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und aller Sprachen sollen vereiniget, und durch das Band des Glaubens und der Liebe in sittlicher Wechselwirkung zusammengehalten werden. Erzeugt sie sich doch jene Stimmung durch das Gefühl der Freiheit der Kinder Gottes, welche, aus dem Tode der Sünde zum Leben im Glauben und in der Liebe durch die göttliche Gnade emporgehoben, der Seligkeit geniessen, welche die Einheit mit dem göttlilichen Willen gewährt. Fürwahr, m. Fr., es ist von unaussprechlicher Wichtigkeit, die rechte Unterordnung der menschlichen Dinge kennen gelernt und in sich aufgenommen zu haben, auf welche zuletzt Alles ankommt und welche doch so wenige Menschen verstehen. Ordnung in dieser Beziehung ist das wahre Leben. Glaubet nicht, dass die christliche Lehre die Güter und Gaben dieser Welt verachte und verwerfe; sie erlaubt deren mässigen Gebrauch und Genuss mit Lobpreisung des Schöpfers; denn wozu wären sie auch da, wenn Niemand sie gebrauchen dürfte, und worin soll hier das Unsittliche liegen? Aber immer will sie dieselben den höheren Gütern des Geistes untergeordnet sehen; sie verbietet, dass man an jene sein Herz hänge, mit augenscheinlicher Gefahr, diese zu verlieren, ja sie will, dass man jene alle aufopfere, wenn der Frieden und das Heil der Seele es fordern. Und ist es keine rechte Freude, den wahren und tieferen Blick in diese Ordnung der Dinge sich errungen zu haben? Wir dürfen ihn wohl beneiden, einen solchen, der sich diese Denkart zu eigen machte, und sollen unablässig trachten, sie auch in unserem Inneren lebendig zu machen und herrschend zu erhalten. Christen dieser Gesinnung werden die mannichfaltigen sinnlichen Freuden dieser Erde und den Reichthum der Natur nicht verachten, sondern ihn gern theilen, so lange es die Pflicht und das Gewissen ihnen gestatten; aber sie werden auch nie überschätzen, was nur vergänglich und von dieser Welt ist, und in der sinnlichen sichtbaren Fülle den übersinnlichen Herrn und Führer anbeten, Christen werden nicht unempfindlich seyn für die Anregungen des äusseren Lebens der Seele, für Scherz und Lust, für Mittheilung und Geselligkeit, für die Bequemlichkeiten, Erheiterungen

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und Erleichterungen des Lebens; aber sie werden auch nie verkennen, dass der Mensch zu Höherem, zu Ausbildung seiner sittlichen Natur, berufen ist, dem alle übrigen Rücksichten, da wo es die Nothwendigkeit verlangt, weichen müssen. Himmel und Erde wird der Christ in seinem Busen tragen, aber er wird nicht vergessen, dass die Erde dem Himmel dienet, und dass nur solche, die reines Herzens sind, Gott schauen werden. Ja, m. Fr., wer also denkt und handelt, der denkt und handelt im Geiste Christi und seiner Schüler: er verscherzt das Höhere nicht, und weiset dem Niedrigern seinen rechten Platz an. Christus war in heiterer Stimmung, als er sein Werk als Lehrer und Erlöser der Menschen von Sünde und Irrthum antrat, er hoffte auf bereitwillige Seelen, und wie freudig und tief empfunden sind nicht seine Worte bei Johannes, als er nach dem Gespräche mit der samaritanischen Frau eine gute Saat gesäet zu haben glaubte : Meine Speise ist die, dass ich thue den Willen dess, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk, Saget ihr nicht selbst: es sind noch vier Monden, so kommt die Erndte? Siehe ich sage euch: hebet eure Augen auf und sehet in das Feld, denn es ist schon weiss zur Erndte. Und wer da schneidet, der empfähet Lohn, und sammelt Frucht zum ewigen Leben; auf dass sich miteinander freuen, der da säet, und der da schneidet. Zwar verdüsterte sich seine Stimmung gegen das Ende seiner Wirksamkeit, nachdem er so oft vergebens gekämpft, und so viel von der Bosheit und Schwachheit der Menschen erfahren hatte; wie es in dem wehmüthigen Ausspruche liegt: Jerusalem, Jerusalem, die du tödtest die Propheten und steinigest, die zu dir gesandt sind, wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt. Aber durch den Tod ging er zu neuem Leben ein, und in der höchsten Verklärung der Freude finden wir ihn nach der Auferstehung unter den Seinigen wieder. Gross ist auch die Freude des Apostels Paulus in seiner Arbeit für den Herrn; es ist ihm der grösste Trost, sei ne Gemeinden wieder zu sehen, und mit ihnen von Munde zu Munde

zu reden; immer im Eifer und immer in Thätigkeit für Christus bemerket er die Flucht der Jahre nicht, und wie viele Leiden und Qualen auch über ihn einstürmen, sein Muth und seine Freudigkeit werden nicht erschüttert; nur bisweilen wünscht er sich abzuscheiden, um vereinigt zu seyn mit Christo, denn es wäre viel besser; aber die Pflicht, der er gehorcht, ruft ihn zurück in dieses Leben. Grosse Beispiele, m. Fr., uns eine frohe Stimmung zu erringen, die auf gutem Grunde gebauet ist. Denn, fraget Euch selbst, welche Begründung hat wohl diejenige Fröhlichkeit, die wir inmitten der Welt und ihres Treibens antreffen? Ist es nicht ein augenblicklicher Sieg des Eigennutzes, der Ehrsucht, oder der Eitelkeit, der sie hervorgebracht hat? Sind es nicht eben so oft unreine Triebfedern der für jetzt befriedigten Selbstsucht, die sie unterhalten? Und wie seicht und unsicher ist nicht der Boden, auf welchem eine solche Gemüthsstimmung ruhet; sie kommt und gehet mit dem errungenen Vortheile, sie kann wechseln mit dem Tage, der sie erzeugt, sie kann nicht Ruhe der Seele bringen, sie kann nicht bewirken, dass das Herz fest werde.

II.

Dieses Anerkenntniss führet uns von selbst auf den zweiten Punkt, nach welchem wir behaupten, dass der christliche Frohsinn dauernd sey. Wechselnd und vorübergehend sind die Stimmungen, von denen unser Inneres, gleich einem Spiegel, angehaucht wird. Der Freude folget Schmerz, die Freude dem Schmerze; Glück und Gelingeu dessen, was wir begonnen, ist oft nur der Vorbote eines längeren Kummers; nicht immer glänzet der Himmel unserer nächsten Zukunft heiter, und für jeden unter uns hat es Tage gegeben, und wird es Tage geben, die uns nicht gefallen. Ach ein hartes Loos scheint uns Bewohnern dieser Erde beschieden, wenn wir unseren Zustand nur mit dem weltlichen Auge, ohne das Licht des Glaubens, betrachten. In Niedrigkeit und in Entbehrungen werden die Meisten geboren, die das Licht der irdischen Sonne schauen; mühselig erringen sie das, was sie bedürfen, um ihr Daseyn zu

erhalten, und wenn sie dahin sind, kennet niemand ihres Namens Gedächtniss. Ein neues Geschlecht über dem alten gehet auf, das nur sich lebet, und die Bahn der Beschwerden und Sorgen aufs Neue durchläuft. Wohl möchte der Betrachter des gemeinen Laufes der Dinge mit dem frommen Knechte Hiob ausrufen: muss nicht der Mensch immer im Streite seyn auf Erden, und seine Tage sind wie eines Tagelöhners. Wie ein Knecht sich sehnet nach Schatten, und ein Tagelöhner, dass seine Arbeit aus sey. Und an einem andern Orte: der Mensch, vom Weibe geboren, lebet kurze Zeit und ist voll Unruhe. Gebet auf, wie eine Blume, und fället ab; fleucht wie ein Schatten, und bleibet nicht. Aber selbst diejenigen, gewiss Wenigen, welche zu den Glücklichen gezählt, und so oft beneidet werden; denen schon die Geburt einen freieren Wirkungskreis und offenen Spielraum ihrer Kräfte anwies, und denen der Fortgang ihres Lebens fast alle ihre Wünsche und Hoffnungen krönte, können sie einer ununterbrochenen Heiterkeit und einer ungetrübten Stimmung sich rühmen durch den Lauf eines längeren Lebens, und wenn sie es vermöchten, aber sie werden es nicht vermögen, denn auch sie hörest du klagen über des Schicksals Tücke, über Widerwärtigkeiten, und Unannehmlichkeiten, durch die Verhältnisse und durch Andere ihnen bereitet ja wenn sie es vermöchten, kann diese weltliche Lust und Freude am Gelingen dessen, wonach sie trachten, ihr ganzes Herz ausfüllen; sehnet es sich in keinem Augenblicke nach dem Gewissen und dem Bleibenden? Vielleicht giebt es solcher Seelen wirklich, vielleicht giebt es deren sogar Viele; wir aber, wir gestehen es, können ihren Zustand nicht eben beneidenswerth finden; denn ihnen fehlt noch jenes Letzte, welches dem irdischen Streben seine wahre Weihe giebt. Es ist das Gefühl unserer höheren Bestimmung, die über diese Erde reicht; es ist das Bewusstseyn unserer sittlichen Würde, welche uns die Religion Christi klar machet; es ist endlich die Anerkennung unserer wahren Persönlichkeit, welche über Leiden wie über Freuden erhaben sich durch die einen wie durch die anderen prüfet, be

währt und läutert. Wechselnd ist die Stimmung, selbst an Einem Tage, welche die Geschäfte, Mühseligkeiten und Vorgänge unserer nächsten Umgebungen, und die Lage, in welche wir von Gott gesetzt sind, in unserem Innern erzeugen, aber unwandelbar soll die Richtung seyn, die wir bei allen Vorgängen auf das Höhere und auf das Bessere nehmen. Den Blick sollen wir uns frei erhalten in ein Reich des Guten oder Gottes und dahin unermüdlich und sorgsam, trotz aller Nebel und Stürme, das Schifflein unseres Lebens lenken. Vorübergehenden frohen oder traurigen Regungen gehört unser besseres Ich nicht an; es stehet gleichsam wie der Mond hinter den Wolken, die ihn bald heiter und klar, bald düster und drohend umgeben. Es ist dieses bessere Ich, welches allen unreinen und selbstischen Willen von sich thun und abwerfen, und sich auflösen soll in dem göttlichen Willen. Denn nur in dieser Vereinigung wohnet die dauernde Heiterkeit, wohnet die ewige Freude und die Fülle der Wonne: während der weltliche Frohsinn kommt und vergehet mit dem, was im weltlichen Gebiete uns wohl gerieth oder misslang. Und ist nicht auch in dieser festen Stimmung der Seele Christus unser Meister und Vorbild? Menschlich wie er fühlte, war sein Inneres empfänglich für irdische Freude, wie für irdischen Schmerz. Aber wenn ihn die eine nie hinriss und zur Vergessenheit seiner selbst und seiner Bestimmung brachte, konnte ihn auch der andere nicht beugen, und aus jener ruhig-heiteren Fassung bringen, die in einem höheren Sinn begründet ist. Mitleidsvoll weint er Thränen der Freundschaft an Lazari Grabe, aber an derselben Gruft hoffet er fest auf die Macht der Gottheit, die sich an ihm verherrlichen werde. Seine Seele war für Augenblicke betrübt bis in den Tod, als er in dem Garten Gethsemane einem martervollen Ende entgegen sah, und im menschlichsten Gefühle solcher Schrecken rief er aus: Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber. Doch wie bald ward nicht auch dieser Schmerz überwunden, im Bewusstseyn dass er die Schrift und den Willen seines Vaters erfülle: doch nicht wie ich will, dein Wille geschehe. Und so zog auch Paulus getrosten Muthes nach Jerusalem,

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