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so wäre ich nichts; und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe, und liesse meinen Leib brennen, und hätte der Liebe nicht, so wäre mirs nichts nütze. So sprach Christus der Herr in den Tagen seiner lebendigen Wirksamkeit zu dem Volke, das ihn lehrbegierig umgab; so sprach er in heiligen Augenblicken zu den Seinen, als er im Begriffe stand, den Tod für das Beste der Menschheit und seiner Lehre zu leiden; so sprach auch sein erster und grösster Apostel zu der Gemeinde zu Corinth, die in innere Spaltungen verwickelt, nahe daran war, dem ersten Gesetze der neuen Lehre untreu zu werden. Der Christo vertrauteste Jünger Johannes, der im Schosse des Herrn gelegen, und der gewiss seine Person am tiefsten und reinsten aufgefasst hatte, schloss, wie uns die kirchliche Sage berichtet, nach einer langen und gesegneten Wirksamkeit für das Evangelium in den Gemeinden Kleinasiens mit den Worten: ,, liebet euch unter einander, und so dieses eine geschieht, ist es hinreichend" seine irdische Laufbahn. Diese wenigen Worte waren der letzte Hauch seiner sterbenden Lippen, und noch einmal vom Feuer der himmlischen Liebe verklärt, erlosch das irdische Auge. Und diese Liebe, die der Herr verlangte und übte, und die alle seine Boten beseelte, was ist sie Anderes, als eine Anerkennung der Menschenwürde und Menschenbestimmung in jedem, der geboren ist vom irdischen Weibe; als das nothwendigste Element in dem Gottesreiche, das Jesus auf Erden gründete, in dem Alle sich gleich sind, und durch die Thaten einer gottgläubigen und gotterfüllten Tugend, wie sie Christus übte, vereiniget werden. Einen solchen Verein, so wenig er noch auf Erden bestehet, müssen wir doch als das Ziel betrachten, das uns von Gott durch Christus gesetzt ist, wir können davon niemals abgehen in unseren Gedanken, und das so oft bewegte und bestürmte Herz sehnt sich, mitten unter dem Treiben dieser Welt, und auf diesem Schauplatze der Leidenschaften, des Neides und der Bitterkeit von selbst so sehr nach diesem Zustande des Friedens, der Ruhe und seligen Wechselwirkung, dass, wenn es einmal angefangen hat, ihn als möglich, oder doch

als wünschenswerth zu erkennen, es von selbst nicht lassen kann, nach ihm zu verlangen, und an ihm zu hangen, bis es aufhört zu schlagen. Aber ein solcher Zustand ist noch nicht da, und wir können ihn nach unsern Erfahrungen des Lebens und nach der gegenwärtigen Ordnung der Dinge nicht als nahe erwarten. Darum sollen wir ihn als eine Aufgabe betrachten, nach deren Verwirklichung wir zwar inimerfort streben sollen, deren Lösung aber wir mit diesen Augen des Fleisches zu schauen nicht berufen sind. Wir werden anfangen, diesen Geist der Liebe und des Friedens in der Stellung zu verbreiten, die uns von Gott gegeben ist; immer aber wird uns dieses Streben nicht gelingen; wir werden Widerstand und vielleicht Feindseligkeit genug finden; dann sollen wir aber auch den Kampf und selbst den hiirtesten und nachdrücklichsten für die evangelische Wahrheit nicht scheuen. Es ist natürlich, dass die Liebe, wenn sie keinen Eingang findet in das todte Herz, und es nicht vermag, aus seinem Schlafe zu wecken, wenn Selbstsucht, kleinliche Leidenschaft oder offener Hass ihr entgegentritt, sich nicht aufdringen kann, dass sie in sich selbst sich zurückzieht, und andere Gegenstände sucht, in denen sie Erwiederung und volle Genüge findet, denn sie kann nie ruhen. Immer zwar, so will es die christliche Lehre, sollen wir unsere Liebe Allen zuwenden und Allen antragen, die in unsere Nähe und in unseren Wirkungskreis kommen, um sie für die Zwecke des Reiches Gottes zu gewinnen; aber sie gebietet auch, die Perlen nicht vor die Säue zu werfen, und einen abtrünnigen Menschen nach einer oder der zweiten Ermahnung zu vermeiden. Sollte aber auch die Liebe, namentlich der Prediger des Evangelii, hierin wahrhaft gränzenlos seyn, so wird doch kein unbefangener Kenner des menschlichen Herzens und der heiligen Schrift läugnen, dass sie ihre Abstufungen habe, und in Auswahl der Personen denjenigen Empfindungen Raum lasse, welche wir Freundschaft nennen. Freundschaft aber ist diejenige Stimmung der Seele, in welcher wir uns zu dem Einzelnen vorzugsweise hingezogen fühlen, in welcher wir mit einander geistig leben, und selbst bei dem Wider

streite der Gedanken und Thaten, der auch hier nicht ausbleibt, doch in einer gewissen Einheit der Gesinnung verbunden sind, indem wir uns völlig verstehen und begreifen. Eine solche Stimmung nun, meine Zuhörer, ist sie im Christenthume ausgeschlossen oder gering geachtet? Die Geschichte, die beste Lehrerin, wird uns auch hierin am klarsten vom Gegentheile überzeugen. Verschmähet Christus die Freundschaft, behandelt er Alle, die an ihn kamen, mit demselben Maasse der Neigung, die Guten, wie die Bösen; die Lehr- und Heilsbegierigen, wie die Verstockten und Unbussfertigen? Wir können es nicht sagen. Denn er, dessen Herz für die Menschheit schlug, und der im Berufe für sie sein irdisches Leben opferte, ruhete doch am Abend gern von den Mühen und Kämpfen des Tages den Armen der Freundschaft, im Hause des Petrus oder des treuen Lazarus und seiner ihm ergebenen Schwestern, und wenn es gleich bei der dem Himmlischen zugewandten Natur des Erlösers glaublich ist, dass mehr ernste und hohe Reden, denn die vertraulichen Ergüsse geselliger Unterhaltung ihre Zusammenkünfte belebt haben mögen, so war doch gewiss auch er, dem nichts Menschliches fremd blieb, ausser denn die Sünde, fröhlich mit den Fröhlichen. Ja die Blüthe der Freundschaft liegt in Jesu Leben; denn fürwahr, nichts Höheres hat die Welt geschauet, als die Freundschaft zwischen Jesu und Johannes; ihn, den feurigen und kühnen Jüngling hatte ein innerer, unabweislicher Drang zu dem Herrn geführt, in dem er Fülle fand und wahres Leben; und er, welcher wusste, was in dem Men❤ schen war, hatte ihn erkannt und mit den feinsten Fäden seines Geistes den Sinn des Jünglings an sich gezogen und nach dem Ewigen gerichtet, in dem seine Heimath war, Und so verklärte sich die heftige Neigung des Jüngers, welcher das Feuer vom Himmel auf die Feinde Christi be schwor, in dem Manne und in dem Greise zu jener weltüberwindenden Wärme und Innigkeit, von welcher seine Briefe so schönes Zeugniss ablegen. Und war nicht der Bund Christi, und der Apostel überhaupt ein Bund der Freundschaft, der Freundschaft nicht für irdische, gemeine

Zwecke, Vortheile und Bequemlichkeiten, sondern für eine Erneuerung unseres Geschlechtes im Glauben und im Leben? Fürwahr glücklich müssen wir sie preisen, die seine Herrlichkeit so nahe schaueten, und an seiner Seite wandelten; denn wie oft sie auch durch ihre Schwachheit und Kurzsichtigkeit seinen Unwillen erregten, so waren doch auch seine Reden freundlich und herzlich, wenn er ihre Treue sah, und die Fülle seiner Liebe wohnet in ihnen. In seinen letzten Reden aber vor dem Abschiede, von denen unser Text einen Theil enthält, spricht er völlig wie der Freund zu den Freunden; er beklaget, dass er ihnen noch Vieles zu sagen habe, was sie noch nicht tragen könnten; er verheisset ihnen Gnade und Trieb von oben, und hofft sie nach sich zu ziehen zu gleichem Leben und zu gleicher Seligkeit. Und diese heilige Freundschaft, die der Herr stiftete, und durch das Liebesmahl bekräftigte, sie hat fortgewuchert und reiche Früchte getragen in denen, die nach ihm für seine Lehre lebten and nach seinen Wegen wandelten. Petrus und Johannes wirkten vereinigt in Jerusalem, als er nicht mehr war, und von der kleinen Gemeinde in dieser Hauptstadt sagt ausdrücklich die Schrift, dass sie Ein Herz und Eine Seele gewesen. Enger and enger scheint sich dieser Kreis, in dem der Glaube und die Liebe waltete, gezogen zu haben, je mehr Drangsale, Leiden und Stürze von Aussen über die kleine Heerde einbrachen, je mehr die Reihe der Blutzeugen zunahm, und die Treue für Christus zum Verbrechen ward und zum Hohne der Welt. Paulus, der grösste Apostel Jesu, stand zu seinen Gemeinden nicht bloss in dem Verhältnisse des liebevollen und ernsten Vaters zu seinen geistigen Kindern, sondern auch des Freundes zu den Freunden. Die Philipper erquickten ihn in seinen Banden, und er liebte sie mit dem Herzen Christi. Kann es eine edlere Freundschaft geben, als die des Paulus zu Timotheus, zu Titus und zu andern seiner Gehülfen in dem Herrn. Einig in dem Höchsten, was Noth thut, gestaltete sich das Uebrige von selbst, und keine niedrige Rücksicht konnte solche Eintracht trüben. Gross und herrlich sind die Gräber der ersten Christen in dieser ewi

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gen Stadt"); sie sind eben so viele Denkmäler ihres unerschütterlichen Glaubensmuthes, der dem Tode freudig ins Angesicht schauete, in der Hoffnung einer Vereinigung mit Christo; aber sie sind auch Denkmäler der Freundschaft, denn in jenen Gewölben, die kein Strahl des Tages durchdrang, und keine Wonne und kein Jubel des irdischen Lebens erfüllte, glühete einst die reine Flamme himmlischer Liebe und Treue. Aber schon die Geschichte des alten Bundes nennt uns Beispiele der Freundschaft, die, wenn sie gleich an Reinheit der Empfindungen und Beweggründe nachstehen denen des Neuen Testam "stes, dennoch ein schöner Anfang sind zu dem Besseren und Höheren. David und Jonathan Dennen wir zuerst; ihre Bestrebungen und Wünsche gingen auf dasselbe Ziel; sie wussten wohl, dass nur einem von Beiden die jüdische Krone bestimmt seyn konnte; aber dieses konnte sie nicht entzweien, die Macht jugendlichen Edelmuthes siegte, und ihre Liebe lebet ewig in dem schänen Liede Davids auf den Tod Jonathans, (2 Sam. 1, 25:) Wie sind die Helden so gefallen im Streit! Jonathan ist „auf den Höhen erschlagen. Es ist mir leid um dich, mein Bruder Jonathan; ich habe grosse Freude und Wonne ,,an dir gehabt, deine Liebe ist mir sonderlicher gewesen, ,, denn Frauenliebe ist. Wie sind die Helden gefallen und ,, die Streitbaren umgekommen." Die Propheten waren oft Freunde der Könige von Juda und Israel, wie Jesaia der des Hiskia, und wenn Priestertrug und Priesterherrschaft letztere zu umstricken drohete, fanden sie Rath und Trost bei diesen frommen und freien Freunden des Vaterlandes. Auch die heldenmüthige Zeit der Makkabäer kennt diese Freundschaft; fest und stark hielt zusammen die kleine Schaar, die für die Herstellung des alten Glaubens blutete. Und so hat immer eine grosse Zeit auch im Gebiete des Christenthumes grosse Freundschaften hervorgebracht. Luther und Melanchthon sind ein unauslöschliches Beispiel dieser Art. Während jener durch die Macht seines Characters, durch die Stärke seines Glaubens und die Tiefe

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*) Die Catacomben za S. Sebastiano.

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