius es den Anhängern Vespasians zu tun sein mußte, bis zur Nacht vom 20. auf den 21. Dez. nicht weiter gelangt sein sollte als nach Saxa rubra, dessen Entfernung von Rom nur 9 M. (S. 299) oder 13 km betrug? Es kann sich also nur um die Nacht vom 19. auf den 20. Dez. handeln. Damit ist als Todestag des Vitellius der 20. Dez. gesichert.

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Dieses Datum kann auch nicht in Frage gestellt werden durch die Einwendungen, die von Unger') auf Grund des Taciteischen Berichtes selbst erhoben worden sind. Wir begegnen hier dem Argument, daß für die Botschaft von der Belagerung des Kapitols, die Sabinus in der Nacht. vom 18. auf den 19. Dez. an Antonius gelangen ließ 2), und für dessen Marsch von Ocriculum nach Saxa rubra die Zeit nicht ausgereicht hätte, wenn er daselbst bereits in der Nacht vom 19. auf den 20. Dez. eingetroffen wäre. Die Ankunft des Boten glaubt Unger frühestens in die Mittagsstunden des 19. Dez. setzen zu dürfen. In diesem Falle bleibt allerdings, da Saxa rubra von Oericulum etwa 35 M.) oder 52 km entfernt war, für den von Antonius ausgeführten Marsch, für den außer den Nachmittagsstunden des 19. Dez. nur noch ein Teil der folgenden Nacht in Betracht kommen könnte, keine genügende Zeit.

Die Annahme, daß der von Sabinus abgesandte Bote nicht vor dem Mittag des 19. Dez. bei Antonius habe eintreffen können, ist indessen leicht zu widerlegen. Der Bote konnte, da er Rom zur Zeit des ersten Schlafes (concubia nocte), also gegen 10 Uhr abends verließ, für seine Reise bis zum Anbruch des Tages (72 Uhr) noch 9-10 Stunden in unserem Sinne benutzen. Wenn er sich beeilte, was die den Anhängern Vespasians drohende Gefahr dringend erforderte, so mußte diese Frist vollauf genügen, um nach Ocriculum zu gelangen. Es mag dies an zwei Beispielen gezeigt werden, die wir der Geschichte des Jahres 69 selbst entnehmen.

Wie wir bereits gesehen haben (S. 294f.), war Othos Selbstmord, der am 16. April um Sonnenaufgang in Brixellum am Po stattfand, schon am Abend des 18. April in Rom bekannt. Die Boten, die dieses Ereignis meldeten, hatten demnach einen Weg von 376 M. in rund 60 Stunden zurückgelegt. Auf 12 Stunden kamen mithin durchschnittlich 75 und auf 9 Stunden 56 M., während Ocriculum von Rom nur 45 M. entfernt war (S. 299). Das zweite Beispiel bietet die gleichfalls (S. 297) schon erwähnte Reise des Adlerträgers. der sich am 1. Januar 69, nachdem die ober1) A. a. O. S. 456 f. 2) Tac. hist. III 69. - 3) It. Hieros. p. 612, 11 f.

rheinischen Legionen von Galba abgefallen waren, von Mainz nach Köln begab, um Vitellius hiervon zu benachrichtigen. Er erreichte sein Ziel bereits in der nächsten Nacht, als Vitellius noch bei einem Gelage saß1). Selbst wenn sich der Abfall jener beiden Legionen schon um 8 Uhr morgens vollzogen und Vitellius, der es allerdings liebte, tief in die Nacht hinein zu zechen2), sein Gelage bis 4 Uhr ausgedehnt haben sollte, so hätte der Adlerträger eine Strecke von 1121, M. (S. 297) in 20 Stunden3) und demgemäß eine solche von 50 M. in 9 Stunden zurückgelegt.

Antonius konnte mithin sehr wohl schon gegen 7 Uhr morgens von der Belagerung des Kapitols Kenntnis erhalten und um 8 Uhr seinen Marsch antreten. Auf einen Tagemarsch kamen bei gewöhnlichem Schritt in der Regel 20 und bei rascherem Schritt 24 M.4). Im vorliegenden Falle handelt es sich jedoch darum, Rom noch vor der Einnahme des Kapitols zu erreichen, und es mußte daher die Leistung so hoch gesteigert werden, als es überhaupt möglich war. Heutzutage kann Infanterie, wenn es sich nur um einen einzelnen Tag handelt, an dem eine besondere Anstrengung geboten erscheint, bei günstiger Jahreszeit, gutem Wetter und unverkürzter Nachtruhe 50 km. und bei Benutzung der Nacht sogar noch eine größere Strecke zurücklegen 5). Für Antonius wurde ein rascher Marsch durch schlechten Zustand, in den die Straßen durch winterliche Regengüsse versetzt werden konnten, vielleicht erschwert oder unmöglich gemacht. In diesem Falle wären auf eine Stunde nur 5 km. zu rechnen, welche Geschwindigkeit der eines sommerlichen Übungsmarsches von 20 M. (etwa 30 km.) in 5 Stunden 6) nach römischer oder in 6 Stunden nach unserer Zeiteinteilung entspricht. Alsdann hätte der Weg von Ocriculum nach Saxa rubra (52 km.) gegen 102 Stunden und mit der notwendigen Rast 14-15 Stunden erfordert. Antonius konnte also, wenn

1) Tac. hist. I 56. Plut. Galb. 22.

2) Dio LXV 2, 2.

3) Nach einer bereits (S. 297 f.) als irrig erwiesenen Annahme Ungers soll er sogar schon am Abend des 1. Jan. bei Vitellius angelangt sein. Wie Bergk (Zur Geschichte und Topographie der Rheinlande in röm. Zeit, Leipzig 1882, S. 79) dazu kommt, seiner Reise eine Dauer von höchstens 14 Stunden beizulegen, worin ihm Zangemeister (Westd. Zeitschr. VI 1887, S. 240, Note 17) und Binder (Die Abfassungszeit v. Senekas Briefen, Tübingen 1905, S.38) folgen, ist unverständlich. 4) Nach Veget. de re milit. I 9 waren dies die Entfernungen, auf die sich sommerliche Übungsmärsche zu erstrecken pflegten; doch geht aus anderweitigen von Unger herangezogenen Angaben hervor, daß Tagemärsche gewöhnlich die gleiche Ausdehnung hatten.

5) Vgl. Brockhaus' Konvers.-Lex., 14. Aufl., XV. Bd., S. 586. Eine Anzahl von Fällen aus dem Altertum und der Neuzeit, in denen sich die Tagemärsche einer Armee auf 50 km und darüber hinaus ausdehnten, hat jetzt K. Lehmann, Klio IX 276f. zusammengestellt.

6) Veget. de re milit. I 9.

er um 8 Uhr morgens aufbrach, in der Nacht zwischen 10 und 11 Uhr in Saxa rubra eintreffen.

Es ist hierbei noch unberücksichtigt geblieben, daß die erste Kunde von der Belagerung des Kapitols nicht durch den von Sabinus gesandten Boten, sondern durch ein Gerücht nach Ocriculum gelangte1). Da sich jener Bote erst gegen 10 Uhr abends auf den Weg machte (S. 301), während das Kapitol allem Anschein nach noch am Tage eingeschlossen wurde, so hatten Reisende, die um diese Zeit Rom verließen, einen bedeutenden Vorsprung. Mit welcher Schnelligkeit sich Gerüchte verbreiten konnten, hat Stephan2) an einigen instruktiven Beispielen gezeigt. Es möge hier genügen, darauf hinzuweisen, daß auf solche Weise die Nachricht von dem gegen Anfang November jul. des Jahres 54 v. Chr. von Cäsar über die Eburonen, Nervier und Aduatuker erfochtenen Siege und seiner Ankunft bei dem hierdurch von der Belagerung befreiten Q. Cicero, bei dem Cäsar nach der neunten Tagesstunde (gegen 2, Uhr nachmittags) eintraf, noch vor Mitternacht in das etwa 60 M. entfernte Lager des Labienus gelangte3). Es kann demnach Antonius, dessen Lager von Rom aus durch eine Distanz von 45 M. getrennt war (S. 299), noch vor Tagesanbruch von der Belagerung des Kapitols Kenntnis erhalten haben und sein Aufbruch früher erfolgt sein, als wir angenommen haben1).

Daß nach dem Taciteischen Bericht Antonius in der Nacht vom 19. auf den 20. Dez. nach Saxa rubra gelangte und am folgenden Tage in Rom einrückte, hat bereits Noris richtig erkannt 5). Er glaubt indessen bei Sueton) eine Tradition zu finden, nach der Vitellius erst am 21. Dez. getötet worden sein soll. Nach Tacitus versuchte Vitellius, wie wir bereits (S. 300) gesehen haben, nach der Niederlage der von Antonius. vorausgeschickten Reiterei zu unterhandeln, indem er den Senat veranlaßte, Gesandte an die feindlichen Heere zu schicken, und eine Deputation Vestalischer Jungfrauen mit der Überreichung eines Schreibens an Antonius beauftragte. Diese Gesandschaften werden auch von Sueton kurz erwähnt,

1) Tac. hist. III 78: ne Petilius quidem Cerialis . . . satis maturaverat, donec obsessi Capitolii fama cunctos simul exciret.

2) Hist. Taschenb. 4. F., 9. J. 1868, S. 61 f.

3) Caes. b. G. V 53, 1. Da die Länge des Tages in jener Gegend (zwischen dem 50. und 51. Breitegrad) Anfang November nur 912 Stunden beträgt, so ist das Ende der neunten Stunde nicht mit Stephan auf 3 Uhr nachmittags, sondern zwischen 24 und 21⁄2 Uhr zu setzen.

4) Auch Unger gelangt schließlich (S. 461, vgl. S. 459) dazu, Antonius den ganzen Marsch von Oericulum nach Saxa rubra an einem einzigen Tage vollenden zu lassen. Der Unterschied besteht bloß darin, daß dieser Tag nicht der 19., sondern der 20. Dez. gewesen und Antonius bereits zu Beginn der vierten Nachtwache, also um 334 Uhr, aufgebrochen sein soll.

5) Annus et epochae Syromacedonum, S. 59f.

6) Vitell. 16.

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Ludwig Holzapfel, Römische Kaiserdaten.

nach dessen Darstellung Vitellius die von ihnen zu überbringende Antwort am nächsten Tage erwartete, statt dessen jedoch die Nachricht vom Anmarsch der Feinde erhielt. Noris glaubt nun aus Tacitus mit Sicherheit entnehmen zu dürfen, daß die Gesandten und die Vestalinnen am 20. Dez. abgeschickt worden seien, und gelangt so zu dem Resultat, daß nach Sueton der Einmarsch des Antonius und das Ende des Vitellius erst am 21. Dez. stattgefunden habe.

Zu einem andern Urteil wird man jedoch gelangen, wenn man den Zusammenhang, in welchem Tacitus die Begebenheiten erzählt, ins Auge faßt. Wie wir bereits (S. 300) gesehen haben, schließen sich bei ihm die Niederlage des Cerialis, die Bewaffnung des hierdurch zu größerem Eifer angefeuerten Volkes und der zur Abschickung einer Gesandtschaft führende Senatsbeschluß eng an einander an. Alle diese Vorgänge müssen mithin dem nämlichen Tage angehören. Nun erhielt aber Antonius, als er in der Nacht vom 19. auf den 20. Dez. in Saxa rubra anlangte, bereits Kenntnis von der Bewaffnung des Volkes (S. 299f.). Es hat demnach nicht bloß dieser Vorgang, sondern auch die den Anlaß hierzu gebende Niederlage des Cerialis, der während der Rast des Hauptheeres in Ocriculum auf der Via Salaria durch das Sabinergebiet gegen Rom vorgerückt war1), und der Beschluß des Senats, an die feindlichen Heere Gesandte zu schicken, bereits am 19. Dezember stattgefunden 2). Der der Senatssitzung folgende Tag, an welchem Vitellius nach Sueton die Antwort auf seinen Friedensantrag erwartete, kann also nur der 20. Dez. gewesen sein. Da die Gesandten und die Vestalinnen erst an diesem Tage zu Antonius gelangten, der vergebens seine Truppen zu bewegen suchte, daß sie ihren Einmarsch in die Hauptstadt noch um einen Tag verschöben, so ist anzunehmen, daß der von Vitellius veranlaßte Senatsbeschluß gegen den Abend des 19. Dez. zustande kam und die Gesandtschaften in der hierauf folgenden Nacht ihre Reise antraten.

1) Tac. hist. III 78.

2) Daß Cerialis an diesem Tage geschlagen wurde, ergibt sich auch aus der Art und Weise, wie bei Tacitus III 79 die Erwähnung dieses Ereignisses an die von Antonius bei seiner Ankunft in Saxa rubra vernommenen Vorgänge angeknüpft wird: et Petilio Ceriali equestre proelium adversum fuerat.

(Wird fortgesetzt.)

sen soll, von P. Roussel schon begonnen. Der erste Faszikel wird die Texte, zumal die der ersten attischen Zeit, bringen; später wird der erLe Bestand aus der zweiten attischen Zeit folgen. Dazu dient als monuErgänzung die Exploration archéologique de Délos, herausgegeben unter ng von Homolle und Holleaux, von der bisher drei fascicules erschienen von mehreren Verfassern bearbeitet. Es herrscht ein frischer, großer Zug esem Unternehmen, dem dank der Munificenz des Duc de Loubat auch die natum caritas nicht fehlt. Mögen ihm noch ein bis zwei Lustra ununterhener friedlicher Arbeit gegönnt sein, um diese stolze Ernte zu bergen! Das Corpus von Cypern (IG XV) ist durch den Tod von Richard Meister st, doch steht zu hoffen, daß diese für die Sprache und Geschichte recht htige Aufgabe ihren künftigen Bearbeiter bereits gefunden hat.

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Von den Kykladen stehen noch aus: XII, 4, Kos und Kalymna, deren beitung durch R. Herzog im laufenden Jahre zum Druck führen soll, XII, 6, und Samos, die Rehm tempo permettendo im Herbst zu bereisen denkt, dem Wiegands Ausgrabungen im Heraion eine neue Grundlage geschaffen die Schlösser vor der Sammlung im Gymnasium von Chios für den Gelehrten nommen sein dürften, und XII, 9, Euboia, woran E. Ziebarth jetzt druckt. Von den österreichischen Tituli Asiae minoris (TAM) ist der zweite Band, die griechischen Inschriften Lykiens umfassen soll, von E. Kalinka schon im Drucke gefördert. Auch für Lydien sind mittlerweile durch zahlreiche sell von J. Keil und A. v. Premerstein die Vorarbeiten im wesentlichen endigt, so daß in Bälde an die Herausgabe dieses dritten Bandes geschritten erden kann (Beiblatt der österr. Jahresh. 1911, 94). Schwieriger wird es sein, r Westküste gerecht zu werden, wo Magnesia und Priene besondere Corpora itzen, deren Revision und Neuherausgabe auch einmal erwünscht werden rd, während die Sammlung von Pergamon längst durch reiche Funde überholt st; wo Milets Urkundenschätze allmählich in einer heftweise erfolgenden Publiation der Königlichen Museen in Berlin zugänglich gemacht werden, und von phesos kürzlich der zweite, auch an Inschriften reiche Band der österreichischen Publikation erschienen ist.

Immer schwerer wird es den zusammenfassenden Werken, mit der Masse der Neufunde auch nur im weiten Abstande Schritt zu halten. Auf großen Gebieten, wie für Ägypten, fehlt ein Mittel, das Ganze zu übersehen. Wo ein Corpus erscheint, veraltet es rasch, wie der Referent selbst an Rhodos erlebt hat, und der Ersatz steht dann oft in weiter Ferne. Doch fürchteten wir das Veralten, so würden wir damit auf jeden großen Fortschritt verzichten. Es ist wie im Kriege; es heißt vorwärts, unbekümmert um das, was fällt. Um so besser, wenn alles fällt, das der Probe nicht standhält. Dankbar müssen wir darum den Kritikern sein, Adolf Wilhelm an der Spitze, die manchen sicher scheinenden Bau einreißen und oft auch durch Besseres ersetzen. Aber die, die hier arbeiten, bedürfen auch der denkbar besten Werkzeuge, und deren gibt es noch viel zu wenige; es geht viel Zeit verloren und wird viele Arbeit schlecht getan, wenn jeder sich diese unentbehrlichen Hilfsmittel erst selbst schmieden muß. Vor allem brauchen wir übersichtliche Stoffsammlungen und Spezialwörterbücher, wie der Mathematiker die Logarithmentafeln und der Techniker seine Tabellen. Ich nenne hier einige: 1. Geographische Namen. 2. Griechische Prosopographie aller Stämme und Städte, alphabetisch geordnet nach Ethnika, innerhalb deren alphabetisch geordnet nach den Namen der Träger (Vorbild: SGDI IV, S. 263 ff., „Nichtdelphische Personennamen"). Für die größten Mittelpunkte muß besonders

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