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seiner Liebe glänzt, und dem Andern unentbehrlich ward, zog in letzterem an die Fülle eines reichen Wissens und Geistes, die Milde des klaren Urtheiles, und die stets gefällige Versöhnlichkeit seines Herzens. Und wie viele andere belebende Beispiele jener hochherzigen Zeit der Kirchenverbesseruug, die ein lebendiger Glaube und eine rege Theilnahme an den wichtigsten Dingen erfüllte, mögen für uns verloren gegangen seyn, oder treten doch still zurück in den Hintergrund der Geschichte. Die edlen und tapfern deutschen Fürsten von Sachsen, von Brandenburg, von Hessen und von Anhalt, die Land unu Leute und ihre Ruhe wagten für die gereinigte Lehre, sind eben so viele redende Zeugen für eine Freundschaft, die auf gutem Grunde ruht. Ihre ritterliche Rechte war ein Vertrag; durch das Band in Christo vereinigt, zogen sie mit Gott in den Streit, und boten mit freier Stirne Trotz den Widersachern des Evangelii und ihren wachsenden Schaaren. Ja diese Zeiten lebendiger Theilnahme für das gereinigte Christenthum, wie jene ersten, in denen unser Glaube zuerst in die Welt eingeführt ward, endlich die Natur dieser Lehre lassen uns nicht zweifeln, dass für die Empfinduugen und Werke der Freundschaft in ihr Raum gewesen, und seyn dürfe und könne.

II.

Eine andere Frage, deren Beantwortung uns noch übrig bleibt, ist, wie das, was wir Freundschaft nennen, unsere Zeit zu pflegen habe. Denn eine ernste und eine seltene Zeit ist es, meine Freunde, der wir angehören. Und wenn wir sie näher ins Auge fassen, scheint sie nicht eher eine Zeit des Unfriedens zu seyn und der Feindschaft, als der Freundschaft? Heftig und bitter stehen die Partheien sich gegenüber im Leben des Staats, wie im Gebiete des Glaubens und der Kirche. Die verschiedensten Ansprüche werden gehört, die entgegengesetztesten Forderungen geltend gemacht; hier Freiheit und Aufklärung, dort Knechtschaft und Verfinsterung. Neue Rechte werden gefordert, alte Gewohnheiten werden festgehalten, und eine andere Ord

nung der Dinge reisst die Zeitgenossen hin. Wenn wir über den Fortgang des Lichtes und wahren Menschenwohles uns innig freuen, so müssen wir doch auch Unordnungen und Ausschweifungen beklagen, die mit ihm in Verbindung waren. Noch weiss Niemand das Ende; aber das Ziel ruht in höherer Hand, und was in Verwirrung liegt, muss nach den Rathschlüssen der ewigen Weisheit, die wir mit sterblichem Auge nicht durchblicken, in Einheit und Ordnung sich endigen. Welchen Standpunkt haben aber wir zu nehmen in diesem Streite der Meinungen und Partheien, dass wir fest stehen; wie haben wir uns zu verhalten in diesem Kampfe Aller gegen Alle, dass die Liebe bleibe, und das Gute, das von Gott ist, endlich durchdringe? Schwer ist die Beantwortung dieser Frage, wenn wir uns selbst folgen wollen, wenn wir von dem Geiste des Evangelii uns trennen, der allein der Weg ist, die Wahrheit und das Leben; denn nur in ihm erblicken wir das Ziel, nur in ihm den hellen Stern auf der dunkeln Fahrt des Lebens. Wir sollen Freunde bleiben in dem Herrn und in seiner göttlichen Lehre, dann wird uns, wenn wir recht und treu dem Gottesreiche zustreben, das Uebrige von selbst zufallen. Wahr ist es, noch ist viele Freundschaft unter uns, die auch das Christenthum nicht verwirft, sondern nur durch seinen Ernst verklärt und heiliget. Diese weltliche Freundschaft, denn so können wir sie nennen, ist der Anfang einer besseren; sie erhöhet den Reiz des Lebens, sie verschönert seine Freuden, sie erleichtert seine Mühen, wenn sie auch nur dem Nutzen, dem Vergnügen und der Geselligkeit dienet. Denn was wäre das Leben ohne sie, ein Mühen und Arbeiten ohne Ruhe, eine ewige Anstrengung ohne Erquickung, ein Hungern und Dursten der Seele ohne Sättigung und Befriedigung. Und der Mensch ist nicht bloss zum Leiden, sondern er ist auch zur Freude geboren; ja wir sagen, durch das Leiden zur Freude, und wenn der grosse Dichter sagt:

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so ist es eben nur jener erste Standpunkt, den er ein

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nimmt, auf dem unser Daseyn aur in dem trüben Lichte täglicher Mühe und Arbeit erscheint, ohne von den sanfteren Regungen des Friedens und glücklicher Ruhe, die vielleicht keinem fehlen, wenn er sie finden will, berührt zu werden. Schon ein vertrauliches Gespräch ist eine Erleichterung für den Gedrückten, ein warmer Händedruck des Freundes richtet den Gebeugten auf, und ein herzliches Wort des Trostes und die süsse Zusprache der Liebe mildert die Spannung seiner Seele. Ja eine Fülle des Lebens liegt schon in der Freundschaft, die nicht über diese Erde hinausblickt, und sich dieser Tage freuen kann; wie süss sind ihre Erinnerungen, wie froh und heiter ihre Hoffnungen, ihre Altäre blühen mit immergrünen Blumen in der Wüste des Lebens, und was die menschliche Einbildungskraft Schönes und Herrliches hat, knüpft sich an diese Gabe des Himmels. Auch in der Ferne sind dann die Geister sich nahe; denn wie wahr sagt nicht der Dichter: gar freundliche Gesellschaft leistet uns ein ferner Freund, wenn wir ihn glücklich wissen. Und so loben wir die schöne Sitte Alt-Englands, dass der Freund, von den Geliebten getrennt, auf dem fernen Meere, wo er einem unsichern Ziele entgegensteuert, jeden letzten Tag der Woche ausdrücklich ihrem Andenken widmet, ihnen seine Wünsche zusendet, und mit dem vollen Becher des Weines, der des Menschen Herz erfreuet und sein Gesicht glänzender macht, denn Oel, nach den geliebten Küsten schauend, ihr Wohl zu dem seinigen macht. Aber, meine Freunde, wenn es wahr ist, was der alte Spruch sagt, den schon das heidnische Alterthum kannte, dass nur unter Guten Freundschaft bestehe, und wer möchte ihn nicht wahr finden; so kann auch die Freundschaft in unsern Tagen keinen Bestand haben, die nicht auf höherem Grunde gebauet ist. Auch die Selbstsucht und der Eigennutz nähern sich einander, um ihre Zwecke zu befördern, aber das Misstrauen ist immer in ihrer Begleitung, und wenn die Absichten derer, die sich in diesem Sinne suchen, vereitelt werden; so ist auch die Freundscheft dahin, die dieses Namens nicht werth war. Sie verschwindet, wie der Rauch vom Winde

vertrieben, wie die Blume vom heissen Strahl des Tages versengt und vernichtet, die ihren Ort nicht mehr kennt. Ist es aber möglich, in diesen Tagen des Zwiespaltes über den Glauben und das öffentliche Leben, wo so Wenige sich verstehen oder verstehen wollen, Freundschaft zu halten mit Allen, die uns begegnen, wie es das Christenthum zu verlangen scheint? Wir haben schon gesehen, wie solche Forderung zu verstehen sey, und dass nicht gemeint sey, dass wir Allen auf gleiche Weise unser Herz schenken und unsere Liebe widmen sollen; aber den Willen, sie alle zu Freunden zu machen, sollen wir haben, und nach ihm hinarbeiten. Immer aber sollen wir das höhere Ziel vor Augen haben, dem wir das niedere nachsetzen, und wir sollen uns nicht scheuen, selbst Feindschaft uns zu bereiten, so schmerzlich es auch seyn mag, wenn es die Pflicht fordert. Wenden wir unsern Blick auf das Gebiet des Glaubens. In der doppelten Parthei, welche jetzt unsere Kirche bewegt, nach welcher Christus bald als der eingeborne Sohn Gottes von Ewigkeit anerkannt wird, als die leibhaftige Einwohnung Gottes im Fleische, dessen geheimnissvolle Menschwerdung von Ewigkeit beschlossen war, der durch seinen versöhnenden Tod die tief gefal lene Menschheit erlöset, und zu freien Kindern Gottes durch den Glauben und durch die Aneignung seines Verdienstes erhob; bald wieder als der gotterleuchtete Lehrer der Menschheit, der nicht ausser dem geschichtlichen Zusammenhange und nicht ohne Vorbereitungen erschien, der in der Lehrart seines Zeitalters auftrat, die reinsten und würdigsten Offenbarungen über Gott und göttliche Dinge aussprach, und durch beides, durch sein Leben, wie durch seinen Tod besiegelte; durch letzteres gleichsam als durch das letzte Opfer allem Opferdienste den Stab brach, und ein neues Leben im Glauben und in der Liebe begründete, der die menschliche Vernunft nicht verwarf und schmähete, sondern in seiner Person vollkommen entwickelte und ausbildete, und als Muster für alle, die nach ihm kämen, aufstellte: wir werden in dieser doppelten Parthei, eben wenn wir christlich denken und als christliche Freunde handeln FLECK theol, Reisefrüchte. C

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wollen, eine doppelte Seite der Wahrheit nicht verkennen. Dies will nämlich sagen; dass auf der einen Seite das tiefere unmittelbare Gefühl, auf der andern der wissenschaftliche Verstand spreche; von denen das eine, wie. der andere sein Recht hat, da beides von Gott in den Menschen gelegt ist. Das Vorherrschen aber des einen oder des anderen unter den, Christen muss geachtet werden, so lange es auf Ueberzeugung beruht. Denn diese Ueberzeugung und nur sie, die sich nicht fremder Belehrung verschliesst, wird von dem Herzenskündiger geachtet werden. Dass nun aber das eine oder das andere vorherrsche unter den Christen, dabei immer vorausgesetzt, dass solches nicht zum Schein geschehe und aus unlauteren anderweiten Gründen, auf deren Beurtheilung wir hier nicht eingehen können, wo immer von der reinen Erscheinung jeder Parthei die Rede ist, sondern aus innerem Triebe und aus Ueberzeugung: solches werden wir, wenn wir, tiefer blicken, nicht als einen Fehler ansehen, den die andere Parthei mit Hass verbessern müsse, sondern als einen, Gegensatz, der nothwendig erscheint, um das religiöse Leben zu begründen, und der in ursprünglichen Anlagen, Verhältnissen und Mischungen der menschlichen Naturen seinen Grund hat. Aber, werden uns Manche zurufen, ist nicht eine solche Denkart, die man als christliche Verträglichkeit und als christliche Freundschaft im höhern Sinne preisen mag, im Grunde eine tadelnswürdige und sträfliche Gleichgültigkeit, die sich für nichts entscheidet, ein Verrath an der eignen Parthei, indem man beide Partheien ehren will, so dass man in Gefahr steht, Alles und das Beste zu verlieren? Gewiss, eine solche Behauptung würde ein arger Missverstand dessen seyn, was wir meinen und behaupten. Wohl sollen wir fest stehen in unserem Glauben und unserer Ueberzeugung, wohl sollen wir rastlos wirken in unserem Kreise, und das, was uns beseliget, auch Andern mitzutheilen suchen, in der einen oder der andern Weise. Aber mit einem innigen Festhalten an dem, was uns das Erste scheint, mit einem Leben und Weben in ihm, ist Gerechtigkeit gegen fremde Ueberzeu

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