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edlem hohen Zorne zu Hinkel von Hennegau, seiner Gattin, welche so betrübt und beschämt und kümmerlich vor ihm stand als ob sie den Zipf hätte. Aber schon sammelte sie sich und wollte so eben sprechen:,,Die Raubvögel bringen uns wohl auch manchmal junge Hasen,“ — doch da krähte der schwarze Alektryo, der große Stammhahn ihres Mannes, der über ihr auf einem Mauerrande saß, in demselben Augenblicke so hell und scharf, daß er ihr das Wort wie mit einer Sichel vor dem Munde wegschnitt, und als er dabei mit den Flügeln schlug, und Graf Gockel von Hanau sein zerrissenes Mäntelchen auch ungeduldig auf der Schulter hin und her warf, so ¡sagte die Frau Hinkel von Hennegau auch kein Piepswörtchen mehr, denn sie wußte den Alektrho und den Gockel zu ehren.

Sie wollte eben umwenden und weggehen, da sagte Gockel: „O Hinkel! ich brauche dir nichts mehr zu sagen, der ritterliche Alektryo, der Herold, Wappenprüfer und Kreiswärtel, Notarius Publikus und kaiserlich gekrönte Poet. meiner Vorfahren hat meine Rede unterkrähet, und somit dagegen protestirt, daß seinen Nachkommen, den zu erwartenden Hühnchen, die gefährlichen Raubvögel zugefellt würden." Bei diesen leßten Worten bückte sich Frau Hinkel bereits unter der niedrigen Thür und verschwand mit einem tiefen Seufzer im Hühnerstall.

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Im Hühnerstall? Ja denn im wunderbaren, kunstreichen, im neben, durch und hintereinandrigen Stil der Urwelt Mitwelt und Nachwelt erbauten Hühnerstalle, wohnten Gockel von Hanau, Hinkel von Hennegau und Gaceleia, ihre Fräulein Tochter, und in der Ecke stand in einem alten Schilde das auf gothische Weise von Stroh geflochtene Raugraf Gockelsche Erbhühnernest, in welchem die Glucke Gallina über den dreißig Eiern brütete, und von einer Wand zur andern ruhte eine alte Lanze in zwei Mauerlöchern, auf welcher sißend der schwarze Alektryo Nachts zn schlafen pflegte. Der Hühnerstall war der

einzige Raum in dem alten Schloffe, der noch bewohnbar unter Dach und Fach stand.

Zu Olim's Zeiten, wo Dieses und Jenes geschehen ist, war dieses Schloß eines der herrlichsten und deutlichsten in ganz Deutschland; aber die Franzosen haben es so übel mitgenommen, daß sie es recht abscheulich zurückließen. Ihr König Hahnri hatte gesagt: Jeder Franzose solle Sonntags ein Huhn, und wenn keines zu haben sei, ein Hinkel in den Topf stecken und sich eine Suppe kochen." Darauf hielten sie streng, und sahen sich überall um, wie jeder zu seinem Huhne kommen könne. Als sie nun zu Hause mit den Hühnern fertig waren, machten sie nicht viel Federlesens und hatten bald mit diesem, bald mit jenem Nachbarn ein Hühnchen zu pflücken. Sie sahen die Landkarte wie einen Speisezettel an, wo etwas von Henne, Huhn oder Hahn stand, das strichen sie mit rother Tinte an und gingen mit Küchenmesser nnd Bratspieß darauf los. So gingen sie über den Hanebach, steckten Groß- und Kleinhüningen in den Topf, und kamen dann auch bis in das Hanauer Land. Als sie nun Gockelsruh, das herrliche Schloß der Raugrafen von Hanau, im Walde fanden, wo damals der Großvater Godel's wohnte, ftatuirten sie ein Exempel, schnitten allen Hühnern die Hälse ab, steckten sie in den Topf und den rothen Hahn auf das Dach, das heißt, sie machten ein so gutes Feuerchen unter den Topf, daß die lichte Lohe zum Dache herausschlug und Gockelsruh darüber verbrannte. Dann gingen sie weiter nach Hünefeld und Hunhaun und sind noch lang unterwegs geblieben.

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Als sie abgespeist hatten, ging Gockel's Großvater, der mit feiner Familie und dem Stamm, Erb- und Wappen - Hahn und Hinkel im Walde versteckt gewesen, um das Desert zu besehen, es war eine Wüste. Nichts war ihm geblieben, er konnte sein Schloß nicht mehr herstellen und übergab es daher gratis an die Verschönerungs- Commission der vier Jahrszeiten,

des Windes und des Wetters, welche es auch in Jahr und Tag mit Gras und Kraut und Moos und Epheu und Büschen und Bäumen so reichlich austapezirten, daß es ein rechtes Paradies aller Waldvögelein und anderen Wildpretts ward. — Er selbst zog nach Gelnhausen, und nahm die Stelle eines Erb - Hühner und Fasanenministers bei dem dortigen König an. Sein Sohn trat nach ihm in dieselbe Stelle, und nach dessen Absterben unser Gockel, der gewiß auch als Hühnerminister mit Tod abgegangen wäre, wenn ihn nicht sein Menschen- oder vielmehr Hühnergefühl gezwungen hätte, noch lebendig von Gelnhausen Abschied zu nehmen. Dieses aber ging folgendermaßen zu:

Der König Eifrafius von Gelnhausen überließ sich der Leidenschaft des Eieressens so unmäßig, daß keine Brut Hühner mehr aufkommen konnte. Dies war gegen den Eid Gockel's und gegen das Landesgesetz, Artikel Hühnerzucht. Gockel machte eine allerunterthänigste vergebliche Vorstellung nach der andern. Eifrasius errichtete den rührenden Eierorden verschiedener Grade und ließ von seinem Leibredner eine Rede dabei halten, die einer Schmeichelei so ähnlich sah, wie ein Ei dem andern. Er sagte: ,,Eifrasius esse nur allein so viele Eier, um die Hühner zu vermindern, damit die Franzosen nicht ins Land kämen." Dabei machte er bekannt, daß man künftig nicht Ihro Majestät, sondern Ihre Eießtät König Eifrasius sagen solle und vieles Aehnliche. Auch wußte er sehr viele hinreißende Stellen großer Dichter in seiner Rede anzubringen, z. B.:

,,Ein Huhn und ein Hahn,
Meine Rede geht an;

Eine Kuh und ein Kalb,

Meine Rede ist halb;

Eine Kaze und eine Maus,
Meine Rede ist aus!

und weiter

Ein Ei, un oeuf,

Ein Ochs, un boeuf,

Une vache, eine Kuh,

Fermez la porte, mach die Thür zu!“

womit er den König ganz bezauberte.

Nach dieser Rede wurden alle anwesenden Anhänger und Schmeichler des Königes ganz eigelb im Gesicht und steckten gelbe Cocarden auf; Gockel von Hanau aber wurde vor Zorn und Schrecken und Unwill und Scham ganz grün und blau und roth, und kriegte ordentlich einen rothen Kamm und schüttelte den Federbusch, wie ein Hahn, auf seinem bordirten Hut, und scharrte mit den Füßen und hackte mit den Spornen. Da zog der König Eifrasius eben in der Kirche an ihm vorüber, sah ihn sehr ungnädig an und sprach: „In Gnaden entlassen, das Hühnerministerium ist bis auf ein Weiteres aufgehoben." Somit hatte Gockel seinen Abschied.

Gockel war voll Ehrgefühl, er zeigte sogleich seiner Frau an, daß er am folgenden Morgen mit ihr und Gackeleia nach seinem Stammschlosse Gockelsruh aus Gelnhausen so wegziehen werde, wie seine Großeltern hineingezogen waren. Er befahl ihr, jene alten Kleider aus dem Kasten zu nehmen und im Hühnerministerium zurecht zu legen, wo sie sich morgen umkleiden wollten. Frau Hinkel war schier untröstlich über die alten seltsamen Kleider und meinte, alle Hunde würden ihr nachlaufen. Das Entseßlichste aber war ihr, daß Gockel am hellen lichten Tage vor der Wachparade vorbei und über den Gemüsemarkt in diesem Aufzug aus der Stadt hinaus wollte, und nur unter den heftigsten Thränen mit Gackeleia vor ihm auf den Knien Liegend, konnte sie erflehen, daß er mit ihr Morgens vor Tag zur Gartenthüre hinaus, hinten um die Stadtmauer herum, seine Abreise anzutreten versprach.

Gockel hängte seine Hühnerminister - Kleidung an das könig

liche Hühnerministerial - Zapfenbrett, legte alle die ihm aufgedrungenen Eierorden ab, den Orden der Schmeichelei und Heuchelei, und befestigte seinen eigenen, Raugräflich Gockel Hanauischen Haus - Orden der Kinderei wieder in das Knopfloch der Jacke seines Großvaters, die er morgen früh anziehen wollte; dann sette er sich an seinen Schreibtisch, um alle die Rechnungen über seine Verwaltung heute Nacht noch auszubrüten, und als er es so weit gebracht, daß Einnahme und Ausgabe sich wie ein Ei dem andern glichen, fank er ermüdet mit der Nase auf das Papier und schnarchte, daß der Streusand von zerstoßenen Eierschalen umherflog, und mehrere Muster von Hühnerfedern, die vor ihm lagen, durch einander wehten. Aber der Schaden war nicht groß.

Kaum graute der Tag, als Alektryo, der edle Stammhahn, sich selbst ermunternd mit den Flügeln in die Seite schlug, den Hals emporreckte und mit aufgerissenem Schnabel laut krähend wie mit einem Trompetenstoß Alle zur Abreise erweckte; das Stammhuhn Gallina begleitete sein Morgenlied mit einigen wehmüthigen Accorden. Gockel sprang auf und weckte Weib und Kind, die sich bald einstellten. Frau Hinkel war sehr traurig, auch sie mußte ihre Hühnerministerial - Contusche ans Zapfenbrett hängen und die Kleider von Gockel's Großmutter anziehen; händeringend stand sie in diesem Puze vor dem Spiegel. Gockel hatte viel zu ermahnen und zu trösten; er hatte seine Raugräfliche Gockelskappe aufgefeßt, auf der ein Hahnenkamm war, er hängte seine Perücke von Eierschalen an den MinisterialperückenHahn und fuhr in die großväterlichen Stiefel und Grafenhofen, welche ihm Gackeleia hinbrachte, die ziemlich lustig in ihrem seltsamen Röckchen war und das alte Erbhühnernest wie einen Fallhut auf dem Kopfe trug.

Alektryo, der Stammhahn, saß neben dem Schreibtisch auf der Raugräflich Gockelschen Erbhühnertrage, welche der berühmte

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