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nichts für einige zwanzigtausend beweisen. Jetzt hat man, besonders durch die Bemühungen des verständigen Predigers zu St. Jean, grosse Hoffnung zur Beseitigung dieser Partheyungen. Ein fanatischer Prediger der Methodisten hat am meisten schädlich eingewirkt. Er wollte einen Starrköpfigen im Hospitale bekehren, verbot in demselben Hospitale einem Kranken das Lesen der Bibel; er solle auf seine Reden hören, um selig zu werden u. s. w. Die Waldenser halten selbst häusliche Erbauungsstunden, welche im Bibellesen und geistlicher Lektüre bestehen; ein Alter mit weissem Haar spricht ein Abendgebet knieend vor, alle Anwesende sprechen es knieend nach. Das Glaubensbekenntniss von 1655 ist fast ignorirt, man hält sich nur an die Bibel. Ihre Protektoren, deren sie noch immer so sehr bedürfen, sind England, Holland, Preussen, die schweizerischen evangelischen freien Kantone und Schweden, welches sechstausend Livres zu dem Hospitale beitrug. Der Graf von WALDBURG - TRUCHSESS, ihr edler Wohlthäter, ergriff die Gelegenheit, ihre Sache auf dem Congresse zu Verona dem Kaiser ALEXANDER an das Herz zu legen, und eine ansehnliche Geldsumme zu ihrer Beihülfe auszuwirken.

Ein Hospital der Waldenser war denselben längst dringendes Bedürfniss; so lange sie dessen entbehrten und in den gemeinschaftlichen katholischen Spitälern untergebracht werden mussten, waren sie in ihren letzten Augenblicken der Bekehrungswuth fanatischer Priester ununterbrochen ausgesetzt. Sammlungen wurden vor einigen Jahren fast in allen Theilen des protestantischen Europa für ein Krankenhaus innerhalb der Thäler veranstaltet, die auch so reichlich ausfielen, dass man das Werk zu la Tour und zu Pomaret ausführte. Das grössere, zu la Tour, welches ich sah, ist für vierzehn Betten, die Stuben sind etwas niedrig, man denkt sie zu erweitern und zu erhöhen, die Lage ist frei, gesund, man hat einen Garten und eine Gallerie zum Spatzierengehen, die Wohnung des Arztes stösst unmittelbar daran, oder ist ein Theil des Gebäudes. Für Geisteskranke will man durch Ersparungen, die man gemacht hat, besondere Zimmer in Zukunft einrichten. Die Commission

des Hospitals besteht aus fünf Gliedern; Präsident derselben ist der Pastor von la Tour,

In dem Versammlungs- und Arbeitszimmer des Sekretäres findet man die Portraits und Büsten der Wohlthäter, ALEXANDER'S Von Russland, des Königes von Preussen, von England, der Niederlande und von Schweden, so wie unter dem Bildnisse des Königes von Preussen das des Grafen TRUCHSESS. Der jährliche Fonds, den man für diesen Zweck verwenden kann, beträgt 12-15,000 Fr. Auch ist nun einigen Waldensern gestattet worden, die ärztliche Praxis innerhalb der Thäler auszuüben, besonders aus Rücksicht auf jene Krankenhäuser; doch ist solches immer nur ausnahmsweise geschehen; und Gleiches gilt von der Erlaubniss sich über ihre Thäler hinaus anzusiedeln, die ihnen nur temporär ertheilt worden ist. Das zweite Krankenhaus liegt zu Pomaret im Thal Peyrouse, hat aber noch kein eigenes Gebäude. Das Rechtsstudium bleibt den Waldensern untersagt. Für die neu zu gründende Akademie zu la Tour, die künftige Pflanzschule ihrer Theologen, ist noch kein hypothekenfreies Lokal da, man wollte für diesen Endzweck eine neue Steuer auf die Communen legen, welche indess die Regierung bis jetzt nicht gestattet hat; man hat darüber Bericht verlangt. Noch sind die Beiträge aus England zur Unterhaltung nicht angelangt. Ein verdienter Wohlthäter dieser Thäler und Menschenfreund ist der englische Obrist BECKWITH, der bei Waterloo einen Fuss liess, gewöhnlich jährlich in die Thäler kommt, auch bisweilen den Winter dort zubringt. Er hat Töchterschulen gegründet, die er auf seine Kosten unterhält. Einen Versuch, die lancastersche Methode des gegenseitigen Unterrichts einzuführen, hat die Regierung unterdrückt. GILLY, ein englischer Geistlicher, der schon zweimal die Thäler bereiste und beschrieb, Begründer des Waldenserkollegii, gründete auch eine lateinische Schule unter dem Lehrer PEYRAN (dessen Vater Pastor zu Pomaret ist und einmal modérateur war), welche als Vorschule zu der Akademie dient, die der achtungswerthe und tüchtige REVEL leiten wird.

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Bis jetzt machten die jungen Theologen und künftigen

Geistlichen der waldensischen Kirchen ihre Studien zur Amtsführung zu Genf und Lausanne, wo sie auch zum Predigtamte geweihet wurden 36). Für diesen Zweck gründeten die freien evangelischen Schweizerkantone Stipendien (bourses genannt), Genf lieferte zwei, Lausanne fünf, Basel eines. Die eine dieser Unterstützungen in Genf, welche auf den Fonds des allgemeinen Hospitales angewiesen war, hat im Jahre 1798 oder 1799 aufgehört; die zweite kam von einem Geschenke gemacht durch Herrn CLIGNET, Postmeister zu Leyden, und anvertrauet der italiänischen Börse, welche selbst etwas der ersten hinzuthat, um beide sich gleich zu machen. In neuester Zeit hat des Königs von Preussen Maj. sein unsterbliches Verdienst um Licht und Freiheit protestantischer Glaubensgenossen im Auslande dadurch auf unsere Waldenser ausgedehnt, dass er für zwei junge waldensische Theologen zwei Stipendien an der Universität Berlin zu gründen befahl, die bereits mit innigstem Dank gegen den hohen Wohlthäter benutzt werden.

Ein Hauptstamm für die Hülfsbedürftigen und verarmten Thalbewohner ist die englische Unterstützung (subside royal), welche ausging von MARIA, Gemahlin WILHELM des III. von England. Sie beabsichtiget die Besoldung der Prediger in den Thälern, aber auch in Würtemberg. Die Generalstaaten gestatteten Collekten in ihren Landen, welche den Fonds ausmachen, von welchen die Zinsen, in Vereinigung mit anderen jährlichen Collekten, durch specielle Commissare verwaltet, dienen, die Besoldungen der Regenten oder Schullehrer, die Gratificationen der emeritirten Pastoren, der Pastorenwittwen, und die Unterhaltung der

36) PEYRAN, ein waldensischer Geistlicher schlug vor, einen Bischof durch den Erzbischof von Canterbury weihen zu lassen, was aber nicht Anklang genug fand. Wie sich das Schicksal eines Volks ändern kann, ist sehr klar daraus, dass in alter Zeit nicht blos aus Böhmen, sondern auch aus dem heutigen Elsass nach der Lombardei, welches Piemont mit inbegriff, gewallfahrtet ward, um die ächten Lehrer zu hören und sich nach ihnen zn bilden.

Armen jedes Kirchspieles, endlich die holländische lateinische Schule zu decken 37).

Die letzte partielle Verfolgung ist wohl die vor 5-6 Jahren durch den Richter zu la Tour unternommene. Er liess die unehelichen Kinder einer Wittwe suchen, welche sich in eine Höhle geflüchtet hatte; und zwar bei Nacht durch Gensdarmes, um sie der Mutter zu rauben, und angeblich nach einem Rechte in den Schooss der katholischen Kirche zu bringen. Der Schwiegervater, welcher den Aufenthalt der Entflohenen selbst nicht wusste, wurde mit dem Tode bedrohet. Der würdige Prediger GAY in Villar verwandte sich schriftlich nach Pignerol und Turin, und konnte nur mit Mühe weiterer Bedrückung abwehren.

Was nun die gläubige Richtung dieser urchristlichen Gemeinde der Ahnherren der Protestanten anlangt, nach welcher ich von so vielen Seiten befragt worden bin, so kann ich den kirchlich-religiösen Geist derselben nicht treffender als dadurch bezeichnen, dass ich ihn einen gemässigt evangelischen nenne. Die Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben, der Grundpfeiler des Protestantismus, tritt bei ihnen nicht entschieden und gleichsam gebietend heraus, wenn gleich ihre Vorfahren unter CLAUDIUS die Werkheiligkeit des römisch-katholischen Gottesdienstes in ihrer Polemik vorzugsweise ins Auge fassten. Glaubensbekenntnisse haben sie, ausser einigen partiellen z. B. im Jahre 1655, und demjenigen, welches in der noble leiçon des 12. Jahrhunderts enthalten ist, nicht ausgestellt; in diesen aber erklären sie, mit den älteren ökumenischen und jüngeren protestantischen Symbolen völlig einverstanden zu seyn; vor Allem aber wollen sie in ihrer Mitte das ursprüngliche religiöse Leben der ersten oder apostolischen Christen und des Katholicismus in seiner Reinheit aufrecht erhalten wissen, daher sie immer die praktischen Aussprüche, besonders aber die Gnomen und Lebensregeln der Bergpredigt

37) Der König von Sardinien hat neuerlichst, wie ich aus sicherer Quelle weiss, jedem Pfarrer der Waldenser funfzig Scudi Gehaltserhöhung bewilliget.

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am höchsten gestellt haben und noch stellen. Von der Tiefe and Innigkeit der apostolischen Glaubenswärme können sie vielleicht, wie ihnen von einigen Seiten Schuld gegeben worden ist, durch äussere Einflüsse, besonders von Frankreich her etwas verloren haben, doch ist dies gewiss nicht allgemein, und Ref. wagt nicht, diese so wichtige Frage bei seinem für Auffassung des innern Lebens doch verhältnissmässig kurzen Aufenthalte in den Thälern, mit anderen Referenten apodiktisch, am allerwenigsten nachtheilig, zu beantworten. Ihr Gottesdienst ist jetzt rein reformirt zu nenwie sie sich denn auch der Schulbücher, Katechismen und Bibeln von Genf und Lausanne mit den Anmerkungen von OSTERWALD beim Unterricht und Cultus bedienen, und man kann in dieser Hinsicht, wiefern solches auch von der reformirten Kirche gilt, allerdings behaupten, dass das ethisch Gesetzliche im Christenthume unter ihnen mehr Durchdringendes habe, als das unmittelbar Gläubige und aus unmittelbarem Glauben Wirkende. Dass die französische Revolution, welche an ihnen so nahe vorüberging, schädliche Einflüsse auf ihre Sittlichkeit ausgeübt habe, ist wohl vorübergehend bei Einzelnen aus dem Volke der Fall gewesen; aber nicht mehr, sondern jeden Falls weniger, als anderwärts unter denselben gegebenen Verhältnissen und bei denselben Berührungen. In dem leidenden Zustande, in welchem sie sich fast immer mit geringen Unterbrechungen zu ihrer Regierung und zu den katholischen Glaubensgenossen befanden, durch welchen auch ihre äussere Existenz fast immer gefährdet und prekär erschien, haben sie sich in keine direkte Glaubensstreitigkeiten zu der sie von allen Seiten umgebenden herrschenden Kirche eingelassen noch einlassen können, bei denen der Differenzpunkt zwischen dem rechtfertigenden Glauben in Christo und der Lehre von den guten Werken recht entschieden und klar herausgetreten seyn würde. Sie mussten sich begnügen, ihr äusseres Leben, so viel an ihnen lag, mit Verwendung, Fürbitte, im Nothfalle auch mit Gewalt der Waffen zu schirmen, um ihr inneres religiöses Leben in Frieden und Freude auszubilden und frisch und segensreich zu erhalten. Dass aber an

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