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nicht Major geworden ist, für die allergrößte gehalten haben, wenn beim Ritterschlage nach der Frage: „Ist kein Dalberg da?" nicht die Frage gefolgt sein würde:,,3st kein edler Dynast von Baduz da, daß er das Lehnskleinod auf seine Schultern empfange?"

So standen meine Hoffnungen, als nun am Vorabend ihrer Erfüllung mich ein alter Diener des Hauses, Herr Schwab, der Buchhalter, an dessen Originalitäts - Stafeten alle Reben, Geisblatt- und Bohnenlauben unserer Phantasie hinangerankt waren, enttäuschte. Dieser seltene Mann sette dem goldenen Kopfe bald die Amalia, bald die Liesel (so hießen seine zwei Haarbeutelperücken) über die Frisuren, à la Taubenflügel, Ninon, Sevigné, Rhinozeros, Elephant, Cagliostro, Montgolfier, Heloise, Siegwart, Werther, Titus, Caracalla und Incroyable, ohne irgend eine dieser Pantomimen der Zeit, welche dem goldenen Kopfe zugleich durch die Haare fuhren, zu stören. Er beugte sich wie der immer blühende und fruchtende Christbaum einer derben sachlichen Vorzeit über einen gähnenden Abgrund und über den von Seufzern zerrissenen Zaun der Gegenwart bis zu der sehnsüchtigen Jasminlaube der Pfarrerstochter von Taubenheim hin, welche beschäftigt war, den kaum verbleichten himmelblauen Frack Werther's und deffen strohgelbe Beinkleider auf dem Grabe Siegwart's gegen Mottenfraß auszuklopfen und abwechselnd den bei der Urne seiner Geliebten verfrorenen Kapuziner nach den Methoden des Miltenberger Nothund Hilfbüchleins aufzuthauen, während Karl Moor seine bleichgehärmte Wange an einen Aschenkrug lehnend ihr Mathisson's Elegie in den Ruinen eines alten Bergschlosses vorlas und seitwärts ein Verbrecher aus Ehrsucht mit Lida Hand in Hand im Mondenschimmer am Unkenteich Irrlichter weidete und nimmer vergaß, was er allda empfand.

Ein so großes Stück von der Geschichtskarte der Phantasie

umfaßte jener Herr Schwab, daß ich wohl sagen kann: in den Zweigen dieses Baumes plauderten noch die Legenden, Gespenstergeschichten und Mährchen in nächtlicher Rockenstube, als schon Lenore ums Morgenroth aus schweren Träumen emporfuhr;

in seinen Zweigen hielten noch die asiatischen Banisen, die Simplizissimi, die Aventüriers, die Felsenbürger, die Robinsone, die Seeräuber, die Cartouche, die Finanziers und deren Jude, Süß Oppenheimer, Gespräche im Reiche der Todten bis tief in die Sternennacht, da unter seinem Schatten Göz von Berlichingen nebst Suite vereint mit Schiller's Räubern der Zukunft bereits auf den Dienst lauerten, und dicht neben diesen die heilige Vehme und alle geheimen Ordensritter bis zur DhaNa - Sore Loge hielten. Es ward ein kunterbunter Polterabend der alten und neuen Zeit unter diesem Baume gefeiert, da wetteiferte Theophrastus Bombastus Paracelsus mit Cagliostro in Theriak und Lebensäther, da lehrten Christian Weisen's drei Erznarren den Naturmenschen Basedow's Latein aus dem Orbis pictus Comenii, da sperrte der höfliche Schüler den Magister Philoteknos in das Magasin des enfans der Frau von Beaumont, bis er Knigge's Umgang mit Menschen auswendig konnte; da declamirte Pater Cochem aus Eckhartshausen's „Gott ist die reinste Liebe," und meditirte der Lettere aus des Ersten vier legten Dingen, da that Siegfried von Lindenberg die genealo= gische Frage:,,Was thuen die Fürsten von Hohenloh?“ und antwortete Hübner:,,Sie theilen sich in drei Linien.“

Da las Eulenspiegel die Correcturbogen der neuen Heloise und sang Don Quixote:,,Freude, schöner Götterfunken,“ und endlich hier tanzte der Reifrock mit der chemise grecque den Cotillon auf der Hochzeit des Kehrauses bei einem umfassenden Orchester von der alten Laute Scheidler's, der Glasharmonika und Harfe der blinden Jungfer Paradies, einigen Maultrommeln, Papagenopfeifen und modernen Guitarren. Ja, um

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den Paradeplatz aller Leistungen unter dem Commando des Herrn Schwab zu umspannen, reichte kaum das Gespinnst der alten Base Cordula zu, deren reiner Faden doch von dem Taufhembe der Fräulein von Sternheim bis zur Jacobinermüze um die Spule gelaufen war.

Dieser Janus, dieser Proteus, dieser Centaur von Scherz und Ernst, dieser mir ewig theure Herr Schwab also stellte mich bei der Kaiserkrönung sehr ernsthaft zur Rede und ermahnte mich, im Stillen meine Ansprüche auf das Ländchen Badut fallen und Gras über diese kahlen Phantasien wachsen zu lassen, wenn ich nicht wolle auf die Mehlwage geseßt werden; denn unter den vielen bei der Krönung anwesenden Potentaten sei auch ́ein Fürst Lichtenstein, und dieser sei der wahre Besißer des Ländchens Vaduz, welches nebst der Herrschaft Schellenberg seit 1719 das Fürstenthum Lichtenstein ausmache. Er ermahne mich im Guten, meine seltsamen Prätensionen aufzugeben, denn das Fürstenthum müsse jährlich einen Reichsmatrikularanschlag von neunzehn Gulden und achtzehn Reichsthaler sechzig Kreuzer zu einem Kammerziele bezahlen, da werde es um so schlechter mit meiner Sparbüchse aussehen, als ich ihm ja ohnedies noch sechs Kreuzer Briefporto schuldig sei.

Da diese Ermahnungen mich noch immer nicht zu einem schönen Bilde der Resignation machen konnten, mußte mir der größte Geograph der Familie den Artikel Vaduz aus Hübner's Zeitungslericon vorlesen, wo alles Obige gedruckt stand; wobei es mich am tiefsten kränkte, die Lage meiner Ländereien so veröffentlicht zu hören. - Mir war, als Einem, dem das Paradies und das Butterbrod mit der fetten Seite auf die Erde gefallen sind. - Aber ich erkannte Alles nicht an hielt mich zäh und kraus und erwiederte:,,Das Papier ist geduldig und läßt viel auf sich drucken, was darum doch nicht wahr ist."

ich

Meine Hartnäckigkeit machte den Geographen sehr bedenklich, so daß er mir im Katechismus zeigte, der anerkannten Wahrheit hartnäckig zu widerstreben, sei eine unverzeihliche Sünde. Das machte mich sehr wirr, und ich war lange Zeit gar traurig, als habe sich das Paradies in meinen Händen in ein goldenes,,Wart ein Weilchen" und ein,,silbernes Nichtschen" in einem niemaligen Büchschen verwandelt. Da man mich nun oft mit dem Verluste von Vaduz aufzog, und es mir sogar unter den verlornen Sachen im Wochenblättchen vorlas, sagte die Hausfreundin, die Frau Nath, mir mitleidig ins Ohr: „Laß dich nicht irr machen, glaub du mir, dein Vaduz ist dein und liegt auf keiner Landkarte, und alle Frankfurter Stadtsoldaten und selbst die Geleitsreiter mit dem Antichrist an der Spitze können dir es nicht wegnehmen; es liegt, wo dein Geist, dein Herz auf die Weide geht.

,,Wo dein Himmel, ist dein Badutz,

Ein Land auf Erden ist dir nichts nut."

Dein Reich ist in den Wolken und nicht von dieser Erde, und so oft es sich mit derselben berührt, wird's Thränen regnen.

Ich wünsche einen gesegneten Regenbogen. Bis dahin baue deine Feenschlösser nicht auf die schimmernden Höhen unter den Gletschern, denn die Lavinen werden sie verschütten, nicht auf die wandelbaren Herzen der Menschen unter den Klätschern, denn die Launen werden sie verwüsten, nein, baue sie auf die geflügelten Schultern der Phantasie.“

So war mir nun von meiner Herrschaft in Vaduß nichts geblieben, als die Reichskleinodien auf den Schultern der Phantasie, die mir wie Links und Rechts, bald Friede und Freude gaben, als sei ich glücklich wie Salomo, bald so viel Kummer und Hunger, daß ich den Ugolino beneidete. - Endlich aber degradirte sich die Phantasie selbst; weil ich ihr den Abschied nicht geben wollte, riß sie sich die Epaulets vor der

Fronte der Philister selbst von den Schultern, und warf sie mir und somit mich sich vor die Füße, nahm achselzuckend all das Meine auf die leichte Achsel und kehrte mir den Rücken, ohne gute Nacht, noch Abschied zu geben oder zu nehmen. Wer den Schaden hat, darf für den Spott nicht sorgen. Da war es ganz um mein Reich geschehen, und meine Trauer zappelte an Widerhaken. So ist die Erfindung der Achselbänder von Badut entstanden.

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Als ich und meine Betrübniß so herangewachsen, daß die Frau Rath uns nicht mehr Du, sondern Er nannte, sagte sie einstens:,,Wenn ich Ihn ansehe, geht mir es schier wie jenem alten General, der sah einmal einen höchst kummervollen Menschen in den Schloßhof hereinschleichen, und als dessen elendes Aussehen sein starkes Herz rührte, zeigte er einem Bedienten den Armen und sprach: Prügle Er mir den Menschen dort vom Hofe hinweg, denn der Kerl erbarmt mich." Steht es denn so gar schlecht mit Seinen Ländereien? Er sieht ja drein, als sei der Scepter von Juda gewichen und der Herrscher von seinen Lenden. Komme Er heute Abend mit mir, es soll Ihm das schönste Spektakel gezeigt werden, das je in Vaduz aufs Tapet gekommen ist.“

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Ich ging mit, und ich sah etwas ganz Allerliebstes, nämlich ein kleiner Harlekin kroch aus einem Ei und machte die zierlichsten Sprünge. „Nicht wahr,“ sprach sie, „das thut seinen Effekt?" Ich bejahte es und schrieb nachher ein paar tausend ernsthafter Verse über diese Begebenheit, die du auch kennst. „Nu,“ sagte sie,,,ist Ihm das nicht eine saubere Bescheerung ?“ ,,Allerdings," erwiederte ich, aber sie ist mir nicht bescheert, mir gebührt ein Steckenpferd, keine Puppe." Da sprach die Frau Rath: Erstens ist es auch keine Puppe, sondern nur eine schöne Kunstfigur, und wenn Er dann so gewiß meint, daß sie Ihm nicht gebühre, so hüte Er

"

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