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das häufig fehlt, in vielen Fällen, weil es mit Griechisch übereinstimmt. Jedoch bleibt es an anderen Stellen aus Nachlässigkeit fort, z. B. Z. 77. 78. 107. Dazu kommen mehrere auffällige Fehler im Koptischen, z. B. Z. 3. 58. 69. 74. 96. 103. 109, die z. T. über orthographische Mängel hinausgehen. Sie beweisen, daß nicht nur der Schreiber, sondern auch der Verfasser mit dem Koptischen nicht genügend vertraut war. Im wesentlichen richtig ist der griechische Text, der nur die gewöhnlichen orthographischen Fehler, z. B. Z. 8. 26 usw., aufweist und eine Reihe vulgärer Formen enthält wie Ζ. 5 ἔπιαν, Ζ. 17 εἴπατε, 86 ἐλθάτω usw. Der lateinische Text zeigt viel Vulgäres in Orthographie und Sprache: Itacismus 19. 21 (vgl. 112) 32. 59. 123. 131, Bildungen wie candelabras 10, prosequamino 39, in mendium 9, ein paar Mal die in Ägypten häufige Verwechslung von d und τ, z. B. 11. 51, ist aber trotz clama illum hic 72-74 im wesentlichen in Ordnung. Einfache Schreibfehler dürften in est statt et 29, ostisum statt ostium 57 vorliegen, vul = vult 81 geht wohl auf die Aussprache zurück. Der Schreiber muß entweder vom Latein mehr als vom Koptischen verstanden, oder eine gute Vorlage gehabt haben. Daß er aber das Latein nicht immer verstand, zeigen die Fälle falscher Übersetzung: 105 wird das richtige consternatus sum durch vý übersetzt. Diesem folgt das Koptische hier und noch auffälliger 54, wo der Akkusativ vos mit uns übersetzt wird, was an sich fehlerhafte Schreibung für uns sein könnte: das Koptische aber hat die 1. ps. plur. auf Grund von us. Daraus folgt, daß Latein und Koptisch nur durch Vermittlung des Griechischen in Beziehung treten.

Ob der Schreiber etwa Latein und Griechisch abschrieb und nur Koptisch aus eigenem hinzufügte, ob ihm diktiert wurde, wie man mehrmals glauben möchte, z. B. 103, wo die Schreibung des Kopt. AIN[MATE] eigentlich nur aus dem Klange erklärlich wird (auch 81 vul statt vult könnte man so erklären und manches andere), läßt sich kaum sicher feststellen: die Beschaffenheit des lateinischen Textes spricht mehr für Abschrift als für Diktat; vgl. u. a. 57 ostisum, dem offenbar ein Verlesen zugrunde liegt. Vielleicht wurde nur das Koptische diktiert, wodurch seine schlechte Beschaffenheit gut verständlich würde. Es scheint also, daß der Schreiber den lateinisch-griechischen Text aus einer Vorlage übernahm, dagegen die koptische Übersetzung erst nach Diktat hinzufügte, und zwar im Anschlusse an das Griechische. Damit ergibt sich zugleich dasjenige Verhältnis, was für Ägypten am natürlichsten ist: um Latein zu lernen, benutzte man ein vorhandenes lateinisch-griechisches Konversationsbuch und übersetzte es in Koptische.

Die lateinisch-griechische Vorlage war auch im Latein recht vulgär, aber doch vielleicht auf diesem aufgebaut, denn der griechische Text verrät sich an mehreren Stellen, von den bereits erwähnten fehlerhaften

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Übertragungen abgesehen, als Übersetzungsgriechisch. Dahin gehört z. B. 19 εὐτυχῶς, während dem Sinne von feliciter ein ἀγαθῇ τύχῃ oder ἐπ ̓ ἀγαθῷ entsprechen würde: ferner 25 μή τι, 30. 31 χάριτας ἔχομεν = gratias habemus, 70. 71 gáoir "vezzev = [nunti]um [tuli]t, gleich darauf zά2ɛσov αὐτὸν ἐνταῦθα; 87 ἔνδον statt εἰσελθέτω, 96. 97 ἔπεμψαν σοὶ δὲ mit ungeschickter Nachahmung der Stellung des autem. Weniger fällt es ins Gewicht, daß 68 und 111 άлò a gesetzt ist, wo лaoà am Platze wäre. Andrerseits ist natürlich der Verfasser so weit mit dem Griechischen vertraut gewesen, daß er z. B. den im Latein nicht vorhandenen Artikel im Griechischen richtig hinzufügt, vgl. 7 usw. Er kann sehr wohl ein Grieche gewesen sein, der möglichst wörtlich zu übersetzen strebte. Daß in unserem Papyrus das Griechische am richtigsten geschrieben ist, kommt auf Rechnung des Schreibers, nicht des Verfassers.

Am meisten Interesse beansprucht der lateinische Text, einmal weil seinesgleichen in Ägypten sehr selten ist, und zweitens, weil die Schreibung mit griechischen Buchstaben die Quantitäten bezeichnet und somit die damalige Aussprache erkennen läßt1): dazu kommen die Formen des Vulgärlatein. Darauf einzugehen muß ich andern überlassen, die etwas davon verstehen, und begnüge mich, auf einige Punkte aufmerksam zu machen Gemäß der Gewohnheit in lateinischen Büchern hat der Schreiber gelegentlich hinter jedes Wort einen Punkt gesetzt. z. B. 23, wo er dasselbe auf das Griechische überträgt, vgl. 27: ferner 97. 100. 104. In der Schreibung der Quantitäten ist er nicht gleichmäßig. vgl. 87 INTPO, 126 INTPW. Für langes e wird gesetzt, aber infolge des Itacismus tritt auch ein. 123 OMNIC. 19 INIKITEP. Beim pf. von accipere, 21 und 112, scheint es ebenso zu stehen, jedoch ist nicht sicher, ob nicht ein vulgäres Perfekt accipi anzunehmen ist. Lat. v wird durch wiedergegeben: 26. 34. 54. 69. 86. 89. 103. 125. 134. 137. Zu beachten ist die Schreibung von quod, quis und quid: 28. 33. 39. 10725. 45. 56. 64. 74. 76. Niemals wird h geschrieben, obgleich der Schreiber das koptische Hai kennt, das im Koptischen häufig bei griechischen Lehnwörtern eintritt: 27. 29. 31. 73. 98: ebenso verhalten sich sogar lateinisch geschriebene Texte aus Ägypten, z. B. Oxy VIII 1099 R, auriat ártλhøy. Oxy I ἀντλήσῃ, 32, 9: omo (homo). Unverständlich ist mir 13 das gut lesbare

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1) Eine genaue Parallele bildet nur P. Lond. II 481 p. 321, ein durchweg griechisch geschriebenes Glossar; ein durchweg lateinisch geschriebenes, freilich arg entstelltes Gegenstück ist P. Paris 4 bis. Die aus der Aeneis ausgezogenen Vokabeln mit griech. Übersetzung, Oxy VIII 1099, sind lateinisch und griechisch geschrieben, ebenso die Übersetzungen von Cic. in Catil. II P. Ryl. 61 und von Babrius' Fabeln in P. Amh. II 26. Zum Schulbetriebe vgl. Wilcken, Grundzüge 138 und P. Beudel, qua ratione graeci liberos docuerint p. 35 adnot. 2 (Diss. Monast. 1911). Auch Fay. 135, Gleichung römischer und ägyptischer Monate, gehört vielleicht dahin.

AIAOYME geblieben, zumal das entsprechende griechische Wort auch unsicher ist. Man dächte an aedium oder etwa an et tum, wenn das Griechische damit in Einklang zu bringen wäre; ist wo[ov richtig, so könnte vielleicht esum als Grundlage in Betracht kommen. Unklar ist auch 102 CINATOYC, das so keinen Sinn gibt; aber iratus, was angemessen wäre, steht nicht da.

Wenn ein lateinisch-griechisches Konversationsbuch in Ägypten ins Koptische übersetzt worden ist, so geht daraus hervor, daß damals, im 5.-6. Jahrhundert, auch für die wenig von griechischer Kultur berührten Kreise gelegentlich ein Bedürfnis bestand. Latein zu sprechen. Der Vorstoß des Lateinischen zusammen mit römischem Wesen überhaupt, der seit Konstantin etwa unverkennbar ist, muß kräftig und anhaltend gewesen sein, wenn es ihm gelang, bis in jene Schichten zu dringen. Soeben hat Wilcken über das Vordringen des Latein im amtlichen Verkehr und den recht unvollständig gebliebenen Erfolg, über die Begrenzung der Latein sprechenden Kreise in Ägypten das Wesentliche gesagt und auf die Literatur verwiesen, so daß ich hier nicht darauf einzugehen brauche1). Jedoch verdient es Hervorhebung, daß im Laufe der Jahre eine nicht ganz geringe Anzahl literarischer Texte in lateinischer Sprache dem ägyptischen Boden abgewonnen worden ist, und zwar in der Mehrzahl aus der Periode vom 4. bis zum 6. Jahrhundert; nur wenige dürften sicher älter sein. Ziemlich zahlreich sind natürlich die juristischen Texte, wenn auch bisher nur Fragmente entdeckt worden sind. Daneben aber finden wir stark den Vergil vertreten, den man nicht nur in Oxyrhynchos las, sondern selbst im entlegenen Tebtynis kannte 2). Cicero, der bis vor kurzem nirgends gefunden war, ist in letzter Zeit dem Vergil sehr nahe gekommen, was die Zahl der Bruchstücke betrifft 3). Ferner findet sich Sallust1), sowie ein namenloser Historiker, vielleicht Trogus Pompeius"), vor allem aber die berühmte Livius-Epitome 6). Ein merkwürdiges Frag

1) Wilcken, Grundzüge LIII 54f. 85 f. 138. Hinzuzufügen wären noch: Pap. Soc. Ital. I 111. 112 Fragmente Kais. Reskripte, Oxy VII 1022 (Brief des Präf. Minucius Italus), Oxy VIII 1114 (Deklaration einer Erbschaft); de Ricci, Proc. Soc. Bibl. Arch. 26, 145 Bruns, Fontes 7, 369 (Freilassung) und Lefebvre, Bull. Soc. Arch. d'Alex. 12 (Privilegien der Veteranen). Unbedeutend sind Teb. II 686. 687. 688. Außerdem sei bemerkt, daß die lat. Rechnung Oxy IV 737 ca. 1 n. Chr. angesetzt wird, also außerordentlich früh; da hier nach Assen gerechnet wird, kann es sich wohl nur um einen in römischen Händen befindlichen Betrieb handeln. Eine Übersicht über die Latinismen in den Papyri gibt Wessely, Die latein. Elemente in der Graecität der aeg. Papyrusurkunden. Wien. Stud. 24 (1902).

2) Aeneis: Oxy I 31; VIII 1098. 1099. Pap. Soc. Ital. I 20 (Oxyrh.). Georg: Teb. II 686.

3) Pro Plancio: S. de Ricci, Mél. Chatelain. in Catil. II: P. Ryl. 61. de imp. Cn. Pomp.: Oxy VIII 1097, in Verrem II: Oxy VIII 1097. Pap. Soc. Ital. I 21 (Oxyrh.). 4) Catil.: Oxy VI 884. Pap. Soc. Ital. I 110. 5) Oxy I 30. 6) Oxy IV 668.

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W. Schubart, Ein lateinisch-griechisch-koptisches Gesprächbuch. ment über die Taten des Hercules 1), ein Verzeichnis von Statuen 2), mehrere unbestimmte Fetzen 3) vervollständigen die Reihe der lateinischen Bücher, die in Ägypten gefunden worden sind. Endlich haben wir neuerdings auch ein Bruchstück der lateinischen Bibel, der Vulgata). Das alles verschwindet ja gegenüber der Menge griechischer Bücher, aber es beweist immerhin, daß die römische Literatur in den gebildeten Kreisen Eingang fand; das Gewicht dieser Beobachtung verstärkt sich, wenn man bedenkt, daß ein sehr hoher Prozentsatz dieser lateinischen Bruchstücke aus Oxyrhynchos stammt, das schwerlich ein Mittelpunkt römischer Ansiedlung war oder besonders lebhafte Studien über römische Literatur betrieb. Und die früher angeführten Glossare zu Vergil oder Übersetzungen zu Cicero zeigen uns, wie man sich bemühte, den lateinischen Autoren näher zu kommen.

Steglitz.

1) Teb. II 686.

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2) J. Nicole, Catalogue d'oeuvres d'art.
3) Fay. 10. Oxy VI 871. 872. Ryl. 42.
4) Genesis: Oxy VIII 1073.

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Die Demaratosschrift des Dikaios.

Von Dietrich Mülder.

Im Anschluß an meinen Aufsatz Choirilos von Samos, eine poetische Quelle Herodots1), lege ich hier ein weiteres Ergebnis der vergleichenden Analyse des herodoteischen Geschichtswerks mit den homerischen Epen vor. Herodot zeigt nämlich noch in einem wichtigen Punkte seines Komponierens überraschende Ähnlichkeit mit der Produktionsweise der homerischen Dichter), in einem Punkte, der ganz besonders geeignet ist, die von moderner historischer Methode so grundverschiedene Art seines Forschens und Darstellens zu illustrieren.

Was kennzeichnet den Dichter? Welche Besonderheit unterscheidet die Art seines geistigen Schaffens von jeder anderen Geistesarbeit? Die Gabe der Phantasie ist es, die den Dichter macht. Bei anerkannt großen Dichtern pflegen wir von schöpferischer Phantasie zu sprechen. Aber eine freischaffende, d. h. in des Wortes vollster Bedeutung rein aus sich selbst oder aus dem Nichts schaffende Phantasie kann es ja überhaupt nicht geben. Auch die schöpferisch kräftigste dichterische Phantasie bedarf im Großen und Kleinen der Anlehnung, der Anlehnung an etwas außer ihr Vorhandenes, an Objekte aus dem unendlichen Reiche der Beobachtung und Erfahrung. Aber offenbar ist sogar eine solche unmittelbare Stoffentnahme aus der Außen- und Innenwelt längst nicht so gewöhnlich, wie es bei oberflächlichem Zusehen scheinen mag; viel häufiger sind Rückgriffe der Dichter, auch der größten, in das beschränktere Reich der literarischen Tradition.

Auch hier gibt es noch Grade und Unterschiede. Lessing z. B. entlehnt den Stoff zu seiner Emilia bekanntlich der römischen Geschichtsschreibung, nicht etwa den Stoff in roher Unbestimmtheit, sondern das ganze, geformte und geschlossene Motiv; die Phantasie des Dichters spielt nur in der Richtung einer Modernisierung des Motivs durch Ausschaltung der im Mittelpunkte der Handlung stehenden starren, altrömischen väterlichen Gewalt. Ganz anders verhält es sich z. B. mit Goethes Götz, wo

1) Klio VII, S. 29 ff.

2) Vgl. jetzt auch Mülder, Die Ilias und ihre Quellen, Berlin, Weidmann 1910, bes. S. 40ff.

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