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Am 14. Februar (26. Dezember) erschien Caesar auf einem anderen Wege, als Domitius vermutet, überraschend vor der Brücke, die etwa 3 Millien ( 4.5 km) von Corfinium entfernt über den Aternus führte. Fünf Kohorten, die Domitius im letzten Augenblick entsandt hatte, um die Brücke abzubrechen, wurden, ehe sie ihre Aufgabe ausführen konnten, von Caesars Vorhut angegriffen und verjagt. Ungehindert überschritt nun Caesar den Fluß und schlug hart vor der Stadt sein Lager.

Domitius sandte noch die letzte Meldung an Pompeius ab und rührte sich nicht. Auch Caesar unternahm nicht Gewaltsames gegen ihn; am folgenden Tage aber sandte er den M. Antonius mit 5 Kohorten gegen Sulmo, und zwar mit vollem Erfolge: die dort stehenden 7 Kohorten gingen zu ihm über1).

Am nächstfolgenden Tage trafen weitere ausgiebige Verstärkungen ein. Curio, mit dem Sammeln und Heranführen der noch rückwärts befindlichen Truppen betraut, brachte die VIII. gallische Veteranenlegion und 22 in Gallia cisalpina neu ausgehobene Kohorten nebst 200 norischen Reitern des Königs Voccio. Hiermit war Caesars vereinte Streitkraft auf fast 6 Legionen angewachsen, mehr als seinem Gegner in ganz Italien noch zu Gebote stand.

Nach dem Eintreffen der Verstärkungen ließ Caesar auf der gegenüberliegenden Seite der Stadt ein zweites Lager schlagen, zu dessen Kommandanten er Curio ernannte. Zugleich begann er die Stadt mit Linien einzuschließen 2). Knapp bevor diese geschlossen waren, kam die Antwort des Pompeius nach Corfinium"). Der Feldherr erklärte sich außerstande zu Hilfe zu kommen und wiederholte im schärfsten Tone den Befehl, wenn noch irgend möglich, mit allen Truppen nach Luceria abzumarschieren.

Dazu war es nun freilich zu spät.

Domitius sah seinen Plan vollkommen gescheitert. Ein Fluchtversuch, den er plante, hatte nur zur Folge, daß seine eigenen Truppen ihn festnahmen und mit Caesar Kapitulationsverhandlungen anknüpften. Da es Abend war und Caesar die Kapitulation aus mehrfachen Gründen nicht in der Nacht entgegennehmen wollte, verschob er dieselbe auf den folgenden Tag und verstärkte in der Nacht die Vorposten, indem er dieselben nicht wie üblich in Hauptposten vereint, sondern in zusammenhängender dünner Kette aufstellen ließ, um Fluchtversuche einzelner Personen zu vereiteln.

Am folgenden Morgen (20. Februar 1. Jänner) fand die Übergabe statt. Domitius, der in der Nacht einen harmlosen Selbstmordversuch unternommen hatte, und die übrigen republikanischen Führer wurden ausgeliefert, von Caesar jedoch wieder freigelassen; die Truppen nahm Caesar für sich in Eid4).

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2. Die Örtlichkeit.

Die Lage von Corfinium steht fest. Es ist das heutige Dorf Pentima, zirka 10 km nordwestlich Sulmona.

In einer paradiesisch fruchtbaren kleinen Hochebene inmitten einer Gebirgslandschaft von unvergleichlicher Großartigkeit gelegen, war Corfinium zur Römerzeit der Knotenpunkt der wichtigsten Verkehrslinien nicht nur des Abruzzengebietes, sondern des ganzen mittelitalischen Gebirgslandes; eine Rolle, die heute auf das nahe Sulmona übergegangen ist.

Die Stadt selbst lag auf der vorspringenden Ecke eines flachen Plateaus, dessen Nordostrand gegen den F. Cizio oder Sagittario in mäßiger, jedoch ausgesprochener Steile abfällt, während er im Nordwesten gegen den F. Aterno, den Aternus der Alten1), fast senkrecht, in scharfkantigen, brüchigen Hängen abstürzt 2) (siehe Abb. 1).

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Das heutige Dorf Pentima umfaßt nicht viel mehr als die „arx“ der alten Paelignerstadt (Abb. 2). Wie weit sich ihre Ausdehnung auf dem Plateau nach Südwesten erstreckte, ist derzeit nicht festzustellen, da die intensive Weinkultur etwaige Nachgrabungen unerschwinglich verteuert und das Terrain keine genügenden Anhaltspunkte bietet. Die Annahme Stoffels, der hier seinerzeit mit großen Opfern und ohne greifbaren Erfolg grub und nach dessen Ansicht die Stadt bis knapp an die heute im freien Felde stehende Kathedrale S. Pelino" gereicht hat, wird von den maßgebenden italienischen Archaeologen geteilt und dürfte der Wahrheit entsprechen. Ehe wir zu den Details der Belagerung übergehen, müssen wir uns über die Richtung von Caesars Anmarsch klar werden.

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Über denselben existieren drei Auslegungen (siehe die Textskizze S. 8): Stoffel) läßt Caesar von Asculum quer durch das Gebirgsland, halbwegs zwischen dem Hauptkamme der Abruzzen und der Küste, über Interamnium und Pinna vorrücken und das Aternustal beim heutigen Torre dei Passeri erreichen 4).

Schmidt) läßt Caesar von Castrum Truentinum aus den Küstenweg bis Aternum einschlagen und dann flußaufwärts bis Corfinium marschieren. Groebe) setzt Caesars Marsch westlich der Abruzzen über Amiternum an.

Von diesen Hypothesen fällt die zweite, wie Groebe a. a. O. sehr

1) Der alte Aternus führt heute nur bis zur Mündung des Tirino bei Popoli den Namen „Aterno“, von da ab „Pescara“.

2) Dieser Steilabfall kommt bei allen mir zur Verfügung stehenden Karten viel zu unausgesprochen zur Geltung.

1) I. p. 218 ff. und Pl. I.

2) v. Göler, Caesars gallischer Krieg und Teile seines Bürgerkrieges II p. 11 wählt denselben Weg mit der Variante über Hadria statt über Interamnium.

3) Ciceros Briefwechsel, II p. 385 f.

4) Zweite Auflage von Drumanns Geschichte Roms, III. p. 728 ff.

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führte auch vor der Chaussierung der Via Claudia Valeria konnten, wie eine Besichtigung des Terrains zeigt, wenigstens auf der Strecke zwischen Torre dei Passeri und Popoli die praktikablen Wege nur auf

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klar nachweist, dadurch, daß erstens Domitius nach ad Att. VIII. 12. C. 1 die Küstenstraße beobachten ließ und trotzdem überrascht wurde, und zweitens die Straße von der Küste her am Südufer des Flusses

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gesehen.

diesem Ufer geführt haben daher der von Caesar beschriebene Kampf um die drei Millien nördlich Corfinium, also bei Popoli gelegene Brücke unverständlich würde.

Die beiden anderen Hypothesen würden mit der taktischen Situation stimmen, denn beide führen über die Brücke von Popoli, da auch die Straße von Amiternum dem höllischen Felsengewirr der Aternus-Defilees

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zwischen Aquila und Rajano ausweicht und östlich davon über das Hochplateau von Navelli direkt nach Popoli führt1).

Immerhin ist dieser letztere Weg von Natur aus derart bequem, daß er wohl schon vor seiner Chaussierung eine sehr praktikable und vor allem sehr wichtige Kommunikation bot, von der es nicht anzunehmen ist, daß sie Domitius nach dem Verluste von Asculum gar nicht hätte beobachten lassen; ja selbst dann noch wäre eine rechtzeitige Verständigung durch flüchtende Landesbewohner, Konfidenten etc. selbstverständlich

1) Neuestens führt allerdings auch im Flußdefilee selbst eine mühsam und kunstvoll in den Felsen gehauene Straße; im Altertum hat dort sicher kein praktikabler Weg geführt.

gewesen. Der Vormarsch einer Armee auf einer guten Kommunikation durch stark bevölkerte Gegenden läßt sich nicht 5 Tage lang verheimlichen. Es wäre daher auch hier die tatsächlich eingetretene Überraschung nicht recht erklärlich. Wohl aber wird sie es, wenn wir Caesar durch eben jene Landstriche marschieren lassen, die Groebe ausdrücklich als sehr schwierig bezeichnet. Die berühmte Schilderung im Briefe des Caelius ad fam. VIII. 15, 1: . . . nostri milites, qui durissimis et frigidissimis locis, taeterrima hieme, bellum ambulando confecerunt . . . spricht viel eher für einen Marsch durch dieses Gebirgsland als, wie Groebe es auslegt, für das Gegenteil. Und zuviel war dies für Caesars Truppen gewiß nicht. Der Winter ist schließlich auch in den Vorbergen der Abruzzen nicht so arg; wir waren im Dezember, etwa 14 Tage früher als Caesar, an Ort und Stelle, und hatten nicht den Eindruck, als ob eine gute Truppe in diesen Tagen nicht ganz dasselbe leisten könnte wie im Sommer, wenn ein ernstlicher Zweck es erfordert. Ganz weglos war das Terrain, wie die Städte Interamnium und Pinna beweisen, doch auch nicht, und die Überschreitung von Flußtälern ist, wenn keine feindliche Einwirkung zu gewärtigen ist, unter diesen Umständen kein Gegenstand. Jedenfalls war dieser Marsch eine gute, aber doch keine gar so besondere Leistung für das Heer eines Feldherrn, der einen zur Zeit der Schneeschmelze unter feindlicher Einwirkung bewirkten Alpenübergang wie eine Lappalie mit wenigen Worten abtut, die Forcierung der vier Fuß hoch verschneiten Cevennen mit untergeordneten Truppen erzwang und noch sonst manche Winterkampagne in einem Lande geleitet hat, das ganz andere Wetterunbilden kennt als das sonnige Italien".

Sicher bleibt, daß von den drei Wegen dieser der weitaus schwierigste und zugleich kürzeste war; und darin lag eben die Aussicht auf die Überraschung des Gegners, die tatsächlich gelang. Man wird als wahrscheinlichsten Verlauf im einzelnen annehmen können, daß Caesar beim heutigen Torre dei Passeri das Aternustal erreichte, und ein Meldereiter des zur Beobachtung der Via Valeria vorgeschobenen Detachements von hier in Eile die Meldung nach Corfinium trug. Als dann die von Domitius. schleunigst abgeschickten 5 Kohorten bei der Brücke vor Popoli eintrafen, nahte auch schon Caesars Vorhut, welche die unpassierbare Enge des linken Aternusufers auf dem alten Triftwege über Bussi sul Tirino umgangen hatte, und sich nach kurzem Kampfe der Brücke bemächtigte (Caes. b. c. 16, 2-4; s. auch die Karte).

Diese Brücke lag jedenfalls in der Nähe von Popoli, was wohl niemand bezweifelt hat1). Bemerken will ich, daß der Aternus, wie das die

1) Nach Lucanus Phars. II. 468 war es eine Holzbrücke, nach Strabo V. 4, 2 eine Schiffbrücke. Heute ist an ihrer Stelle eine Eisenbrücke. Nach Pansa, Il ponte sul Aterno roccato da Cesare nell' assedio di Corfinio e la menzione di esso

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