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Gottesdienst; es herrscht die österreichische evangelischprotestantische Liturgie nach der Vorschrift des Consistorii zu Wien. 1813 ward das gegenwärtige Bethaus durch einen. Herrn von Heinzelmann gekauft und der gegenwärtigen Gemeinde überlassen. Eine marmorne Tafel in der Kirche selbst verewigt das Andenken der Stiftung und des Stifters. Es ist eine ehemalige Schule oder Brüderschaft auf dem Platze der heiligen Apostel, zum Schutzengel (al angelo tutelare) genannt. Die Totalanzahl der Protestanten beträgt hundert und zwanzig bis hundert und dreissig Personen mit etwa zehn Reformirten. Sie nennt sich christl, evangel. Gemeinde A. C. Die gemischten Ehen wurden früher hier häufig geschlossen nicht immer unter der Bedingung, dass die Kinder durchaus katholisch erzogen werden müssten; oft geschah auch das Gegentheil. In neuerer Zeit ist man weit strenger geworden. Der protestantische Kirchhof zu St. Nicolo ist jetzt ausser Gebrauch und ein Fort; ebenso der ehemalige Begräbnissplatz der Engländer auf dem Lido. Dort ist auch der jüdische Kirchhof. Die übrigen Protestanten wurden auf dem gemeinschaftlichen Begräbnissplatze St. Christophoro mit besonderer Abzirkung beerdigt, die nicht unirten Griechen eben daselbst mit anderer Abzirkung. Der Leichnam wird in einer schwarzen Gondel in Begleitung anderer Gondeln dahin gebracht. Ein einfaches schwarzes Kreuz bezeichnet Reisig's, des früh vollendeten talentvollen Philologen Grab, Prof. zu Halle.

Mailand und Bergamo.

Mailand ohne protestantische Gemeinde, dagegen eine zu Bergamo in der Lombardei, gestiftet 1807, jetzt besorgt durch den vierten Prediger Stahl aus Strassburg. Orelli in Zürich war zwar nicht der erste, doch einer der ersten Prediger und sog dort seine warme Vorliebe für italienische Literatur ein. Neuerlich hat man dem Prediger Schwierigkeiten gemacht über die Führung eines Siegels mit der Inschrift: Communità di Bergamo. Die Mitglieder etwa vier

hundert an der Zahl sind meist italienische Schweizer aus Graubündten der reformirten Konfession zugethan, grösstentheils Fabrikanten (Fabriken in Seide und Wolle). Man predigt italiänisch und französisch.

Der Kaufmann Mylius in Mailand interessirte sich seit mehreren Jahren lebhaft für die Gründung einer protestantischen Gemeinde in dieser Stadt; man wandte sich deshalb an die Regierung und Mylius hatte selbst einige Audienzen darüber mit dem Kaiser und dem Vicekönige; es wurden indess die Bedingungen des Toleranzedikts JOSEPHS II., (was man bei andern Gelegenheiten auch wieder nicht achtet) vorgeschützt, um die Erlaubniss zur Bildung einer Gemeinde zu geben, nach welchem Edikte wenigstens fünfhundert Individuen nöthig sind um eine Gemeinde zu bilden.

Indessen ward mit Konnivirung des östreichischen Gouverneurs dennoch ein Hausgottesdienst im Hause des Kaufmann Mylius eingerichtet, allein er löste sich auf durch Theilnahmslosigkeit der Mitglieder, während Mylius auf einer Reise zu seinem Sohne in Triest begriffen war, der ein Opfer des religiösen Fanatismus wurde. Nicht ohne ansehnliche Kosten batte Mylius den kleinen Gottesdienst veranstaltet. Die Prediger waren entweder durchreisende oder die von Bergamo. Verkehrte Anschläge mehrerer Protestanten und ungeschickte Betreibung bei der Regierung haben die so wünschenswerthe Ausführung der Sache wieder zurückgestellt.

Schlussresultat.

Die protestantischen Kirchen Italiens haben an der Seeküste begonnen, nämlich zu Livorno. Duldung und Anerkennung des Schätzenswerthen in den einzelnen Mitgliedern ist diesen Ansiedelungen fast überall, mit nicht vielen Ausnahmen, zu Theil geworden. Das italiänische Volk ist weit weniger intolerant, als man glaubt. Es lebt und lässt leben. Bis zu Kirchen mit Glockenthürmen hat es in

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dess noch keine evangelische Gemeinde, auch die venetianitianische nicht, gebracht.

Ueber die Kirche zu Triest war es mir unmöglich, ausführliche und glaubwürdige Nachricht mitzutheilen, da es mir dazu an jeder näheren Notiz fehlte. Nur so viel ist klar, dass diese Gemeinde, von einem protestantischen Prediger (früher Wolff) besorgt, sich auszeichnete durch die Liberalität, mit welcher sie gemischte Ehen annahm und einsegnen liess. Auch hierüber hat das östreichische Gesetzbuch und der Betrieb des Pabstes seit mehreren Jahren grosse Beschränkungen eingeführt. Dispensation ist durchaus nothwendig und die Kinder müssen jedenfalls katholisch erzogen werden.

Die Caplaneien der Engländer in Italien sind am besten ausgestattet und werden gewöhnlich halb von der Regierung, halb von der Gemeinde unterhalten. Der ansehnliche Einfluss der englischen Minister in Italien ist diesen Bethäusern sehr vortheilhaft geworden. Sie besitzen geräumige und bequeme Versammlungssäle, ihr Prediger ist stets anständig unterhalten.

Ueber die protestantischen Ansiedelungen in Sicilien, ist von mir an einem anderen Orte Bericht erstattet worden18). Der neapolitanische Prediger Valette hatte längst im Sinn, zu Messina aus der dort befindlichen nicht unansehnlichen Anzahl protestantisch-deutscher Kaufleute und Engländer eine Gemeinde zu bilden, die aber bis jetzt noch nicht zu Stande gekommen ist. In denjenigen italiänischen Städten, welche blos einzelne Protestanten, vielleicht nur Eine Familie wie z. B. in Bologna haben, ist es nothwendig, die Kinder katholisch taufen zu lassen. Solches geschiehet häufig und hat auf die bürgerliche Stellung keinen weitern Einfluss. Bisweilen wartet man auf die Ankunft durchreisender schweizerischer Geistlichen.

18) S. L. L. Z. Int. Bl. Sept. 1833. S. 298 f.

V.

Die berühmte

Alcuinische lateinische Bibel

in der

Bibliotheca Vallicellensis
zu S. Philippo Neri in Rom.

Ein kritisches Sendschreiben an den Herausgeber

von

Dr. Ferdinand Hauthal.

Hochegeehrtester lieber Freund!

Ich schreibe, ich komme spät, aber ich schreibe, ich komme doch. Gern büsste ich das Zuspätkommen durch eine genaue Beschreibung und paläographische Begutachtung einiger berühmter Handschriften der Evangelien, als des Cod. Oxon. Laudianus, den THOM. HEARN in Oxford 1715 in 8. herausgab (s. Milli prolegg. zu seiner Ausgabe des N. T. S. CLVII.), des Cod. Bezae in Cambridge, welchen THOM. KIPLING 1793 in fol. abdrucken liess, des Cod. Alexandrinus, des Cod. Cottonianus, des Cod. Nero. D. 4. mit sächsischen Glossen, des Cod. aureus Harl. n. 2788 im britischen Museum, des prächtigen alten von BUTLER in Salop [Shrewsbury], dessen silberner Einband Reliquien verschliesst, und der aus dem Kloster Suchteln stammt, und anderer in England, Frankreich und Italien; aber eine solche Busse würde mir zu einem wahren Opfer in einer Zeit, wo so viele ungeduldige Freunde des classischen Alterthums Auskunft über die Quellen der Scholien des liebenswürdigen

Heiden HORAZ erwarten. Nehmen Sie darum mit der einfachen Erfüllung meines Versprecheus vorlieb, und möge das, was ich aufgeschrieben habe, Ihren Erwartungen einigermassen genügen!

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Ich wollte Ihnen eine Beschreibung derjenigen Alcuinischen Bibel senden, die ich in der Bibliotheca Vallicellana1) d. h. in dem Kloster St. Philippo Neri in der Chiesa Nuova oder Sta Maria in Vallicella in Rom fand, und welche dort mit B. VI. bezeichnet ist. Hölzerne Tafeln mit ledernem rothen Rücken und messingene Halter an ledernen Riemen schützen und verschliessen sie. Sie besteht aus 344 starken Pergamentblättern in Grossfolio, welche von einer zweiten Hand numerirt sind, so jedoch, dass nach Bl. 160. ein Blatt überschlagen und demnach die Gesammtzahl nur bis auf 343 gestiegen ist. Von der ersten Hand sind die Blätter je acht in Manipel verbunden, deren Zahl sich auf XLIII beläuft, und die allemal auf dem Rande des letzten Blattes mit römischen Ziffern bezeichnet sind. Das weisse, jedoch nicht beschriebene Titelblatt ist mitgezählt, so dass schon auf dem 15ten Textblatt die Zahl II steht. Das Quaternionenzeichen Q. fehlt immer.

In früherer Zeit muss das kostbare Buch des Einbandes entbehrt haben, weil die letzten Blätter von den Würmern angenagt, die ersten aber nicht so weiss als die übrigen sind, das erste aber ist sogar gelb und braun und an der untern Ecke beschädigt worden.

Auf dem obern Rande der ersten Seite hat eine Hand des XV. Jahrhunderts mit schwarzen Unicialbuchstaben geschrieben: Bibliothecae Statiae. Ein Bibliothekar hat auf das vorgeheftete Papierblatt folgenden Titel gesetzt: Biblia sacra celeberrima Alcuini Angli. S. Bedae discipuli. Codex VIII. saeculi. Auf der zweiten Seite eines andern auch vorgehefteten Blattes aus Pergament steht folgendes: Illmus

1) Nicht genug ist die vertrauensvolle Güte und Humanität des hochwürdigen Pater Rossi zu rühmen, der die Benutzung der ganzen Handschriftensammlung dieser beträchtlichen Bibliothek mir und sofort auch anderen Landsleuten lange Zeit hindurch verstattete,

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