et Reymus D. D. Caesar S. Romae Concil. Presbyter, Cardinal. TT. SS. Nerei et Achillei de Congregatione Patrum Oratori, e qua Dei auspiciis ad sacrae purpurae decus assumptus est, optime meritus, praesentem Bibliorum molem, quae annis abhinc fere octingentis exscripta fuerat a vetustatis morsibus ac temporis iniuria vendicari curavit, anno domini MDXCIX. (1599). Sie enthält die lateinische Uebersetzung der Schriften des A. und N. Bundes, deren Aufeinanderfolge ich am Schlusse meiner Beschreibung genau angeben werde. Die Schrift ist eine runde und deutliche Minuskel, welche ich in mehreren Handschriften gefunden habe, die mir aus einer englischen Schreibschule hervorgegangen zu seyn scheint, welche den gezirkelten, angelsächsischen Typus 2) verlassen, und sich seit dem Ende des VIII. Jahrhunderts den einfachen reinen römischen Character angeeignet hat, der vorzugsweise das IX. und X. Jahrhundert characterisirt. So hat, um ein Beispiel anzuführen, der Cod. des HORAZ n. 7974 auf der königlichen Bibliothek in Paris dieselben Cursiv- Kapital- und Uncialbuchstaben, wie diese Bibel. Die Cursivvocale sind klein und rund und sehr gleichmässig, die Consonanten verhältnissmässig länger als gewöhnlich, aber von aller Unförmlichkeit und Geziertheit frei, wie sie die Merovingische Schrift ganz und gar und die Longobardische zum Theil entstellt, und wie sie im XI. Jahrhunderte allgemeiner wurde. Die Kapitalbuchstaben, welche zu den Ueberschriften der einzelnen Bücher und Abschnitte dienen, sind von dem Fabricator in einfacher Form und ohne besondere Sorgfalt mit Mennig (minium) geschrie 2) Es is bekannt, dass, besonders zu und kurz nach der Zeit Beda's und Alenins, angelsächsische Gelehrte, d. h. Mönche, bei denen das Studium der lateinischen Sprache besonders in Aufnahme war (s. SCHOENEMANNS Dipl. 1. 322. Ausg. 1818.), auch in Klöstern des Kontinents lebten und schrieben, so wie es nicht zu läugnen ist, dass Karl der Grosse seine Võller durch Schulen, und durch diese zugleich mit der Sprache auch die Schriftzüge seiner Zeit sehr verbessert hat. Vergl. hist. litt, de France IV, 29. MABILLON, de re dipl. I, 11, 10-13. RUKOPF, Geschichte des Schulwesens in Deutschland, Bremen 1704. ben und auf dem obern Rande jeder einzelnen Seite wiederholt z. B.: LIBER GENESEOS. LIB. EXODI, und dergleichen. Die Anfangsbuchstaben der einzelnen Kapitel sind auch roth und theils Kapital-, theils Uncialschrift, entbehren jedoch wie das ganze Buch aller Verzierung und Auszeichnung. Die Röthe ist bisweilen, wahrscheinlich durch das Encaustum oder weil der Mennig zu warm aufgetragen war, braun und eisenrostfarbig geworden, wie es auch in dem erwähnten Horazcodex der Fall ist. PFEIFFER S. 55, scheint mir diese Farbe unpassend verwittertes Roth zu nennen. Beide stimmen besonders auch in den Uncialbuchstaben überein, z. B. in dem E, das nur ganz kleine Horizontalstriche hat, von denen blos der mittelste es von der Zahl I unterscheidet. So haben sie auch beide zu Anfang eines Kapitels das runde, den verticalen Strich entbehrende ~, H und h, so auch das U und nicht bloss zu Anfang sondern auch in der Mitte der Wörter. Das A hat den rechten Schenkel sehr stark, dagegen ist der linke sehr dünn und hat in der Mitte den bekannten beutelförmigen nach unten lang auslaufenden Zug. Das G entbehrt die Verlängerung nach unten. Die Abkürzungen sind gar nicht zahlreich und die Diphthonge sind fast immer gesetzt und selten geschwänzt, nie verschlungen. Er schreibt aegypto [das ỳ oder ỷ hat immer den Punkt], mihi [nicht michi und ohne Punkt], moyfeh mit dem langen u. s. f. Ferner è est, st = sunt, ƒ = ñ= non, cũ= cum, amaū = vit, sps = spiritus, omnib; — bus, eratq; = eratquelu. s. w. Die Orthographie bleibt sich ziemlich gleich: uulgus, caput, apud, caelum, inpellit, idcirco, causa, omnes, adnuntians, accuso, adstantes, adiciebat etc. Die Linien nach welchen geschrieben worden ist, sind nicht mit einem bleiernen sondern mit einem eisernen Stift und jedesmal auf Seite gezogen, so dass sie auch auf Seite a dem Schreiber dienen konnten. Die Dinte ist etwas bleich und auf einigen Blättern ist die Schrift von einer jüngeren Hand mit schwärzerer Tinte überzogen. Die breiten Pergamentflächen sind in drei gleichbreite Columnen getheilt. Keine Inhaltsangabe, keine Register worte, keine synoptische oder pericopische Zeichen stehen an den Rändern. Die Kapitel sind durch rothe Mennigzahlen, versteht sich römische, bezeichnet. Alles ist von einem und demselben Schreiber geschrieben, von Anfang bis zu Ende, mit einer augenscheinlichen Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit, welche nur höchst selten dem Revisor oder Corrector Gelegenheit gegeben, etwas Vergessenes nachzutragen, oder etwas Doppeltgesetztes zu tilgen. Die Correctheit und Gleichmässigkeit des Textes, die Bestimmung des Buches und die in calce beigefügten lateinischen Verse scheinen einen eben so unterrichteten als geübten Abschreiber zu verbürgen. Was die Bestimmung des Baches betrifft, so zeigt das als 343stes numerirte Blatt, welches anfanglich zugleich als Umschlag gedient hat, auf dem obern Rande der ersten Seite von der ersten Hand die bibliothecarische Nachricht: In Capitularibus Karoli lib. VI, aut CCXXII3). Darunter steht von derselben Hand: Volumus et ita missis nostris mandare praecipimus ut in ecclesiis libri canónici veraces habeantur; sicut iam in alio capitulari saepius mandauimus. Die lateinischen Distichen, welche auch von der ersten Hand in verschiedenen Absätzen und in 3 Columnen geschrieben sind, und deren an mehrern Stellen fehlerhafte Abschrift auf einem Papierblatte von einem Mönche, etwa des XVI. Jahrhunderts beigelegt ist, will ich hier getreulich 3) Ueber diese Zahl wundern wir uns nicht, da wir aus FROBENII Comment. de vita Alcuini Opp. p. XXX. und aus LORENTZ's Leben AI. cuins wissen, dass Carl M. mit den vervielfältigten Abschriften die kirchlichen und klösterlichen Bibliotheken seines Reichs ausstattete. Soll er doch selbst auch Handschriften der Bibel corrigirt haben nach LAMBEC. Commeutar. de Bibl, caes. p. 645., und auf der K. K. Bibl. in Wien zeigt man noch solche Exemplare; nach andern that er es mit Hülfe von Griechen und Syrern, besonders wegen der Rechtschreibung orientalischer Namen. THEGAN. de gentis Ludov. Piï in DUCHESNE Script. hist. Franc. II, 277. sagt: Carolus quatuor evangelia Christi cum Graecis et Syris optime correxerat. Vergl. RICH. SIMON hist crit, des versions du N. T. 100. MICHAELIS Einl. ins N. T. I, 420. SCHMID Gesch. der Deutschen 1, 429. mittheilen. Sie sind nicht gleichgültig, weil sie es ausdrücklich aussagen, dass diese Bibel eine Alcuinische d. h. eine in Auftrag Carls M. von Alcuin verbesserte Vulgate sei [s. ALCUINI Comment. in Joh. 591. Tom. I. ed. Frob.], geschrieben auf Befehl des Kaisers und von einem Schreiber glücklich vollendet, der dem Text und dem Aeussern gleiche Aufmerksamkeit widmete. Ich bemerke nur noch, dass die Anfangsbuchstaben jedes Hexameters roth und die jedes Pentameters schwarz sind, nach einer Sitte, die allerdings nicht blos dem XV. Jahrhundert, obwohl diesem vorzugsweise, angehört. Dieses sind die Verse: Nomine pandecien proprio vocitare memento Mercedes habeat Christo donante per aevum Tot Carolus rex qui scribere iussit eum. Sps (= spiritus) hanc caeli spiritus diclauit ab arce Wieder nach einem Zoll Zwischenraum fährt er fort: In der neuen Columne folgt: Magni magna dei portantes munera templo Paruula sed viduae dominus duo nummula praefert. Non ego parua tuis rector munuscula gazis Nempe novae ac veteris pariter pia famina legis Nach 5 Zoll Zwischenraum sagt der Schreiber: Darauf folgt nach 2 Zoll Zwischenraum: Dextera quos domini protegal atque regat Darunter steht mit rothen Uncialen: FINIT. Ich gehe nun zur kurzen Angabe des Inhaltes über, vorzüglich in der Absicht, um die Aufeinanderfolge der verschiedenen einzelnen Schriften zu bemerken. 4) Ausradirt, oder verloschen, oder verwischt, oder dem Abschreiber selbst undeutlich, |