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I.

Predigt,

gehalten

in der protestantischen Kirche zu Venedig,

zu Ende des Nov. 1831.

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Text: Hebr. 13, 14.

Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir."

In alter wie in neuer Zeit, m. chr. Freunde, ist das Leben des Menschen von Dichtern und Rednern, wie in der einfältigen, aufrichtigen Sprache des Gemüths und der gemeinen Erfahrung einer Reise verglichen worden. Im Morgenlande war es und ist es noch Sitte, die wechselvollen Begegnisse unseres Daseyns und Wirkens auf dieser Erde eine Wanderschaft, einen Weg zu nennen, die Menschen Pilgrime und Wanderer. Der greise Jakob, als er vor Pharao den ägyptischen König gerufen, und von diesem theilnehmend nach den Schicksalen seines langen Lebens befragt wird, antwortet mit den in dem Munde des Alten rührenden Worten: Die Zeit meiner Wallfahrt ist hundert und dreifsig Jahre; wenig und böse ist die Zeit meiRes Lebens, und langet nicht an die Zeit meiner Vä

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ter in ihrer Wallfahrt. Wir werden uns diese Ausdrucksweise um so leichter erklären, wenn wir uns erinnern, dass das Leben der morgenländischen Völker oder Horden, wie es in der Zeit jenes Ausspruches war, so noch immer eine eigentliche Wanderung ist, von einem AnsiedJungsorte zu dem andern, von einer Weide für die Heerden zu einer neuen und besseren. Daher finden wir die hebräischen Dichter so oft redend von einem Zelte, das ihnen der Herr ausbreiten und festigen, von einer sichern und unwandelbaren Hütte, die ihnen der Allmächtige erbauen helfen möge. Es erhielt sich diese Redeweise in den Schriften des Neuen Bundes; auch Christus der Herr spricht mit Feuer und Nachdruck von der breiten Strafse, auf der so Viele zum Verderben und Unheile wandeln, wie von dem engen und mühseligen Pfade, den so Wenige betreten, und der zuletzt wit Seligkeit und mit Glücke lohnet. In der Geschichte der Apostel finden wir mehr als einmal dag Christenthum selbst, gleichsam als ein neues Leben, schlechthin mit dem Ausdrucke Weg, Strafse, bezeichnet, und in unserer Sprache, wie in der vieler anderen Völker, sagen wir von dem, der eine eigenthümliche und selbstständige Richtung seines Lebens verfolgt, dass er seinen Weg gehe, oder seine Strasse ziehe. Wohl also mag diese so oft wiederkehrende Vergleichung, dieses so fest gewordene Bild auf einer gesunden und durchgreifenden Beobachtung menschlichen Thuns und Wirkens beruhen, wohl mag sie auch aus dem christlichen Standpuncte eine nähere und gründlichere Erwägung verdienen. Liegt doch diese Betrachtang mir, der ich recht eigentlich als Fremdling in Eurer Mitte, meine gel. chr. Zuhörer, auftrete, näher als eine andere. Aus weiter Ferne hat der ernste Zweck der Wissenschaft und eine tiefe, unauslöschliche Sehnsucht nach dem schönen Lande, das einst so viel Grosses und Wahres in seinem Schoosse trug, und noch in den Trümmern der Vergangenheit gross und ehrwürdig, frühzeitig die Brust des Knaben und Jünglings mit reiner Begeisterung füllte, aus weiter Ferne haben solche Regungen mich auch in diese erinne rungsreiche und denkwürdige Stadt, und zu Euch geführt,

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