ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

321

Das sogenannte Senatus consultum ultimum,
die Quasidiktatur der späteren römischen Republik.

Von Gerhard Plaumann.

An den markantesten Punkten während der Agonie der römischen. Republik begegnet uns das sogenannte Senatus consultum ultimum als die entscheidende Waffe, mit der der römische Senat der revolutionären Neuerer Herr zu werden sucht. Demgemäß haben die systematischen Darstellungen des römischen Staatsrechts zwar durchgängig diese Maßregel im Zusammenhange behandelt, ohne jedoch auf eine minutiöse Kritik der Überlieferung sich einlassen zu können; und da die einzige Spezialbehandlung1), von der eine solche Exaktheit zu fordern gewesen wäre, ängstlich vermied, den mannigfachen Brechungen kritisch nachzugehen, in denen der Wortlaut dieses wichtigen Senatsbeschlusses überliefert wird, so steht die moderne Literatur2) noch auf demselben Punkte wie der größere Teil der antiken: der Wortlaut wird in vielfachen Varianten gegeben und als die eigentliche Formel betrachtet man die bekannten Worte: Videant consules, ne quid res publica detrimenti capiat! Es fragt sich, ob die Formel nicht exakter hergestellt werden kann, und falls ja, ob sich daraus etwa Konsequenzen für den Inhalt des Beschlusses ergeben 3).

1) Corrado Barbagallo: Una misura eccezionale dei Romani: Il Senatus Consultum Ultimum (Roma, Ermanno Loescher, 1900).

2) Z. B. Barbagallo S. 1, 56, Mispoulet, Instit. polit. I 183, 21, Willems, Le Sénat II 239 ff., 248, Madvig, Verf. Verw. I 301 u. a. m.

3) Ein Überblick über die Ergebnisse findet sich am Schluß der Arbeit. Ich nehme die Gelegenheit wahr, Herrn Professor Richard Heinze in Leipzig für die Anregung zu diesem Versuch aufrichtigen Dank zu sagen. Denn die folgenden Zeilen sind eine Überarbeitung einer Abhandlung De senatus consulto quod ultimum dicitur, die er mir für das Staatsexamen als Aufgabe stellte; sie enthielt die Untersuchung über den Wortlaut und im Grundriß auch den zweiten Teil der vorliegenden Studie. Sollte diese sich als förderlich für die Frage erweisen, so gebührt mir also nur ein bescheidener Teil des Verdienstes.

Klio, Beiträge zur alten Geschichte XIII 3/4.

22

I.

Der Wortlaut.

Die eigentliche Formel.

Daß überhaupt eine immer wiederkehrende Formel angewandt wurde, ist bei einem Blick auf die Überlieferung der vorherrschende Eindruck. Und so ist der Versuch aussichtsvoll, sie herauszuschälen, den Wortlaut des S. c. u. festzustellen. Es werden sich dabei zwischen den S. c. ultima der verschiedenen Jahre Übereinstimmungen herausstellen, die die Annahme einer festen Formel nachträglich rechtfertigen.

Eine feste Formel für das S. c. ultimum hat jedenfalls Dio Cassius gekannt oder zu kennen vermeint, und zwar lernen wir von ihm, daß das bekannte Videant consules lediglich eine Appendix, etwas Sekundäres daran sei. So berichtet er über das S. c. u. vom Jahre 63 a. Chr. 37, 31, 2: καὶ προσεψηφίσαντο τοῖς ὑπάτοις τὴν φυλακὴν τῆς τε πόλεως καὶ τῶν ὅλων αὐτῆς πραγμάτων, καθάπερ εἰώθεσαν· καὶ γὰρ τούτῳ τῷ δόγματι προσεγράφη τὸ διὰ φροντίδος αὐτοὺς σχεῖν ὥστε μηδεμίαν ἀποτριβὴν τῷ δημοσίῳ συμβῆναι. Ferner zum Jahre 40 48, 33, 3: ἡ φυλακὴ τῆς πόλεως τοῖς τρισὶν ἀνδράσι μετὰ τῆς εἰθισμένης προσθήκης τοῦ μηδὲν ἀπ' αὐτῆς ἀποτριβῆναι ἐπετράπη. Ähnlich zum Jahre 43 46, 31, 2: τοῖς ὑπάτοις τὴν φυλακὴν τῆς πόλεως ἐπέτρεψαν, ἐκεῖνο δὴ τὸ εἰθισμένον τῷ δόγματι προσγράψαντες τὸ μηδὲν ἀπ' αὐτῆς ἀποτριβῆναι. Für Dio Cassius lautete also das eigentliche S. c. u. auf ἐπιτρέπειν τοῖς ὑπάτοις τὴν φυλακὴν τῆς πόλεως (καὶ τῶν ὅλων αὐτῆς πραγμάτων), während das videant ne quid res publica detrimenti capiat für ihn etwas NebenIsächliches ist, was er in der Regel fortläßt, indem er an den formelhaften Wortlaut mit einem ὥσπερ ἄνω μοι πολλάκις εἴρηται ο. . erinnert. So an vielen Stellen (gesammelt ed. Boissevain zu 54, 10, 1; als dort fehlend habe ich gelegentlich 40, 64, 4 cf. 66, 2; 41, 3, 3; 46, 16, 2; 46, 44, 4 notiert).

Dies Dio Cassius' Vorstellung von dem Wortlaut eines S. c. u.1) Sie ist präzis genug, um uns Vertrauen einzuflößen, zumal natürlich bei Dios Stellung als Mitglied des Senates seine Glaubwürdigkeit in solchen staatsrechtlichen Einzelheiten von derjenigen seiner historischen Gesamtdarstellung, wie über diese auch das Urteil lauten möge, unabhängig ist. Wir werden den Dionischen Wortlaut bestätigt finden, wenn wir aus der Summe der sonstigen Überlieferung zunächst einige Fälle herausnehmen, in denen die Absicht einer authentischen Wiedergabe erkennbar ist. Zunächst Cicero).

1) Die einzige Abweichung ist 37, 26, 1, wo Dio alle Akte gegen Saturninus ́(S. c. u., evocatio) mit ròv rokeμov tòv nọòç avròv zusammenfaßt.

2) Daß Cicero häufig genug eine feste Formel voraussetzt, sei nur beiläufig erwähnt; cf. Milon. 26, 70 videret ne quid res publica detrimenti caperet, quo uno versiculo satis armati semper consules fuerunt.

Cicero berichtet über das S. c. u. von 121 Phil. VIII, 4, 14 mit den Worten: quod L. Opimius consul verba fecit de re publica, de ea re ita censuerunt: uti L. Opimius consul rem publicam defenderet1). Das ist Stil der Senatsakten. Von demselben S. c. u. sagt er Cat. I, 2, 4: decrevit quondam senatus ut L. Opimius consul videret ne quid res publica de. trimenti caperet. Beides zusammen 2) ergibt Dios qrλax τys лóλεs mit der ειθισμένη προσθήκη. Noch freier von Zweifeln jedoch ist das von Cicero in der or. Phil. V, 12, 34 überlieferte S. c. u., das er selbst am 1. Jan. 43 als formelle sententia beantragte, ohne damit durchzudringen. Es heißt da: quapropter, ne multa nobis cotidie decernenda sint, consulibus totam rem publicam commendandam3) censeo eisque permittendum, ut rem publicam defendant provideantque ne quid res publica detrimenti accipiat.... Cicero ist danach ebensowohl mit sich selbst wie mit Dio wie endlich mit Sallust in Übereinstimmung, der hist. I frg. 77 (ed. Maurenbrecher) einen Antrag des Philippus auf ein S. c. u. 77 a. Chr. mit dem Wortlaut bietet: uti Appius Claudius interrex cum Q. Catulo pro consule et ceteris, quibus imperium est, urbi praesidio sint, operamque dent ne quid res publica detrimenti capiat.

Also Dios quiazì tñję różɛws als Hauptinhalt des S. c. u. bestätigt sich. Und sie ist auch in der sonstigen Tradition keineswegs vollkommen unterdrückt, wenn auch in der Regel nur das videant consules gegeben wird. Ich lasse die Belege folgen; fast bei allen S. c. u., von denen wir wissen, hat sich das uti coss. rem publicam defendant wenigstens in einer Quelle erhalten1).

133 Val. Max. III, 2, 17 ut consul armis rem publicam tueretur Plut. Ti. Gracch. 19 Ty różε Boydeir.

121 Plut. C. Gracch. 14 σώζειν τὴν πόλιν, ὅπως δύναιτο 5).

100 Cic. pro Rab. 7, 20 operamque darent, ut imperium p. R. maiestasque conservaretur; dazu Phil. VIII, 5, 15 consulibus senatus rem publicam defendendam dedit.

[merged small][ocr errors][merged small]

1) Den Wert dieser Überlieferung betont richtig Nitzsch Gracchen, S. 426 Anm. 25. Auch Barbagallo (S. 56) wies darauf hin, ohne diese Spur weiter zu verfolgen. Drumann gibt mit Recht fast durchgängig das S. c. mit über die Sicherheit der Republik zu wachen" wieder, z. B. Drumann-Groebe III 364, I'334, V 450. Ähnlich Ihne, Röm. G sch. passim, z. B. 5, 103.

[ocr errors]

2) Ihne, Röm. Gesch. 5, 103, 2 hält die Formel rem publicam defendere für älter als das videant. Ebenso Willems II 249, 4.

3) Dies und Ähnliches ist der allgemeine Ausdruck für das S. c. u. So richtig Madvig I 302. S. u. S. 345.

4) Dem Appian ist das ganze Institut unbekannt (cf. b. c. I, 16.)

5) Cicero zu diesem Jahre (Phil. VIII, 4, 14, Cat. I, 2, 4) s. oben im Text.

22*

Val. Max. III, 2, 18: ut libertatem legesque manu defenderet.

83 Julius Exuperantius 7: Senatus... statuit, ut curarent consules ne res publica acciperet detrimentum.

77 Sallust (s. o.); Spuren des Wortlauts stecken auch noch, wie es scheint, in den Worten Sallusts a. O. § 17 quo usque cunctando rem publicam intutam patiemini und bei Julius Exuperantius c. 6., wo er von Pompeius und Lepidus spricht: Sed Pompeius de Gallia rediens non passus est Lepidi audaciam cum publicis detrimentis impune bacchari. 63 Sallust Cat. 29: quod neque urbem ab insidiis privato consilio longius tueri poterat rem ad senatum refert. Itaque senatus decrevit darent operam consules ne quid res publica detrimenti caperet.

....

Plut. Cic. 15 παρακατατίθεσθαι τοῖς ὑπάτοις τὰ πράγματα, δεξαμένους δ' ἐκείνους ὡς ἐπίστανται διοικεῖν καὶ σώζειν τὴν πόλιν.

Ascon. in Pison. § 4: posteaquam est factum senatus consultum

ut viderent consules ne quid res publica detrimenti caperet.

Cic. post red, in senatu 14, 34: cum consul communem salutem sine ferro defendissem.

[merged small][ocr errors][merged small][merged small]

ut videret ne quid res publica detrimenti caperet cf. 23, 61.

Ascon. in Mil. § 67 (p. 46 Clark) Decreverat enim senatus, ut cum interrege et tribunis plebis Pompeius daret operam, ne quid res publica detrimenti caperet cf. argum. p. 34 Clark.

[ocr errors]

49 Caesar bell. civ. I 5 senatus consultum . . . dent operam consules, praetores, tribuni plebis, quique pro consulibus sint ad urbem, ne quid res publica detrimenti capiat; cf. I 7 Quotienscumque sit decretum darent operam magistratus ne quid res publica detrimenti caperet.

[merged small][ocr errors]

Livius per. 109 mandatumque a senatu coss, et Cn. Pompeio ut viderent ne quid res publica detrimenti caperet.

Cicero fam. XVI 11 § 2 senatus consulibus praetoribus tribunis plebis et nobis, qui pro coss. sumus, negotium dederat ut curaremus ne quid res publica detrimenti caperet.

Cic. pro Deiot. 4, 11 consulibus praetoribus tribunis plebis nobis imperatoribus rem publicam defendendam datam.

48 Dio Cass. 42, 23, 2.

47 Dio Cass. 42, 29, 3.

43 Abgesehen von dem nicht zum Beschluß erhobenen Antrag Ciceros (s. o.) sind für dies Jahr 3 S. c. u. überliefert: Dio Cass. 46, 31, 2

und Mon. Ancyr. c. 1, Z. 6. Res publica ne quid detrimenti caperet me] pro praetore simul cum consulibus pro[videre iussit. . .] [лeo]ì và ônuóóra [περ]ὶ δημόσια πράγματα μή τι βλαβῇ ἐμοὶ μετὰ τῶν ὑπάτων προνοεῖν ἐπέτρεψεν ἀντὶ στρατηγο[3]. Dio Cass. 46, 44, 4. Dio Cass. 46, 47, 4.

40 Dio Cass. 48, 33, 3.

[ocr errors]

Dieser Überblick lehrt, daß auch bei Sallust (und Julius Exuperantius) sowie Plutarch und Valerius Maximus, abgesehen von Cicero1), sich Spuren der Dionischen grλazỳ tñę różɛog finden. Dio verweist in der Regel auf das videant nur mit den erwähnten Phrasen, während es sich in der sonstigen Überlieferung in den Vordergrund geschoben und z. T. das rem publicam defendant unterdrückt hat.

[ocr errors]

So, rem publicam, nicht urbem, wie Sallust gibt, (hist. I 77, 22; Cat. 29), muß es heißen. Vgl. Val. Max. III, 2, 17, Cic. Phil. V 12, 34, VIII, 4, 14; VIII 5, 15 Deiot. 4, 11. Auch die Griechen geben mit ihrem nós res publica wieder. Vgl. Plutarch Ti. Gracch. 19 tỷ лóżε Bondεiv C. Gracch. 14 σώζειν τὴν πόλιν mit Plut. Cic. 15 παρακατατίθεσθαι τοῖς ὑπάτοις τὰ πράγματα, δεξαμένους δ' ἐκείνους ὡς ἐπίστανται διοικεῖν καὶ σώζειν τὴν лór. Dazu s. u. S. 352 Anm. 2. Und Dio Cassius fügt einmal seiner φυλακὴ τῆς πόλεως hinzu καὶ τῶν ὅλων αὐτῆς πραγμάτων. Dem entspricht, daß er mit seiner Phrase ὥστε μηδὲν ἀπ' αὐτῆς (scil. τῆς πόλεως) άлotora auf das Wort rolig Bezug nimmt. Da aber diese Phrase die in ihrem Wortlaut unbezweifelbare Wendung ne quid res publica (sic) detrimenti capiat wiedergibt 2), so bedeutet auch bei Dio лólıç überall res publica3). Dazu stimmt auch, daß im Jahre 63 dem S. c. de r. p. defendenda ein Beschluß folgt, uti Cicero urbi praesidio sit (Sall. Cat. 29, 2, 36, 3). Demnach hätten wir einstweilen folgenden Wortlaut für das S. c. u. gewonnen:

de ea re ita censuere: uti .... rem publicam defendant operamque dent (videant o. ä.) ne quid res publica detrimenti capiat. Wobei zu bemerken ist der Wortlaut der Phrase über das detrimentum rei publicae ist in einer solchen Fülle von Fällen übereinstimmend überliefert, daß Stellen wie Cicero Rab. 7, 20 ut imperium p. R. maiestasque conservaretur (vgl. dazu auch o. S. 323 J. 100) als bloße Umstilisierungen des eigentlichen

1) Es werden sich bei Cicero häufig genug an von mir übersehenen Stellen Anspielungen auf den Wortlaut unseres S. c. finden, manchmal wird man auch zwischen allgemeinem Ausdruck und terminus technicus schwer eine feste Grenze ziehen können, so z. B. pro Sestio 23,51: si quae vos aliquando necessitas ad rem publicam contra improbos cives defendendam vocabit, (ne) segniores sitis etc.

2) Zum Überful sagt er 37, 21, 2 ὥστε μηδεμίαν ἀποτριβὴν τῷ δημοσίῳ συμβῆναι.

3) David Magie, De Romanorum iuris publici sacrique vocabulis sollemnibus in graecum sermonem conversis Leipzig 1905 hat diese Worte res publica, urbs, xóλıç, tà (δημόσια) πράγματα nicht aufgenommen.

3

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »