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Die ritterlichen Kämpfe der Grafen von Toulouse mit a dem Grafen SIMON VON MONTFORT, dem Beauftragten des päbstlichen Stuhles, so wie mit den päbstlichen Legaten, zu Anfange des zwölften Jahrhunderts zum Schutze der gedrückten Albigenser und Waldenser sind eine blutige Reihe sich aufbietender Grausamkeiten und unerhörter Gräuelthaten. Die Geschichte verzeichnet das Einzelne 20) jener Befehdungen der Raubschlösser des südlichen Frankreichs, jener Religionsgespräche in blindem Eifer zwischen Männern und Weibern in völliger Unkunde der Schrifterklärung, mit unevangelischer Wuth innerhalb der Rittersitze gehalten, jener

Ein Verdienst bleibt ihnen auch von den Gegnern unbestritten, es ist dieses, in der katholischen Kirche ähnliche Anstrengungen nach dem Gesetze des Gegensatzes wo nicht ins Leben gerufen, doch verbreitet und gefördert zu haben. Rom und Einzelne mehr noch fühlten, was Noth that. Daher im Dienste der römischen Kirche das Beginnen, die Sitten zu reformiren und die Geistlichkeit zu heben, von der Kirche nicht gehemmt, sondern nachdrucksamst gefördert wurde. Es war damit nur durch Einwirken auf das Volk zu gewinnen; so wie denn der Ausbreitung freierer und geistlicher evangelischer Regel und Tugend für in der Kirche unbefriedigte und verletzte Gemüther eine volle Gelegenheit gegeben, und den geistlich Hungrigen und Durstigen Befriedigung dargeboten ward. Redliche Mitglieder der römischen Kirche ärgerten sich schon längst an dem Reichthume und den Ausschweifungen des Clerus, wie auch an den Mängeln der Kirchendisciplin. Und so glaubte sich FRANCISCUS VON AsSISI, ebenfalls Kaufmann, berufen für ein christliches Leben zu wirken, liess seinem Vater PIETRO BERNARDONE das Geschäft und entschlug sich jeder weltlichen Sorge. Von den Waldensern machte er sich dadurch unterschiedlich, dass er weniger unmittelbare Angriffe gegen die Sittenlosigkeit der Geistlichen durch Predigten, als durch seinen Lebenswandel mittelbar that, durch sein Beispiel wirkend und leuchtend. Der Orden der fratrum minorum, dessen Stifter er wurde, widmete sich Werken der Barmherzigkeit. Er ging auch nicht, gleich den Waldensern, predigen und seine Reform zu verkündigen, sondern suchte Bestätigung seiner Regel 1208 nach, welche durch INNOCENZ III, 1210 erfolgte. Sie setzten sich fest an mehrern Orten Frankreichs und Italiens, und wurden 1216 auch in Paris aufgenommen. Dominikaner und Franciskaner haben in den Gelübden der Demuth und Armuth, welche sie leisteten, die Ketzer in ihrer Continenz zu übertreffen gesucht,

20) Weitläufig und öfter beschwerlich verzeichnet unter Andern von FUESSLIN 8, 0.

Kreuzheere und Züge gegen die Feinde der Kirche, an denen auch Brabantier und Deutsche Theil nahmen, jener Ermordung des päbstlichen Gesandten PETER VON VILLENEUF (1209) bei der Ueberfahrt über die Rhône, jener wiederholten Aufgebote sich gegen die französischen Ungläubigen mit dem Kreuze bezeichnen zu lassen, als Thatsachen, bei denen von beiden Theilen Unwürdigkeiten nicht fehlten, die indess in keinem Falle das Treiben der piemontesischen Waldenser berühren. Ueber die Meinungen jener Sonderlinge waren schon gleichzeitig ungleiche Gerüchte im Umlauf, während Andere ihr stilles, nüchternes, fleifsiges und gottseliges Leben rühmen, insbesondere ihr Bibellesen, und ihren Wandel nach dem Buchstaben der Schrift, besonders der Bergrede; sprechen Andere von groben Ausschweifungen, denen sie sich ergeben, und dies besonders in Beziehung auf den Grafen RAYMOND VI, VON TOULOUSE, ihren Schutzherrn. Letzteres war gewifs die Ausnahme; auch ihre Gegner haben ihnen den ehrenden Beinamen von bons hommes nicht verweigern mögen. Ihre allzugrosse Enthaltsamkeit war häufiger, denn ihre allzurege Sinnenlust; daher ihre manichäische Lehre von der Sündlichkeit des Ehestandes und ihre doketische Meinung von Christo. Christi leibliche Erscheinung war Einigen unter ihnen bereits ein Anstoss.

Kein Datum ist gegeben, woraus gezeigt werden könnte, dass die Waldenser unserer Thäler jenem Blutvergiessen schon damals ausgesetzt waren, und dass ihre evangelische Ueberzeugung zu manichäischen Auswüchsen hinneigte. Rein war ihr Glaube, still ihr Leben; sie haben damals nie ein Bekenntniss ausgestellt, und betheuerten, sich einzig an die heilige Schrift oder an das unverfälschte Evangelium halten zu wollen.

Immerhin mögen sich seit dem Anfange des zwölften Jahrhunderts Einzelne und Familien in die Thäler gerettet haben, worüber die Geschichte schweigt. Nur erst dann ward man aufmerksam, als durch die Gräuelscenen in Languedok und ihr tragisches Ende der Hass gegen Albigenser und Waldenser auch gegen die letzten Spuren derselben in den piemontesischen Thälern leitete. Im Jahre 1476 störte

das erstemal eine päbstliche Bulle, welche die Rückkehr zum Katholicismus befiehlt, und im Gegenfalle mit Ausschliessung von der Kirchengemeinschaft und vom Heile droht, den Frieden der stillen Anwohner. Sie ward gebracht von dem päbstlichen Inquisitor ANDREAS VON ACQUAPENDENTE, und begleitet von einem Edict der Herzogin JOLANDA, Regentin der savoyischen Staaten während der Minderjährigkeit ihres Sohnes, Herzoges PHILIBERT I. Hier, wie in den meisten Edicten der savoyischen Fürsten gegen so treue Unterthanen, als die piemontesischen Waldenser stets gewesen sind, lässt sich unverkennbar der französische Einfluss wahrnehmen, dem jene Fürsten zum Schaden ihres Landes sich hingaben.

LUDWIG XI., Bruder der Herzogin, war ein eifriger Feind des Restes der benannten Ketzer in seinen Staaten, ihm gab JOLANDA auch für ihre Unterthanen nach; und die Bulle PAUL II. begriff alle drei häretische Familien in gleicher Verdammniss. Wohl aber ein unverwerfliches Kennzeichen für das Alterthum der Thalbewohner ist, dass die Herzogin ihre Unterthanen aufforderte, Alles aufzubieten, um die noch Unbekehrten zu bestimmen, in den Schooss der römischen Kirche einzutreten. Die Bullen sprechen in gebietendem Tone nur von Rückkehr. Es ist kein Zweifel, dass die Herzogin die ältere Abstammung eines Theiles ihrer Unterthanen und die Ansprüche ihres evangelischen Gottesdienstes erkannte, mithin gerechter gegen sie war, als ihre römischen Feinde, die sie als neu entstandene Häretiker zu bezeichnen meinten.

Die Waldenser setzten diesen Anmuthungen beharrlichen Widerstand entgegen. Ihre Ausdauer siegte. Mit den Waffen in der Hand errangen sie sich mehrjährigen Frieden. Uebrigens starb ihr Feind LUDWIG XI. (1483), der sich auch in anderen theologischen Streitigkeiten einen Namen zu erwerben gesucht hatte.

Wenig später traf sie die Anklage einiger Bischöfe der Dauphiné ihrer Nachbarn. INNOCENZ VIII., aufgeregt durch Berichte und gehässige Darstellungen, sandte seinen Legaten CATANEA, um sie unter Androhung des Todes in den

Schooss der katholischen Kirche zurückzubringen. Noch war KARL VIII. Nachfolger LUDWIG des XI. minderjährig. Man sandte Soldaten aus, die in die Wohnungen der friedlichen Thalbewohner drangen, viele ermordeten, andere zum Abschwören ihres Glaubens, andere zur Flucht nöthigten.

LUDWIG XII. im Jahre 1501 auf einem Feldzuge nach Italien berührte ihre Ansiedelungen. Er liess durch Commissare Untersuchungen über den eingedrängten Glauben anstellen, deren Ergebniss günstig für unsere friedlichen Thalbewohner ausfiel. Man erkannte, dass ihr Christenthum besser sey, als das der Katholiken. So urtheilte selbst der Beichtvater des Königs, was ihm nur Ehre machen kann. Ihre Güter wurden ihnen erstattet, ihre Processacten bei dem Parlamente zu Grenoble in die Rhône geworfen.

Einen freieren Aufschwung nahmen die Gläubigen in der Zerstreuung in dem nun anbrechenden Zeitalter der Kirchenverbesserung Deutschlands und der angränzenden Länder. Sie suchten die edlen Lichtstrahlen zu reinigen und zu verstärken, welche sie seit undenklichen Zeiten in ihrer Mitte sorgsam bewahrt und gepflegt hatten.

Hieher gehören die Waldenser des südlichen Italiens, über welche der Nachwelt Folgendes überliefert ward. Eine bereits früh um das Jahr 1300 ausgewanderte Colonie der Waldenser hatte sich angesiedelt in einigen Landstrichen des diesseitigen Calabriens, in der Nähe von Cosenza, genannt la Guardia Baccarizzo und S. Sisto, le Vatricio, les Rousses, l'Argentine, Ortschaften, die von ihnen selbst angelegt waren. Wegen ihres Herkommens von jenseits der Berge oder der Lombardei hiess der Strich la Guardia der Lombarden. Hier am dunkeln Orte lebten sie lange unbeobachtet. Sie werden als so unwissend geschildert, dass man von ihnen nichts fürchtete für Ausbreitung schädlicher Lehre. Unterdess breitete sich die protestantische Stimmung in den schweizerischen Kantonen aus, die piemontesischen Waldenser knüpften lebhafte Verbindungen mit ihren neuen Glaubensbrüdern an, und selbst in einigen lombardischen Ortschaften längst des Po fand sie Anhänger. Die calabresischen Waldenser, zeitig unterrichtet von diesen ihnen gün

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stigen Ereignissen, schickten Abgeordnete nach Genf, mit der Bitte, dass man ihnen einige zusenden möge, sie in der alten mit Gottes Segen nun erneuerten Lehre gründlicher zu unterrichten. Bald kamen zwei Geistliche von Genf, die Reform unumwunden predigend, selbst Catechismen einführend; von dieser Provinz eilte die Predigt schnell in die benachbarte; und schon waren Faito, la Castelluccia, le Celle, Theile der Basilicata, von ihr eingenommen. Ein Geistlicher, Namens Gro. ANTONIO ANANIA von Taverna, Caplan in dem Hause des Marchese DI FUSCALDO SPINELLI, dem die Guardia gehörte, beobachtete zuerst mit Furcht die Nähe und gefährliche Ausbreitung dieser Lehre. Er schrieb darüber im Jahre 1561 nach Rom an den Cardinal ALESSANDRINO, Generalinquisitor, später Pabst Pius V. Der Cardinal gab ihm unbedingten Auftrag, die Leute mit allem Eifer zum rechten Glauben zurückzubringen, ANANIAS, mit Hintansetzung jedes anderweiten Geschäfts, hatte sich zu Gehülfen einige Jesuiten berufen, welche kurz vorher nach Calabrien gekommen waren. Da weder Bitten, noch Vermahnungen, noch Strafreden fruchteten, so beschlossen diese Geistlichen durchgreifendere und ernstere Massregeln anzuwenden, und wandten sich an den Vicekönig Herzog von ALCALA, welcher die Ketzer einkerkern liess und einem Doktor BERNARDINO SANTA CROCE die Aufsicht über sie übertrug. Da auch dieses nichts half, da weder Drohungen noch Züchtigungen den Eifer der Ketzer aufzuhalten vermochten, vielmehr ihre Zahl täglich wuchs, so sandte der Vicekönig, ihre Fortschritte gewaltsam zu hemmen, einen Richter von Vicaria, ANNIBALE MOLES, mit einer Anzahl Soldaten, theils von Neapel, theils aus den Umgegenden zusammengebracht, Allein, jedes Gehorsames, jeder Obrigkeit ledig, bildete sich die kleine Schaar in ein Heer zusammen, entschlossen zum entschiedensten Widerstande. Freudig, mit glühender Seele zogen sie dem Kampfe und Tode entgegen; im unerschütterlichen Glauben, dass ihre Seelen unmittelbar aus dem Tode in den Himmel fliegen würden, um mit dem Herrn und allen Engeln sich zu vereinigen. Der Statthalter bediente sich der Truppen des SPINELLI und seiner eigenen;

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